“Es ist nie zu spät für bürgerschaftliches Engagement”

Das Podium der Diskussion über "Zukunftsaussichten bürgerschaftlichen Engagements."

Im Jahre 2008 begrüßte die Greifswalder Stadtverwaltung die Pläne der Bürgerinitiative Stralsunder Straße 10, “StraZe”, in dem seit Ende 2007 im Besitz des Petruswerks befindlichen Gebäude ein Kultur- und Initiativenhaus errichten zu lassen. Dennoch muss die Bürgerinitiative nach wie vor um den Erhalt des Hauses ringen.

Welche Zukunftsaussichten gibt es also für bürgerschaftliches Engagement in Greifswald? Welche Rolle kann die Universität, die zwischen 1924 und 2007 Besitzer des Hauses war, dabei übernehmen? Wer hat in dieser Frage überhaupt noch Handlungsmöglichkeiten?

Über diese und viele weitere Fragen diskutierten Donnerstagabend im Pommerschen Landesmuseum Professor Michael Herbst, Prorektor der Ernst-Moritz-Arndt Universität, die Bürgerschaftsabgeordneten Andreas Kerath (SPD), Gerhard Bartels (Die Linke.), Stefan Fassbinder (Bündnis 90/ Grüne), Dirk Grah (GLS-Bank Hamburg), sowie Antje Post vom Landesjugendring. Thomas Schmidt nahm als Vertreter des Kultur- und Initiativenhauses Greifswald e.V. an der Diskussion teil. Vertreter der Bürgerschaftsfraktionen der CDU und FDP seien angefragt worden, einige hätten abgesagt, andere nach Angaben Schmidts hingegen nicht auf die Einladung reagiert.

Oberbürgermeister Arthur König sowie seine Beigeordneten waren aus terminlichen Gründen verhindert und konnten nicht an der Veranstaltung teilnehmen. Ebenfalls absagen mussten der Greifswalder Landtagsabgeordnete Mathias Lietz (CDU) und die Bundestagsabgeordnete Sonja Steffen (SPD). Die Diskussion fand unter der Moderation von Thorsten Erdmann, freier Mitarbeiter beim Norddeutschen Rundfunk, statt. Die Veranstaltung war mit etwa 60 Besuchern gut besucht und einige Gäste beteiligten sich rege an der Diskussion. Darunter unter anderem Michael Steiger, ehemaliger Abgeordneter der Greifswalder Grünen in der Bürgerschaft und Oskar Gulla, Vorsitzender der Bürgerinitiative “Kein Steinkohlekraftwerk in Lubmin”.

“Eine offene Gesellschaft ist verdammt notwendig.”

Oskar Gulla pädiert für mehr Bürgerbeteiligung

“Die Parteien, die hier sitzen, sind schon für uns offen. Das Problem sind die Parteien, die nicht hier sitzen”, kritisierte Oskar Gulla das Fehlen von Vertretern des konservativen und liberalen Lagers. “Es ist immer wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger mit einbezogen werden”, betonte Gulla mit Hinblick auf die Diskussion. “Eine offene Gesellschaft ist verdammt notwendig. Und das ist mein Anliegen”, beendete er sein Plädoyer für die Förderung bürgerschaftlichen Engagements.

Alle Debattierenden waren sich im Laufe der Diskussion darin einig, dass die Kommunikation zwischen Bürgerschaft, Bürgerinnen und Bürgern, sowie der Stadtverwaltung verbessert werden müsse. Antje Post forderte die Kommunalpolitik dazu auf, eine Engagementstrategie zu entwickeln. Es müsse darüber hinaus eine Infrastruktur für bürgerschaftliches Engagement geschaffen werden. “Die Verwaltung muss auch einen anderen Blick auf die Bürgerinnen und Bürger bekommen”, erklärte sie mit Hinblick auf die im Laufe der Debatte mehrfach kritisierte Kommunikation zwischen Stadtverwaltung und Bürgern. Stefan Fassbinder hob in diesem Zusammenhang hervor, dass Politik und Verwaltung frühzeitig Bürgerinnen und Bürgern Foren bieten müssten.

Die richtige Idee, der richtige Zeitpunkt und der richtige Medienpartner

Voraussetzung für bürgerschaftliches Engagement sei die richtige Idee, der richtige Zeitpunkt und der richtige Medienpartner um das Projekt zu verbreiten, meinte Dirk Grah von der GLS-Bank, die mit dem StraZe-Verein zusammen arbeitet.

“Einrichtungen, die bürgerschaftliches Engagement unterstützen, gibt es kaum noch, da Geldmittel gekürzt werden”, kritisierte Michael Steiger die Politik der vergangenen Jahre. Alle beteiligten waren sich weitgehend darin einig, dass diese Politik hinderlich für bürgerschaftliches Engagement sei, wenngleich sie oftmals auf kommunaler Ebene aus Sachzwängen heraus resultiere.

Gerhard Bartels von den Linken setzte im Laufe der Diskussion vorwiegend auf Demonstrationen zur Verhinderung des Abrisses der Stralsunder Straße zehn.”In Stuttgart gehen die Leute auf die Straße. Das brauchen wir auch. Nicht nur bei der Stralsunder Straße”, so Bartels weiter. Aus dem Publikum richtete sich im Folgenden die Frage an den Linkspolitiker, ob er auch Vorschläge dafür hätte, Gestaltungsräume für Bürgerinnen und Bürger zu schaffen. Schließlich bedeute bürgerschaftliches Engagement nicht nur, bestimmte Prozesse zu verhindern, sondern selbst in das gesellschaftliche Leben gestaltend einzugreifen. Als eine Möglichkeit bürgerschaftlichen Engagements wurde im Podium die verstärkte Einberufung von Bürgerforen erwähnt.

Universität am Erhalt der Stralsunder Straße interessiert

Prorektor Herbst betonte, dass die Universität an einem Erhalt des Gebäudes interessiert sei.

Als Vorbild bürgerschaftlichen Engagements in Greifswald erwähnten Vertreter von SPD, Die Linke. und Bündnis 90/ Die Grünen den Widerstand der Bürgerinnen und Bürger gegen die Neonaziaufmärsche in den 90er Jahren. Prorektor Michael Herbst verwies auf die Mobilisierung der Bevölkerung vor fünf Jahren, als es darum ging, den Erhalt der Philosophischen Fakultät zu sichern. “Wir verkauften das Gebäude an das Petruswerk in der Hoffnung, dass es genutzt und saniert wird”, betonte der Prorektor in Hinblick auf den Streit um das Kulturhaus. “Wir waren an dem Erhalt des Gebäudes interessiert und sind es jetzt noch, auch wenn wir es selbst nicht nutzen können.”

Am Ende der etwa zweistündigen Diskussion, an der sich auch das Publikum rege beteiligte, musste der Moderator jedoch resümieren, dass keiner, der im Streit um das Gebäude in der Stralsunder Straße Involvierten, direkt mit dem Petruswerk kommunizierte. Sowohl Initiativenvertreter, als auch Bürgerschaftsabgeordnete bezogen die jüngsten Informationen ausschließlich aus dem Bericht von Eckard Oberdörfer der Ostsee Zeitung. Er empfahl daher dem Podium, dass sich die Verantwortlichen mit dem Petruswerk an einen Tisch setzen, und das Thema in einer Art “Elephantenrunde” diskutieren sollten. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Lovis-Festwoche statt.

Fotos: Marco Wagner

Stromausfall legt Greifswald lahm

Kein Strom am Freitag Vormittag.

Am Vormittag des 8. Oktober lag ganz Greifswald lahm. Der Grund: Ein flächendeckender Stromausfall. Die Hanse- und Universitätsstadt, sowie die Umgebung hatten etwa eine Stunde lang keinen Strom. Die Ursache ist bislang noch unklar, wird aber im Laufe des Tages vermutlich bekannt gegeben. Bei den Stadtwerke war nur soviel bekannt: Einen Knall habe es im Umspannwerk Greifswald in der Gützkower Landstraße gegeben, es bildeten sich dicke Rauchschwaden, die Feuerwehr rückte an.

Die Folge: Ampeln fielen aus, die Dompassage war komplett dunkel und ruhig, ein wenig chaotisch wurde die Europakreuzung, einige Geschäfte schlossen bereits vormittags. Gegen 11.45 Uhr gab es dann, zumindest in Greifswald, wieder Strom. Bei neueren Entwicklungen informiert der webMoritz in Kürze.

Fotos: Christine Fratzke

Update 14:30

Die Stadt teilt in einer Pressemitteilung am frühen Nachmittag mit, dass es eine Explosion im Umspannwerk gegeben habe, bei der es brannte und etwa 20 Liter Öl, welches sonst zur Kühlung benutzt werde, ausgelaufen sei. Die Umweltabteilung der Stadt habe allerdings keine Gefährdung der Umwelt feststellen können. Weiterhin ist der Mitteilung zu entnehmen, dass Banken und Geschäfte geschlossen wurden – auch Fahrstühle steckten fest. Die Ursache für die Explosion sei noch nicht geklärt, allerdings habe die Polizei die Ermittlungsmaßnahmen aufgenommen.

Vom Stromausfall betroffen waren auch, laut der Pressestelle Greifswald, Wolgast und die Insel Usedom. Allmählich wurden die Regionen wieder mit Strom versorgt.

Podiumsdiskussion über Zukunftsaussichten für bürgerschaftliches Engagement

Die Stralsunder Straße 10 gehört dem Petruswerk und ist seit langem eine stadtbildprägende Ruine.

Seit über zwei Jahren kämpft der Verein StraZe e.V. um den Erhalt des Kulturhauses in der Stralsunder Straße 10. Ausschlaggebend für die Gründung der Bürgerinitiative sind Pläne des gegenwärtigen Inhabers, das Gebäude abreißen zu lassen. Nach jahrelangem Kampf um die Rettung des Gebäudes zieht die Initiative nun im Rahmen einer Podiumsdiskussion unter dem Motto “Zukunftsuassichten für bürgerschaftliches Engagement” am 7. Oktober ab 18 Uhr Bilanz ihrer bisherigen Arbeit. Es wird sich vor allem mit der Frage auseinander gesetzt, wie sich das Verhältnis von Verwaltung, Politik und Bürgern ändern sollte, damit bürgerschaftliches Engagement in Greifswald weiterhin Spaß mache. Schließlich scheitere, manches Vorhaben “nicht an Ideen, Verantwortungsbereitschaft oder am Geld. Sondern daran, dass Verwaltung, Politik und Bürger nicht die gleiche Sprache sprechen”, meinen die Veranstalter der Podiumsdiskussion in einer Pressemitteilung.

Bisher haben Sonja Steffen (SPD), Mitglied des Bundestages, Vertreterinnen und Vertreter der Fraktionen der Greifswalder Bürgerschaft, Professor Dr. Michael Herbst, Prorektor der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald, Dirk Grah von der GLS-Bank Hamburg, Antje Post vom Landesjungendring sowie Thorsten Erdmann vom Norddeutschen Rundfunk zugesagt. Letztgenannter wird die Veranstaltung moderieren. Greifswalds Oberbürgermeister Dr. Arthur König wurde ebenfalls eingeladen, sagte seine Teilnahme allerdings aus terminlichen Gründen ab. Wie das Sekretariat des Oberbürgermeisters dem webMoritz mitteilte, sind auch die Beigeordneten terminlich verhindert. Ebenfalls aus terminlichen Gründen abgesagt hat Matthias Lietz, Greifswalder Abgeordneter im Bundestag.

Die Podiumsdiskussion ist Teil der Veranstaltungsreihe im Rahmen des zehnjährigen Bestehens des Traditionsseglers und Jugendvereins Lovis e.V.. Veranstalter ist der Verein Kultur- und Initiativenhaus Greifswald e.V.. Die Diskussion soll nach Angaben der Organisatoren “offen erfolgen, in die Zukunft gerichtet sein und Erfahrungen anderer Verbände und Initiativen ausreichend Raum geben.”

Wie die Ostsee-Zeitung vergangenen Freitag mitteilte, scheint der Abriss des Gebäudes vorerst “vom Tisch” zu sein. Demnach soll der Verein Kultur- und Initiativenhaus die Chance erhalten, das Gebäude denkmalgerecht zu sanieren. Das Petruswerk, gegenwärtiger Inhaber des Gebäudes, muss nun innerhalb der nächsten sechs Wochen dem Verein ein entsprechendes Angebot zur Sanierung unterbreiten. Eine endgültige Entscheidung über die Restaurierung des Gebäudes wird die untere Denkmalschutzbehörde fällen. Zwar ist der Inhaber verpflichtet, ein denkmalgeschütztes Gebäude zu erhalten, allerdings nur, solange sich eine Sanierung als wirtschaftlich erweist. Sollte der Verein kein wirtschaftliches Sanierungskonzept für das Gebäude vorlegen können, so ist ein Abriss des Gebäudes durch das Petruswerk  nach wie vor möglich.

Fotos: Gabriel Kords (Pommersches Landesmsueum, webMoritz-Archiv), Carsten Schönebeck (Stralsunder Straße 10, webMoritz-Archiv)

Vortrag: Frauen in Führungspositionen

Die Mehrheit der Greifswalder Studierendenschaft ist weiblich: So waren im Wintersemester 2009/2010 unter den 12.300 Studierenden 7.290 Frauen und 5.014 Männer. Doch nach dem Hochschulabschluss sind die Chancen für Frauen und Männer immer noch nicht gleich, vermehrt wird über die Einführung von Frauenquoten in Führungspositionen diskutiert.

Frauen in Führungspositionen - der Flyer zum Vortrag

Am Donnerstag, dem 7. Oktober, gibt es einen Vortrag zur Thematik. Dieser beschäftigt sich mit den Fragestellungen, welche Regelungen es gibt, um ein gleichberechtigtes Teilhaben von Frauen im beruflichen Alltag zu gewährleisten, inwiefern diese genutzt werden und was anders werden muss, damit Frauen mit Universitätsabschluss gleichberechtigt arbeiten können. Auch sollen Tipps für das Studium von den Referentinnen Kirstin Drenkhahn, unter anderem Mitglied des Fakultätsrats an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät, und Katja Rodi, Gleichstellungsbeauftragte an der selben Fakultät, gegeben werden.

Der Vortrag beginnt um 10 Uhr, in der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät (Domstraße 20), im Seminarraum 109. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Arbeitskreis Kritischer JuristInnen (AKJ) mit Unterstützung des Fachschaftsrats Jura und dem Interdisziplinären Zentrum für Frauen- und Geschlechterstudien.

Flyer: Veranstalter

Jubiläum nach 60.000 Seemeilen: Die Lovis wird zehn

Das Dampfschiff "Malmö" wurde zum Frachtlogger "Lovis" umgebaut: Sie feiert nun ihren zehnten.

Ein Segelschiff, dass sein zehnjähriges Jubiläum feiert, obwohl es eigentlich über hundert Jahre alt ist: Die Lovis. Ursprünglich stach sie seit 1897 als Dampfschiff “Malmö” in die See. Bei der Suche nach einem Basisschiff für den Nachbau eines Frachtloggers durch den BÖE e.V. stießen die Vereinsmitglieder genau hundert Jahre später auf den Rumpf der “Malmö”, der den ursprünglichen Abmessungen des Frachtloggers “Wilhelm Lühring” entsprach.

Seit zehn Jahren ist das zur “Lovis” umgebaute fast 30 Meter lange Schiff nun im Ostseeraum unterwegs. Sie legte in der Zwischenzeit 60.000 Seemeilen zurück, befuhr nahezu die gesamte Ostseeküste und legte unter anderem in Spitzbergen und St. Petersburg an. In den Fjorden Norwegens, vor der Küste Großbritanniens und im Balitkum wurde die “Lovis” in den vergangenen zehn Jahren ebenfalls gesichtet.

Die Lovis: Ein “sozialer Experimentierraum”

Die Lovis ist nicht nur ein Schiff, sie ist vor allem auch “ein Ort”, an dem “über die Gesellschaft” nachgedacht wird und sie gestaltet werden kann. Die Vereinsmitglieder wollen den Reisenden Mut machen, sich einzumischen, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Dabei fand in den vergangenen Jahren ein reger Austausch mit anderen Gruppen und Initiativen statt. Dabei ist eine Mischung aus “sehr verschiedenen Reisen und Aktionsformen” entstanden. Der Frachtlogger soll jedoch nicht nur “sozialer Experimentierraum” sein. Den Reisenden soll auch die traditionelle Seeschifffahrt nahegebracht und das Leben auf dem Wasser erlebbar gemacht werden.

Zur Zeit liegt die Lovis im Greifswalder Museumshafen und lädt täglich zu zahlreichen Veranstaltungen anlässlich des zehnjährigen Bestehens ein. So wird heute Abend um 20 Uhr in der Museumswerft Jaques Cousteaus Dokumentarfilm “Die schweigende Welt” gezeigt.Tobias Kniebe schreibt in der Süddeutschen Zeitung unter anderem folgendes über den Film:

“Heute scheinen alle Wunder der Ozeane abgefilmt zu sein, in Breitwandauflösung und für ein Millionenpublikum. Diese Dokumentation aber ist der Ursprung, die Pioniertat, der erste kollektive Blick der Menschen in die Tiefe der Unterwasserwelt. Geschaffen hat sie der Mann, der das moderne Tauchen zehn Jahre zuvor erst erfunden hatte: „Le Commandant” Jacques-Yves Cousteau. Ein hagerer, zäher, ewig rauchender Erzähler, der uns auf sein Forschungsschiff Calypso mitnimmt.(…) Und also bekommen wir eine Menge Dinge zu sehen, die im Jahr 1956 schlichtweg sensationell waren und auch heute noch ihre Magie entfalten: Hunderte Delphine zum Beispiel, die neben dem Schiff ein wahres Ballett aufführen, schnelle Unterwasserscooter, die spätere Tauchsequenzen bei James Bond inspirierten, freundliche Meeresschildkröten, einen tanzenden Zackenbarsch, einen Monsun auf hoher See, ein versunkenes Wrack. Als Cousteau mit diesen Aufnahmen zu den Filmfestspielen von Cannes kam, räumte er gleich die Goldene Palme ab, später kam noch der Oscar dazu – eine Legende war geboren. Und Louis Malle, seinem erst 23-jährigen Unterwasserfotografen und Koregisseur, sollte ebenfalls eine große, wenn auch ganz andere Karriere beschieden sein.”

Jubiläumsfeier, Filme, Fahrten auf den Bodden

An Bord der "Lovis"

Am Dienstag, dem 5. Oktober, geht es im Rahmen des Energiewende-Thementages auf den Greifswalder Bodden hinaus. Menschen, die in Mecklenburg-Vorpommern eine Energiewende hin zu regenerativen Energien vorantreiben wollen, sind an diesem Tag an Bord des Frachtloggers gut aufgehoben.

Um 21 Uhr wird dann auf der Museumswerft erneut ein Dokumentarfilm gezeigt, in dem es unter anderem auch um die Lovis geht: So reiste Henrike Wegener mit der Lovis im Jahre 2009 zum Klimagipfel in Kopenhagen. Kim Nguyen startete von Australien aus mit dem Fahrrad in Richtung Dänemark. Beide Reisen wurden von der Regisseurin Lena Kampf auf Film gebannt. Im Anschluss stellen sich Lena Kampf und Henrike Wegener den Fragen des Publikums.

Bei Kaffee und Kuchen kann man Mittwoch, dem 6. Oktober, zwischen 15 und 18 Uhr die Lovis näher kennen lernen. Um 19 Uhr wird dann Kapitän Stefan Schmidt von der Kap Anamur im Literaturzentrum Koeppenhaus anwesend sein. Er rettete vor sechs Jahren mit seinem Schiff 37 afrikanische Flüchtlinge in Seenot. Er wurde deswegen angeklagt und erst im vorigen Jahr freigesprochen. Besucher der Veranstaltung können sich mit dem Seefahrer über die verheerende Menschenrechtslage an europas südlichen Grenzen unterhalten.

Am Freitag werden um 20 Uhr Kurzfilme auf und mit der Lovis gezeigt. “Mal dokumentarisch, mal Spielfilm. Lasst euch überraschen”, heißt es dazu im Programm des Vereins. Welche Angebote der Frachter für die Schule bereit hält, kann man während der Ausfahrt “Lovis trifft Schule” am 9. Oktober zwischen 10 und 15 Uhr erfahren.

Hoch die Gläser heißt es dann um 17 Uhr: Die zehn Jahre störungsfreie Fahrt über die Weiten der Ostsee werden nun ordentlich gefeiert. Los geht mit Begrüßung und Sektempfang sowie mit einer “Bootsfrauenperformance” um 19 Uhr an der Museumswerft. Am Abend findet eine Jubiläumsparty statt.

Weitere Informationen zur Lovis und zur Festwoche sind auf der Homepage des Vereins sowie auf dem Fleischervorstadtblog zu finden.

Fotos: BÖE e.V.

Solidaritätsdemo: Schwabenstreich in Greifswald

Vor dem Bahnhof soll heute um 19 Uhr eine Solidaritätskundgebung für die Stuttgart-21 Gegner stattfinden.

Heute, am 1. Oktober, soll um 19 Uhr in Greifswald auf dem Bahnhofsvorplatz eine Solidaritätskundgebung für die Protestierenden gegen das milliardenschwere Umbauprojekt des Stuttgarter Hauptbahnhofes stattfinden. Die Veranstaltung wird von den Greifswalder Grünen organisiert. Als Rednerinnen und Redner werden Christian Prasser, Mitglied im Landesvorstand der Grünen Mecklenburg-Vorpommerns, Ruth Todde, Mitglied im Kreisvorstand Greifswald Uecker-Peene sowie Kay Karpinsky, Verkehrspolitischer Sprecher des Kreisverbandes der Grünen auftreten.

Über 100 Demonstranten durch Polizei verletzt

Das sieben Milliarden Euro teure Prestige-Projekt “Stuttgart 21” erhitzt seit mehreren Wochen nicht nur die Gemüter der Stuttgarterinnen und Stuttgarter. Nachdem die Polizei gestern mehreren übereinstimmenden Medienberichten zufolge mit Wasserwerfern, Schlagstöcken und Pfefferspray gegen Demonstrantinnen und Demonstranten, darunter auch Kinder und Jugendliche, vorging, wurden noch gestern spontan Solidaritätsdemonstrationen organisiert. Über zahlreiche Online-Medien wurde das Foto eines Demonstranten verbreitet, der in Folge des Polizeieinsatzes angeblich sein Augenlicht verlor. Nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes wurden bei den Auseinandersetzungen 117 Demonstrantinnen und Demonstranten ambulant behandelt, 16 wurden in Krankenhäuser gebracht. Einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zu Folge sei die Gewalt ausschließlich von der Polizei ausgegangen. Augenzeugen berichten von schlagenden Polizisten, etwa 400 Augenverletzungen seien dokumentiert worden.

Özdemir (Grüne) spricht von Skandal, Ministerpräsident Mappus verteidigt Einsatz

Stuttgarter hängen an ihrem Bahnhof: Demonstration gegen "Stuttgart 21"

Unterdessen verteidigt der Baden-Württembergische Ministerpräsident Stefan Mappus die Polizeigewalt. “Ich stelle mich hinter unsere Beamtinnen und Beamten” positionierte sich Mappus gegenüber der Süddeutschen Zeitung und sprach indes davon, dass das Vorgehen “notwendig” geworden sei.

“Es ist eine skandalöse Art und Weise, Schüler und ältere Damen und Herren mit Pfefferspray zu besprühen” kritisierte Cem Özdemir (Grüne) das Vorgehen der Polizistinnen und Polizisten. Politiker von SPD und Linken forderten inzwischen den Rücktritt von Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech. Wer versuche, angemeldete Schülerdemos mit Schlagstöcken, Reizgas und Wasserwerfern aufzulösen, der müsse als Innenminister seinen Hut nehmen, zitiert die Süddeutsche Zeitung Ulrich Maurer, den stellvertretenden Vorsitzenden der Linken.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft wies hingegen jegliche Schuldvorwürfe zurück. Schließlich seien Polizisten unter anderem mit Kastanien beworfen worden, weshalb Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, an dem Einsatz “nichts, aber auch gar nichts auszusetzen” habe.

Weitere als “Schwabenstreich” bezeichnete Solidaritätskundgebungen gegen Stuttgart 21 werden heute außerhalb von Stuttgart unter anderem in Aachen, Augsburg, Berlin, Chemnitz, Dresden, Dessau, Düsseldorf, Erfurt, Frankfurt, Freiberg, Gelsenkirchen, Hamburg, Hannover, Kassel, Kiel, Leipzig, Lörrach, Magdeburg, Mainz, Mannheim, Müllheim, München, Nürnberg und Potsdam stattfinden.

Fotos: Gabriel Kords (Bahnhof Greifswald, webMoritz-Archiv), Mussklprotz via Wikipedia (Abrissarbeiten Bahnhof Stuttgart)