Bei der internationalen „Mail Art“ – Ausstellung konnten die Besucher im April diverse postalisch versandte Kunstwerke bestaunen, welche die Grafikerin Cindy Schmid im Rahmen ihres Aufrufs zum Thema „Who I am“ erhalten hat.

Tagtäglich enttäuscht der Briefkasten seine Besitzer. Entweder ist er leer oder es liegen unangenehme Botschaften darin. Manchmal, ja manchmal kramen wir unsere Kiste mit alten Briefen hervor. Durchstöbern sie, gedenken Momenten der Vergangenheit und appellieren an das Kind im Innern. Wäre es nicht schön, wieder Briefe zu bekommen? Die Kunstform der „Mail Art“ macht es möglich.

Dabei handelt es sich nicht nur um Briefe, der Kreativität sind in jener unkommerziellen Kunstrichtung keine Grenzen gesetzt. Das Prinzip von „Mail Art“ ist mit drei Worten erklärt: Freiheit, Individualität, Briefmarke! Die Idee von IUOMA, International Union of Mail-Artists, lässt sich auf das Jahr 1988 datieren, dennoch bekamen die Künstler erst 20 Jahre später eine eigene Plattform für ihren jeweiligen kreativen Austausch. Bei „Mail Art“ geht es um das Senden von künstlerischen Werken, um kreative Kommunikation, um das Gestalten von Projekten und Shows, um globale Kultur und um Freiheit, Spaß und Humor.

Über sieben Monate lang bekam Cindy Schmid, auch bekannt als „Swinx“, Post von wildfremden Menschen, als sie im Juni 2010 einen „Mail Art“ – Aufruf unter dem Thema „Who I am“ startete. Wie die Greifswalder Grafikerin von ihrer anfänglichen Suche im Internet nach UV-Lack plötzlich auf die Website von „Mail Art“ kam, kann sie sich auch nicht mehr genau herleiten. „Doch es waren die Collagen, welche ich auf der Website erblickte und mich reizten, mich weiter umzugucken“, so die Künstlerin. Die Ergebnisse machte sie der Außenwelt bei ihrer internationalen „Mail Art“ – Ausstellung im Falladahaus vom 2. bis zum 15. April zugänglich. Insgesamt 80 künstlerische Beiträge, darunter Collagen, Illustrationen und Drucke aus 26 Ländern, durften die Besucher betrachten und die jeweilige Antwort des Künstlers zum Thema begutachten. Greifswalder Beiträge gab es darunter allerdings nicht.

Who I am? „Mich hat interessiert, was das für Leute sind auf dieser Plattform, da es wirklich bunt gefächert ist und zu diesem Thema kann man sich gut austoben“, so die Grafikerin. Vom Künstler bis hin zum Amateur, bei „Mail Art“ gibt es keine Einschränkungen und das ist auch das Gute daran, denn so entsteht eine unglaubliche Vielfalt. „Ich habe bereut, dass ich keine Briefmarken sammele“, konstatiert sie lachend. Das gehört mitunter zur Szene, der harte Kern besitzt sogar eigens angefertigte Stempel und Briefmarken, welche bei zukünftigen „Mail Art“ – Aktionen einen Wiedererkennungswert hervorrufen. Gelegentlich sind es sogar ganze Bücher, welche den weiten Weg auf sich nehmen und wenn man Glück hat, dann bekommt man als Dank der Teilnahme eventuell eine Kopie des Endproduktes. Kommunikation ist der Leitgedanke. Zuerst mit sich selbst und dann mit den jeweils anderen. Die freiberufliche Künstlerin selber rät, den Kunstbegriff nicht allzu ernst zu nehmen, das wichtige sei für sie, sich selbst und die Welt mit Humor zu nehmen und ohne Anspruch zu verschicken, um des Austobens willen.

Wer die Ausstellung unglücklicherweise verpasst hat, der kann die Einsendungen und andere Werke von Cindy Schmid, hauptsächlich Collagen, bei der Aktion Kunst:Offen im Mai (siehe Kulturnotizen) betrachten. Die Kunstwerke laden allemal zur Inspiration ein und bringen den einen oder anderen eventuell wieder auf den schon verloren gegangenen kreativen Pfad. Und bevor ihr euch auf die Suche nach UV-Lack im Internet macht, ein Künstlertipp ihrerseits: Anstatt UV-Lack die Haarspraydose in die Hand nehmen und sein Werk fixieren.

Ein Bericht von Maria Strache und Gjorgi Bedzovski mit Fotos von Maria Strache