von Florian Bonn | 11.11.2008
„Schicht C – Eine Stadt und die Energie“ von Tobias Rausch
„Was hier ausgetragen wird, ist der Kampf zwischen Mensch und Natur“, sagt der Ingenieur, während er in die Ferne blickt. Was sieht er? Peitschenden Regen, Eis und Schnee. Greifswald ist von der Außenwelt abgeschnitten. Lebensmittel werden knapp. Die Energieversorgung ist gefährdet. Es ist das Jahr 1978. Der Norden der DDR erlebt einen Winter, der das öffentliche Leben still stehen lässt und 30 Jahre später Stoff für ein sehenswertes Theaterstück bietet. (mehr …)
von Arik Platzek | 17.10.2008
1938 glückte erstmalig die Spaltung eines Urankerns, 1945 detonierte die Atombombe in Hiroshima. Im Kalten Krieg gesellte sich die permanente Angst hinzu, Europa könne auf gleiche Weise von einem Augenblick auf den nächsten verstrahlt und ausgerottet werden.
Dürrenmatts „Physiker“ waren den öffentlichen Debatten seiner Zeit auf den Fersen. Die Zeiten ändern sich, die Gefahr bleibt bestehen . Und das Stück lebt – noch immer. Jüngst sei dies bewiesen durch die Diskussion um den Genfer Teilchenbeschleuniger und die damit aufkommende Angst, es könnten schwarze Löcher entstehen. (mehr …)
von Arik Platzek | 17.10.2008
Zum Titel des Theaterstückes fallen viele Assoziationen ein. Amok. Robert S., Gutenberg-Gymnasium, 2002. Kinderspiel. Spiel. Computerspiel. Counterstrike?
Mit diesen und weiteren Gedanken und der Frage im Hinterkopf, welche Gründe zusammen kommen müssen, um eine solche Tat zu begehen, geht es auf ins Theater. Klar ist, dass es kein „Amok-Gen“ gibt und niemand als Amokläufer geboren wird.
Der Autor des Stückes Thomas Freyer machte 2000 sein Abitur an einem Gymnasium in Gera und ist damit zeitlich und örtlich nah an den Ereignissen vom Gutenberg-Gymnasium. Er hat zwar auch keine allgemein gültige Antwort darauf, wie man zum Täter wird, liefert aber trotzdem einen Erklärungsversuch. (mehr …)
von moritz.magazin | 19.07.2008
Yrsa Sigurdardóttir bereicherte das Festival mit insgesamt drei Lesungen. Nach Kinderbüchern, folgten ihre Krimiromane und im Greifswalder Rathaus sprach die 44-jährige Ingenieurin über regenerative Energien. Zum Abschluss traf moritz die kleine fröhliche Isländerin bei einem Glas Wein im „Alten Fritz“. (mehr …)
von moritz.magazin | 19.07.2008
Seit 1998 verleiht die Universitäts- und Hansestadt Greifswald alle zwei Jahre den mit 5.000 Euro dotierten Wolfgang-Koeppen-Literaturpreis. Das besondere an dieser Auszeichnung ist, dass der letzte Preisträger seinen Nachfolger nominiert. Für dieses Jahr hat Bartholomäus Grill Sibylle Berg ausgewählt. Die 46-jährige Autorin reflektiert in ihren Romanen und Dramen auf eine oft zynische und erschreckend ehrliche Art unsere Gesellschaft beziehungsweise die der DDR. Eine Kostprobe ihrer Person gibt es schon mal im moritz-Interview und am 23. Juni live bei der Preisverleihung im Koeppenhaus. (mehr …)
von Archiv | 18.05.2008
„Tuyas Hochzeit“ von Wang Quan ´an
Weite Steppen, großflächiges Wüstenland und im Hintergrund ragt ein Gebirge auf. Hin und wieder ist das Hufgetrampel einer Schafherde zu hören.
Nur eines passt hier nicht ganz ins Bild und trübt die natürliche Idylle – Kameras. Denn die schöne Landschaft ist der Schauplatz für den Film „Tuyas Hochzeit“.
Tuya lebt mit ihrem arbeitsunfähigen Ehemann Bater und ihren beiden Kindern in der Inneren Mongolei, welches als autonomes Gebiet zur Volksrepublik China gehört, und muss sich und ihre Familie versorgen. Doch von der schweren Arbeit wird sie krank. So beschließt das Paar sich scheiden zu lassen, damit Tuya sich einen Ehemann suchen kann, der sie, ihre Kinder und auch Bater versorgen soll.
Dieses emotional gezeichnete Porträt einer Frau, die nicht nur ihr eigenes, sondern auch das Leben anderer in die Hand nehmen muss, birgt zugleich eine Dokumentation über das Leben in den ländlichen Regionen Chinas. Es gibt noch keine Appartements mit Satellitenanschluss oder vibrierende Handys. Irgendwie scheinen die Uhren hier langsamer zu ticken und nicht der Mensch, sondern die unberührte Natur gibt den Lebensrhythmus an.
Drehort war das Zuhause einer der letzten Hirtenfamilien, die ihr dortiges Heimatgebiet noch nicht verlassen hatten. Mongolen sind ein Nomadenvolk und immer auf der Suche nach Wasser und Weideland für ihre Schafe und Ziegen. Vor allem die Suche nach Wasser durchzieht den Film wie einen roten Faden und ist bis zuletzt ein wichtiges Thema.
Viel bemerkenswerter ist die Tatsache, dass die meisten Rollen, abgesehen von der Hauptdarstellerin Yu Nan, von lokalen mongolischen Hirten gespielt wurden. Ihre eigenen Namen durften sie im Film behalten. Doch die schauspielerische Qualität litt nicht unter den „Amateur-Akteuren“. Vielmehr machte es die Szenerie authentischer.
Ebenso wie Yu Nan stammt auch der Regisseur Wang Quan ´an nicht aus der Inneren Mongolei. Verbundenheit zu diesem Gebiet wuchs in ihm durch seine Mutter, die in der Nähe des Drehorts geboren wurde. Doch wollte er auch die Landschaft dokumentieren, bevor diese endgültig verschwindet. Denn die rasche Entwicklung in China scheint auch ihre Tradition zu überrollen. So schafft es Wang Quan ‘an mit seinem Film einen kostbaren Moment der Sitten und Bräuche seiner Heimat einzufangen und gewann sogar auf der Berlinale 2007 den Goldenen Bären für sein Meisterwerk, auch ohne Specialeffects.
Dagegen geizt die DVD keineswegs mit ihrem Bonusmaterial und lässt interessante Einblicke über Film und Darsteller, vor allem durch die Pressekonferenz auf der Berlinale 2007, zu.
Dabei wird besonders die Kritik des Filmes, der Verlust der Tradition, deutlich. Denn als hätte Wang Quan ‘an es geahnt, waren die Menschen und Häuser nach dem Dreh verschwunden und in die Stadt gezogen, als Reaktion auf die industrielle Entwicklung in China. So gewährt uns der Film einen wahrhaft letzten Blick auf die Landbevölkerung.
Geschrieben von Katja Graf