Eine Liebeserklärung an „Saltburn“

Eine Liebeserklärung an „Saltburn“

Kennt ihr das, wenn ihr ein neues Lied entdeckt und es immer und immer wieder hört, weil ihr nicht genug davon bekommen könnt? So ähnlich erging es mir, nachdem ich „Saltburn“ zum ersten Mal gesehen habe. Mittlerweile habe ich den Film mehrfach geschaut und das, obwohl er noch gar nicht lange verfügbar ist. In dieser Liebeserklärung möchte ich euch in die Welt von „Saltburn“ mitnehmen und euch die kleinen Details zeigen, die mich so sehr gefesselt haben. 

Für alle die sich jetzt fragen, wovon ich hier eigentlich schreibe, kommen zunächst ein paar allgemeine Fakten und Hintergrundinfos zu dem Film. Hinter dem Psychothriller steckt Emerald Fennell, die sowohl das Drehbruch geschrieben als auch Regie geführt hat. Sie ist außerdem zusammen mit Josey McNamara und Margot Robbie eine der Produzentinnen des Films (Margot Robbie und Emerald Fennell haben übrigens beide im Film „Barbie“ mitgespielt, über den ihr hier auch einen Artikel findet).

Im Zentrum des Films steht der Oxford-Student Oliver Quick, gespielt von Barry Keoghan. Dieser hat es zu Beginn eher schwer, Anschluss in seinem College zu finden. Durch eine zufällige Begegnung lernt er den beliebten Felix Catton (gespielt von Jacob Elordi) kennen und die beiden fangen an, Zeit miteinander zu verbringen. Trotz der Umstände, dass Oliver nicht wirklich warm von Felix‘ Freundesgruppe empfangen wird, wird die Freundschaft zwischen Felix und Oliver immer tiefer. Das führt dazu, dass Felix Oliver, nachdem dessen Vater gestorben ist, über den Sommer zu sich nach Hause auf das weitläufige Anwesen seiner ungewöhnlichen und sehr reichen Familie einlädt, nach Saltburn. Und dieser Sommer verspricht, sehr ereignisreich zu werden. 

Well, why don’t you come with me? Come to Saltburn.

Felix Catton (Jacob Elordi)

In Deutschland kann man den Film seit dem 22. Dezember 2023 auf Amazon Prime streamen. In den USA und dem Vereinigten Königreich konnte man ihn ab Ende November auch in ausgewählten Kinos sehen – darauf bin ich ein wenig neidisch, um ehrlich zu sein. Vor allem Reaktionen auf drei eher schockierende Szenen sind nach der Veröffentlichung auf den sozialen Netzwerken viral gegangen. Allerdings hat der Film soviel mehr zu bieten als nur skandalöse Schockmomente.

Triggerwarnung!

Bevor ich starte, in die Tiefe zu gehen, will ich zunächst eine Spoilerwarnung geben, denn ich werde über den Inhalt und das Ende sprechen. Außerdem möchte ich für diejenigen, die eventuell den Film noch schauen möchten, darauf hinweisen, dass in dem Film über Essstörungen und selbstverletzendes Verhalten gesprochen wird. Außerdem werden explizite sexuelle Szenen gezeigt.

Ästhetisch, traumhaft und tödlich

Ich möchte kurz anmerken, dass ich, als ich den Film zum ersten Mal gesehen habe, vollkommen unvorbereitet war. Das bedeutet, dass ich weder den Trailer gesehen habe, noch irgendwas vorher darüber gelesen habe. Das Einzige, was ich am Rande vorher mitgekommen habe, war, dass es in den sozialen Medien (vor allem auf TikTok) einen großen Hype um den Film gab. Dem Ganzen völlig unwissend gegenüber drückte ich also auf „Play“ und war binnen von Minuten wie in einen Bann gezogen. Das lag zum einen an dem Monolog von Oliver direkt zu Beginn, in dem er über seine Beziehung zu Felix spricht, und zum anderen lag es einfach an der gesamten Ästhetik, die dieser Film mit sich bringt. Die kontrastreiche Farbgebung und die für mich beinahe malerischen Aufnahmen geben dem Film eine mystische und fantastische Ebene, in die man hineingezogen werden will.

Der Film wirkt vor allem zu Beginn mit seinen Montagen voller Freude und Genuss wie ein Traum, der sich dann im Laufe seiner Handlung zu einem Albtraum entwickelt. Denn Oliver ist nicht, wie angenommen, der unschuldige junge Mann, der nur nach Anschluss und Freundschaft sucht. Er ist eine unberechenbare, eiskalte Persönlichkeit mit soziopathischen Tendenzen, die über Leichen geht, um sein Ziel zu erreichen. Allerdings wird dem/der Zuschauer*in (oder zumindest mir) erst bei Olivers Schlussmonolog das Ausmaß seiner Boshaftigkeit bewusst, wenn er zugibt, alles geplant und auch an den Toden der Familienmitglieder seine Finger im Spiel gehabt zu haben. Natürlich war es bereits vorher deutlich, dass mit Oliver irgendwas nicht stimmt und er zu einer extremen Obsessivität neigt – kein normaler Mensch trinkt das Badewasser seines besten Freundes – aber ich hatte nicht erwartet, dass er Felix, Venetia (Felix‘ Schwester, gespielt von Allison Oliver) und deren Mutter Elspeth (Rosamund Pike) umbringt.

Die zwei Gesichter Olivers

Oliver ist definitiv einer der spannendsten Filmcharaktere, denen ich bisher begegnet bin. Er ist es, der seine eigene Geschichte auf so unzuverlässige Weise erzählt, dass ich zu Beginn glaubte, er würde am Ende das Opfer der Geschehnisse sein. Das liegt auch daran, dass Barry Keoghan mit seiner sensationellen Performance zwei Versionen von Oliver geschaffen hat: den unschuldigen Akt und den realen Horror. Durch Veränderungen in Mimik, Gestik und Körperhaltung wechselt er zwischen diesen beiden Versionen im Laufe der Handlung hin und her, wobei der reale Oliver zumeist nur in sehr privaten Momenten auftaucht.

Diese Spaltung von Olivers Charakter wird auch bildlich dargestellt. In der Nacht in der Felix stirbt, findet eine Geburtstagsfeier für Oliver statt: ein Kostümfest mit dem Thema „Mittsommernachtstraum“. Felix hat zuvor die Freundschaft zu Oliver beendet, aufgrund dessen Lügen über seine Familie – sein Vater ist nämlich gar nicht gestorben. Oliver will mit Felix über die Sache reden und versucht scheinbar die Freundschaft zu erhalten, aber als das nicht gelingt, bringt er Felix mit Hilfe eines Tricks und eines vergifteten alkoholischen Getränks in der Mitte eines Labyrinths um.

Was für mich bei dieser Szene so fesselnd war, war das Kostüm Olivers. Er trägt ein Rehgeweih auf dem Kopf und stellt sich dadurch als das unschuldige Opfer dar. Ich habe beim Schauen des Films sofort an das Sprichwort „Der Wolf im Schafspelz“ denken müssen, nur ist es hier eher „Der Minotaurus im Rehkostüm“. Denn dass Felix in der Mitte eines Labyrinths stirbt, erinnert an die griechische Legende vom Minotaurus, der in einem Labyrinth gefangen war und dem jedes Jahr sieben Jünglinge und Jungfrauen geopfert wurden. Dies wird auch durch die Minotaurusstatue in der Mitte des Labyrinths in Saltburn verdeutlicht und eben jene Statue wurde nach Olivers (oder eher Barry Keoghans) Körperform für den Film modelliert und gebaut. Diese Übertragung der zwei Seiten des Charakters auf die Kostüme und die Requisiten, zeigt wie detailreich bei diesem Film gearbeitet wurde.

Regisseurin Emerald Fennell hat im Interview mit dem GQ-Magazine erzählt, dass es für Keoghan auch ein passendes Stichwort gab, wenn er in die Rolle des echten Olivers schlüpfen sollte.

[…] whenever I needed him to switch to real Oliver, I’d say, “Barry minotaur!“

Emerald Fennell im Interview mit GQ-Magazine, 2023

Über Vorausdeutungen und Hinweise

Was den Film besonders ausmacht, ist, dass man theoretisch alle (bzw. die meisten) Plotttwists bereits vorher erahnen kann, wenn man weiß, wie man bestimmte Details beurteilen muss. So ist während die Handlung noch in Oxford spielt bereits klar, dass Olivers Vater gar nicht tot ist. Der Stein, den Oliver ihm zu Ehren in das Wasser werfen will (eine Familientradition von den Cattons), landet nicht im Wasser, sondern im Dreck.
Und auch Felix‘ Tod wird bereits bei Olivers erstem Frühstück angedeutet. Venetia erzählt nämlich, dass Percy Shelleys Haushälterin eines Tages beim Putzen Shelley gesehen und ihn auch gegrüßt habe. Wenig später sei ihr aufgefallen, dass er ja gar nicht im Land war. Kurze Zeit darauf starb er. Während dieser Szene läuft im Hintergrund eine Figur vorbei, die Felix sehr ähnlich sieht und wie wir wissen, wird auch er kurze Zeit nach diesem Gespräch sterben.

Das sind nur zwei der zahlreichen Momente in denen die späteren Handlungsstränge durch kleine Details vorweggenommen werden. Würde es einen Preis geben für das beste Foreshadowing in Filmen, würde ich ihn ohne zu zögern Emerald Fennell zugestehen. Diesen Film erneut zu schauen fühlt sich dadurch an wie eine Schatzsuche, bei der man jedes Mal, wenn man ein neues Detail findet, eine weitere Münze dazu gewinnt. Bei jedem neuen Detail, sei es auch noch so klein, fragt man sich, welche größere Bedeutung dahinterstecken könnte.

[…] is there ever really such thing as an accident?

Oliver Quick (Barry Keoghan)

Filmhighlight 2023?

Für mich ist „Saltburn“ definitiv ein filmisches Meisterwerk, mit dem nur wenige Filme, die ich bisher gesehen habe, mithalten können. Kein anderer Film, den ich 2023 gesehen habe, konnte mit der Faszination, die dieser Film bei mir ausgelöst hat, mithalten. Mal davon abgesehen, dass ich den Film mittlerweile fast zehn Mal gesehen habe, finden sich auch in meinem Alltag Spuren von dem Film wieder. Viele Songs aus dem Soundtrack von „Saltburn“ haben ihren Platz in meiner meistgehörten Playlist gefunden, meine YouTube-Timeline besteht fast nur noch aus Interviews von den Darsteller*innen und Emerald Fennell und von TikTok will ich gar nicht erst anfangen. In den sozialen Netzwerken allgemein hat sich in den letzten Wochen eine regelrechte Fankultur um den Film gebildet, die Theorien austauscht, immer wieder neue Details hervorbringt und mit Hintergrundwissen selbst den kleinsten Details große Bedeutung verleiht.

Tatsache ist einfach, dass ich, obwohl ich mittlerweile Szenen schon mitsprechen kann, immer noch wie gebannt auf den Bildschirm (leider nicht auf die Leinwand) schaue, wenn der Film läuft. Es ist schwer zu erklären, warum und wie diese Faszination entstanden ist. Ich mag es einfach, dass es immer wieder etwas Neues zu entdecken und zu interpretieren gibt, je öfter man den Film schaut.

Ich kann allen, die gerne Psychothriller und Krimiserien schauen oder auch einfach gerne rätseln, nur empfehlen, dem Film eine Chance zu geben.

Beitragsbild: gianfrancodebei auf Pixabay


Eine Liebeserklärung an Tagebücher

Eine Liebeserklärung an Tagebücher

Ich schreibe seit meinem 10. Lebensjahr Tagebuch. Manchmal hole ich meine alten Tagebücher aus meiner Erinnerungsbox raus und blättere durch. In jedem Eintrag finde ich mich – eine jüngere Version meines Selbst, unschuldig und träumend. Die Worte meines jüngeren Selbst sind wie eine Zeitmaschine, die mich zurückführt zu den Momenten des Lachens, der Liebe, aber auch der Herausforderungen, die mich geformt haben. Ein Tanz zwischen Nostalgie und Melancholie, der meine Reise durch die Jugend begleitet.

In den vergilbten Seiten meiner Tagebücher verbergen sich mehr als nur Worte. In ihnen schlummert eine Schatztruhe voller Erinnerungen, eine Reise durch die Gedanken, Träume und Abenteuer meiner vergangenen Ichs. Die befüllten Seiten sind wie Fenster zu den unterschiedlichen Phasen meines Lebens, eine Sammlung von Fragmenten, die meine Jugend einfangen. Es ist, als ob ich in Erinnerungen reise, an die Gedanken, Träume und Abenteuer meines vergangenen Selbst.

Die zarten Linien der Tagebücher tragen die Spuren der vergangenen Jahre. Das Tagebuchschreiben ist für mich wie das Einfangen von verblasster Tinte auf lebendigem Papier. Jede Zeile erzählt von den Farben meiner Emotionen, von den Herausforderungen, die ich gemeistert und den Freuden, die ich gefeiert habe. Es ist ein lebendiges Fotoalbum meiner Vergangenheit, gefüllt mit den schillernden Facetten des Erwachsenwerdens.

Hier sind die Gedanken, die ich nie ausgesprochen habe. Jede Seite atmet Leben, jedes Wort ein Echo meiner Empfindungen. In den Zeilen meiner Tagebücher finde ich Trost, wenn die Worte im Alltag schwer zu finden sind. Es sind nicht nur Worte, die auf dem Papier ruhen; es sind Gefühle, die sich in jeder geschwungenen Kurve und jedem Punkt verbergen. Die Seiten meiner Tagebücher sind wie Fenster zu meiner Seele. Hier kann ich meine Ängste teilen und meine Träume in die Welt hinausschicken. In Tagebüchern liegt die Magie des Festhaltens. Hier finden Vergänglichkeit und Ewigkeit einen gemeinsamen Raum.

Diese Magie liegt nicht nur in den geschriebenen Worten, sondern auch in den kleinen Schätzen, die sie bewahren – wie getrocknete Blumen, Briefe und Bilder. Du musst kein*e Meister*in der Worte sein, um dein eigenes Tagebuch zu starten. Es ist deine Eintrittskarte zu einem persönlichen Abenteuer, wo du deine Gedanken frei fließen lassen kannst. Wer weiß, vielleicht wird auch dein Tagebuch zu einer Schatzkiste voller Erinnerungen, die dich ein Leben lang begleiten. Fang einfach an – dein leeres Buch wartet darauf, mit Geschichten gefüllt zu werden. Dein persönliches Abenteuer beginnt jetzt.

Beitragsbild: Joanna Kosinska auf Unsplash

Mimimi-Mittwoch: Groß sein

Mimimi-Mittwoch: Groß sein

Es ist wieder Mimimi-Mittwoch, was für uns bedeutet, es ist mal wieder Zeit, sich über die Sorgen und Probleme des Alltags auszulassen. Doch heute soll es nicht um Situationen gehen, in denen wir uns immer mal wieder ungerne wiederfinden, sondern um etwas was mich zwar noch nicht mein ganzes Leben lang, aber mittlerweile jeden Tag, den ganzen Tag begleitet. Es geht darum, dass ich ziemlich groß bin.

Zuerst sollte ich hier meine Situation ein wenig umreißen, denn während ich diesen Satz tippe, höre ich euch schon leicht genervt aufseufzen: „Das Problem hätte ich gerne.“ Und ihr habt ein Stück weit Recht. Ich kann grundsätzlich vorwegnehmen, dass „groß sein“ mehr Vorteile als Nachteile mit sich bringt. So kann ich auch für mich festhalten, dass ich lieber ein wenig zu groß, als ein wenig zu klein bin. Und dennoch gibt es oft genug Situationen im Alltag, in denen ich einfach das Gefühl habe zu groß zu sein. Lasst mich erklären…

Was bedeutet „zu groß“ sein?

Das ist eine Frage, die sich nicht so ohne Weiteres beantworten lässt und die vermutlich auch Auslegungssache ist. Außerdem ist zu beachten, dass ich hier nur aus meiner Perspektive urteilen kann. Ich weiß nun mal nicht wie es ist, größer oder kleiner als ich zu sein. Doch wie groß bin ich jetzt eigentlich? Mein Ausweis weist mich als 197cm groß aus. Das ist ein wenig kleiner als das Standardmaß der meisten verbauten Innentüren in Deutschland. Dieses beträgt in der Höhe 198,5cm (1985mm). Hier besteht auch schon das erste Problem, denn die meisten Türen umfasst leider nicht alle Türen. Es passiert nicht oft, aber ich stoße mir im Alltag oft genug den Kopf, um bei den meisten Türen vorsichtshalber zumindest ein wenig den Kopf einzuziehen – es mag nicht immer notwendig sein, aber lohnt sich.

Der öffentliche Personennahverkehr

Wenn es nur Türen wären, die mich im Alltag hin und wieder Schmerz verspüren lassen, bräuchte es diesen Artikel nicht. Die mit Abstand häufigste Situation, in der ich mich inkompatibel mit der Alltagswelt fühle, tritt auf, sobald ich einen Zug, Bus oder auch ein Flugzeug betrete. Das Problem wird schnell klar – wo sollen meine Beine hin? Oft genug kann ich mich mit dem mir zugestandenen Platz arrangieren, jedoch meist mit wenig Spielraum. Ein Bein ausstrecken? Fehlanzeige. Die Beine überschlagen? Keine Chance. Mit den Knien nicht die ganze Zeit gegen den Vordersitz drücken müssen? Geht manchmal. Im Zug ist es dabei am angenehmsten und auch Busfahrten über einige Stunden kann ich so recht unbeschadet überstehen. Wo ich jedoch das Gefühl habe, dass ich sowie alle anderen Menschen über 1,90m schlicht und ergreifend vergessen wurden, sind Billigairlines. Glücklicherweise fliege ich sehr selten. Aber länger als eine Stunde an Board eines Easyjet-Flugzeugs zu verbringen würde ich als eine menschenverachtende Aktion einordnen.

Was soll ich anziehen?

Eine Frage, die ich mir jeden Tag auf´s neue Stelle. Zum Glück hat das eher mit meiner ausgeprägten Entscheidungsunfreudigkeit als meiner Größe zu tun. Tatsächlich ist es nicht unmöglich, an anziehbare Mode für große Menschen zu kommen. Jedoch war das auch ein Prozess und ich musste mir über die Zeit ein paar Tricks und Kniffe aneignen, um die richtigen Sachen zum Anziehen zu finden. Darunter zum Beispiel ganz offensichtlich der Blick auf die Größe. Oberteile unter der Größe XL sind für mich so gut wie immer irrelevant. Und das trotz der Tatsache, dass mein Körperbau weniger einem US-amerikanischen Kühlschrank, sondern eher einem Hutständer oder sowas ähnelt. Aber das größere Problem sind Hosen, da mit einem langen Körper auch lange Beine einhergehen. Die meisten Marken produzieren gar keine Hosen in einer ausreichenden Beinlänge. Ein kleiner Trostpreis sind allerdings meine Füße, denn ein großer Körper bedeutet nicht auch gleich große Füße.

„Spielst du eigentlich Basketball?“

Worüber ich mich wirklich glücklich schätzen kann, ist das äußerst geringe Maß an Diskriminierung, was großen Menschen – zumindest in meiner Erfahrung – zu Teil wird. Besonders verglichen mit Menschen, die aufgrund ihrer Figur oder vermeintlich zu geringen Körpergröße im Alltag diskriminiert werden, kann ich mich diesbezüglich fast schon als privilegiert bezeichnen. Oft ist es sogar umgekehrt – Menschen sind teilweise sogar neidisch auf meine Körpergröße. Eine Frage verfolgt mich allerdings trotzdem überall hin. „Spielst du [eigentlich] Basketball?“ Egal ob entfernte Verwandtschaft, Kommiliton*innen in der Bar oder auch römische Trickbetrüger*innen im Urlaub. Alle denken, dass ich Basketball spielen muss, aufgrund meiner Größe. Zumindest ist das neben „wie groß bist du?“ in den Top 5 Small-Talk-Fragen, die ich so kassiere. Doch auch hier muss ich relativieren und festhalten, es hätte mich auch deutlich schlimmer treffen können.

Problem oder Chance?

Das „Problem des Großseins“, wie ich es im Vorfeld beschrieben habe, würde ich gar nicht so bezeichnen. Zumindest ist es kein Problem in der Hinsicht, dass ich auf der Suche nach einer Lösung bin – die gibt es gar nicht (zumindest keine realistische). Lösungsansätze für die kleinen Probleme, die mir im Alltag so begegnen, habe ich für mich gefunden. Abgesehen davon bin ich mit mir und meiner Körper sehr zufrieden. Außerdem habe ich gar nicht von den ganzen Möglichkeiten gesprochen, die ich durch meine Größe habe. Ganz klassisch angefangen bei Dingen, die auf dem obersten Regal oder oben im Schrank liegen oder dem recht guten Überblick in großen Menschenansammlungen.

Außerdem geht mit Äußerlichkeiten auch immer eine bestimmte Erwartungshaltung der Gesellschaft an das Individuum einher. Wie bereits im vorherigen Absatz angedeutet, sind kleinere Personen (insbesondere die männlich Gelesenen) tendenziell eher Opfer von Diskriminierung aufgrund von Äußerlichkeiten, als sehr große Menschen. Bei weiblich gelesenen Personen könnte es aber auch genau umgekehrt sein. Das ist sehr schade, wie ich finde. Auch bin ich mir nicht sicher, ob ich durch einen solchen Artikel hier diese Tendenz verstärke. In meiner Wunschvorstellung regt dieser Artikel allerdings den Diskurs über Diskriminierung aufgrund der Körpergröße (sowie Äußerlichkeiten allgemein) an und sensibilisiert Menschen bezüglich des Themas.

Beitragsbild: siora18 auf Unsplash

Eine Liebeserklärung an planlose Kunst

Eine Liebeserklärung an planlose Kunst

Ich war früher nie gut in Kunst. Habe schlechte Noten und enttäuschte Blicke gesammelt, mit Anderen und über meine eigenen Schöpfungen geschmunzelt, gelächelt, gelacht. Ich war nie ein Künstler: einfach nicht geboren zum Malen, einfach nicht kreativ oder vielleicht auch einfach plump ungeschickt – vermutlich bin ich es immer noch nicht, will mich jedenfalls nicht so nennen. Bezeichnungen haben etwas vom Durchschnitt Losgelöstes – ich bin „Künstler“ sagt: ich bin kein „Mensch“ – jedenfalls kein einfacher.

Wer Kunst im schulischen Rahmen erlebt, wird selten ihre liebevollen Seiten kennenlernen. Der bittere Geschmack anstehender Benotung und drohender Mittelmäßigkeit begleitet hier jeden Pinselstrich. Deadlines, konkrete Aufgaben und Kriterien lehren keinen gesunden Umgang mit Kunst. Muss ich ein Selbstportrait malen (dabei haben mich abstrakte Bewegungen mehr angesprochen), ist Kreation Arbeit – und Arbeit weiche ich aus. Unterricht lehrt ein Konsumverhältnis zur Kunst, einen Handelswert. Aber wie viele Hobby-Künstler verkaufen schon zielstrebig ihre Gemälde? Und wie viele beginnen ihre Reise mit dieser Intention?

Was ist Kunst?

Kunst nimmt ihren Anfang alltäglich, ohne diese sein zu wollen. Wer gerne telefoniert, oder noch lieber in Lern- und Lauschsituationen abschweift, sich mit dem Kugelschreiber am Rand des Papiers statt dem Anschluss des letzten Buchstaben verirrt, findet auch ohne großartige Ausbildung oder Sinn zum Entstehenden eine Aktivität im Malen – eine Beschäftigung. Der Bleistift am Blockrand ist Kaugummi fürs Gehirn. Das Entstehende ist meist nebulös, kein konkretes Werk, hat keinen Bedarf aufgehangen zu werden. Es wird weggeschmissen, verliert sich unter zahlreichen Blättern und Bleistiftstrichen. Ihre Wertlosigkeit aber macht aus der Kunst plötzlich etwas leichtfälliges – sie hat keinen Anspruch, keine Forderung – und reiht sich Beschäftigungen wie dem Singen im Auto, Tippen der Füße oder Selbstgesprächen ein. Kleine Beschäftigungen – „low effort“ – die den Geist entlasten.

Nimmt ein Mensch sich vor, eine Kurzgeschichte zu verfassen – oder sogar einen Roman – ist der Weg im Gegensatz unübersichtlich steinig. Wie fange ich an? Wo will ich hin? Klingt der Satz gut? Ist das holprig, unschön, unverständlich? Wie heißt mein Charakter? Was treibt ihn an? Was ist Moral, Lehre? Zu große Ideen bringe ich selten umrissen aufs Papier, und noch seltener werden sie fertiggestellt. Ein Tagebuch auf der anderen Seite kann wohl jeder schreiben. Es geht um das eigene Leben – Geschichten hat der Mensch, wie auch visuelle Eindrücke, in seinem Alltag schließlich genug. Es geht um das Niederschreiben, die Handhabung von Stift und Herz – kaum jemand achtet, zurecht, auf Artikulation und rhetorische Figuren. Wer Tagebuch schreibt, schreibt zum Verarbeiten, vom Tag, für sich, schreibt fürs Schreiben. Ich muss es nicht wieder lesen, kann verrotten lassen oder wegschmeißen. Ich kann es verachten und vergessen. Das Buch hat seinen Job getan – seine Berufung erfüllt.

Malen im Rückenwind

Zuhause versuche ich mir einen Teil der Magie des Vorlesungs- oder Telefonatmalens anzueignen und vom Tagebuch zu lernen. Fühle ich mich danach, will ich mich ausdrücken oder einfach etwas tun, wähle ich ein paar halbwegs passende Farben aus, nehme die Leinwand und trage Paste auf, wo ich es gerade fühle. Hier ein Klecks, ein Strich, ein Ast – dann kratz ich es ab, starte neu, verstreiche das Meiste, mische ungezielt, ein Strich, ein Bogen, ein Kreis – ein Berg? – ein Abkratzen. Ich dreh mich weg, sehe Gesichter, starte neu – stehe auf und greife weitere Farben. Entdecke ich auf meiner Leinwand etwas, das ins Auge sticht, arbeite ich es heraus – erweitere das Feature, oder strecke es unter neuen Pigmenten nieder. Aufhören tue ich, sobald ich keine Lust mehr habe. Ohne den Druck, dass etwas bestehen soll, meine investierte Zeit anderen zur Bewertung offenliegt, wird man entspannter – traut sich mehr, trägt Emotionen dick auf – und erschafft manchmal etwas umso Schöneres.

Genau so will ich malen: für den Moment, für das jetzt, für mich. Sich voller Optimismus von Erwartungen zu lösen, keine Ansprüche zu setzen, lässt sich mit Kunst lernen – und auf das Leben anwenden. Ein wenig Übung kann dementsprechend nie schaden.

Also lebt euch aus: Malt Tagebücher und schreibt Bilder.


Beitragsbilder: Florin Strehle

Adventskalender Türchen 14: Eine Liebeserklärung an die Winterzeit

Adventskalender Türchen 14: Eine Liebeserklärung an die Winterzeit

Leise rieselt der Schnee.. Es ist wieder soweit. Die Winterzeit ist da, die dicken Winterklamotten wurden aus dem Keller wieder hochgebracht, die Ohrenwärmer und der dicke Schal ergänzen nun unser Outfit. Winterzeit heißt auch die Zeit der Verbundenheit, also: Lasst uns gemeinsam diese Zeit feiern, eine Zeit, die nicht nur frostige Temperaturen und klirrende Winde, sondern auch eine einzigartige Schönheit und einen unvergleichlichen Zauber mit sich bringt. In den Weihnachtsferien offenbart sich für mich mehr als nur eine Pause vom Alltag – es ist eine Zeit der Ruhe, des Zusammenkommens und der Magie.

Die festliche Atmosphäre der Weihnachtsferien

Die festliche Atmosphäre der Weihnachtsferien ist für mich wie ein Zauber, der sich über die Welt legt. Die Straßen erstrahlen im warmen Glanz von Lichterketten und funkelnden Sternen. Überall verbreitet sich eine Atmosphäre der Freude und des Miteinanders. Der Duft von Tannennadeln und Zimt hängt in der Luft und kitzelt die Sinne, während sich das Knistern von brennenden Kerzen in den Häusern mit dem Lachen und den fröhlichen Gesprächen der Menschen vermengt.

Es ist die Zeit der festlich geschmückten Schaufenster, in denen sich funkelnde Weihnachtsdekorationen spiegeln. Die Geschäfte sind erfüllt von aufgeregten Menschen, die nach dem perfekten Geschenk suchen, und die Straßen sind lebendig mit dem Klang von Weihnachtsmusik. In dieser Zeit verschwimmen die Grenzen zwischen Fremden, und ein Gefühl der Verbundenheit breitet sich aus.

Die festliche Atmosphäre der Weihnachtsferien erreicht ihren Höhepunkt in den liebevoll dekorierten Wohnungen und Häusern. Lichterketten schmücken die Fenster, der festlich geschmückte Weihnachtsbaum strahlt im Mittelpunkt des Raumes. Gemeinsames Dekorieren und das Auspacken von lang gehegten Weihnachtsdekorationen werden zu liebgewonnenen Traditionen, die das Zuhause in einen Ort der Geborgenheit und des Glücks verwandeln.

Die festliche Tafel, reich gedeckt mit Leckereien, wird zum Mittelpunkt gemeinsamer Mahlzeiten. Die Freude am Schenken und Beschenkt-Werden verleiht der Atmosphäre eine einzigartige Herzlichkeit. Und wenn sich die Familie um den festlich gedeckten Tisch versammelt, entsteht ein Moment der Harmonie und des Glücks, der die Bedeutung von Liebe und Zusammenhalt unterstreicht.

Die Atmosphäre der Weihnachtsferien ist für mich nicht nur eine äußere Erscheinung, sondern ein Gefühl, das tief in die Herzen der Menschen eindringt und sie verbindet. Es ist die Zeit, in der wir uns an die Werte der Liebe, des Mitgefühls und der Großzügigkeit erinnern und diese mit unseren Liebsten teilen. Diese magische Stimmung ist es, die den Winter und die Weihnachtszeit zu einer unvergesslichen Zeit der Wärme und Geborgenheit macht.

Ja, draußen ist es kalt, aber diese Kälte eröffnet uns die Möglichkeit, uns einzukuscheln und die Wärme gemeinsam zu genießen. Die klare Luft, der glitzernde Schnee unter unseren Füßen – es ist, als ob die Welt für einen Moment stillsteht, um Platz für die Magie des Winters zu machen. Die Winterabende sind wie gemalte Leinwände, auf denen die Sterne in der klaren Nacht tanzen.

Winterliche Abende vor dem Kamin

Gemeinsam vor dem Kamin zu sitzen, in flauschige Decken gewickelt, das Knistern des Feuers im Hintergrund – das sind die kleinen Augenblicke, die den Winter für mich so besonders machen. Die Flammen werfen ein sanftes Licht. Die Wärme des Feuers breitet sich aus und vertreibt die Kälte des Winters. Die Flammen tanzen im Rhythmus der Geschichten, die wir teilen, und die Funken des Feuers spiegeln sich in unseren Augen wider. Die winterliche Kälte draußen wird durch die gemeinsame Wärme drinnen zur unwichtigen Nebensache, während wir uns in der Intimität des Kaminlichts verlieren.

Es sind die Geschichten, die an solchen Abenden zum Leben erwachen. Geschichten von vergangenen Abenteuern und gemeinsamen Erlebnissen. Der Kamin wird zum Hintergrund für unsere Gedanken und Träume. Wir tauchen in die Vergangenheit ein und träumen von der Zukunft, während das Knistern des Feuers uns begleitet.

Der Duft von brennendem Holz vermengt sich mit dem Aroma von dampfendem Tee oder heißer Schokolade. Mmm.. Tassen klirren leise, und der Dampf steigt auf, während wir die winterliche Stille durchbrechen. Es sind die winterlichen Abende vor dem Kamin, die uns in einen Zustand der Gelassenheit versetzen. Die Welt draußen mag kalt und unberechenbar sein, aber hier, in unserer kleinen Oase vor dem Kamin, erfahren wir ein Stück Paradies. Es ist die Art von Abenden, die Erinnerungen schaffen und die uns daran erinnern, dass es in der Einfachheit des Augenblicks eine Fülle von Glück gibt. In diesen Momenten wird der Winter nicht nur erträglich, sondern zu einer Zeit des gemeinsamen Wohlbefindens und der Liebe.

Winterliche Reflexion und Vorfreude auf das Neue Jahr

In den letzten Tagen des Jahres, zwischen den festlichen Feierlichkeiten und den gemütlichen Stunden vor dem Kamin, entfaltet sich eine Zeit der winterlichen Reflexion. Der Glanz der Weihnachtslichter verblasst allmählich, und ein stiller Moment der Besinnung tritt ein. Wir schauen zurück auf das vergangene Jahr, auf die Höhen und Tiefen, die uns geprägt haben. Jeder Augenblick wird zu einem funkelnden Stern in der Erzählung unserer Geschichte.

In dieser Zeit der Rückbesinnung wird der Blick nach vorne gerichtet – auf die unbeschriebenen Seiten des neuen Jahres, die sich vor uns ausbreiten. Wir stehen an der Schwelle des Unbekannten, und die Vorfreude auf das, was kommen mag, erfüllt uns mit einem Gefühl der Neugier und Aufregung. Es ist eine Zeit, in der wir uns bewusst werden, wie kostbar die gemeinsamen Momente sind. Die Erfahrungen, die wir geteilt haben, werden zu Bausteinen, die die Brücke in das Neue Jahr tragen.

Möge das kommende Jahr genauso reich an Liebe, Wärme und gemeinsamen Abenteuern sein wie der Winter, den wir gerade erleben! <3

Beitragsbild: Laura Schirrmeister

Adventskalender-Türchen 4: moritz.playlist: Rolf Zuckowski

Adventskalender-Türchen 4: moritz.playlist: Rolf Zuckowski

Musik – Töne mit Zusammenhang, oder gerne auch ohne. Im Prinzip systematischer Krach. Jede*r hat schon mal Musik gehört, aber was ist die Geschichte hinter den einzelnen Stücken, auch Lieder genannt, und womit verbinden wir sie? Was lösen sie in uns aus, und wer hat sie erschaffen? webmoritz. lässt die Pantoffeln steppen, gibt vor, was angesagt ist, und buddelt die versteckten Schätze aus. Unsere Auswahl landet in eurer moritz.playlist.

Die Vorweihnachtszeit ist geprägt von thematisch passender Musik, welche im Radio und auf Weihnachtsmärkten auf- und abgespielt wird. Ein deutscher Künstler hat es dabei geschafft, Generationen mit seinen Weihnachts- sowie auch Kinderliedern zu prägen: Rolf Zuckowski. Mit seinen Liedern hat er seit über 40 Jahren nicht nur die Kindheit vieler musikalisch untermalt, sondern den Kindern auch durch kleine versteckte Lehren das alltägliche Leben nähergebracht. 

Musikalischer Anfang

Rolf Zuckowski wurde am 12. Mai 1947 in Hamburg geboren. Schon während seiner Schulzeit sammelte er mit seiner Band „The beAthovens“ musikalische Erfahrungen. Diese gewann im Jahr 1966 bei einem Bandwettbewerb nicht nur einen Plattenvertrag, sondern bekam auch die Möglichkeit, im Vorprogramm der „Beach Boys“ aufzutreten. Im darauffolgenden Jahr erschien das erste und einzige Album der Band mit dem Titel „Happy To Be Happy“, bevor sich die Band 1968 letztendlich auflöste. 
Zuckowski studierte nach seiner Schulzeit Betriebswirtschaftslehre in Hamburg und schloss das Studium 1972 mit Diplom ab. Anschließend wurde er Assistent der Geschäftsführung im Musikverlag Hans Sikorski. Er schrieb Texte für andere Künstler und konnte sich als Produzent und Dirigent über Erfolge beim Eurovision Song Contest freuen.

Vom Familienvater zum erfolgreichen Kinderliedermacher 

Mit der Geburt seiner Kinder in den 1970er Jahren wandte sich Zuckowski immer mehr der Kindermusik zu. Seine Kinder sangen auch viele der Lieder mit ihm zusammen ein und sind auf den Alben zu hören. 
Zuckowski wollte mehr Alltägliches in die Welt der Kinderlieder einführen, da nach seinem Geschmack die alten Lieder wenig mit dem zu tun hatten, was die Kinder im Alltag erlebten. Seine Musik handelt von Themen wie den unterschiedlichen Jahreszeiten und ihren Festen, der Natur, dem Umgang miteinander sowie auch Verkehrssicherheit. Er versucht außerdem, durch Lieder wie Ich schaff‘ das schon, welches durch seinen Sohn inspiriert ist, den Hörer*innen Mut zu machen und ihnen wieder aufzuhelfen. 

Sein erstes Album für Kinder, „Rolfs Vogelhochzeit“, produzierte er im Jahr 1977.  Das Album basiert auf der Bilderreihe „Der Vogelkreislauf“ von Peter Meetz, einem weiteren ehemaligen Bandmitglied der „The beAthovens“. Die Bilder hat dieser im Rahmen seines Studiums zum Graphikdesigner erstellt. Zuckowski kreierte basierend auf diesen Bildern eine Liedergeschichte, die von einem Vogelmännchen handelt, welches nach einem Weibchen sucht und nach erfolgreicher Suche mit ihm Hochzeit feiert. Das Vogelpärchen bekommt Nachwuchs, welcher am Ende der Geschichte auch nach einem Partner sucht.  Der Name „Rolfs Vogelhochzeit“ wurde ausgewählt, um sich von der traditionellen Vogelhochzeit abzugrenzen. Das Album war sehr erfolgreich und wurde Ende der 1980er für das Kinderprogramm des ZDF verfilmt. 

Durch Sendungen beim Radio Luxemburg sowie Auftritte bei der Fernsehsendung „Wetten, dass…?“ stieg der Bekanntheitsgrad von Zuckowski in den 80er Jahren rasant an. Lieder wie Du da im Radio sowie …und ganz doll mich erlangten große Bekanntheit. 
Vor 40 Jahren, im Jahr 1983, entstand aus der Feder von Peter Maffay, Rolf Zuckowski und Gregor Rottschalk der kleine grüne Drache Tabaluga, der die Welt entdeckt. Die drei entwickelten um die Figur ein Rockmärchen für Kinder, welches zunächst nur ein Album werden sollte, aber aufgrund des Erfolges wird die Geschichte um den kleinen Drachen bis heute immer noch weitererzählt.

Eines seiner bis heute erfolgreichsten und gleichzeitig eines der erfolgreichsten deutschen Weihnachtsalben ist das 1987 erschiene Album „Winterkinder“. Neben eigenen neuen Liedern finden sich auf diesem Album auch Cover von traditionellen Weihnachtsliedern wie Leise rieselt der Schnee oder Kling Glöckchen. Das Album behandelt Themen wie das sehnsüchtige Erwarten von Schnee (Winterkinder), das Chaos in der Küche, welches beim Plätzchenbacken entsteht (In der Weihnachtsbäckerei) und die generelle Vorfreude auf Weihnachten (Auf der Suche nach Weihnachten). Seit 2010 findet sich das Album jährlich zur Weihnachtszeit in den deutschen Top 100 Albumcharts wieder und ist eines der meistverkauften Weihnachtsalben in Deutschland. 

Rolf Zuckowski veröffentlichte außerdem neben seiner Kindermusik seit 1985 auch Alben für Erwachsene und gründete 1995 sein eigenes Musiklabel „Musik für dich“.  Insgesamt veröffentlichte er über 40 Studioalben und zusätzlich dazu noch Noten, Bücher und Musikfilme. Er war regelmäßig auf Tour und trat in Fernsehsendungen auf, bevor er sich 2012 aus dem Showgeschäft zurückzog. Seitdem tritt er nur noch vereinzelt zu besonderen Anlässen beziehungsweise für gemeinnützige Zwecke auf.  2022 erschien seine Biografie „Ein bisschen Mut, ein bisschen Glück. Mein musikalisches Leben“, in der er auf über 40 Jahre Musikkarriere zurückblickt. 

Soziales Engagement

Neben seiner Musik ist Zuckowski auch sozial sehr engagiert. Abseits der Musik setzt er sich im Sinne der Kinder ein. So unterstützt er unteranderem die SOS-Kinderdörfer und mehrere Kinderhospize. 
Des Weiteren setzt sich Zuckowski für die musikalische Förderung junger Musiker*innen und Kinder ein. Dafür gründete er die Stiftung „Kinder brauchen Musik“, diese setzt sich unter anderem dafür ein, dass auch Kinder aus benachteiligten Verhältnissen die Möglichkeit bekommen, Musik zu machen und zu erleben. Für seinen unermüdlichen Einsatz für die musikalische Bildung wurde er 2005 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande gewürdigt und bekam 13 Jahre später das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. 

In der Weihnachtsbäckerei

Das wohl bekannteste Weihnachtslied Rolf Zuckowskis, das man mittlerweile auch als Klassiker deutscher Weihnachtsmusik bezeichnen kann, ist das Lied In der Weihnachtsbäckerei. Es erschien 1987 auf dem Album „Winterkinder“ Entstanden ist das Lied auf einer Autofahrt, nachdem Zuckoswkis Frau ihm am Telefon erzählt hat, dass sie und die Kinder gemeinsam Plätzchen backen.

Ich verbinde kein anderes Lied so sehr mit der Vorweihnachtszeit wie dieses. Bereits wenn die ersten Töne erklingen, bekomme ich ein nostalgisches Gefühl, welches mit dem Geruch von frisch gebackenem Stollen sowie dem Glücksgefühl, erfolgreich den rohen Keksteig aus der Schüssel auf dem Küchentisch stibitzt zu haben, verbunden ist. 
Das Lied handelt vom Chaos, welches beim Plätzchenbacken ohne Rezept entsteht, da dieses abhandengekommen ist. Letztendlich verbrennen den Bäcker*innen die Plätzchen im Ofen, aber dennoch wird der Zuhörenden die Freude am gemeinsamen Backen vermittelt. Außerdem sind kleine Lehren für Klein und Groß in den Text mit eingebaut, wie zum Beispiel vorsichtig mit Eiern umzugehen oder sich die Hände zu waschen. 

„Sind die Finger rein? 
Du Schwein.“ 

In der Weihnachtsbäckerei (1987)

Aus dem Lied entstand 2019 das gleichnamige Musical, welches zur Weihnachtszeit aufgeführt wird. Es handelt von drei Geschwistern, deren Eltern aufgrund von Schnee nicht rechtzeitig nach Hause kommen können, um die Weihnachtsleckereien zu backen. Mit viel Chaos und Improvisation übernehmen deshalb die Kinder diese Aufgabe. 

Es schneit 

Ebenfalls auf dem Album „Winterkinder“ erschien das Lied Es schneit. Es handelt von der kindlichen Freude, die entsteht, wenn die Umgebung von einer Schneedecke bedeckt ist und die graue triste Welt durch eine glitzernde weiße Pracht ersetzt wurde. 

„Aus grau wird weiß, aus laut wird leis
Die Welt wird zugedeckt
Und von der Frühlingssonne
Wird sie wieder aufgeweckt“

Es schneit (1987)

Zuckowski erfasst in dem Lied die Gedanken, die Kinder beim Anblick von Schnee bekommen: ans Rodeln, Schneemänner-Bauen und an Schneeballschlachten. 

Zuckowski schafft es, in seinen Liedern nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen Freude auch in tristeren Zeiten zu schenken, was seine Musik für mich immer besonders machte. Die Musik von Rolf Zuckowski ist ein großer Teil der Kindheit von vielen und ruft bei Erwachsenen nostalgische Gefühle hervor. Doch auch wenn man nicht mit seiner Musik aufgewachsen ist, kann ich nur empfehlen, sich ein paar seiner Lieder anzuhören und vor allem während der Weihnachtszeit nicht auf das Album „Winterkinder“ zu verzichten. 

Beitragsbild: Laura Schirrmeister