moritz.playlist: Slipknot

moritz.playlist: Slipknot

Musik – Töne mit Zusammenhang, oder gerne auch ohne. Im Prinzip systematischer Krach. Jede*r hat schon mal Musik gehört, aber was ist die Geschichte hinter den einzelnen Stücken, auch Lieder genannt, und womit verbinden wir sie? Was lösen sie in uns aus und wer hat sie erschaffen? webmoritz. lässt die Pantoffeln steppen, gibt vor, was angesagt ist, und buddelt die versteckten Schätze aus. Unsere Auswahl landet in eurer moritz.playlist.

In der weiten und vielfältigen Welt der Musik gibt es Bands, die nicht nur Klänge erzeugen, sondern auch ganze Bewegungen formen. Eine solche Band ist zweifellos Slipknot. Mit ihrer einzigartigen Kombination aus intensiven Klängen, verstörenden Masken und explosiver Live-Performance haben sie nicht nur das Genre des Nu-Metal geprägt, sondern auch eine treue Anhängerschaft rund um den Globus erobert. Slipknot etablierte sich nicht nur als eine der einflussreichsten Metal-Bands, sondern auch als eine Quelle der Inspiration für Generationen von Musiker*innen und Fans. Egal, ob man von ihren energiegeladenen Konzerten, den tiefgründigen Texten oder der künstlerischen Innovation fasziniert ist – Slipknot ist zweifellos eine Band, die ihre Spuren in der Musikgeschichte hinterlassen hat und weiterhin hinterlassen wird!

Die Anfänge von Slipknot

Die Ursprünge von Slipknot reichen zurück ins Jahr 1995, als sich in Des Moines, Iowa, eine Gruppe von unkonventionellen Musikern zusammenfand, die entschlossen waren, eine völlig neue Art von Metal zu erschaffen. Die Bandmitglieder trugen von Anfang an nummerierte Overalls und maskierten sich, was nicht nur zur Essenz ihrer Identität, sondern auch zu einem visuellen Markenzeichen werden sollte. Doch erst im Jahre 1999 gelang ihnen mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum Slipknot der Durchbruch. Die Mischung aus aggressiven Riffs, donnernden Schlagzeugen und der charakteristischen Aggressivität von Sänger Corey Taylor schuf eine einzigartige Klanglandschaft, die die Hörer*innen sofort in ihren Bann zog.

Musikalische Entwicklung und Einflüsse

Im Laufe der Jahre hat sich die Musik von Slipknot kontinuierlich weiterentwickelt, ohne dabei ihre ursprüngliche Essenz zu verlieren. Elemente aus verschiedenen Genres wie Metal, Industrial und sogar Punk verschmelzen zu einem vielschichtigen Klangspektrum, das die Band vielfältig und innovativ erscheinen lässt. Alben wie Iowa, Vol. 3: (The Subliminal Verses) und All Hope Is Gone zeugen von dieser kreativen Vielfalt und Reife in ihrer Musik, während sie dennoch ihre rohe Intensität bewahren.

Masken, Musik und Mystik: Slipknots Einzigartigkeit

Was Slipknot von anderen Bands unverkennbar unterscheidet, sind nicht nur ihre musikalischen Innovationen, sondern auch die ikonischen Masken und Kostüme, die jedes Mitglied während ihrer Auftritte trägt. Die Masken dienen nicht nur dazu, die Anonymität der Band zu bewahren, sondern spiegeln auch die individuelle Persönlichkeit eines jeden Mitglieds wider. Sie verstärken die visuelle Dimension ihrer Performances und schaffen eine einzigartige Atmosphäre, die das Publikum von Anfang an in ihren Bann zieht. Die maskierten Gesichter werden zu Leinwänden für Ausdruck und Kreativität, während die Musik in den Ohren der Zuhörer*innen eine raue, aber dennoch kunstvolle Reise darstellt.

Ein Slipknot-Konzert ist weit mehr als eine bloße musikalische Darbietung. Es ist ein intensives Erlebnis, bei dem die Bandmitglieder ihre Energie und Leidenschaft direkt auf das Publikum übertragen. Die Kombination aus einer explosiven Bühnenshow, ausdrucksstarken Performances und der direkten Interaktion mit den Fans schafft eine Atmosphäre, die man nur schwer vergessen kann. Die Bühne wird zur Arena des Ausdrucks, in der sich die emotionalen Strömungen der Musik mit der Euphorie der Menge vereinen.

Snuff

Das allererste Lied, welches ich mir von der Band vor einigen Jahren angehört habe, war Snuff. Ein Song, der tief in die Seele eindringt und einen emotionalen Strudel auslöst. Dieses Lied zeigt eine ungewöhnliche Facette von Slipknot, eine Band, die oft für ihre Aggressivität und ihr gruseliges Aussehen – im Grunde der schlimmste Albtraum jeder Mutter – bekannt ist. Snuff ist aber ganz anders. Es ist eine ruhigere Ballade, die von verletzlicher Ehrlichkeit und Herzschmerz geprägt ist. Die sanfte Melodie, begleitet von Corey Taylors eindringlicher Stimme, schafft eine intime Atmosphäre, die die Hörer*innen in einen Strudel von Gefühlen zieht. Gääänsehaut pur garantiert!

Was Snuff besonders macht, ist die Art und Weise, wie die Bandmitglieder die Spannung zwischen der ruhigen Musik und den emotionalen Texten nutzen. Der Text drückt die Qual einer gescheiterten Beziehung aus und reflektieren die Dunkelheit der menschlichen Emotionen. Der Song gibt Raum für Selbstreflexion und ermöglicht es den Zuhörer*innen, sich in den lyrischen Zeilen zu verlieren. Snuff erinnert daran, dass Slipknot nicht nur laute Klänge, sondern auch tiefe Emotionen beherrscht.

Hintergrund des Liedes: Während der Vorbereitungen für ihr viertes Album All Hope Is Gone durchlebte Corey Taylor eine schmerzhafte Scheidung und Liebeskummer. Seine Depression zwang ihn förmlich dazu, sich auszudrücken. Taylor beschrieb die Trennung als eine der härtesten Enttäuschungen seines Lebens. Der Verlust fühlte sich an wie ein schmerzhaftes Loch in seiner Brust, und er musste mit diesen Gefühlen umgehen. Snuff wurde Coreys einzigartige Art, diesen Schmerz und die Wut auszudrücken. Im Gegensatz zu früheren Werken von Slipknot zeigt er hier eine melancholische und introspektive Seite anstatt reine Wut.

„It was one of the heaviest disappointments, one of the heaviest heartbreaks I had ever felt. It was one of those things where you knew you weren’t supposed to be together. There was just something there that felt so good and when it was ripped away from you, it just felt like there was a hole in your chest, and knowing that and having to discard those feelings was tough.“

Corey Taylor (2021)

Vermilion, Part 2

Ein Lied, was meiner Meinung nach auch unbedingt in der moritz.playlist drin sein muss, ist Vermilion Part 2. Falls du mal durch eine harte Trennung gehst oder gerade einfach Lust hast auf etwas Melancholie, dann solltest du unbedingt reinhören!

Das Lied ragt als ein markantes Beispiel für die Fähigkeit der Band heraus, komplexe Geschichten und Emotionen in ihrer Musik zu verweben. Dieser zweite Teil der Vermilion-Reihe ist eine düstere und eindringliche musikalische Odyssee und ein Beispiel dafür, wie Slipknot ihre musikalische Vielseitigkeit nutzen, um komplexe Emotionen auszudrücken. Der Song beginnt mit einer düsteren Gitarrenmelodie, die von einem tiefen Bass unterlegt wird. Corey Taylors Gesang drückt eine tief verwurzelte Verzweiflung und Dunkelheit aus, während er die emotionalen Hürden einer obsessiven Besessenheit thematisiert. Die Kombination aus den intensiven Klängen und Taylors Gesang verleiht dem Song eine Art hypnotische und unheimliche Qualität.

Vermilion Part 2 ist eine introspektive Auseinandersetzung mit den Schattenseiten der Liebe und des Verlangens. Der Text beschreibt eine düstere Sehnsucht nach einer verlorenen Liebe, die in einer Spirale aus Dunkelheit und Obsession gefangen ist. Die Zeilen sind von einer tiefsitzenden Melancholie durchzogen, die die Hörer*innen in eine emotionale Tiefe mitreißt. Die musikalische Gestaltung des Songs verstärkt die düstere Stimmung und lässt die Emotionen förmlich aus den Lautsprechern herausfließen.

Dieser Song ist mehr als nur Musik – er ist eine emotionale Reise, die die Hörer*innen dazu bringt, die dunklen Ecken der eigenen Gefühlswelt zu erkunden. Slipknot zeigt mit diesem Lied, dass sie nicht nur laute Härte bieten können, sondern auch in der Lage sind, musikalisch tiefgreifende Geschichten zu erzählen, die in der Seele widerhallen.

She is everything to me
The unrequited dream
A song that no one sings
The unattainable
She’s a myth that I have to believe in
All I need to make it real is one more reason
I don’t know what to do
I don’t know what to do
When she makes me sad

Vermilion Part 2 (2004)

Beitragsbild: Luuk Wouters auf Unsplash

moritz.playlist: Angels & Airwaves

moritz.playlist: Angels & Airwaves

Musik – Töne mit Zusammenhang, oder gerne auch ohne. Im Prinzip systematischer Krach. Jede*r hat schon mal Musik gehört, aber was ist die Geschichte hinter den einzelnen Stücken, auch Lieder genannt, und womit verbinden wir sie? Was lösen sie in uns aus und wer hat sie erschaffen? webmoritz. lässt die Pantoffeln steppen, gibt vor, was angesagt ist, und buddelt die versteckten Schätze aus. Unsere Auswahl landet in eurer moritz.playlist.

Menschen, die Musik wie blink-182, Box Car Racer, Thirty Seconds To Mars, Lostprophets, the Offspring oder American Hi-Fi hören, dürfte die Band Angels & Airwaves (kurz: ΛVΛ) nicht vollkommen unbekannt sein. Die ΛVΛ-Bandmitglieder spielten unter anderem in genau diesen genannten Bands. Der Frontsänger, Tom DeLonge, ist Gitarrist und Sänger der Bands blink-182 und Box Car Racer.

Doch auch Menschen, die weniger mit Skate-Punk, Pop-Punk oder Alternative Rock in Berührung gekommen sind, könnte die Band etwas sagen. Die beiden Songs Lifeline und Everything‘s Magic waren Teil des Soundtracks von Keinohrhasen, einem Film von Til Schweiger aus dem Jahre 2007. Auch in Schweigers 2011 erschienenen Film Kokowääh war mit Epic Holiday ein Song der amerikansichen Band zu hören. Damit wurden Angels & Airwaves in Deutschland ein wenig bekannter.

Spread Love Like Violence

ΛVΛ gründeten sich 2005 – kurz nach der Trennung DeLonges von blink-182. Bereits ein Jahr später erschien das erste Album We Don‘t Need To Whisper. Doch ΛVΛ machen nicht nur Musik, sondern auch Film- und Grafikprojekte. So erschien 2011 der von ΛVΛ produzierte Film Love, welcher Songs des gleichnamigen Albums enthält. Okay, eigentlich sind es zwei Alben: Love (2010) und Love: Part Two (2011). 2015 wurde dann das Projekt Poet Anderson veröffentlicht: Ein animierter Kurzfilm, ein Comic-Buch und – natürlich – das fünfte Studioalbum. 2021 hat die Band mit Lifeforms ihr bereits sechstes Studioalbum veröffentlicht. Zusätzlich erschienen drei EPs, darunter eine Acoustic EP mit Songs des ersten Albums.

Von dieser Acoustic EP – We Don’t Need To Whisper (Acoustic) – möchte ich den ersten Song für die moritz.playlist auswählen. Dieser Song ist The Adventure. Mit seinen positiven Lyrics ist das ein Song, den man immer wieder hören kann, wenn es einem gerade nicht so gut geht. Die Message des Songs ist auch unmissverständlich: Genieß das Leben mit den wunderbaren Menschen, die es begleiten und die dich unterstützen. Zusätzlich ist es eine Akustikversion, was dem Ganzen nochmal einen anderen Blickwinkel (oder Hörwinkel?) gibt.

Finding A Light In A World Of Ruin

Besonders faszinierend finde ich die Andersartigkeit der Musik. Wobei sie gar nicht so andersartig ist. Der Stil ist bekannt – aus den späten 60ern bis frühen 70er Jahren. Space Rock. Progressive Rock mit ein wenig mehr 21. Jahrhundert – Neo-Progressive Rock. Eine angenehme Abwechslung.

Für mich persönlich beschreibt der Song Spellbound vom 2021 veröffentlichten Album Lifeforms den Stil am besten. Schwerelos, synthetisch, ein ruhiger Beat, aber äußerst stark. Es wird das Gefühl vermittelt, man höre Musik aus einer anderen Zeit.

Ein weiterer Faktor, der definitiv hineinspielt: Ich mag Tom DeLonges Stimme wirklich sehr. Während er sich bei blink-182 den Gesang mit Mark Hoppus teilt, ist bei ΛVΛ ausschließlich seine Stimme zu hören. Großer Pluspunkt für Angels & Airwaves.

Doch auch die Lyrics treffen den (meinen) Ton. Meist handeln die Songs von Liebe oder Krieg oder beidem. Weswegen die Alben Love und Love: Part Two vermutlich lange Zeit meine favorisierten Alben zwischen all den Bands, die ich so höre, waren. Man kann mitsingen oder einfach nur zuhören und nachdenken. Es funktioniert einfach. Die beiden Alben waren jedoch auch melodisch ein kleines Meisterwerk und haben mich doch ein wenig an Pink Floyd erinnert. Abgelöst wurden die Love-Alben in meiner Favoritenliste übrigens von Lifeforms.

„The music of Love. It’s like blending Radiohead and U2 together with these kind of Pink Floyd movements. Things happen unpredictably and take you to these epic soundscapes. It’s very much in the spirit of Angels & Airwaves, but it sounds way, way more thought-out and way more ambitious.“

Tom DeLonge über das Album Love

Hope When Things Get Dark

Einen Song, den ich ganz dringend noch in diesem Artikel einbauen möchte, ist All That’s Left Is Love. Veröffentlicht wurde der Song im April 2020, direkt zu Beginn der COVID-19-Pandemie. Das Video folgte im Juni 2020. Die Einnahmen der Single gingen an Feeding America, speziell an deren COVID-19 Relief Fund.

Abgesehen davon, dass der Song aufgrund der Spendenthematik einen sehr netten Hintergrund hat, ist er auch wieder einmal lyrisch und melodisch ein Fest. Die Band hat es sich schon sehr früh zur Aufgabe gemacht, Liebe und Hoffnung auszudrücken und auszusenden. Mit dem Fortschreiten der Pandemie ist das ein noch wichtigerer Faktor geworden. Mit All That’s Left Is Love haben ΛVΛ genau für diesen Zweck eine hervorragende Hymne erschaffen.

Den letzten Song für die moritz.playlist stellt Shove dar. Mit einer ähnlichen Botschaft wie schon The Adventure trifft auch dieser Song meinen Nerv. Außerdem kann man bei Shove hervorragend mitsingen. Hört gern aber auch in weitere Songs der Band hinein, denn die hier ausgewählten vier Lieder sind wirklich nur eine kleine Auswahl.

She said show me the world that’s inside your head.
Show me the world that you see yourself, you could use some help.
‚Cause sometimes it comes with a shove, when you fall in love.

Shove (2010)

Beitragsbild: Tanner Vonnahme auf Unsplash

moritz.playlist – Vini Baby

moritz.playlist – Vini Baby

Musik – Töne mit Zusammenhang, oder gerne auch ohne. Im Prinzip systematischer Krach. Jede*r hat schon mal Musik gehört, aber was ist die Geschichte hinter den einzelnen Stücken, auch Lieder genannt, und womit verbinden wir sie? Was lösen sie in uns aus und wer hat sie erschaffen? webmoritz. lässt die Pantoffeln steppen, gibt vor, was angesagt ist und buddelt die versteckten Schätze aus. Unsere Auswahl landet in eurer moritz.playlist.

Habt ihr schon einmal von Vini Baby gehört? Nein? Nicht schlimm, denn das hat bisher kaum jemand. Auf Soundcloud hat sein meistgehörter Track gerade einmal 1.800 Plays, auf Youtube um die 2.000 Aufrufe. Ihr fragt euch bestimmt, warum ein bisher so unbekannter Künstler in der legendären moritz.playlist einen Platz bekommt. Ganz einfach: das Bauchgefühl des Autors ist der festen Überzeugung, dass der Berliner Rapper 2023 ziemlich steilgehen wird. Dieses Bauchgefühl manifestiert sich allein aus der heftigen Zuneigung, welche er dem Stil und den Texten des Künstlers gegenüber empfindet.

Vini Baby besitzt eine gute Beobachtungsgabe, sowie ein phantastisches Gespür für chillige Beats, welche in ihrer Lo-Fi-Ästhetik einen verdammt kühlen (im Sinne von „cool“) Vibe erzeugen. Wenn diese Lo-Fi-Beats mit der sonoren Stimme des Rappers vermischt werden, entsteht eine spannungsgeladene Melange, welche die Message des Künstlers erkennbar werden lässt.

Aber worin besteht diese Message? Lieder wie „Kiffer“ oder „Jedes Mal“ sind explizite Kritik an der Berliner Drogenkultur. In „Kiffer“ singt er aus der Perspektive einer Person, die versucht vom Gras loszukommen. Er schildert Entzugserscheinungen und kritisiert die Verherrlichung der Droge, beispielsweise mit einer Referenz zu Sammy Deluxe’s Song „Grüne Brille“, in welchem ebenfalls ein ambivalentes Verhältnis zu Weed erkennbar ist.

Vini Baby grenzt sich vom hemmungslosen Konsum, der um ihn herum stattfindet, ab. Er kritisiert in „Toilette #3“ die Gleichgültigkeit dieser Szene gegenüber Politik und Gesellschaft. Der Lieblingstrack des Autors – „Love in Berlin“ – schlägt in diesselbe Kerbe. Der Rapper erzählt einen Schwank aus seiner Berliner Datingerfahrung der tief blicken lässt. Die Frauen, mit denen er sich im Song trifft, sind typische Berlin-Klischees; sexuell freizügig, Partydrogen nicht abgeneigt und mit einem fragwürdigen Verständnis von gesellschaftlichem Engagement. Sie sind Menschen, die vom hedonistischen Sog Berlins mitgerissen wurden und so jegliche eigene Identität abgelegt haben. Vini Baby ist unterschwellig angewidert von dieser homogenen Berliner Partyidentität seiner Dates. Im Refrain fleht er beinahe: „Ich will doch nur einen Mensch, der mich liebt…“.

Vini Baby steht noch ganz am Anfang seiner Rapkarriere, aber das was er in den letzten Monaten abgeliefert hat, macht ihn zu einem der vielversprechendsten Cloud- und Consciuosrapper im deutschsprachigen Raum. Falls euer Interesse geweckt ist, dann schaut gerne mal bei unserer moritz.playlist vorbei. Dort findet ihr eine erlesene Auswahl der Künstler*innen, welche die Redaktion des webmoritz. bewegt.

Beitragsbild: Elsa Olofsson (Unsplash)

moritz.playlist — Ski Aggu

moritz.playlist — Ski Aggu

Musik – Töne mit Zusammenhang, oder gerne auch ohne. Im Prinzip systematischer Krach. Jede*r hat schon mal Musik gehört, aber was ist die Geschichte hinter den einzelnen Stücken, auch Lieder genannt, und womit verbinden wir sie? Was lösen sie in uns aus und wer hat sie erschaffen? webmoritz. lässt die Pantoffeln steppen, gibt vor, was angesagt ist und buddelt die versteckten Schätze aus. Unsere Auswahl landet in eurer moritz.playlist.

Der Deutschrap ist das mit Abstand musikalisch diverseste Genre deutscher Musik und bekommt gerade eine weitere spannende Facette: Der Rave-Rap von Ski Aggu, einem der wichtigsten Newcomer des Jahres, ist eine Offenbarung für alle, die von Drill-Rap und Latin-Dance-Rap, die in den letzten Jahren stark dominiert haben, genervt sind. Aggu (von seinem bürgerlichen Namen August) hebt sich durch eine nonchalante Party-Hard-Stimmung ab, die nicht nur seine Songtexte, sondern auch seine gesamte Social-Media-Performance bestimmt. Der Mann mit der Skibrille nutzt TikTok und Instagram äußerst clever. Er filmt sich dabei, wie er versucht am helllichten Tag jemandem das Fahrrad zu klauen oder in das Olympiastadion einzubrechen. Das trägt zu seiner I-Don’t-Give-A-Fuck-Aura und der Legitimierung der hedonistischen Raver-Nummer bei, welche von Beginn an Teil der Ski Aggu-Marke war. Nicht ohne Grund wird über das Ski in Aggus Künstlernamen spekuliert. Ist es eine Anspielung auf Kokain? Wer weiß. Ist ja eigentlich auch egal, solange der Bass ordentlich ballert. Und das tut er auf sämtlichen Ski Aggu Tracks.

Aber nicht nur Bass und Beat ballern beim Wilmersdorfer mit den guten Connections in die restliche Berliner Rap-Szene (siehe die Collabo mit Domiziana oder die Cameos von makko, usw.), sondern auch die Texte. Guter Flow und gute Lyrik machen Songs wie Hubba Bubba (»Ich trage auf dem Rücken eine Zehn so wie Messi«) oder Party Sahne (»Hab keine Flagge in der Hand doch hab‘ ’ne Fahne«) zu absoluten Granaten im Krieg um den Rapolymp.

Aggu ist ein Produkt der kompromisslosen Rave-Kultur der Hauptstadt. Das Partyleben ist der zentrale Bestandteil seiner Songs und durch die lustigen und einprägsamen Texte fühlt man sich wie in einem hedonistischen Sog, der die Hörer*innen tief in die feiergeile Welt des Rappers zieht und diese meist unreflektiert verherrlicht. Doch selbst wenn man vom Raver-Leben nicht sonderlich überzeugt ist, so ist die Musik doch zu gut, um wegzuhören. So ertappe ich mich seit ein paar Monaten oft dabei, dass ich, wenn ich Kopfhörer aufsetze, fast immer zuerst einen Ski Aggu Song anmache, denn seine Musik verbessert jedes Mal meine Stimmung. Die Leichtigkeit und Unbekümmertheit seiner Lieder ist vor allem in den grauen Herbst- und Wintertagen unserer Hansestadt wie eine Tageslichtlampe, die einem volle Kanne ins Gesicht scheint.
Zusätzlich zu dem Happy-Go-Lucky-Gefühl spielt auch die Ästhetik des Rappers eine große Rolle in seiner Musik. Aggu verstrahlt in seinem Look und seinen Texten aggressive 90er und 2000er-Vibes, zum Beispiel mit seiner Sammlung an Retro-Trikots aus Fußball und Radsport oder mit Anspielungen auf frühe Internettrends. Seine Ankündiger für Touren und neue Videos auf Instagram sehen aus, als hätte jemand WordArt auf Acid benutzt.

Ich bin sicher nicht der Einzige, dem es so geht, denn obwohl Aggu erst vor einem knappen Jahr in die Deutschrap-Bubble geplatzt ist, hat er schon jetzt einen heftigen Hype. Seine Apres Ski-Tour ist bereits vollkommen ausverkauft, eine krasse Leistung angesichts der Tatsache, dass viele andere Künstler*innen im letzten Jahr Probleme hatten, die Venues zu füllen. Ob sich Ski Aggu in der heiß umkämpften Deutschrap-Arena behaupten kann, ob er von seiner Nische aus- und in den Mainstream einbrechen kann, wird vermutlich eine der interessantesten Storylines im nächsten Jahr. Ich persönlich kann das erste Album kaum erwarten und vielleicht geht es euch nach dem Reinhören in unsere moritz.playlist ähnlich.

Beitragsbild:

Photo by Matthew Fournier on Unsplash

moritz.playlist – Bring Me The Horizon

moritz.playlist – Bring Me The Horizon

Musik – Töne mit Zusammenhang, oder gerne auch ohne. Im Prinzip systematischer Krach. Jede*r hat schon mal Musik gehört, aber was ist die Geschichte hinter den einzelnen Stücken, auch Lieder genannt, und womit verbinden wir sie? Was lösen sie in uns aus und wer hat sie erschaffen? webmoritz. lässt die Pantoffeln steppen, gibt vor, was angesagt ist und buddelt die versteckten Schätze aus. Unsere Auswahl landet in eurer moritz.playlist.

Lange haben wir sie vernachlässigt, jetzt ist es endlich soweit. Die moritz-playlist ist nach einer viel zu ausgedehnten Pause wieder da. Und es geht weiter mit einem lauten Knall. In den nächsten Absätzen dreht sich hier alles um die britische Rock- und Metalband Bring Me The Horizon. Außerdem erfahrt ihr, warum gerade diese Band meine Lieblings-Metalband ist, obwohl sie eigentlich gar kein Metal spielt. Viele offene Fragen… also lasst uns keine Zeit verschwenden.

Bring Me The Horizon oder kurz BMTH kann auf mittlerweile fast 20 Jahre Bandgeschichte zurückblicken, was etwas komisch ist, denn ich habe das Gefühl, die Bandmitglieder sind nicht wirklich viel älter geworden in dieser Zeit. Was allerdings eine große Veränderung mitgemacht hat ist die Musik. Von sehr lautem, unharmonischem Deathcore in den Anfangsjahren bis zu einem melancholischem Pop-Album in jüngster Vergangenheit. Und dazwischen ist viel passiert. Viele Musiker*innen finden ihren Stil und verfeinern diesen dann. BMTH scheint dagegen eher bei der Konzeption eines neuen Albums mit Pfeilen auf eine sich drehende Dartscheibe zu werfen. Wie vielen Fans ist auch mir dieser rasante Wandel etwas sauer aufgestoßen, aus dem einfachen Grund, dass ich mir sicher sein kann, dass meine Lieblingsband nie wieder Musik in diesem Stil veröffentlichen wird. Höchstwahrscheinlich zumindest.
Demnach gefällt mir auch nicht jeder Song oder jedes Album. Also wollen wir heute den Blick nicht auf die kürzlichen Releases werfen, die Jede*r kennt und die der Band in den letzten Jahren zu ihrer aktuellen Bekanntheit verholfen haben. Stattdessen möchte ich euch mitnehmen auf eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit zu den steinigen Anfängen. Hier verbirgt sich der Grund, warum ich BMTH liebe, obwohl mich seit fast 10 Jahren kein Album so richtig aus den Socken gehauen hat.

Für den ersten Track müssen wir allerdings noch gar nicht so weit in der Zeit reisen. Im Jahr 2013 erschien das vierte Album Sempiternal, welches einen musikalischen Wendepunkt und den verdienten kommerziellen Durchbruch für die Band darstellte. Unter anderem auf der Tracklist: die Single Shadow Moses. Ein Song, der die Band noch lange begleiten sollte und zum Standardrepertoire bei Liveauftritten gehörte. Der Song ist für die Band besonders, da er die Brücke schlug zwischen den Fans der früheren Releases und dem neuen Publikum, welches die Band in den nächsten Jahren anziehen wird.
Shadow Moses hat einfach alles und ist einer der wenigen Tracks, welcher alle Facetten, die BMTH zu bieten hat, einfängt. von schweren Riffs über einen melodischen Chorus, gefolgt von fantastischen Breakdowns. Hier kommt wirklich Jede*r auf ihre oder seine Kosten.

Achtung: Das ganze Video hat einen Effekt bei dem die Perspektive schnell hin und her wechselt, was bei Einigen möglicherweise Unwohlsein auslösen kann.

Shadow Moses war einer der ersten Songs von BMTH, die ich gehört habe. Und nach mittlerweile knapp 10 Jahren hab ich immer noch nicht die Schnauze voll davon. Was ein Qualitätssiegel.

Weitergehen soll es auf der Reise in die Vergangenheit zurück bis ins Jahr 2010. In diesem Jahr wurde das dritte Studioalbum der Band veröffentlicht: There is a Hell Believe Me I’ve Seen It. There is a Heaven Let’s Keep it a Secret. Auch ich finde den Titel etwas zu lang. Dennoch hat dieses Album ein paar der besten Songs, die BMTH in den letzten 18 Jahren hervorbringen konnte. Der, in meinen Augen Beste davon ist ohne Frage It Never Ends. Der Vorzeigesong der Band, bevor Shadow Moses der Vorzeigesong wurde. Quasi.
It Never Ends nimmt die ersten 10 Jahre der Band mit all ihren musikalischen Höhen und Tiefen auf und presst sie auf einen Song zusammen, welcher perfekt zeigt, was Bring Me The Horizon in dieser Zeit war.

Für diesen Track habe ich die Live-Version ausgesucht. Hier ist BMTH 2016 in der Royal Albert Hall zusammen mit dem Parallax Orchestra zu sehen. Die Version des Songs ist dem Original sehr ähnlich und wird, wie ich finde, durch das Orchester nur besser. In meinen Augen einer der besten Live-Performances der Band.

Wenn es nicht bei Sempiternal aufgefallen ist, dann wahrscheinlich spätestens bei It Never Ends. Umso weiter wir in der Vergangenheit zurückreisen, desto extremer und lauter wird die Musik. Für einige von euch mag sich die Musik unangenehm oder zumindest einfach nicht gut anhören. Sie ist sehr gewöhnungsbedürftig, besonders wenn man kein Metal hört. Das musste auch ich erfahren, als ich meine ersten Schritte in das Genre machte. Einer der markantesten Stilmittel für extremere Subgenres, wie Metalcore oder Deathcore (die Namen hab ich mir nicht ausgedacht), ist der Tausch von Gesang mit Schreien. Manchmal im Wechsel miteinander, wie zum Beispiel bei It Never Ends oder einfach ganz ohne Gesang.

Und mit diesen Worten geht es zurück in die Zeitmaschine und weiter zurück in der Zeit. Wir befinden uns im Jahr 2008. BMTH veröffentlichen gerade ihr zweites Studioalbum Suicide Seasons. Mein Lieblingsalbum. Es gibt allerdings keinen Track auf dem Album, den ich besonders herausstechend finde. Ähnlich sieht es mit ersten Album Count Your Blessings aus. Ich finde schlichtweg alle Songs sehr gut. Keiner ist schlecht. Sowas passiert mir nur sehr selten und das ist ein Grund, warum ich immer und immer wieder zu diesen Alben zurückfinde, obwohl ich sie schon hunderte Male gehört habe.
Aber Moment. Wenn ich mich für keinen Track entscheiden kann, den ich vorstellen möchte, muss ich wohl etwas tricksen. Zum Glück hat Bring Me The Horizon mir die Lösung dieses Problems quasi auf dem Silbertablett serviert. Im Jahr 2019 war BMTH auf Tour und hat bei jedem Auftritt ein Medley aus Songs der ersten beiden Alben und ihrer ersten EP gespielt.
Für mich der heilige Gral. Zwar hat BMTH mit dem Metal-Genre nicht mehr viel am Hut, aber auf die musikalischen Fähigkeiten der Bandmitglieder hatte das wohl keine Auswirkungen. Im Gegenteil. In manchen Aspekten hat dieser Live-Auftritt dem Original einiges voraus. Und Außerdem kann ich euch eine vernünftige Videoqualität anbieten, was bei YouTube Videos von vor 15 Jahren einfach nicht geht.

Während der letzten Minute bekomm ich immer Gänsehaut – einfach nur metalgewordene Perfektion.

Einige von euch sind jetzt vielleicht etwas irritiert. Das kann ich gut verstehen und so ganz kann ich meine Liebe und Faszination für diese Musik auch nicht erklären. Es bedarf einfach schlichtweg Gewohnheit. Ich weiß den Fan-Support, den BMTH damit geleistet hat, sehr zu schätzen und freu mich in Zukunft auf mögliche weitere musikalische Ausflüge in die Vergangenheit. Ich bin nicht sauer auf BMTH, auf ihren musikalischen Werdegang und den Fakt, dass wohl nie wieder ein Metal-Album von ihnen erscheinen wird. Das wäre auch viel zu vermessen. Ganz und gar nicht. Eher das Gegenteil ist der Fall. Ich denke, dass diese musikalische Freiheit von BMTH, einfach die Musik zu spielen die ihnen gefällt, ein Luxus ist, den nicht alle Künstler*innen genießen können. Viele sind auf ihre Fans und ihre Zielgruppe angewiesen. Jedoch sollte der Kommerz der Kunst nicht im Weg stehen. Außerdem hat sich die Band mehrmals dazu geäußert, dass sie keine Lust auf Metal hat und andere Musik hört.

Wie gewohnt werden der moritz.playlist 3 Songs hinzugefügt. Der Playlist als Ganzes zu liebe, sehe ich davon ab zu alte Tracks zu wählen und möchte lieber versuchen, die Playlist möglichst angemessen zu ergänzen. Diese Songs gehören ebenfalls zu meinen Lieblingssongs von Bring Me The Horizon und zeigen womöglich eher die letzten 10 Jahre der Band. Doch das ist gar kein Problem, denn auch in dieser Zeit hat BMTH viele fantastische Songs veröffentlicht.

Beitragsbild: Luuk Wouters auf Unsplash

moritz.playlist – The Cure

moritz.playlist – The Cure

Musik – Töne mit Zusammenhang, oder gerne auch ohne. Im Prinzip systematischer Krach. Jede*r hat schonmal Musik gehört, aber was ist die Geschichte hinter den einzelnen Stücken, auch Lieder genannt, und womit verbinden wir sie? Was lösen sie in uns aus und wer hat sie erschaffen? webmoritz. lässt die Pantoffeln steppen, gibt vor, was angesagt ist und buddelt die versteckten Schätze aus. Unsere Auswahl landet in eurer moritz.playlist.

Gothic, Dekadenz und Melancholie: All diese Wörter sind für die Fans von der weltberühmten Rockgruppe The Cure bekannt. Man kann ihre Lieder als Soundtracks in zahlreichen Filmen wie It („Six Different Ways“), Laurence Anyways („The Funeral Party“), American Psycho („Watching Me Fall: Underdog Remix“) oder in der Serie X-Files („More Than This“) hören. Die Band existiert schon mehr als 40 Jahre und bleibt weiterhin eines der erfolgreichsten Kollektive, das aus der britischen Punk-Welle als neue Subkultur aufblühte. Mit den schrillen Aufmachern und neuem Sound zieht Mitte der 70er Jahre die Punk-Welle ganz England in ihren Bann.

Die Gruppe aus Crawley änderte mehrmals ihren Namen. Ihr Weg fängt 1976 mit einer Gruppe von vier Klassenkameraden im Alter von 17 Jahren an: Robert Smith (Sänger), Michael Dempsey (Bass), Lol Tolhurst (Schlagzeug) und Pearl Thompson (Gitarre). Aufgrund künstlerischer Differenzen trennte sich Pearl Thompson irgendwann vom Rest der Gruppe, und 1977 änderten sie ihren Namen zu „Easy Cure“. Schließlich unterschrieb die Band einen Vertrag beim neu gegründeten Label Fiction Records und benannte sich um. Unter dem Namen ist sie bis heute überall bekannt – The Cure.

Als im Jahr 1979 das Lied „Boys Don’t Cry“ zu einem Hit wurde, schwang die Band wie ein Pendel von einem Extrem ins andere. Während die Zuhörer*innen niveaulose mittelmäßige Pop-Tracks erwarteten, war die Band nicht auf der Jagd nach Geld, sondern strebte danach, schockerregende starke Gefühle im Publikum auszulösen. Dieses Ziel wurde durch das Album Pornography mit einer Gesamtdauer von 43 Minuten erfüllt. Thematisch stand vor allem die Leere und Sinnlosigkeit der einen umgebenden Welt im Mittelpunkt, wodurch das Album zu einem Vorzeigewerk des Gothic-Rocks wurde. The Cure selbst assoziierten sich jedoch nicht mit Gothic:

I remember just for a while, goths were outraged that people would think we’re a goth band. They hated us because we’d kind of jumped ship, they thought. Because we sounded like we do on Pornography and the next thing we do is „Let’s Go to Bed“ and „Love Cats“ and „The Walk“ and all these sort of stupid pop singles. So they’re missing the point that before we’d done Pornography, we’d also done Three Imaginary Boys and Seventeen Seconds. We weren’t anything to do with goth. It’s like we passed through that phase and I did a few things that sounded like we were a part of it, and then we moved on to something else.

Robert Smith

Der Frontman schrieb seine Texte in schlechter psychischer Verfassung, und sah Pornography als Selbsttherapie und Ausweg an. Zwei Lieder — „One Hundred Years“ und „The Hanging Garden“ — wurden als Singles veröffentlicht, und in den britischen Charts nahm das erfolgreichste Album der Band den achten Platz ein. Trotz des schnellen Erfolgs der Schallplatte herrschten innerhalb der Gruppe im Laufe der Tour eine niederdrückende Atmosphäre und Chaos. Während der Tournee 14 Explicit Moments brach das Team sogar fast auseinander.
Die Single „The Hanging Garden“ mit zusätzlichem Musikvideo bildete mit dem neuen Image (roter Kajal um die Augen und toupierte Haare) die Stimmung der Gruppe in der Periode des Zwiespaltes ab.


Entgegen ihrer früheren Bestrebungen beschloss Robert Smith Anfang der 1980er Jahre, den Stil von The Cure radikal zu ändern und bewegte sich für einige Zeit von depressivem Gothic-Rock zu offener Popmusik. Im Zeitraum von 1982 bis 1987 erlebte The Cure eine Hinwendung zum „neuen Sound“. Die Zeit war mit der Arbeit an der Hyæna-LP für Siouxsie And The Banshees verbunden.

Dank seines Erfolgs konnte „Dear Prudence“ den dritten Platz in den UK Singles Chart belegen und wurde als großer Hit in der Gesichte der Gruppe anerkannt. Es folgten Zusammenarbeiten mit anderen Künstlern, zum Beispiel für And Also the Trees, der bei der Erstellung von zwei Singles und einem Debütalbum half. 1984 erschien die LP „The Top“. Das Album experimentierte mit einer Menge von Stilmitteln, darunter zum Beispiel arabisch beeinflusste Melodie, Marsch-Rhythmen und psychedelische Klänge. Nach der Veröffentlichung der Single „Let’s Go To Bed“ waren die Fans von den Metamorphosen äußerst überrascht. Trotz der Tatsache, dass der Sänger einen „lustigen“ Sound kreieren wollte, behielt das Lied skurrile, pessimistische Noten bei.

Dieser Clip war die erste Zusammenarbeit der Band mit dem Regisseur Tim Pope, der dem düsteren Image der Band einen Hauch von Spiel und Selbstironie einbrachte. Seitdem ist Pope fast ständiger Regisseur für The Cure.
Zunächst wurde die deklarierte Laune der Gruppe nicht reduziert, und Smith veröffentlichte eine noch frivolere Single mit hellem Synth-Riff. Das Lied über Katzen ist ein Durchbruch mit noch fröhlicherer und fetzigerer Stimmung geworden. Abgesehen von den ersten Zeilen bestand der Rest des Songs „The Lovecats“ aus reiner Improvisation, und als Ergebnis erinnerte das Lied an Disney. Der Schießplatz im Clip selbst wurde auf lustige Weise durch Täuschung erlangt. Das Filmteam gab vor, ein Haus kaufen zu wollen, fragte den Makler nach den Schlüsseln, drehte in der Nacht schnell das Video und gab die Schlüssel am nächsten Morgen zurück.


The Top ist in der Tat eines der seltsamsten Alben mit einer Mischung aus psychedelischer und ethnischer Musik. Smith spielte fast alle Instrumente – im Grunde war das Album demnach ein Soloalbum. Der Weltruhm, der sich als schwere Bürde entpuppte, zwang ihn zur Rückkehr zu seinen Wurzeln. Nachdem Robert Smith sich wieder mit dem Bassisten Simon Gallup vertragen hatte, veröffentlichte die Band ein neues Album, das die vertraute deprimierte Musikrichtung wieder aufleben ließ. Der charakteristische ultramelodische Sound der Band gewann am Ende: Die Melodien wurden vom New-Wave-Touch befreit, die Keyboardmelodien wurden nachdenklicher und tragischer, aber die ohnehin schon emotionale Präsentation erreichte kosmische Ausmaße.

In The Head on the Door strahlt die erste Single „In Between Days“ nicht gerade vor Optimismus. Das Lied ist eine Reflexion über das Altern, Schwächerwerden und das langsame Verblassen eines Menschen. Der Clip gilt als Fanfavorit, da er sich durch seine ungewöhnliche künstlerische Palette auszeichnet. Die Gesichter der Bandmitglieder wurden mit fluoreszierender Farbe beschmiert, in der die Beleuchtung ihnen ein psychedelisches Aussehen verlieh.

Von 1998 bis 1999 erreichten The Cure den Höhepunkt ihrer Karriere. Zuerst mit dem Album Disintegration, das eine Rückbesinnung an die Alben Faith und Pornography ist, und danach mit den Singles „Picture of You“ und „Lovesong“, Letzterer davon war das Hochzeitsgeschenk an Smiths Frau. Das Lied hat zahlreiche Coverversionen erhalten.

In jedem Song offenbart Robert Smith unverhohlen seine Seele, als wären die Zuhörer*innen seine besten Freund*innen, vor denen er nichts zu verbergen hat – das macht die Gruppe allen so nah. Die Gruppe bleibt heutzutage aktuell und erfreut weiterhin zahlreiche Zuhörer*innen weltweit mit Konzerten.

Nach so vielen Jahren kann die Arbeit von The Cure wirklich als kreative Performance betrachtet werden. Die Musik von der Gruppe passt in keine Richtung und lässt sich natürlich auch nicht in eine Kategorie pressen. Die Band greift einfach wichtige Themen heraus und fasst den Kern in Worte und Musik. Dabei spielt es keine Rolle, welchem Genre alle Alben zuzuordnen sind.

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