von moritz.magazin | 18.05.2011
Bei der internationalen „Mail Art“ – Ausstellung konnten die Besucher im April diverse postalisch versandte Kunstwerke bestaunen, welche die Grafikerin Cindy Schmid im Rahmen ihres Aufrufs zum Thema „Who I am“ erhalten hat.
Tagtäglich enttäuscht der Briefkasten seine Besitzer. Entweder ist er leer oder es liegen unangenehme Botschaften darin. Manchmal, ja manchmal kramen wir unsere Kiste mit alten Briefen hervor. Durchstöbern sie, gedenken Momenten der Vergangenheit und appellieren an das Kind im Innern. Wäre es nicht schön, wieder Briefe zu bekommen? Die Kunstform der „Mail Art“ macht es möglich.
Dabei handelt es sich nicht nur um Briefe, der Kreativität sind in jener unkommerziellen Kunstrichtung keine Grenzen gesetzt. Das Prinzip von „Mail Art“ ist mit drei Worten erklärt: Freiheit, Individualität, Briefmarke! Die Idee von IUOMA, International Union of Mail-Artists, lässt sich auf das Jahr 1988 datieren, dennoch bekamen die Künstler erst 20 Jahre später eine eigene Plattform für ihren jeweiligen kreativen Austausch. Bei „Mail Art“ geht es um das Senden von künstlerischen Werken, um kreative Kommunikation, um das Gestalten von Projekten und Shows, um globale Kultur und um Freiheit, Spaß und Humor. (mehr …)
von moritz.magazin | 18.05.2011
Am 16. April gab der Singer/Songwriter „Spaceman Spiff“ im Café Koeppen ein berauschendes Konzert. Der neue Stern am deutschen Musikerfirmament zeigt, dass ein Studienabbruch nicht immer die schlechteste Entscheidung sein muss.
Die Standardfrage gleich zu Beginn – erklär doch deinen Namen?
Also „Spaceman Spiff“ kommt von meinem absoluten Lieblingscomic „Calvin und Hobbes“ – da geht es um einen kleinen Jungen mit seinem Plüschtiger, der immer zum Leben erwacht, wenn keine Erwachsenen dabei sind, und ja, das finde ich ganz großartig. Weil Bill Waters, der die Comics schreibt, schafft es mittels weniger Bilder komplexe Situationen einfach total auf den Punkt zu bringen. Dieser kleine Junge stellt sich manchmal vor, dass er ein Astronaut ist und dann ist in der Schule sein Pult ein Ufo, die Lehrerin ein Alien, er wirft eine Papierkugel auf sie und das ist dann sein Blaster. Ich fand das ganz schön, weil er über die echte Welt sozusagen seinen Filter legt und alles mit seinen eigenen Augen sieht. Ich mach ja im Endeffekt so etwas Ähnliches.
Du stammst aus Würzburg und hast dort zwei Semester Sport studiert – warum hast du dein Studium abgebrochen und bist ab nach Hamburg?
Naja, ich hab mein Leben lang Musik gemacht, also hab acht Jahre lang in Bands gespielt und ja, Sport war einfach nicht das Richtige. Ich mach zwar auch gern Sport, aber mit diesen ganzen Lehrämtern, die dann alle auch immer „Pumpen“ gegangen sind.. ich hab mich da einfach nicht ganz wohl gefühlt. In meiner Heimat hab ich in Clubs gearbeitet und Konzerte veranstaltet und wollte eigentlich so was in Hamburg machen. Denn Hamburg hat ja ganz viele Labels und Booking Agenturen, da wollte ich mich eigentlich rein finden, aber es ist dann eher durch Zufall so passiert, dass meine Musik irgendwie gut angekommen ist und ich dann das erste Album („Bodenangst“) aufgenommen hab. (mehr …)
von moritz.magazin | 18.05.2011
Insgesamt neun Referate wurden im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) einfach gestrichen. Wie die Referentinnen mit der neuen Zusammensetzung umgehen werden, wird sich in der Zukunft zeigen.
Ohne größere Diskussionen drehten die neuen Mitglieder des Studierendenparlamentes (StuPa) in gut zwei Stunden eine sechsjährige Entwicklung komplett zurück. Von den 21 Referaten des letzten Allgemeinen Studierendenausschusses sind nur zwölf übrig geblieben. So wenige wie seit 2005 nicht mehr. Damals gab es zehn Referate sowie einige Beauftragten-Stellen. Nach der Legislatur 2004/05 waren sich alle einig, dass die Referatsanzahl zu gering gewesen sei, um die erforderliche Arbeit zu leisten. Darum wurde der darauf folgende AStA auf 23 Referate vergrößert. Da vermutlich alle jetzigen StuPistinnen zu dieser Zeit noch die Schulbank drückten, kennen sie die damalige Situation natürlich nicht.
In der neuen Struktur finden sich neben der Vorsitzenden nur noch vier Hauptreferate: Hochschulpolitik, Soziales, Finanzen sowie Studium und Lehre. Ihnen zur Seite stehen sieben Co-Referenten. Zusätzlich soll der AStA durch eine Sekretärin unterstützt werden. Dieses Projekt befindet sich aber noch in der Planungsphase und es ist nicht klar, ob und wann es umgesetzt werden kann. (mehr …)
von moritz.magazin | 18.05.2011
Studentische Interessenvertretung – quo vadis? Für die einen identitätsstiftend, für die anderen vollkommen bedeutungslos. Kleines Grüppchen vertritt große Masse, die davon aber kaum Notiz nimmt. Ein Befund aus der Vogelperspektive.
Es ist spät geworden an diesem Dienstag Abend im Hörsaal in der Loefflerstraße. Jeder, der jetzt noch da ist, beobachtet mit müden Augen. Erste Sitzung des neuen Studierendenparlaments (StuPa) in diesem Semester, kurz vor halb eins nachts. Vorne lavieren sie sich von Tagesordnungspunkt zu Tagesordnungspunkt. Wo liegen für den normalen Studierenden, nennen wir ihn Ernst-Moritz, eigentlich die Schnittmengen mit dieser Parallelwelt?
Die heutige Universität gleicht einem modern-gewaltfreien Kolosseum mit mehreren Arenen, in denen verschiedene Gruppen, wissenschaftliche und nicht wissenschaftliche Mitarbeiter, Professoren und Studierende um Einfluss und vor allem Geld kämpfen. Das alles unter den ständig wachsamen Augen des Bildungsministeriums. Ergo werden die Interessen derer, die nicht halbwegs organisiert agieren, übergangen. Auch wenn sie die mit Abstand größte Gruppe stellen. „Welche studentischen Interessen?“, hört man da Ernst-Moritz motzen. Angemessene Studierendenzahlen samt passender Raumsituation sowie grundsätzliche Mitspracherechte kann man hier trotz aller individuellen Bedürfnisse sicherlich gelten lassen.
Um diese Rechte auch wahrnehmen zu können, wählen wir einmal im Jahr Repräsentanten für die Gremien Senat, StuPa und Fachschaftsrat (FSR). Zum letzteren kann Ernst-Moritz gehen, wenn er Altklausuren zu Prüfungsvorbereitung sucht oder sich über die neue Studienordnung ausweinen möchte. Damit aus Missmut nicht Ohnmacht wird, entsenden die Fachschaftsräte Mitglieder in die Fachschaftskonferenz (FSK), welche wiederum das StuPa beraten. Diese Versammlung aus 27 gewählten Vertreterinnen ist reich, aber nicht sexy. Sie verwaltet die studentischen Finanzmitteln, rund 200 000 Euro im Jahr. Dennoch konnten sich im Januar nicht mal zehn Prozent der Studierendenschaft aufraffen über die neuen Mitglieder des Studierendenparlaments (StuPistinnen) abzustimmen. „Alles geltungsbedürftige Selbstdarsteller“, könnte Ernst-Moritz jetzt meckern, „denen eine Bühne für ausschweifende Diskussionen geboten wird!“ (mehr …)
von moritz.magazin | 14.05.2011
Kiek mol wedder in
Wohnen, wo andere Urlaub machen – ein erholsam klingender Satz, den sich die Region rund um die Ostseeküste zum Motto gemacht hat. Für die Fahrt nach Hause zur heimischen Familie benötige ich nur eine halbe Stunde. Ein klarer Vorteil, wenn man in seiner Heimat bleibt, um zu studieren! Auch meine Heimatstadt Wolgast rühmt sich mit dem genannten Slogan. Doch jedes Semester aufs Neue haben wir Küstenmenschen mit den ewig gleichen Vorurteilen der neu Zugezogenen zu kämpfen. Ich habe mal jemanden getroffen, der sich Ostvorpommern ungefähr so vorstellte: An einer Ecke kann man Fischbrötchen käuflich erwerben und gegenüber stehen die Nazis und warten auf ihren nächsten Auftritt. Ein guter Ruf sieht doch anders aus und während einige Urlaub machen, marschieren ein paar andere zur Demonstration auf. Am ersten Mai gaben sich die Faschisten wieder die Ehre ihre Parolen zu verbreiten. moritz sprach mit engagierten Organisationen und Vereinen, die gezielt Gegenaktionen vorbereiteten. moritz-Redakteure waren zudem live vor Ort und lassen euch an ihren Eindrücken auf den Seiten 26 bis 27 teilhaben.
Eine derartige Nazidemonstration hat sich am ersten Mai hier „oben“ schon etabliert und jedes Jahr versuchen die Rechten erneut Fuß zu fassen. Doch nicht überall läuft es so wie in unserer ländlichen Region. In Berlin sind weniger derartige Demonstrationen bekannt, dafür jedoch die üblichen Maikrawalle sehr präsent. In den Medien wird der erste Mai immer als Tag der linken Unruhestifter auseinander genommen. Selten wird mit ihm etwas Positives verbunden. Doch welche Geschichte verbirgt sich hinter diesem Aufruhr erzeugenden Tag? Der Artikel auf Seite 29 soll für Aufklärung sorgen.
Ein gewisser Teil an Studierenden hat dann doch mal die Nase voll von der rauen Küstenluft oder will einfach mal andere Erlebniseindrücke gewinnen und entscheidet sich für einen Aufenthalt in der Ferne. Auslandssemester sind mittlerweile keine Seltenheit mehr, sie werden ja auch häufig für einen qualifizierten Lebenslauf erwartet. Wie man sich alleine in einem anderen Land fühlt und welchen Problemen man durchaus ausgesetzt sein kann, könnt ihr in unserer Parisreportage auf Seite 19 bis 21 verfolgen.
Wenn es dann wieder ruhiger wird in der Hansestadt, die letzten Demonstranten ihre Transparente einrollen und der alte Trott zurück kehrt, dann sorgt doch mal für neue Abwechslung und „kiekt mol wedder in“ am Dienstag um 20 Uhr bei unserer Redaktionssitzung in der Rubenowstraße 2. Wir freuen uns auf eure kreativen Köpfe!
Laura-Ann Schröder
Das aktuelle Heft könnt ihr euch hier als pdf herunterladen, einzelne Artikel natürlich auch online lesen und kommentieren.
von moritz.magazin | 12.05.2011
In Zeiten politischer Verwirrtheit fällt es nicht leicht einen klaren Kopf zu bewahren. Der Anklamer „DemokratieLaden“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie Demokratie umgesetzt werden sollte und den Weg in unsere Köpfe zurückfinden kann.
Die Ankunft in Anklam war alles andere als eine herzliche Begrüßung. Keine fünf Minuten vom Bahnhof entfernt wurden wir von geschätzten 25 Plakaten der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) und zehn Postern einer freien Kameradschaft begrüßt. Unfassbarer ist es noch, dass sich direkt daneben eine Kindertagesstätte befindet. Die Plakate wurden sauber angebracht und niemand hat versucht auch nur eines davon abzureißen. Fassungslosigkeit beherrschte diese Minuten des Betrachtens und skeptische Einwohner beobachteten, was wir denn da vor den Aufmachungen trieben. Mehrmals waren wir gezwungen Bewohner nach dem Weg zu fragen und nicht jeder schien uns gut gesonnen zu sein, wenn er unser Reiseziel erfuhr. Schlussendlich erreichten wir dennoch unseren Bestimmungsort: den „DemokratieLaden“. Dieser wurde am 21. März 2011 eröffnet und ist vom Marktplatz nur einen Katzensprung entfernt.

Demokratieladen in Anklam - hier soll Demokratie erlebbar gemacht werden
Freundlich wurden wir von Annett Freier und Tina Rath, den beiden Mitarbeiterinnen des Ladens, empfangen. „Demokratie erlebbar machen“, so lautet das Motto. Der Laden soll als Anlaufstelle für interessierte Anklamer dienen. Darüber hinaus fungiert er zudem als Veranstaltungs, Ausstellungs- und Begegnungsstätte. Hier findet Demokratie nah am Bürger statt. „Dieses Bildungsprojekt wurde ganz bewusst in Anklam angesiedelt, weil hier eben nichts war, wo man sagen könnte, hier hat sich bereits Zivilgesellschaft wehrhaft gegen die rechtsextremen Entwicklungen organisiert“, erklärt Annett. Jedoch sind Tina und Annett nicht allein. Der Laden finanziert sich aus Fördergeldern der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern (LpB) und wird von vielen kreativen Köpfen der Stadt mitbestimmt. Hier erwachen Projekte, bei denen Annett und Tina als tatkräftige Berater zur Seite stehen, damit viele der Ideen eine mögliche Umsetzung finden können. „Es geht auch darum Schlüssel zu finden. Das Projekt sagt nicht, wir wissen wie bestimmte Schlüssel aussehen und in welches Schloss sie passen, sondern es ist Teil der Aufgabe den Schlüssel gemeinsam mit den regionalen Akteuren so zu bauen, dass er passt“, sagt Tina. Als Geschäftsstelle des Bildungsprojektes zur Entwicklung demokratischer Kultur und dem „Demokratisches Ostvorpommern – Verein für politische Kultur e.V.“ soll hier eine Alternative zur rechten NPD geschaffen werden, die die Stadt selbst als „nationalen Leuchtturm“ betitelt. Demokratie und Toleranz sollen den Weg zurück in die Köpfe finden, ohne dabei mit dem erhobenen Zeigefinger daher zu kommen. Annett erzählt: „Da hängen die großen Naziplakate, die sind für alle Welt sichtbar, die nach Anklam kommt, aber das demokratische Engagement nicht und warum sollen wir uns verstecken und ihnen die Öffentlichkeit überlassen?“ Anklam eignet sich zudem als gewählte Geschäftsstelle, da sie zum einen als Kreisstadt fungiert und zum anderen durch die Verkehrswege als ein Knotenpunkt agiert.
Wie Demokratie „erlebbar“ gemacht werden kann, zeigt das entstandene Festival „Voices“, welches für Jugendliche und Familien dieses Jahr zum dritten Mal stattfindet. Am 7. Mai 2011 wird auf den Usedomer Peenewiesen von 12 bis 23 Uhr ein Spektakel für alle Altersklassen veranstaltet. Hier zeigt sich Demokratie und Akzeptanz von seiner besten Seite. Der Verein möchte den Menschen auf diese Weise nahe bringen, was Demokratie in seiner eigentlich Form heißt: „nämlich ich gestalte eine Gesellschaft mit“, so Annett und Tina. Gemeinsam konnten sie mehrere Projekte, vor allem mit der Anklamer Jugend auf den Weg bringen. Zum Beispiel wurde das örtliche Jugendzentrum durch gemeinsame harte Arbeit endlich neu renoviert. Genau diese Erfolge verschönern unter anderem das Stadtbild. Der „DemokratieLaden“ sollte als Vorbild gesehen werden, welchem weitere Landkreise und Städte folgen sollten!
Ein Bericht und Foto von Laura-Ann Schröder.
Richtigstellung:
Dieser Text entspricht nicht ganz der Heft-Version des Artikels. Er wurde an einer Stelle korrigiert. Wir schrieben im Heft „Nationalsozialististische Partei Deutschlands (NPD)“. Das ist nicht korrekt. Korrekt ist „Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD)“. Auch die hier verfügbare PDF wurde an entsprechender Stelle geändert.