Lõpuks on aeg taas käes! – Endlich ist es wieder soweit! Greifswald ist auch 2024 erneut Austragungsort der 33. Spielzeit des „Nordischen Klangs“, bekannt als das „Fest des Nordens“. Vom 03. bis zum 12. Mai haben Besucher*innen des Festivals die Möglichkeit, die vielfältigen Kulturen Nordeuropas besser kennenzulernen. In Zusammenarbeit mit mehr als 150 Künstler*innen wird ein buntes Programm, verteilt auf 40 Veranstaltungen, geboten.
Grenzquerungen – 2024 geht es nach Estland
2023 hatten Nordeuropa-Fans die Möglichkeit, das alljährliche vielfältige Repertoire des Nordischen Klangs mit schwedischem Schwerpunkt zu genießen. In diesem Jahr geht die Schirmherrschaft bereits zum zweiten Mal an Estland über, dessen Universitätsstadt Tartu zur Europäischen Kulturhauptstadt 2024 ernannt wurde. Dabei greift der 33. Nordische Klang nicht nur den 20. Jahrestag des Eintritts Estlands in die EU, sondern auch den 250. Geburtstag Caspar David Friedrichs auf, welcher sich in vielen Programmpunkten widerspiegelt.
Unter dem Motto „Grenzquerungen“ zwischen verschiedenen Genres, Stilen und kulturellen Einflüssen warten auf die Besucher*innen Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, ein literaturwissenschaftliches Symposium, Diskussionen und vieles mehr. Auch Live Acts mit Bezug zum Eurovision Songcontest, welcher erneut parallel zum Nordischen Klang stattfindet, dürfen begeistern. Besonders hervorzuheben sind in diesem Jahr natürlich die estnischen Schwerpunkte des Festivals, beigetragen u.a. durch die Musiker*innen Rita Ray und Haldi, die A-cappella-Gruppe Greip, das Rahel Talts Quartet oder die Aufführungen der Estonian Sinfonietta. Für die kleinen Besucher*innen des KinderKlangs und ihre Familien gibt es aus Estland u.a. den Film „Der Geheimbund von Suppenstadt“, der die Zuschauer*innen in die geheimnisvolle Schönheit Tartus versetzt.
Konzerte, Ausstellungen, Kulinarisches – Ein Blick ins Programm
Bereits am 25. April bildet die Eröffnung der Ausstellung „Estnische Plakatentwürfe zum Nordischen Klang 2024“ in der Stadtbibliothek einen ersten Auftakt zum Festival. Präsentiert werden die verschiedenen Plakatentwürfe estnischer Kunst- und Design-Hochschulen, die das „Klingen“ der Veranstaltungen visualisieren sollen. Gewonnen hat in diesem Jahr der Entwurf von Anna-Liisa Sääsk, welcher nunmehr das Motiv des diesjährigen Klangs bildet.
Am 01. Mai stimmt der Nordische Klang auf die kommenden Veranstaltungen im Rahmen des Greifswalder Kulturfestes ein. Musik-Acts und Infostände unterschiedlicher Initiativen und Vereine präsentieren auf dem Marktplatz spannende Impulse zum Thema „Demokratie und Toleranz“. Wer Lust auf die Töne Norwegens hat, darf sich auf den Auftritt von Johanna Seims mit ihrer Hardangergeige freuen.
Zur alljährlichen feierlichen Eröffnung werden die Besucher*innen, Unterstützer*innen, Repräsentant*innen des Schirmherrschaftslandes und Landesvertreter*innen am 03. Mai, 18:00 Uhr, in die Stadthalle geladen. Der Eintritt ist frei. Im Rahmen des anschließenden Eröffnungskonzerts ab 20:00 Uhr durch Sängerin Rita Ray und ihre Band haben die Gäste erstmals im Rahmen des diesjährigen Klangs die Möglichkeit, estnischem Soul-Gesang zu lauschen. Ihr seid bereits neugierig auf den Act? Auf Spotify hat die Sängerin und estnische „Künstlerin des Jahres 2023“ über 10.000 monatliche Hörer*innen und über 1 Mio. Streams ihres zweiten Albums „A Life Of Its Own“. Die Preise zum Konzert sind hier im Programm einsehbar. Auch die vielen weiteren großartigen Künstler*innen und deren musikalische Auftritte sind an dieser Stelle zu finden.
Freund*innen der Literatur mit dem Fokus auf skandinavisch-deutsche Perspektiven dürfen auf das literaturwissenschaftliche Symposium „Erzählen in Kriegszeiten“ am 06. Mai im Alfried-Krupp-Kolleg gespannt sein. Von 10:00 Uhr bis 16:30 Uhr wird im Rahmen verschiedener Vorträge und einer Abschlussdiskussion auf die Frage eingegangen, mit welchen Sprach- und Bilderwelten dem Deutsch-Dänischen Krieg (1864) und dessen Folgen auf literarischer Ebene begegnet wird.
Wer Lust auf eine kleine „Kunstpause“ im Alltag hat, ist herzlich am 08. Mai (12:00 Uhr) zu einer Führung über das sogenannte „Kopenhagener Stammbuch“ und viele erstmalig präsentierte Archivalien und grafische Arbeiten des Caspar David Friedrich ins Pommersche Landesmuseum eingeladen. Der Eintritt kostet 5 Euro.
Auch das Theaterstück „Ach, Caspar!“ am 10. Mai in der STRAZE (20:00 Uhr) geht auf den berühmten Vertreter unserer Stadt ein. Hier wurden durch vier Künstler*innen aus dem Ostseeraum verschiedene Texte und Szenen mit Interpretationen einiger berühmter Werke Friedrichs entworfen. Das Stück wird musikalisch durch elektrische Soundscapes von vega vi untermalt. Informationen zu den Eintrittspreisen sind ebenfalls im Programm einsehbar.
Selbstverständlich hat der Nordische Klang auch kulinarisch wieder einiges zu bieten! Beteiligt sind erneut die Brasserie Hermann, das Café & Restaurant Lichtblick, das STRAZE Café, das Störtebeker Braugasthaus, das Fabelfrau Schmuckcafé, Café Bommelz und das Berufsbildungswerk Greifswald. Einen Einblick in die Speisekarten der genannten Einrichtungen gibt es im Programmheft ab Seite 36.
Eintritt und Ermäßigungen
Tickets für den Nordischen Klang gibt es sowohl online als auch in der Greifswald-Information und an der Theaterkasse.
Wie immer wird ab dem Besuch von zwei Veranstaltungen der Kauf einer KlangKarte empfohlen, um bei ausgewählten Veranstaltung eine Preisreduktion auf 6 Euro zu bekommen. Weitere Informationen zur KlangKarte gibt es im Programmheft auf Seite 35.
Auch Schüler*innen, Studierende, Auszubildende, Schwerbehinderte, Arbeitssuchende und KUS-Passinhaber*innen erhalten Ermäßigungen. Für Kinder bis einschließlich 12 Jahre ist der Eintritt bei allen Abendveranstaltungen bei vorheriger Anmeldung unter organisation-nokl@uni-greifswald.de frei.
Achtung an alle Bahnreisenden: Auch ihr könnt bei Vorlage des MV-Tickets, des Quer-durchs-Land-Tickets oder eures tagesaktuellen Fahrscheins an der Abendkasse Rabatte erhalten. Alle Informationen sind ebenfalls im Programmheft auf Seite 35 zu finden.
(Update: Die Klangkarte ist tatsächlich bereits ausverkauft, aber ihr könnt immer noch normale Tickets erwerben)
Der webmoritz. wünscht allen Besucher*innen und Beteiligten viel Spaß und ein gutes Gelingen!
Beitragsbild: Anna-Liisa Sääsk
Zur Person der*des Autor*in
Geboren und aufgewachsen im Kreis Ludwigslust-Parchim, ist Klara ihrer Heimat MV treu geblieben und studiert seit 2018 an der Uni Greifswald. Bei webmoritz. ist sie seit Ende 2020 vorrangig als Lektorin tätig. Zurzeit steht sie kurz vor dem Abschluss ihres Masters im Studiengang „Sprache und Kommunikation“.
„Schon ein ganz kleines Lied kann viel Dunkel erhellen“ – so wusste es schon Franz von Assisi. Die einen lieben es, andere können es nicht ausstehen oder tun es nur heimlich: Singen. Aber Singen im Chor? Das kennen viele nur noch aus Schulzeiten, und für die meisten spielt es im Studien- und Arbeitsalltag kaum oder überhaupt keine Rolle mehr.Wie der Eintritt in einen Greifswalder Popchor das Leben unserer Redakteurin verändert hat, zeigt diese kleine Liebeserklärung.
Seit ich denken kann, ist Singen Teil meines Lebens. Es wurde im Kindergarten gesungen, in der Grundschule, sonntags in der Kirche mit meinen Eltern oder auch einfach so zu Hause, wenn man sich danach fühlte. Ich stamme in dritter Generation aus einer Familie von Musiklehrer*innen, Chorleiter*innen, und auch zur Oper habe ich verwandtschaftliche Beziehungen. Ein weiterer Teil meiner Familie besuchte ein Musikinternat in Sachsen-Anhalt. Da ich das nicht tat, wurde es beinahe vorausgesetzt, dass ich, sobald ich das Gymnasium vor Ort besuchen würde, in den Schulchor eintreten würde. Dieser wurde einst von meiner Mutter geleitet, und auch mein Bruder war viele Jahre vor mir Mitglied. Zu dieser Zeit war es für mich fast eine Selbstverständlichkeit, dass der Chor bis zum Abitur Teil meiner wöchentlichen Routine war.
Was für eine Bedeutung der Gesang an sich und auch die Mitgliedschaft in einem Chor für mich einnahmen, wurde mir erst lange danach klar, nachdem beides mit dem Beginn des Studiums aus meinem Leben nach und nach verschwand. Natürlich hätte ich einfach sofort in einen anderen Chor eintreten können. Doch die neue Stadt, meine Kommiliton*innen, gemeinsame Momente mit Freund*innen, Seminare, Klausuren und Hausarbeiten nahmen fünf Jahre lang meine Zeit so sehr in Anspruch, dass es mir gar nicht in den Sinn kam, dass mir irgendetwas fehlen könnte. Da ich in einem Wohnheim mit sehr dünnen Wänden lebte, waren die Hemmungen, als der Wunsch dann doch einmal aufkam, einfach mal drauflos zu singen, schlichtweg zu groß, also blieb ich sprichwörtlich stumm. Mit Corona und dem weiteren Fortlauf des Studiums wuchsen bei mir leider zunehmend Stress und Alltagssorgen. So richtig begeistern konnte irgendwie nichts mehr. Bei dem Vorschlag meiner Mutter „Du musst einfach mal singen!“ konnte ich nur die Augen verdrehen. Wie sollte Gesang irgendetwas an den Problemen vor meiner Nase ändern? Nein, danke, Mama! Also wurde der Ratschlag meinerseits gekonnt ignoriert, und die Zeit verstrich weiter.
Bis zu dem Tag, als mich schließlich doch die Neugier packte und ich anfing, online nach Chören in Greifswald zu recherchieren. Ganz besonders ein Name weckte meine Aufmerksamkeit. Ein Laienchor für Popgesang, die noLimHits, wie das wohl wäre? Die Tatsache, dass jede*r, der*die Freude an der Musik mitbringt, ohne Vorsingen „vorbeischnuppern“ kann, überzeugte mich schließlich, zu einer Probe zu gehen. Meine anfängliche Skepsis verwandelte sich innerhalb weniger Minuten in Verblüffung darüber, wie viel Freude und Energie die ca. 70 Sänger*innen und insbesondere die Chorleiterin – Dorothea Laack – versprühten. In dieser Form hatte ich eine solche Ausstrahlung erst ein einziges Mal, nämlich in meinem geliebten Schulchor, zuvor erlebt. Trotz der teilweise großen Altersspanne zwischen einigen Sänger*innen herrschte hier ein reger Austausch im Gespräch und eine ausgelassene Stimmung vor und nach den Proben (zu Dorotheas Missvergnügen oft auch zwischendurch). Bereits in dieser ersten Probe wurde ich voll eingespannt und durfte Lieder wie All of Me von John Legend, Run von Leona Lewis oder Thank You for theMusic von ABBA (für mich als Fan mein absolutes Highlight) mitsingen. Und was soll ich sagen, ich war begeistert! Also blieb ich und singe nunmehr bereits seit einem Jahr im Sopran der noLimHits.
Der oder die eine fragt sich jetzt bestimmt, was denn so besonders daran sein soll, in einem „Kleinstadt-Chor“ mitzusingen. Zum einen, und das wahrscheinlich größte Argument für mich, ist die Tatsache entscheidend, was die Proben für meine psychische Gesundheit taten und noch immer tun. Singen, das zeigen viele Studien und das weiß ich mittlerweile auch, stärkt das Selbstbewusstsein, macht wach und hebt die Laune. Mit viel Witz und Heiterkeit bringt Dorothea auch den*die größte*n Lai*in dazu, mittels abenteuerlicher Einsingeübungen den Körper und die Stimme zu lockern und mit der Zeit das eigene musikalische Potenzial ganz neu zu entdecken. „Ich bin zu schlecht, um in einem Chor mitzusingen“ – gibt es hier nicht. Findet man sich einmal nicht gleich in den Noten zurecht, gibt es immer jemanden, der schnell weiterhelfen kann. „Ich kann aber gar keine Noten lesen“ – auch das ist kein Problem. Für das Selbstbewusstsein eine absolute Wohltat! Wie oft habe ich bereits von einer Sitznachbarin gehört, dass sie sich vor den Proben durch ihren Berufsalltag müde und schlapp, danach aber beschwingt, fröhlich und energiegeladen fühlt. Ich kann nur bestätigen – es ist absolut wahr!
Zum anderen liebe ich die Tatsache, dass wirklich jede*r mitmachen kann. Der*die einzelne wird mit seinen Fähigkeiten, egal auf welchem Level, in den Chor und die Gemeinschaft aufgenommen und zusätzlich in Einzelstimmgruppen-Proben gefördert. Schließlich geht es hier um die Freude an der Musik. So lernt man immer wieder neue Menschen aus den unterschiedlichsten Altersstufen und Berufsfeldern kennen – Studierende, Ärzt*innen, Erzieher*innen usw. –, die eine gemeinsame Leidenschaft vereint. Oft treffen sich einige Sänger*innen nach den Proben noch zum weiteren Erzählen in einem kleinen Lokal um die Ecke. Wie groß die Verbundenheit unter den Mitgliedern ist, zeigt weiterhin die Bereitschaft, mit Überraschungsauftritten, beispielsweise auf Hochzeiten, andere Sänger*innen zu erfreuen. Zu Geburtstagen singt der gesamte Chor noch vor Beginn der richtigen Probe dem*der zu Feiernden ein Lied seiner*ihrer Wahl aus dem Repertoire. Dass hier auch mal Freudentränen fließen, kann durchaus vorkommen – dabei schließe ich mich selbst nicht aus.
Umso schwerer wird es mir fallen, Greifswald und die noLimHits bald mit dem Ende meines Masterstudiums verlassen zu müssen. Was ich allerdings in diesem Jahr meiner Mitgliedschaft gelernt habe, ist definitiv, wie wichtig mir der Gesang und die Gemeinschaft ist und dass es nicht noch einmal fünf Jahre dauern wird, bevor ich in der neuen Stadt einem anderen Chor beitreten werde. Deshalb möchte ich an dieser Stelle einfach einmal Danke sagen. Danke an Dorothea, danke an die noLimHits für viele wundervolle Proben und Thank You for the Music. Vergessen werde ich das Singen ganz bestimmt nicht mehr.
Du möchtest mehr über die Greifswalder noLimHits erfahren oder sogar eine erste „Schnupperprobe“ besuchen?
Aktuelle Probenzeiten sind immer montags von 19:00 bis 21:00 Uhr im KuBa Greifswald.
Weiterhin sind die noLimHits auf Instagram, Facebook, YouTube und X zu finden.
Beitragsbild: noLimHits
Zur Person der*des Autor*in
Geboren und aufgewachsen im Kreis Ludwigslust-Parchim, ist Klara ihrer Heimat MV treu geblieben und studiert seit 2018 an der Uni Greifswald. Bei webmoritz. ist sie seit Ende 2020 vorrangig als Lektorin tätig. Zurzeit steht sie kurz vor dem Abschluss ihres Masters im Studiengang „Sprache und Kommunikation“.
Einladend wirkt die Villa mit ihren hohen Decken, den Dielen und warmen Farben. Aus einem der Zimmer im Erdgeschoss ertönt Klavierspiel von einer Unterrichtsstunde. Hier hat die Musikschule Greifmusic seit ein paar Jahren ihr Zuhause. Wie lange das jedoch so bleibt, ist die spannende Frage.
Wen beherbergt die Kulturvilla?
Mit Begeisterung ermöglichen wir musikalische Selbstverwirklichung für alle, so heißt es auf der Website der Musikschule Greifmusic. Das Unternehmen wurde 2012 als studentisches Projekt ins Leben gerufen und hat sich seitdem stetig erweitert, und mittlerweile gibt es in vielen Städten Deutschlands weitere Standorte der Musikschule.
Vor ca. 3 1/2 Jahren, in den Tiefen der Corona-Pandemie, wurde die Kulturvilla 2020 als Greifswalder Standort für Greifmusic auserkoren. Vorher beherbergte sie die Skandinavistik der Universität Greifswald. Nachdem Paul Bratfisch, Mitbegründer und Leiter von Greifmusic in Berlin und Leipzig, die Villa übernahm, wurden die Räume der Villa renoviert und hergerichtet, und nach und nach entstand ein Raum für Menschen, die Musik und Kreativität lieben und leben.
Mit nicht nur Unterrichtsräumen, sondern auch einem Flügelsaal, einem Zimmer mit Balkon oder dem Gongraum hebt sich die Kulturvilla auf jeden Fall als Standort für Begegnung und Kreativität ab. „Es ging darum zu sagen: Wir schaffen einen Ort für Kultur, Kunst und Bildung, und natürlich eine Base für Greifmusic an sich“, sagt Paul.
In der Kulturvilla kann man nicht nur Schnupperkurse zu den unterschiedlichsten Instrumenten machen, es gibt auch verschiedene Veranstaltungen. Jeden ersten Samstag gibt es z.B. die Jamsession, wo immer viele Studierende dabei sind und jede*r vorbeikommen kann, um eine gute Zeit zu haben. Außerdem findet jeden ersten Dienstag im Monat der Klangkosmos in Form eines kleinen, feinen Konzertes statt.
Ein besonderes Konzept
Viele Schüler*innen, Studierende, Erwachsene und auch einige Senior*innen nutzen das Angebot von Greifmusic regelmäßig. Die Bigband der Universität Greifswald darf sogar kostenlos in einem der Räume proben. Und wer sonst gerade Lust hat, sich z.B. den Proberaum im Kellergeschoss zu mieten, kann dies für schlappe 10€ die Stunde tun. Manche Studierende arbeiten hier auch als Lehrkräfte neben dem Studium.
Das Konzept, was die Villa trägt, ist hierbei ein besonderes. Finanziert wird das Ganze einerseits durch die Miete der Musikschule und andererseits den Unternehmen, die sich im ersten Stock und Dachgeschoss Büros mieten, zu denen u.a. die Wilde Flora oder auch Lars Heidemann gehören.
Außerdem können verschiedene Räume für z.B. Seminare, Geburtstagsfeiern oder Bandproben angefragt werden. Allerdings gibt es zur Zeit ein Problem: Die Büros im Dachgeschoss dürfen bis auf Weiteres aus Brandschutzgründen nicht betreten werden.
Neue Brandschutzauflagen
„Wir haben irgendwann die Nachricht bekommen, dass unsere Brandschutzmaßnahmen nicht dem neuesten Standard entsprechen“, erzählt Paul. Vier neue Brandschutztüren, drei Brandschutzwände, eine Brandschutzdecke für den Lichtschacht, ein Brandmelder und ein neues Dachfenster müssen her. Dazu kommt noch, dass vor dem Haus eine Stromleitung der Feuerwehr im Brandfall den Rettungsweg versperren würde, also müsste diese am besten unterirdisch verlegt werden. Hierbei ist interessant, dass die Brandschutzauflagen schon vorher nicht den Sicherheitsstandards entsprochen haben, was jedoch von Seiten der Uni niemanden gestört zu haben schien, als noch jede Menge Studierende durch die Flure der Villa spaziert sind.
„Beim Verkauf war von der Uni nie die Rede davon, dass der Brandschutz mal erneuert werden muss, oder dass der Brandschutz gar nicht erst besteht, sozusagen“, so Paul.
Die Frage, ob die neuen Brandschutzauflagen gerechtfertigt sind, bejaht er allerdings. „Es ist ja Tatsache, dass, sollte ein Notfall eintreten, nicht alle Fluchtwege gegeben sind. Von daher kann ich das auf jeden Fall nachvollziehen. Das Ganze kostet natürlich sehr viel, das heißt wir werden viel selbst zahlen müssen.“
Zur Unterstützung wurde auch ein Crowdfunding ins Leben gerufen. 19.000€ sind das Ziel, das bis zum 30. April erreicht werden soll. Finanzielle Unterstützung seitens der Stadt gibt es keine.
„Wir haben ja auch viel in die Villa reingesteckt. Man sieht das, wenn man die Skandinavistik von damals noch kennt, wir haben z.B. die Böden von damals wiederhergestellt, und mittlerweile ist es echt ein sehr schönes Haus geworden, mit viel Leben. Deswegen ärgert es einen umso mehr, dass das alles so schwierig ist, und vor allem, dass man nicht gleichbehandelt wird, und man keinerlei finanzielle Unterstützung für solche Maßnahmen von der Stadt bekommt. Wir sind da voll auf uns allein gestellt.“
Ein Blick in die Zukunft
Das Ziel des Crowdfundings ist momentan noch weit entfernt. Sollte das Geld nicht zusammenkommen, müsste im Ernstfall die Villa aufgegeben und umgezogen werden. Doch daran denkt Paul noch nicht. „Ich denke auf jeden Fall, dass wir es schaffen, die Kulturvilla als Greifmusic-Standort zu erhalten. Uns hilft ja wirklich jeder Euro. Wir gucken dann, wie viele Mittel wir letztendlich zur Verfügung haben und wo wir noch was aufgetrieben bekommen. Und dann wird geschaut, wie wir es umsetzen. Dieses Ziel des Crowdfundings wäre natürlich das Optimum, aber ich bin jetzt schon dankbar und extrem stolz darauf, dass schon über 3.000€ gesammelt wurden.“
Was also schlussendlich aus der Kulturvilla wird, ist noch längst nicht entschieden. Bis dahin bleibt, weiterhin auf das Thema aufmerksam zu machen und darauf zu vertrauen, dass die Kulturvilla als toller Ort der Musik, Kultur und Bildung erhalten bleibt.
Vielen Dank an Andi und Paul!
Beitragsbilder und -video: Greifmusic, Lars Heidemann, Nathanael Dehn
Zur Person der*des Autor*in
Marthe (sie/ihr) ist den weiten Weg von Rostock nach Greifswald im WiSe 2020/21 gekommen, um Kommunikationswissenschaften und Anglistik zu studieren. Seit März 2023 ist sie bei den moritz.medien als Autorin und Lektorin dabei. Einige ihrer liebsten Dinge sind Espresso, Katzen und Filme.
Eine halbe Stunde zwischen den Vorlesungen, zwanzig Minuten an Bahnhöfen oder zehn Minuten auf das Experiment warten. Es gibt immer mehr oder weniger lange Wartezeiten, die nach Zeitvertreib verlangen. Und was eignet sich da besser als ein schnelles Kartenspiel? Hier findet ihr fünf Anleitungen für kurzweilige Spiele mit einem einfachen Kartendeck, die nicht Mau-Mau sind.
Vorerst noch eine kleine Auffrischung zu den Kartendecken: Ein komplettes Kartenspiel besteht aus 52 Karten mit den Werten 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, Bube, Dame, König, Ass – dies ist auch die aufsteigende Reihenfolge der Werte und bei manchen Spielen relevant. Jeden Wert gibt es dabei einmal in jeder Farbe (Kreuz (♣), Pik (♠), Herz (♥) und Karo (♦)). Die meisten Spiele funktionieren aber auch mit einem Skat-Blatt (das ihr zum Beispiel noch als AStA-Merch besitzt), welches nur aus 32 Karten besteht und die Werte 7, 8, 9, 10, Bube, Dame, König, Ass beinhaltet. Die Farben sind dieselben, wie beim kompletten Kartenspiel.
Arschloch (alternativer Name: Karriere Poker)
Dies ist mein persönlicher Klassiker. Früher habe ich damit fast jede freie Minute gefüllt. Meine Eltern habe ich aber erst dazu gekriegt mitzuspielen, nachdem es einen neuen, weniger beleidigenden Namen bekommen hat – daher der vom Internet vorgeschlagene alternative Name „Karriere Poker“. Anzahl der Spieler*innen: Drei oder mehr Kartendeck: normales Kartendeck mit 52 Karten (2 bis Ass) oder Skat-Blatt mit 32 Karten (7 bis Ass) Anleitung: Alle Karten werden gemischt und vollständig an die Spieler*innen ausgeteilt. Die- oder derjenige mit der Karo(♦)-Zwei darf anfangen, indem sie*er eine oder mehrere Karten mit demselben Wert ablegt. Die Farben der Karten spielen hier keine Rolle. Die*der nächste Spieler*in muss nun entweder dieselbe Anzahl Karten (1-4) mit einem höheren! Wert auf den Ablagestapel legen oder passen. Es darf dabei auch gepasst werden, wenn man eigentlich legen könnte. So geht es der Reihe nach weiter, bis entweder die höchstmöglichen Karten gelegt wurden oder alle Spieler*innen gepasst haben. Der Ablagestapel wird beiseite gelegt und die- oder derjenige, die*der die letzte(n) Karte(n) gelegt hat, darf nun als erstes rauslegen und bestimmen, wieviele Karten auf einmal gelegt werden müssen. Ziel ist es, als erstes alle Handkarten loszuwerden. Es muss so lange weitergespielt werden, bis alle bis auf eine Person sämtliche Karten losgeworden sind, denn die Reihenfolge entscheidet über die Position in der nächsten Runde. In dieser Runde tauschen die erste (Boss) und die letzte (Arschloch) Person zwei Karten, wobei das Arschloch dem Boss ihre*seine besten zwei Karten gibt und Boss dem Arschloch ihre*seine zwei schlechtesten Karten. Die zweite (Vize-Boss) und vorletzte (Vize-Arschloch) Person verfahren ähnlich, jedoch nur mit einer Karte. Mögliche Platzierungen dazwischen dürfen keine Karten tauschen. Nach dem tauschen geht das Spiel wieder von vorne los, wobei das Arschloch als erstes rauslegen darf. Klärungsbedarf und Alternativen: – Darf man wieder einsteigen nachdem man gepasst hat oder muss man warten, bis neu rausgelegt wird, damit man wieder mitspielen darf? – Darf sich der Boss vom Arschloch zwei Karten wünschen oder kriegt sie*er einfach die Karten mit den höchsten Werten vom Arschloch? – Muss der Boss dem Arschloch die Karten mit den niedrigsten Werten geben oder darf sie*er sich zwei beliebige Karten aus ihrer*seiner Hand aussuchen? – Zählt ein Quartett aus allen vier Karten mit demselben Wert als sogenannte „Bombe“, die auch das Ass übertrumpfen kann? – Wenn dem Arschloch während des Austeilen der Karten eine beliebige Frage beantwortet wird, tauscht die Person, die geantwortet hat, mit dem Arschloch die Position – das ist eine Variante, die gleichzeitig für mehr Fluktuation in den Platzierungen sorgt, jedoch die Unterhaltung während des Kartenausteilens massiv reduziert.
Mogeln
Es ist DAS optimale Spiel um Lügen und die Kontrolle über Gesichtszüge zu üben. Aber eigentlich klappt es aus eigener Erfahrung auch gut, wenn man nicht so gut lügen kann – bei „Werwolf“ sollte man mich zum Beispiel wirklich nicht fragen, ob ich ein Werwolf bin, hier darf man mich das aber doch fragen. Anzahl der Spieler*innen: Drei oder mehr Kartendeck: normales Kartendeck mit 52 Karten (2 bis Ass), Skat-Blatt mit 32 Karten (7 bis Ass) oder doppeltes Kartenspiel bei vielen Spieler*innen Anleitung: Alle Karten werden gemischt und vollständig an die Spieler*innen ausgeteilt. Die- oder derjenige mit der Karo(♦)-Zwei darf anfangen, indem sie*er eine beliebige Anzahl an Karten verdeckt ablegt und sagt welchen Kartenwert sie*er abgelegt hat – z.B. „zwei Damen“. Die*der nächste Spieler*in legt nun ebenfalls eine beliebige Anzahl an Karten verdeckt auf den Ablagestapel und sagt, dass sie*er denselben Kartenwert in beliebiger Anzahl abgelegt habe – z.B. „eine Dame“. Nach jedem Ablegen liegt es an den Mitspieler*innen, zu entscheiden, ob sie*er gelogen hat und gar nicht das abgelegt hat, was sie*er angesagt hat. Sobald eine Person „gemogelt“ sagt, müssen die soeben gelegten Karten aufgedeckt werden. Wurde tatsächlich gelogen und die*der Spieler*in hat nicht das gelegt, was sie*er angesagt hat, so muss sie*er alle Karten vom Ablagestapel aufnehmen. Wurde aber die Wahrheit gesagt und die*der Spieler*in hat das gelegt, was sie*er angesagt hat, dann muss die*der Spieler*in den Ablagestapel aufnehmen, die*der „gemogelt“ gesagt hat. Die Person neben der*dem Spieler*in, die*der die Karten aufnehmen musste, darf nun rauslegen und entscheiden, welcher Kartenwert bedient werden muss. Sobald die*der nächste Spieler*in die nächsten Karten abgelegt hat, kann die*der zuvorige Spieler*in nicht mehr des Mogelns bezichtigt werden. Eine Besonderheit gibt es aber noch: das Ass darf nicht angesagt werden und muss daher immer weggemogelt werden. Ziel des Spieles ist es also, als erstes alle Karten loszuwerden. Zu Ende ist das Spiel aber erst, sobald eine Person alle im Spiel befindlichen Asse auf der Hand hat – das kann auch geschehen, wenn noch niemand alle Karten losgeworden ist, dann gibt es in der Runde nur eine*n Verlierer*in. Generell können ganze Werte aus dem Spiel genommen werden, wenn ein*e Spieler*in alle im Spiel befindlichen Karten desselben Wertes auf der Hand hat – die können einfach beiseite gelegt werden und die*der Spieler*in hat somit gleich vier Karten weniger auf der Hand. Klärungsbedarf und Alternativen: – Darf ausgesetzt werden oder muss immer abgelegt werden? – Anstelle desselben Kartenwerts muss immer der nächsthöhere Kartenwert gelegt werden.
Biberbande
Ein super simples Spiel, das aber ein bisschen an Denkkraft voraussetzt. Dafür aber eines der wenigen Spiele, die auch zu zweit ernsthaft spielbar sind. Eigentlich gibt es das auch als Spiel mit Extra-Karten zu kaufen, aber es funktioniert auch mit einem normalen Kartenspiel. Anzahl der Spieler*innen: Zwei oder mehr Kartendeck: normales Kartendeck mit 52 Karten (2 bis Ass) und nur zur Not ein Skat-Blatt mit 32 Karten (7 bis Ass) Anleitung: Jede*r Spieler*in erhält vier Karten, welche sie*er, ohne sie vorher anzugucken, verdeckt vor sich hinlegt. Die restlichen Karten werden zum Ziehstapel. Bevor das Spiel losgeht, darf jede*r sich einmalig zwei der vier Karten angucken – natürlich ohne sie den Anderen zu zeigen. Ziel ist es, eine möglichst niedrige Zahl zu erhalten, wenn am Ende alle Werte der vier Karten zusammengerechnet werden. Die Werte 2 bis 10 sind dabei das wert, was drauf steht. Das Ass hat die beste Wertung – es zählt als Null. Bube, Dame und König fungieren als Sonderkarten und haben keine Werte – dazu später die Erklärung. Wer an der Reihe ist, zieht eine Karte vom Ziehstapel (und darf sie sich alleine angucken) oder vom Ablagestapel (alle haben sie gesehen) und hat dann zwei bis drei Optionen: Entweder sie*er tauscht die Karte mit einer ihrer*seiner vier verdeckten Karten (und legt die getauschte Karten offen auf den Ablagestapel), legt die Karte ungenutzt auf den Ablagestapel oder führt die Sonderaktion aus, wenn es eine Sonderkarte ist (geht nur, wenn die Karte vom Ziehstapel gezogen wurde). Dies sind die Sonderaktionen: Mit dem Buben kann man eine der eigenen Karten mit einer beliebigen Karte einer*eines Mitspieler*in tauschen – natürlich ohne sich die Karten anzugucken. Mit der Dame darf man sich eine der eigenen Karten einmalig angucken. Mit dem König darf man bis zu zwei Karten vom Ziehstapel ziehen – der Zug ist aber beendet, sobald eine Karte angenommen wurde. Nachdem man an der Reihe war, besteht die Möglichkeit, die Runde zu schließen – dann sind die anderen Spieler*innen noch einmal dran, bevor das Spiel zu Ende ist. Wurde das Spiel beendet, dann decken alle ihre vier Karten auf und rechnen die Werte zusammen. Wer noch eine Sonderkarte dort liegen hat, tauscht diese mit der obersten Karte des Ziehstapels. Gewonnen hat die- oder derjenige mit der niedrigsten Wertung. Klärungsbedarf und Alternativen: – Fallen Euch noch andere Sonderaktionen ein?
Schwimmen
Also eigentlich ist das so ein richtiges Glücksspiel, das mit Geld gespielt werden kann. Mit meiner Oma habe ich das dann immer mit symbolischen 1-Cent-Münzen gespielt – irgendwie sind die aber immer wieder bei ihr gelandet… Naja, es geht auf jeden Fall auch ohne Geld! Anzahl der Spieler*innen: Zwei oder mehr Kartendeck: Skat-Blatt mit 32 Karten (7 bis Ass) Anleitung: An jede*n Spieler*in werden drei Karten ausgeteilt und drei weitere Karten werden zunächst verdeckt in die Mitte gelegt. Die restlichen Karten werden beiseite gelegt. Die- oder derjenige, die*der ausgeteilt hat, darf nun mit Blick auf die Handkarten entscheiden, ob sie*er die behalten oder lieber mit den (verdeckten) Karten in der Mitte tauschen möchte. Ist die Entscheidung getroffen, werden die Karten in der Mitte aufgedeckt. Nun ist die*der Spieler*in neben dem*der Austeilenden an der Reihe und darf entscheiden, ob sie*er eine ihrer*seiner Karten mit einer der Karten in der Mitte tauschen möchte. Sie*er darf auch alle drei Karten aus der Mitte mit den Handkarten austauschen – zwei Karten geht aber nicht. Das Ziel ist dabei, eine möglichst hohe Wertung auf der Hand zu haben. Die Karten mit den Werten 7 bis 10 sind jeweils das wert, das drauf steht. Bis auf das Ass sind die Bildkarten (Bube, Dame und König) jeweils Zehn wert. Das Ass ist Elf wert. Die Werte dürfen aber nur zusammengerechnet werden, wenn sie derselben Farbe angehören. Eine Ausnahme ist es, wenn ein*e Spieler*in denselben Wert dreimal in unterschiedlichen Farben auf der Hand hat – das zählt dann als 30,5 Punkte. Das Spiel ist sofort zu Ende, wenn ein*e Spieler*in 31 Punkte auf der Hand hat – also ein Ass und zwei Bildkarten oder ein Ass, eine Bildkarte und eine Zehn derselben Kartenfarbe. Ansonsten endet das Spiel, wenn jemand, statt eine Karte zu tauschen, die Runde schließt. Dann sind alle bis auf die*den Spieler*in nochmal dran, bevor alle Spieler*innen ihre Karten zusammenrechnen. Die- oder derjenige mit den geringsten Punkten hat verloren. Klärungsbedarf und Alternativen: – Wenn alle drei Karten getauscht werden, ist die Runde damit automatisch beendet oder geht es normal weiter? – Wenn mehrere Runden gespielt werden sollen, haben alle Spieler*innen drei Leben, die sie nacheinander verlieren, wenn sie Runden verlieren. Die Leben können mit Geld oder anderen Gegenständen symbolisiert werden.
Rommé
Der Titel klingt super alt und eigentlich ist es auch nur die (viel bessere) Kartenversion von Rummikup, aber es kann richtig Spaß machen – vor allem wenn man Klopfen darf. Anzahl der Spieler*innen: Drei oder mehr Kartendeck: doppeltes Kartendeck mit 104 Karten (2 bis Ass), plus Joker Anleitung: An jede*n Spieler*in werden 13 Karten ausgeteilt. Die restlichen Karten werden als Ziehstapel in die Mitte gelegt. Ziel ist es, mithilfe von Reihen oder Sätzen als erstes ihre*seine Karten loszuwerden. Reihen sind dabei mindestens drei Karten mit aufeinanderfolgenden WertenderselbenFarbe – das Ass darf dabei als eins oder nach dem König gelegt werden. Sätze sind drei bis vier Karten desselben Wertes in unterschiedlichen Farben. Um aber überhaupt auslegen, anlegen und Joker tauschen zu dürfen, muss zunächst eine Folge oder ein Satz mit einem Gesamtwert von mindestens 40 rausgelegt werden. Die Werte 2 bis 10 sind dabei das wert, das drauf steht. Die Bildkarten Bube, Dame und König sind jeweils 10 wert. Das Ass ist eins wert, wenn es als 1 an eine 2 angelegt wird und ansonsten 11. Ist ein*e Spieler*in an der Reihe, zieht sie*er zunächst eine Karte vom Ziehstapel oder vom Ablegestapel. Dann darf sie*er eine neue Folge/einen neuen Satz auslegen oder Karten an bereits ausgelegte Folgen und Sätze anlegen – oder halt erst einmal rauskommen. Sie*er beendet ihren*seinen Zug, indem sie*er eine Karte auf den Ablegestapel ablegt. Nun ist die*der nächste Spieler*in an der Reihe. Bevor sie*er jedoch zieht, kann ein*e andere*r Spieler „Klopfen“ und somit symbolisieren, dass sie*er die abgelegte Karte aufnehmen möchte. Die*der Spieler*in die*der dran ist, kann dann entscheiden, ob sie*er das zulassen oder lieber selbst die Karte aufnehmen möchte. Wenn sie*er es zulässt, muss die*der Spieler*in, die*der geklopft hat, noch zwei weitere Karten vom Ablagestapel dazu aufnehmen. Das Spiel ist zuende sobald entweder ein*e Spieler*in oder alle bis auf ein*e Spieler*innen all ihre*seine Karten losgeworden ist/sind. Klärungsbedarf und Alternativen: – Dürfen ausgelegte Reihen auseinandergenommen werden, wie bei Rummikup? Oder darf nur an den Enden angelegt werden? – Wenn mehrere Runden gespielt werden sollen, kann alles aufgeschrieben werden. Dabei ist die Runde immer beendet, sobald ein*e Spieler*in alle Karten losgeworden ist. Dann müssen die Spieler*innen, die noch Karten auf der Hand haben, ihre Werte zusammenrechnen. Diese werden aufgeschrieben. Wer am Ende des Spielens nach mehreren Runden die geringsten Punkte hat, gewinnt.
Fallen Euch noch weitere Spiele ein? Besonders zu zweit finde ich es immer wieder schwierig, passende Spiele zu finden. Kennt ihr da noch welche? Schreibt es in die Kommentare!
Diese Woche startet eine ganz neue Reihe auf dem webmoritz: Der moritz.mirkokosmos. Die Idee ist, dass wir eine Woche lang (oder auch länger) über ein großes Thema (dieses Mal: Spiele) aus verschiedensten Blickwinkeln berichten. Diese Woche sind Spiele an der Reihe. Was das bedeutet erfahrt ihr im Verlauf der Woche. Auf jeden Fall werden wir nicht nur über Mensch ärgere dich nicht berichten. Seid gespannt!
Dieser Artikel soll als Auftakt für die Reihe dienen. Daher haben wir uns gedacht: „es gibt doch keine bessere Idee als unsere persönlichen Lieblingsspiele vorzustellen.“ Darunter fallen allerdings nicht nur Spiele, die wir mit Abstand ab häufigsten gespielt haben oder mit denen wir regelmäßig den meisten Spaß hatte, sondern auch solche, mit denen wir persönliche Erfahrungen und Erlebnisse verbinden, die uns in Erinnerung geblieben sind.
Der absolute Klassiker
Erinnert ihr euch noch als ich sagte, dass wir nicht nur über Mensch ärgere dich nicht erzählen wollten. Richtig! Wir erklären euch nämlich, was ihr machen könnt, wenn ihr weder über Spielbrett, Spielfiguren noch über Würfel verfügt, dafür aber ein normales Kartenspiel dabei habt. Mau-Mau ist die Mutter aller Kartenspiele und auch die einfachste. Alle verfügen über gleichviele Karten und spielen nacheinander eine Karte, die entweder farblich oder der Form her zur Vorherigen passen. Wer nicht spielen kann, nimmt eine Karte auf. Viele Menschen spielen es mit leicht angepassten Regeln oder erfinden einige. Dennoch ist Mau-Mau wahrscheinlich das einfachste Kartenspiel, was man mit Menschen spielen kann, die noch nie eine Spielkarte in der Hand hatten. Unsere Redakteurin hat folgende Erfahrungen mit Mau-Mau:
„Mau-Mau haben meine Großeltern mir beigebracht, als ich noch im Kindergarten war und wir haben das dann immer gespielt, wenn ich bei ihnen übernachtet habe. Unsere Partien dauerten immer recht lange, da wir erst aufgehört haben, wenn der/die Erste zehn Siege erspielt hat – wer nicht mal fünf geschafft hat, steckte in der Loserzone fest. Das Spiel verbinde ich mit warmen Sommerabenden mit meinen Großeltern im Garten und deshalb wird es trotz seiner Einfachheit immer mein Lieblingsspiel sein.“
webmoritz-Redakteurin
Outdoor-Schach
Als nächstes folgt ein moderner Klassiker der familiären Gartenspiele. Wikinger-Schach – international eher als Kubb bekannt – erfreut es sich vor allem in den letzten Jahr(zenten) großer Beliebtheit. Das Schöne. Mehr als ein Set an entsprechenden Holzfiguren braucht es nicht. Anschließend räumt man – etwas weniger taktisch als herkömmliches Schach – die Figuren der*des Gegner*in von der Spielfläche. Einziges Manko: man braucht ein wenig mehr Platz für den Aufbau (Indoor wird es oft schwierig).
„Meine Familie und ich haben, seit ich klein war, jeden Sommer Wikinger-Schach gespielt. Wir haben einen großen Garten, wo wir drei oder vier Partien hintereinander gespielt haben, oder am Strand der Ostsee. Auch, wenn es jedes Mal dieselben kleinen Streitigkeiten gab („steht der König auch wirklich in der Mitte?“, „so darf man nicht werfen, das gilt nicht!!“, „die Mannschaften müssen auch mal tauschen!“), war und ist es immer noch ein Riesenspaß. Ich vebinde damit sonnige Tage, zusammen Lachen und den Klang von Hölzern, die aufeinandertreffen.“
webmoritz-Redakteurin
Der Spaß liegt in der Gemeinschaft
Was bisher aufgefallen sein sollte ist die Tatsache, dass wir anscheinend unsere Spiele nicht gerne alleine spielen, sondern mit anderen. Das ist nicht zwangsläufig der Fall. Sehr viele Spiele kann man (auch) alleine spielen. Man denke an unzählige Videospiele oder auch analoge Spiele, die alleine spielbar (oder umsetzbar) sind wie etwa Jonglieren oder Geocaching. Was aber wahrscheinlich am meisten Spaß beim Spielen bringt ist der gemeinsame Aspekt. Ähnlich beschreibt es auch unser Redakteur, der sich nicht so ganz auf ein Spiel einigen konnte:
„Mich auf ein einzelnes Lieblingsspiel festzulegen ist nicht ganz so einfach, weil es da wirklich eine Menge spaßiger und verschiedener Spiele gibt. Wenn ich mich auf ein paar Spiele festlegen müsste, dann wären es mit Sicherheit solche Spiele, die man in Gemeinsamkeit genießen kann, wie unter anderem UNO oder Lügen. Wobei der Spaß bei diesen Spielen auch sehr oft der Schadenfreude geschuldet ist. Jedenfalls waren UNO oder Lügen unter anderem Spiele, die wir in der Schule immer während der Mittagspause in wirklich sehr großen Runden miteinander gespielt haben. Dabei ist es eigentlich immer zu lustigen Momenten oder Ereignissen gekommen, weshalb ich diese Spiele auch gerne als Lieblingsspiele betiteln kann.“
webmoritz-Redakteur
Was kommt noch?
Gute Frage! In den nächsten Tagen werden euch weitere moritz.mikrokosmos Artikel zum Thema Spiele erwarten. Jedoch soll es dabei nicht nur um die Spieleklassiker gehen, die uns so einfallen und im Alltag regelmäßig bereichern, sondern auch skurrile Games, Spiele, die ihr online, offline, digital oder analog spielen könnt oder auch „Spiele“ die mit dem klassischen Zeitvertreib gar nicht so viel zu tun haben. Bleibt auf jeden Fall gespannt für diese Woche. Wir haben uns noch ein paar Ideen einfallen lassen. Außerdem dürft ihr uns gerne verraten was eure Lieblingsspiele sind und was ihr damit verbindet.
Triggerwarnung: In diesem Artikel wird über die schweren Kriegsverbrechen im Konzentrationslager Auschwitz während des zweiten Weltkrieges gesprochen.
Die Schrecken hinter den Mauern der Konzentrationslager während des Zweiten Weltkrieges sind jedem bekannt. Der Horror, den die Gefangenen dort tagtäglich durch die Hand der Nazis durchleben mussten. Der oscarprämierte Film „The Zone of Interest“ spielt direkt vor den Mauern des Konzentrationslagers in Auschwitz und zeigt den Alltag der Familie des KZ-Kommandanten Höß.
Der Film des britischen Regisseurs Jonathan Glazer, welcher auch das Drehbuch geschrieben, hat, wurde bereits 2023 bei den Filmfestspielen in Cannes uraufgeführt. Im deutschsprachigen Raum startete der Film am 29. Februar 2024 in den Kinos. Es handelt sich bei dem Projekt um eine internationale Koproduktion zwischen dem Vereinigten Königreich, den USA und Polen. Die Hauptrollen übernahmen die beiden deutschen Schauspieler*innen Christian Friedel und Sandra Hüller. Gedreht wurde an den Originalschauplätzen in Auschwitz. Das Haus der Familie Höß wurde für den Dreh nachgebildet und innerhalb des Hauses wurden mehrere versteckte Kameras eingebaut, was es ermöglichte, dass die Schauspieler*innen sich ohne Filmteam frei in den Räumen bewegen konnten. Es wurde außerdem während der Dreharbeiten kein künstliches Licht verwendet, damit die Szenerie nicht zu ästhetisch wirkt.
Trailer
Die Familie Höß
Der Film begleitet die Familie Höß in ihrem alltäglichen Leben direkt neben dem Konzentrationslager Auschwitz, wie es auch wirklich stattgefunden haben könnte, denn die Charaktere im Film basieren auf historischen Personen. Der Familienvater Rudolf Höß baute 1940 im Auftrag Heinrich Himmlers das Konzentrationslager Auschwitz auf, welches aufgrund der vielen Gefangenen, die dorthin gebracht wurden, immer wieder vergrößert wurde. Täglich kamen Züge mit neuen Gefangenen aus ganz Europa. In den folgenden Jahren organisierte Höß den Massenmord der Gefangenen in den Gaskammern. Bis 1943 war er Kommandant des Konzentrationslagers. Dann wurde er abberufen und als Leiter der für die Konzentrationslager zuständigen Amtsgruppe D im SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt eingesetzt. Bereits ein Jahr später wurde er wieder nach Auschwitz zurückbeordert, um die Leitung der Massenermordung der ungarischen Juden zu übernehmen. Insgesamt starben in Auschwitz und den dazugehörigen Außenlagern mindestens 1,1 Millionen Menschen.
Das Grundstück der Familie Höß grenzte an die Außenmauer des Konzentrationslagers. Eine künstlich geschaffene Idylle mit Blumenbeeten, einem Gartenhaus und Pool direkt neben dem Horror. Während ihr Mann tagsüber im Lager arbeitete, kümmerte sich Hedwig Höß um den Garten der Familie, befehligte ihre Bediensteten und die Gefangenen, die für die Familie arbeiteten, und zog ihre fünf Kinder auf. Machten die Gefangenen, die für die Familie arbeiteten, einen Fehler, mussten sie den Tod befürchten. In der filmischen Umsetzung droht Hedwig einem Mädchen beispielsweise damit, dass, wenn sie es wollte, ihr Mann Rudolf die Asche des Mädchen über die Felder von Babice verteilen würde. Tatsächlich wurde die Asche aus den Krematorien als Dünger für die Pflanzen im Garten der Familie benutzt.
„Rudolf nennt mich die Königin von Auschwitz.“
Hedwig Höß (gespielt von Sandra Hüller) zu ihrer Mutter (gespielt von Imogen Kogge)
Bereits zu Beginn des Films überreicht ein Häftling der Hausherrin einen Beutel mit Kleidung, darin befinden sich mehrere Stücke von denen sich die Mädchen im Hause jeweils eines aussuchen dürfen. Währenddessen geht Hedwig in das elterliche Schlafzimmer und probiert dort einen Pelzmantel an. In dessen Tasche findet sie außerdem einen Lippenstift, den sie ausprobiert, aber dann sofort wieder abwischt. Bei all dieser Kleidung handelt es sich um die ehemaligen Besitztümer von Gefangenen.
„Die Kinder der Familie und die Ehefrau trugen Kleider von Menschen, die ihr Mann und Vater vergast hatte.“
Die Familie lebte bis 1944 neben dem Lager, bis Rudolf Höß endgültig von seinem Posten dort entbunden wurde. 1945 floh die Familie nach Flensburg und Rudolf Höß verschaffte sich dort unter falschem Namen Arbeit, bis er ein Jahr später verhaftet wurde. Aufgrund seiner Kriegsverbrechen wurde Höß 1947 auf dem Gelände des Stammlagers in Auschwitz hingerichtet. Hedwig sagte als Zeugin bei den Frankfurter Auschwitzprozessen aus und gab sich dabei vor allem unwissend.
Die Idylle vor Augen, den Schrecken im Ohr
Durch die besondere Drehweise mit versteckten Kameras gibt es keinen Charakter, der besonders im Vordergrund steht oder dem die Kamera folgt. Die Zuschauenden versetzt dies in eine unbeteiligte Beobachtungsperspektive einer besonderen Art. Es ist, als würde man vom Nachbarhaus aus das Geschehen auf dem Grundstück der Familie Höß beobachten. Dadurch wird eine Distanz zu den Familienmitgliedern aufgebaut und eine persönliche Bindung könnte gar nicht erst entstehen.
Es gibt im gesamten Film nur sehr wenige Szenen, die im Lager direkt spielen. Die Gewalt und der Horror, die sich innerhalb der Mauern des Konzentrationslagers in Auschwitz abspielen, werden nie direkt gezeigt, aber man kann sie den ganzen Film über hören. Man hört die Schüsse hinter der Mauer, während Hedwig ihrem Baby die Blumen im Garten zeigt. Man hört die Schreie der Insassen, während Hedwig sich im Gartenstuhl sonnt. Man hört das Brüllen der Wärter, während die Kinder im Garten spielen. Der Film spielt mit der Vorstellungskraft der Zuschauer*innen. Ohne den Horror direkt auf der Leinwand zu verbildlichen, werden durch die Sounds und die Filmmusik die Schrecken hinter der Mauer verdeutlicht. Diese kontrastreiche Umsetzung, in der Kinderlachen und Schüsse zeitgleich aus den Lautsprechern kommen, erschafft eine sehr bedrückende Atmosphäre. Man kann gar nicht glauben, dass das wirklich Realität war. Dass Menschen wirklich eine solch grauenhafte Ignoranz an den Tag gelegt haben und Augen und Ohren vor dem verschlossen haben, was neben ihnen geschah.
Und plötzlich wird die Leinwand rot. Ein maschineller Sound erfüllt den Saal. Das Dröhnen wird immer lauter. Schreie vermengen sich mit den industriellen Klängen. Und dann Ruhe… Die Macher*innen des Films schaffen es auch hier durch den bloßen Einsatz von Klängen, die Schrecken von Auschwitz in den Köpfen der Zuschauer*innen hervorzurufen. Die Hintergrundgeräusche haben die wohl größte Macht im Film, denn vor allem in ihnen steckt der geschichtliche Hintergrund des Filmes. Die Geschichte, die hinter den Mauern passiert ist, die Hedwig mit Wein zuwachsen lassen will, damit man sie nicht mehr so sieht.
Hinter der Mauer
Auch wenn sich das Gezeigte zum Großteil vor den Mauern des Konzentrationslagers abspielt, wird dennoch auch bildlich offenbart, was vor sich geht. So sieht man den Dampf der ankommenden Züge, die neue Gefangene ins Lager bringen. Man sieht die Rauchschwaden der Verbrennungsöfen. Sieht wie die Asche aus den Krematorien von einem Häftling als Dünger über die Erdbeerpflanzen verteilt wird und wie ein anderer das Blut von den Schuhen von Rudolf Höß abwäscht, nachdem dieser aus dem Lager nach Hause kommt. In einer Szene wird Höß von anderen Männern die Funktionsweise eines Verbrennungsofens erklärt. Dabei wird von eben jenen Vertretern hervorgehoben, dass dieser besonders gut sei, da er im Dauerbetrieb eingesetzt werden könne. Als er einmal mit seinen Kindern im Fluss schwimmen ist, bemerkt er ein Knochenstück im Wasser, welches von den Krematorien stammt. Daraufhin sieht man, wie die Kinder von Hedwig und den Bediensteten schnell sauber gemacht werden. Doch für Hedwig ist es ihr Traumzuhause, welches sie nicht einmal verlassen will, als ihr Mann für einige Zeit nach Oranienburg versetzt wird.
Der Film macht deutlich, dass die Anwohner rund um die Lager gewusst haben müssen, was dort vor sich ging. Es wird gezeigt, wie Frauen die Fenster schließen und die Wäsche reinholen, wenn die Brennöfen im Krematorium laufen. Hedwigs Mutter, die zu Besuch ist, verlässt abrupt und ohne Verabschiedung das Haus, als sie scheinbar realisiert, was dort vor sich geht. Sie hinterlässt Hedwig einen Brief, den diese wütend verbrennt und daraufhin einer jungen Gefangenen mit der Einäscherung droht.
Am Ende des Films wird das Konzentrationslager in der heutigen Zeit von innen gezeigt. Putzfrauen reinigen die Scheiben hinter, denen sich die Schuhe der Häftlinge türmen. Sie reinigen die Fußböden, und man sieht das erste und einzige Mal das Krematorium von innen. Danach springt der Film wieder in der Zeit zurück und zeigt Rudolf Höß; der Familienvater, der seinen Töchtern zum Einschlafen Gute-Nacht-Geschichten vorliest, und der Mann, der verantwortlich ist für all die Morde in Auschwitz.
„Monster existieren, aber sie sind zu wenige, um wirklich gefährlich zu sein. Gefährlicher sind die einfachen Männer, die bereit sind zu glauben und zu handeln, ohne Fragen zu stellen.“
Primo Levi, Holocaust-Überlebender
Das Licht im Schatten
Zwischendurch taucht im Film immer wieder ein polnisches Mädchen auf, welches nachts auf den Feldern in der Nähe des Lagers für die dort arbeitenden Insassen Obst verteilt. Sie ist im Gegensatz zu der dunklen Nacht hell erleuchtet. Ihre Figur basiert auf einer polnischen Frau namens Alexandria, die der Regisseur Jonathan Glazer getroffen hat. Sie arbeitete im Alter von 12 Jahren für den polnischen Widerstand und fuhr mit ihrem Fahrrad zum Lager, um dort Äpfel zu verteilen. Glazer hat ihr diesen Film gewidmet.
„It was her bike we used, and the dress the actor wears was her dress. Sadly, she died a few weeks after we spoke.“
Der Film ist definitiv durch die Art und Weise wie gedreht wurde, von einzigartiger Natur. Ebenso möchte ich auch die schauspielerische Leistung von Sandra Hüller (Hedwig) und Christian Friedel (Rudolf) hervorheben, die die Ignoranz, Empathielosigkeit und Gefühlsarmut ihrer Charaktere absolut überzeugend dargestellt haben. Der Film ist ein Kunstwerk, das mit Farben und Klängen erschaffen wurde und das Schreckliche abbildet.
Es ist auch gleichzeitig einer der schlimmsten Filme, die ich je gesehen habe. Ich meine damit nicht schlimm im Sinne von schlecht, sondern dass dieser Film für mich vor allem emotional sehr belastend war. Ich wurde, während ich den Film geschaut habe, sehr wütend. Am liebsten hätte ich all diesen grauenhaft ignoranten Charakteren zugerufen, dass sie aufwachen und hinhören sollen und sehen, was um sie herum geschieht. Es hat außerdem ein Gefühl der Macht- und Hilflosigkeit bei mir eingesetzt, während ich vor der Leinwand saß. Das dringende Bedürfnis, den Menschen hinter der Mauer helfen zu wollen, kam auf, obwohl ich weiß, dass das gar nicht mehr geht.
Der Film hat mich auch nachdem ich das Kino verlassen habe, nicht losgelassen, und auch während ich diesen Artikel hier schreibe, habe ich immer noch die Schüsse und Schreie im Ohr. Es ist einer dieser Filme, über den man mit anderen reden muss, nachdem man ihn gesehen hat, und ich bin sehr dankbar, dass mir das möglich war. Für mich hat sich im Zuge der Recherche für diesen Artikel die Wirkung des Films noch mehr intensiviert, da sich die Bedeutung einiger Szenen erst dann für mich offenbart haben. Dementsprechend nehme ich an, dass mit dem entsprechenden Hintergrundwissen die Wirkung des Filmes noch viel härter ist.
„The Zone of Interest“ ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten Filme dieser Zeit, denn er zeigt, wie grauenhaft es ist, das Leid um sich herum zu ignorieren. Er zeigt, dass man die Augen offen halten muss, damit man das Schlimmste verhindern kann. Und vor allem durch die Szenen mit dem polnischen Mädchen wird verdeutlicht, dass auch kleine Dinge große Auswirkungen haben können. Also haltet die Augen offen, helft wo ihr helfen könnt und engagiert euch, damit Dinge wie sie im Film gezeigt werden, nie wieder passieren. Wir können die Vergangenheit nicht mehr ändern, aber die Zukunft liegt in unseren Händen.
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