moritz 77 – Mai 2009: Was machst Du im Sommer?

moritz-print-mm77-03-editorial-arik-platzekVerehrte Herrschaften!

Unzufrieden mit der Zahl von Zuschriften an unsere Redaktion veröffentlichten wir im letzten Magazin am gewohnten Platz einen wirklich sehr schönen Beitrag, der über die Herkunft und Funktion des Leserbriefes aufklärte. Anhand von Untersuchungen auf Pinnwänden im StudiVZ konnten wir zwar feststellen, dass euch die Lust zum Schreiben nicht grundsätzlich abhanden gekommen ist. Und auch wenn ich keine herzlichen Kommentare über Qualität, Sinn und Zweck der gesichteten Beiträge verliere, führte ein weiteres Ausbleiben von Leserbriefen zu Spekulationen meinerseits. Denn wo vor allem wegen der oft zweifelhaften Qualität von Internetinhalten neuerdings Schulkinder im Umgang mit Medien unterrichtet werden sollen, offenbart sich hier ein möglicher Mangel in euren Schlüsselfähigkeiten – trotz des sehr verschulten Bachelor-Studiensystems, das nicht einmal unser Rektor mag. Gemeint sind Mängel in eurer Medienkompetenz. Diese umfasst schließlich nicht nur die kompetente Rezeption, sondern auch die Fähigkeit zur aktiven Kommunikation. Mit uns und auch sehr gern via E-Mail. Vielen Dank deshalb an Dr. Frank Oliver Sobich für die einzige Zuschrift, wir schätzen das sehr. (mehr …)

TITEL Seelendrama auf Droge: „Peer Gynt“ von Hendrik Ibsen

moritz-print-mm76-36-feuilleton-theater-rubrikstarter-peer-gynt-vincent-leiferkDer Mensch ist eine Zwiebel, mit vielen Schichten – und manchmal findet sich darunter nichts als die innere Leere. Die finale Erkenntnis, die Peer Gynt (und mit ihm der Zuschauer) im legendären „Zwiebelmonolog“ beim Rückblick auf sein Leben erlangt, folgt einem Leben, das einer einzigen Odyssee des vorsätzlichen Scheiterns gleicht: Ob als brautraubender Taugenichts und Aufschneider, verstoßener Wildnisbewohner und angehender Trollprinz, als Sohn oder Liebender, selbst als skrupelloser Waffenhändler in Übersee – nichts, was Peer anfängt, bringt er zu Ende. Nie steht er für etwas ein, sei es nun gut oder schlecht. Am Ende seiner Tage muss sich Peer von einer Reihe metaphysischer Entitäten vor Augen führen lassen, dass sein Dasein „nichts halbes und nichts ganzes“ war, und dies nicht ohne Folgen bleiben könne.

Das nach der Hauptfigur benannte „dramatische Gedicht“ von Henrik Ibsen, 1876 uraufgeführt, gilt in Norwegen als literarisches Nationalgut und zählt nicht nur dort zu den Konstanten in der Theaterlandschaft. (mehr …)

TITEL Dunkle Wolken am Horizont – Der Bachelor wird zehn

moritz-print-mm76-23-universum-rubrikstarter-bachelor-elisabeth-gebert-alexander-mullerkDer Bachelor wird 2009 zehn Jahre alt. Kein Anlass zum feiern, denn ein Rundblick zum Stand der Dinge an der Universität Greifswald hinterlässt ein düsteres Bild: Studenten beim Lernen für acht Prüfungen innerhalb von vier Tagen, hohe Abbrecherquoten, schlechte Berufsaussichten. Ist der Bachelor ein Fehlgriff oder der richtige Schritt in einer immer mehr Engagement abfordernden Leistungsgesellschaft?

So hatte Fine sich das nicht vorgestellt. Die 20-jährige Bachelorstudentin begann zum vergangenen Wintersemester ihr Studium in Greifswald mit großen Träumen. „Mich reizte ein hohes Maß an Freiheit, Selbstbestimmung, Selbständigkeit und somit Selbstverwirklichung“, erzählt sie, „doch mittlerweile habe ich Zweifel, ob das in meinem Studium wirklich realisierbar ist“. Fine ist mit ihren Sorgen nicht alleine, eine ganze Studentengeneration von Greifswald bis München plagt sich mit knappen Studienordnungen, enormem Prüfungsdruck und fehlendem Durchblick im Abschlussdschungel herum. Ein Gewitter ist über der deutschen Hochschullandschaft aufgezogen und noch weiß niemand, was es anrichten wird. (mehr …)

TITEL Auf der Suche nach virtueller Perfektion: Die Uni und ihr Internetauftritt

Die Homepage anno 1997

Die Homepage anno 1997

Prüfungsordnungen, E-Mail-Adressen oder ein unbekanntes Uni-Gebäude – wer kennt es nicht, das entnervte Suchen nach Informationen auf der Uni-Homepage. Und wer noch nicht studiert, der vergleicht die Seiten seiner potenzieller Hochschulen im Internet. Willkommen im Zeitalter der Informationsgesellschaft.

Der Druck nach optimaler Vermarktung durch das Internet steigt auch für Universitäten. Die Fördermittel fließen schließlich nicht von selber.

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TITEL Family Portrait: moritz über eine schwierige AStA-Wiedergeburt

moritz-print-mm76-09-hopo-rubrikstarter-quo-vadis-asta-katja-krohn-arik-platzekkNicht der Mai macht immer alles neu. Im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) Greifswald ist stets April der Monat, nach welchem vieles nicht mehr ist, wie es vorher war. Mit dem Ende ihrer Legislatur im vergangenen Jahr nahmen viele ehemalige AStA-Referenten ihren Hut und überließen das Herzstück der studentischen Selbstverwaltung einem ungewissen Schicksal. Das Studierenparlament reformierte die Struktur und dachte, damit sei es getan. Weit gefehlt, aber den Generationenwechsel konnten die neu gewählten Referenten bewältigen. Viele erwartete Probleme konnten gelöst werden, den unerwarteten Problemen traten die meisten AStA-Referenten mit großen Engagement entgegen. moritz kommentiert zwei Jahre AStA-Arbeit: Ein vergangenes und ein kommendes.

Stell dir vor, es sind AStA-Wahlen und keiner geht hin. Der AStA bleibt unbesetzt. Kein Platzmangel herrscht mehr an den Tischen des Studierendenparlamentes. Das StuPa hat in jeder Sitzung eine zusätzliche Stunde zur politischen Debatte. Entscheidungen werden gefällt, aber nicht weiter bearbeitet. Fragen werden gestellt, aber nicht beantwortet. Internationale Studierende bleiben ratlos, Prüfungsordnungen auch deutschen Studenten unverständlich. Studierende Eltern müssen glauben, was die Behörden sagen. Mittellose Studenten ebenso. Studenten stehen vor verschlossenen Türen. Fachschaften und Vereine bekommen kein Geld. Der Hochschulsport wird totgekürzt. Homosexuelle Studenten wieder gemobbt. Die Erstsemesterwoche fällt aus und Verwaltungsgebühren werden nach Gutdünken eingeführt. Mieten steigen unwidersprochen. Studiengänge verschwinden ohne jeglichen Protest. (mehr …)

moritz 76 – April 2009: Family Portrait

moritz-print-mm76-3-editorial-privatLiebe Leser,

ich war vor Kurzem in Anklam und musste feststellen: Schön ist anders. Auf der Rückfahrt mit dem Zug, zwischen lärmenden Kindern und älteren Mitmenschen, dachte ich darüber nach, was ich vor wenigen Stunden über die Peene-Stadt erfahren habe: Nämlich, dass Anklam 500 Jahre älter ist, als bisher angenommen. (Dass sich das Stadtbild im Vergleich zu heute wahrscheinlich kaum geändert hat, lass ich einfach mal beiseite.) (mehr …)