Yrsa Sigurdardóttir bereicherte das Festival mit insgesamt drei Lesungen. Nach Kinderbüchern, folgten ihre Krimiromane und im Greifswalder Rathaus sprach die 44-jährige Ingenieurin über regenerative Energien. Zum Abschluss traf moritz die kleine fröhliche Isländerin bei einem Glas Wein im „Alten Fritz“.

Yrsa Sigurdardóttir bereicherte das Festival mit insgesamt drei Lesungen. Nach Kinderbüchern, folgten ihre Krimiromane und im Greifswalder Rathaus sprach die 44-jährige Ingenieurin über regenerative Energien. Zum Abschluss traf moritz die kleine fröhliche Isländerin bei einem Glas Wein im „Alten Fritz“.

moritz: Es soll in Island einen Beauftragten für Feen und Trolle geben, der bei Gelegenheit auch Baumaßnahmen stoppt. Stimmt das?
Yrsa: Das ist richtig. Ich habe einmal an einem Projekt mitgearbeitet, in dem Rohre verlegt werden sollten. Die Firma musste ihren Plan ändern, da es sonst zu einer Störung durch Trolle gekommen wäre.

moritz: Ist der Glaube so stark?
Yrsa: Ich erinnere mich an eine Umfrage aus dem letzten Jahr. 30 Prozent der Befragten sagten Nein, 20 Prozent waren sich nicht sicher und die Hälfte war felsenfest von der Existenz übernatürlicher Phänomene überzeugt. Ich kenne keine Frau aus meinem Freundeskreis, die sich nicht schon einmal die Karten legen lassen hat oder aus der Hand lesen ließ.

moritz: Du selbst auch?
Yrsa: Oh ja. Aber ich glaube leider nicht daran.

moritz: Deutschland spielt in deinen Kriminalromanen häufig eine Rolle. Der Freund deiner Hauptfigur Dora ist Deutscher und in „Das letzte Ritual“ geht es um einen deutschen Studenten. Woher kommt dieser Bezug?
Yrsa: Der Student sollte reich und komisch sein, sehr komisch.

moritz: Denken Isländer so über Deutsche?
Yrsa: Nun, es gibt in Island nur zwei komische junge Männer, da musste ich eben auf andere Nationen zurückgreifen. (lacht) Außerdem habe ich am Gymnasium vier Jahre deutsch gelernt. Ich spreche diese Sprache zwar nur wie ein vierjähriges Kind, aber ich kann verstehen und lesen.

moritz: Woher nimmst du die Ideen für deine Bücher?
Yrsa: Mein Hauptgedanke ist, dass ich etwas aufschreibe, was mir oder meinen Verwandten auf keinen Fall selbst zustoßen soll.

moritz: Du schreibst Krimis, weil du sie selbst gern liest. Hast du einen Lieblingsautoren?
Yrsa: Seit ich schreibe habe ich aufgehört andere Autoren zu lesen. Das beeinflusst mich zu sehr und färbt ab. Aber Agatha Christie hat ein großes breites Werk, vielleicht sie.

moritz: Du bist Ingenieurin. Hast du davor schon geschrieben?
Yrsa: Nein, ich musste nur Schulaufsätze schreiben.

moritz: Das hat keinen Spaß gemacht?
Yrsa: Ich war zu abgelenkt. Ich habe zu viel gelesen, vor allem Enid Blyton, bis ich ungefähr Zwölf war.

moritz: Island bezieht seine Wärme und seinen Strom fast ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen. Du arbeitest in deinem Beruf als Ingenieurin an einem Staudamm-Projekt mit. Sind die Isländer besonders naturverbunden?
Yrsa: Sie lernen es zumindest. Eine starke Verbindung zur Natur ist aber vorhanden. Andererseits liegt Island auf dem atlantischen Rücken, zwischen zwei auseinanderdriftenden tektonischen Platten. Dadurch gibt es viele Vulkane und es ist leicht an Wärme zu kommen. Durch die vielen großen Gletscher können wir auch viel Energie aus Wasserkraft beziehen.

moritz: Hältst du es für möglich, dass erneuerbare Energien die bisherigen Formen ablösen können?
Yrsa: Wenn, dann würde es sehr lange dauern. Die regenerativen Energien sind nur regional begrenzt einsetzbar. Außerdem setzen sie große Investitionen voraus.

moritz: In Lubmin soll ein Steinkohlekraftwerk entstehen. Eine Bürgerinitiative sammelte Unterschriften dagegen. Findest du das sinnvoll?
Yrsa: Die Handlung dieser Menschen ist verständlich. Aber so speziell kann ich mich nicht dazu äußern, denn es ist sehr kompliziert die verschiedensten Interessen unter einen Hut zu bringen.

moritz: Hast du nicht etwas Ähnliches erlebt, bei deinem Staudamm-Projekt?
Yrsa: Es war ein wenig anders. Die Bewohner wollten den Kárahnjúkar-Damm. Die Gegner kamen aus Reykjavik und waren hauptsächlich Künstler. Diese haben andere Gedankengänge. Nicht besser oder schlechter, sondern einfach nur anders. Dadurch passe ich als Ingenieurin nicht so recht hinein.

moritz: Du bist Schriftstellerin und Ingenieurin, der Mann der Kulturministerin, Kristjan Arafson, ist Abteilungsleiter einer Bank und der erfolgreichste Handballspieler Islands. Sind alle Isländer gleichzeitig Künstler und berufstätig?
Yrsa: Das ist üblich. Alle lernen einen Beruf, unser Land ist nun mal nicht so groß. Und wir verschwenden nicht viel Zeit zum Nachdenken. Vielleicht fällt uns Freitag etwas ein und Montag fangen wir dann damit an. Auf Island fangen die Menschen immer wieder etwas Neues an. Sie haben nicht unbedingt ihr Leben lang nur ihren einen Beruf. Personen wie Minister kann jeder einfach auf der Straße ansprechen. Das ist kein Problem.

Geschrieben von Maria Trixa