von Gastautor*in | 26.11.2010
Eine Ankündigung von Luisa Pischtschan
Zeitnahe Erinnerungen an Morde, die durch Neonazis verursacht wurden, stehen in den vergangen Tagen im Raum der Öffentlichkeit. Der vor 20 Jahren getötete Amadeu Antonio aus Eberswalde oder auch der im Jahr 2000 in Greifswald umgebrachte Obdachlose Eckard Rütz sind nur wenige Beispiele für erstarkende Rechtsextremismus-Strukturen. Einem anderen Aspekt dieser Szene – Kampagnen gegen Sexualstraftäter – widmet sich ein Vortrag am kommenden Samstag, dem 27. November.
Der Flyer zur Veranstaltung.
„Hinter dem Ruf nach Strafe“ – so lautet der Titel der Veranstaltung, die um 20 Uhr im sozio-kulturellen Zentrum St. Spiritus beginnt. Im Fokus des Vortrags sollen Neonazi-Kampagnen stehen, bei denen beispielsweise eine „Todesstrafe für Kinderschänder“ gefordert wird. Mit Hilfe derartiger Aktionen versuchen Rechtsextreme ihre Strukturen zu festigen, sich volksnah zu präsentieren und somit Befürworter ihrer menschenverachtenden Einstellungen zu erreichen. Erst vor wenigen Wochen fanden von Rechtsextremen organisierte Demonstrationen statt, darunter auch in Ferdinandshof und Neustrelitz. Des Weiteren wird der privat organisierte Vortrag am Samstag die Rolle von Kampagnen gegen Sexualstraftäter im Hinblick auf die Neonazi-Szene in Mecklenburg-Vorpommern beleuchten. Derzeit sitzen im Landesparlament Mecklenburg-Vorpommern auch sechs Mitglieder der rechtsextremen NPD, die Kampagnen für eine „Todesstrafe für Kinderschänder“ unterstützen. Darüber hinaus wird es am Samstagmittag um 13 Uhr eine Demonstration gegen erstarkende Rechtsextremismus-Strukturen geben, Treffpunkt hierfür ist die Mensa am Wall.
Der Vortrag beginnt am 27. November im St. Spiritus, Lange Straße 49/51, um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Flyer: Veranstalter
von Christine Fratzke | 25.11.2010
Ein trauriger Anlass war es, weshalb sich etwa 80 Menschen am Donnerstagnachmittag vor der Mensa versammelten. Sie waren dort, um dem Obdachlosen Eckard Rütz zu gedenken. Er wurde in der Nacht vom 24. bis zum 25. November 2000 von drei Jugendlichen ermordet.
Der Gedenkstein vor der Mensa.
Während der bewegenden Gedenkveranstaltung zum zehnten Todestag zeigten die Redebeiträge die Hintergründe der Tat auf. Es wurde an die Umstehenden appelliert, Zivilcourage zu zeigen und dem Mord an Rütz zu gedenken. Mit den Worten, dass es nicht selbstverständlich sei, ein Dach über dem Kopf zu haben, wurde die Veranstaltung eingeleitet. Die Rednerin Juliane Teichert vom Bündnis „Schon vergessen?“ führte anschließend aus, dass die drei Jugendlichen zuerst auf den schlafenden Rütz vor der Mensa einprügelten. Später kamen sie zurück, fügten ihm starke Kopfverletzungen zu, aus Angst, er würde sie verklagen. Der 42-jährige Greifswalder erlag seinen Verletzungen. Bei der Gerichtsverhandlung 2001 gaben die drei Täter an, dass sie Rütz „eine Lektion erteilen“ wollten. Sie begründeten ihre Tat damit, dass Rütz dem deutschen Steuerzahler auf der Tasche liegen würde. Damit sei eine nationalsozialistische Gesinnung bei den Tätern erkennbar, so der Richter bei der Verhandlung. Die drei Jugendlichen erhielten Haftstrafen von sieben beziehungsweise zehn Jahren.
Pfarrer Gürtler der Domgemeinde: Zusammenhang zwischen Gedanken und Taten.
Ziel: Pflege von Gedenkkultur
„In Greifswald gab es kaum eine Reaktion auf die Tat, auch keine Gedenkplatte“, führte Teichert in ihrer Rede weiter aus. Erst 2006 wurde eine Steinplatte auf dem Mensa-Vorplatz eingelassen, die an Eckard Rütz erinnert. Dahinter steckte das Bündnis „Schon Vergessen?“, welches 2005 mit der Antifa Greifswald entstand. Daraufhin setzte sich das Bündnis mit verschiedenen Initiativen und Privatpersonen für den Gedenkstein ein. Das Ziel des Bündnisses ist es seither, eine aktive Gedenkkultur zu pflegen und die beiden Opfer von rechtsextremer Gewalt, Klaus-Dieter Gehricke Klaus Dieter Gerecke und Eckard Rütz, nicht zu vergessen.
Als weiterer Redebeitrag folgte der des Dompfarrers Matthias Gürtler, der in seiner Rede Gewalttaten mit ähnlichem Hintergrund darstellte: In der Nacht vom 24. auf den 25. November 1990 wurde Amadeu Antonio in Eberswalde von einer Gruppe Neonazis misshandelt. Im Dezember verstarb er. „Es gibt einen Zusammenhang zwischen Gedanken und Taten“, erläutert Gürtler. Er schloss seine Ansprache: „Ich bin dankbar, dass Jugendliche, Schüler und Studenten Eckard Rütz aus dem Vergessen holen, weil wir es ihm schuldig sind.“ Zwischen den einzelnen Beiträgen spielte ein Gitarren-Geigen-Duo. Die Stücke gaben der Veranstaltung einen würdigen Rahmen. Abschließend konnten die Besucher Eckard Rütz und den Opfern rechtsextremer Gewalt gedenken und Kränze, Kerzen und Blumensträuße niederlegen.
An der Gedenkveranstaltung nahmen deutlich mehr Menschen als in den vergangenen Jahren teil. Zahlreiche Initiativen und politische Gruppen, wie Mitglieder der Jungen Union, dem SDS, der Greifswalder Hedonisten, der Grünen Hochschulgruppe und der Jusos waren vertreten. Aber auch Vertreter des Studierendenparlaments (StuPa) und des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) nahmen zum ersten Mal an der Veranstaltung teil und legten einen Strauß und einen Kranz im Namen der Studierendenschaft nieder. Ebenfalls anwesend war die Koordinatorin des kommunalen Präventionsrates Dr. Christine Dembski, die einen Kranz im Namen der Stadt ablegte. Zudem berichtete Juliane Teichert vom Bündnis „Schon vergessen?“, dass Anfang November in der Bürgerschaft eine Gedenkminute abgehalten wurde. Das Verhältnis zwischen dem Bündnis und der Stadt war in den vergangenen Jahren eher angespannt.
Gedenkkränze vom Oberbürgermeister und dem AStA.
Am Sonnabend, dem 27. November, findet eine Demonstration des Bündnisses statt. Dabei soll den Greifswalder Bürgern die Person Eckard Rütz in Erinnerung gerufen werden. „Wir wollen den Opfern in einem würdigen Rahmen gedenken und überlegen, wie es soweit dazu kommen konnte und daher auch auf soziale Verhältnisse aufmerksam machen“, stellt Juliane vom Bündnis dar. Der Auftakt zur Demonstration ist um 13 Uhr an der Mensa. Auch im kommenden Jahr wird „Schon vergessen?“ wieder an die Tat erinnern, um sich weiterhin für ein aktives Gedenken einzusetzen.
Fotos: Christine Fratzke
von David Vössing | 24.11.2010
Für seine Forschungen an transgenem Flachs wurde Tomasz Gredes (Mitte) mit einem Förderpreis für die deutsch-polnische Zusammenarbeit ausgezeichnet.
Für Verdienste um die deutsch-polnische Zusammenarbeit wurde am Montag der Mediziner Dr. Tomasz Gredes mit dem Kulturpreis der Sparkasse Vorpommern ausgezeichnet. Gredes erhielt den mit 1.200 Euro dotierten Förderpreis für seine Untersuchungen zu „Knochenheilung durch Wundabdeckungsmaterialien auf Grundlage von transgenem Flachs“. Bei Flachs handelt es um eine blau blühende Pflanze, die durch eine genetische Veränderung in der Pflanze die Knochenheilung verbessern soll.
„Polnisches Know-how nach Greifswald geholt.“
In seiner Laudatio lobte Professor Thomasz Gedrange, Direktor der Poliklinik für Kieferorthopädie, seinen wissenschaftlichen Mitarbeiter Gredes als „sehr guten Forscher, Theoretiker und Praktiker“. Gredes habe es geschafft „polnisches Know-how nach Greifswald zu holen“. Sein Fachwissen werde sehr geschätzt, spielte Gedrange auf Gredes Teilnahme an internationalen Kieferorthopädiekonferenzen in Amerika an.
Laudator Tomasz Gedrange lobte Preisträge Gredes als "sehr guten Forscher".
Sein mit dem Förderpreis ausgezeichnetes deutsch-polnisches Projekt mit Forschungsgruppen in Greifswald und Wroclaw (Breslau) stellte Gredes vor: „Wir beschäftigen uns mit regenerativer Medizin, dass bedeutet der Wiederherstellung von beschädigten Zellen, Gewebe und Organen.“
Gredes, der 1975 in Polen geboren wurde, forscht an Flachs. Polnische Wissenschaftskollegen haben die blau blühende Pflanze genetisch verändert. Mit dem transgenem Flachs soll die Knochenheilung verbessert werden. Gredes berichtet von ersten Verträglichkeitsstudien im Tiermodell. Dabei sei Ratten in den Hirnschädel gebohrt worden, um einen Knochenschaden zu verursachen. Anschließend wurde der transgene Flachs in Form von Zellen an den beschädigten Knochen eingepflanzt. „Der Flachs ist sehr gut verträglich und wirksam“, fasste Gredes die Ergebnisse der Verträglichkeitsstudien zusammen. Nun stehen auf deutscher und polnischer Seite die klinischen Tests an. Gredes gab sich zuversichtlich, dass auch hier die Wirksamkeit nachgewiesen werden kann.
Förderpreis dient der Völkerverständigung
Mit dem Förderpreis der Sparkasse Vorpommern wird die Forschungsarbeit junger Wissenschaftler ausgezeichnet, die im Rahmen einer deutsch-polnischen Zusammenarbeit entstanden ist oder einen bedeutenden Beitrag zu den deutsch-polnischen Beziehungen leistet. „Wir wollen uns gegenseitig kennen lernen und einen Beitrag zur Volkerverständigung leisten“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Vorpommern Jürgen Hahn. Die Preisverleihung fand im Rahmen der polnischen Kulturtage polenmARkT statt.
Hochkarätig besucht war die Preisverleihung.
In einem Grußwort lobte Prorektor Professor Frieder Dünkel das Nachbarland Polen als „unseren wichtigsten Partner“. Derzeit seien 80 polnische Studenten in Greifswald eingeschrieben. Der polenmARkT diene dem Austausch mit den polnischen Nachbarn. „Greifswald entwickelt sich zum Zentrum der polnischen Kontakte“, ergänzte Alexander Wöll, Vorsitzender des Vereins polenmARkT. Wöll, der auch Dekan der Philosophischen Fakultät ist, freute sich über die rege Teilnahme an der Eröffnungsveranstaltung.
Fotos: David Vössing
von David Vössing | 23.11.2010
Demnächst häufiger in Greifswald zu sehen.
Wer in der Innenstadt oder am Rand der City wohnt, bekommt für sein Auto einen Bewohnerparkausweis. Dieser berechtigt den Bewohner, das eigene Fahrzeug auf speziell gekennzeichneten Parkplätzen abzustellen. Im Rahmen eines neuen Parkraumkonzeptes kann es demnächst zu deutlichen Veränderungen kommen. Denn der Bauausschuss votierte am 16. November für eine Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung bis zum Karl-Liebknecht-Ring. Als Gründe werden städtebauliche Veränderungen und die Umzüge von Universitätsbereichen genannt.
Mehr Bewohnerparkplätze
Schlecht sieht es für die Studenten aus, die nur mit Zweitwohnsitz in Greifswald gemeldet sind. Denn künftig erhalten nur noch Einwohner mit Erstwohnsitz einen Bewohnerparkausweis. „Studenten werden dadurch benachteiligt“, kritisierte Jörn Kasbohm (Die Linke.). „Diese Privilegierung ist so gewollt“, entgegnete Thilo Kaiser, Leiter des Stadtbauamtes. Er wollte diese Entscheidung aber der Politik überlassen. Die Ausschussmehrheit stimmte dem Vorschlag zu.
In einem kurzen Vortrag machte Marlies Hagemann von der beauftragten Ingenieurplanung Ost deutlich, dass die Parkplätze in der Fettenvorstadt und in der Innenstadt Tag und Nacht eine hohe Auslastung hätten. Um die Parkplatzsituation für die Anwohner zu entspannen, soll die Zahl der Bewohnerparkplätze, beispielsweise im Umfeld der Marienkirche, steigen. Ziel dieses Konzeptes ist dabei die Stärkung des Bewohnerparkens zugunsten des Auswärtigenparkens.
Steffen Burkhard: Es wurde nur an Autos aber nicht an Radfahrer gedacht
Thilo Kaiser, Leiter Stadtbauamt: "Privilegierung der Bewohner mit Erstwohnsitz so gewollt".
Am Parkraumkonzept vermisst Steffen Burkhard vom ADFC die Berücksichtigung von Radfahrern: „Es wurde leider nur an Autos gedacht“, so Burkhard, wenngleich er einräumte, dass in der Vergangenheit bereits viel für die Radfahrer getan wurde. In diesem Zusammenhang forderte er mehr Fahrradparkplätze und machte dabei zwei spezielle Vorschläge: So sollen demnach künftig am Bahnhof Parkboxen eingerichtet und in der Innenstadt mehr Ablegebügel errichtet werden.
Darüber hinaus plant die Stadt mittelfristig die Einrichtung weiterer Autoparkplätze in der Innenstadt. Darunter fällt auch die Errichtung von 150 neuen Parkstellflächen am Bahnhof. Hinzu kommt, dass vor der Mensa ein Parkhaus entstehen soll, wo momentan ebenerdige Stellflächen vorhanden sind. Dazu fasste der Bauausschuss einen Aufstellungsbeschluss, nachdem Verwaltung einen Bebauungsplan für das Parkhaus erstellt, gegen den Anwohner und Betroffene Einwände erheben können.
Bürgerschaft entscheidet im Dezember
Mittelfristig sollen mehrere hundert Parkplätze entstehen, unter anderem durch ein Parkhaus vor der Mensa.
Stimmt die Bürgerschaft im Dezember dem Entwurf zu, gilt das Parkraumkonzept neben der Innenstadt auch für einen großen Teil der Fleischervorstadt, der südlichen Mühlenvorstadt, entlang der Loitzer Straße sowie für zahlreiche Straßen zwischen Wolgaster-, Anklamer- und Rathenau-Straße. In diesem Zusammenhang soll zugleich eine Veränderung der Parkgebühren in der Innenstadt erfolgen. Demnach soll das Parken dann im Durchschnitt genau so viel kosten, wie eine Hin- und Rückfahrt mit dem Bus. Die durchschnittlichen Parkgebühren lägen dann bei 3,40 Euro. Ausschussmitglieder begründeten den Vorschlag damit, Autofahrer zum Umstieg auf den Öffentlichen Personnennahverkehr (ÖPNV) zu animieren. Darüber hinaus soll zukünftig das Falschparken stärker als bisher mit Bußgeldern geahndet werden.
Fotos: David Vössing
von David Vössing | 21.11.2010
Unter der Kampagne „Kein Ort für Neonazis“ fand ein erstes Netzwerktreffen am Donnerstagabend statt, die den Wiedereinzug der NPD in den Schweriner Landtag verhindern will. Die Netzwerker brachten sich auf den aktuellen Stand der NPD-Vorbereitungen für die Landtagswahl im September 2011 und diskutierten Gegenaktivitäten. Eine Gruppe engagierter Schauspielstudenten verarbeitete in ihrem Stück die Verharmlosung des Rechtsextremismus.
Rechtsextreme Gewalt gegen Andersdenkende
Rechtsextreme Gewalt gegen die Menschlichkeit
Irgendwo auf dem Land. Ein Mädel trägt ein bauchfreies T-Shirt und passt so gar nicht zum ländlichen Leben. Sie steht mehreren jungen Neonazis in Kapuzenpullovern gegenüber, auf denen Ruhedorf steht. Sie verprügeln das Mädel krankenhausreif und zeigen so ihre Menschenfeindlichkeit. So fängt ein Theaterstück von sechs engagierten Schauspielstudenten an, die Stellung gegen Rechtsextremismus beziehen wollen. Eindrucksvoll zeigen die Schauspieler, wie gewaltbereit Neonazis sein können. Dies wird auch am Ende des Stückes deutlich: Die Neonazis haben eine Überraschung vor. Ein ausländisches Mädchen, das sich mit einem der Neonazis angefreundet hat, kommt mit. Auf einem Hügel grölen sie und rufen rassistische Sprüche. Sie wollen ein Haus, in dem Ausländer wohnen, anzünden. Das ausländische Mädchen, dass dort auch wohnt, schreit laut und verzweifelt: „Nein, nein, nein!“ Abrupt endet die Szene und der Zuschauer kann sich bei dem offenen Ende Gedanken machen, wie es wohl weitergeht.
Alternativlosigkeit als eine Ursache
Ein Mitläufer der rechtsextremen Szene hat Mitleid mit dem verprügelten Mädchen.
Es wird im Theaterstück aber nicht nur Verharmlosung und Gewalt der Rechtsextremen thematisiert, sondern auch auf mögliche Ursachen eingegangen: Ein ausländisches Mädchen ist zugezogen und hat eine Freundin gefunden. Die Freundin hatte ihr das alte Schwimmbad gezeigt und das alte Kino, mehr gibt es in Ruhedorf nicht. Alternativlosigkeit wird als Ursache des Rechtsextremismus deutlich. Sie hören rechtsextreme Musik, wodurch das ausländische Mädchen verstört reagiert: „Was ist das für Musik?“ Sie trinken beide ein Bier und die Freundin wird von ihrem Bruder angemacht: „Das war das letzte Bier, du …“ Beleidigungen folgen. Das ausländische Mädchen findet einen Zettel, auf dem der Name der NPD zu lesen ist. Sie fragt ihre Freundin, was sie davon hält. „Die NPD ist eine normale Partei. Sie spricht aus, was andere denken“, verharmlost die Freundin die vom Verfassungsschutz beobachten Nationaldemokraten.
Nicht nur Alternativlosigkeit wurde als Ursache für den Rechtsextremismus in der Aufführung gesehen, sondern auch, dass manche Menschen anfällig für eine rechtsextreme Gesinnung mit ihren plakativen Botschaften sind. Einer der rechtsextremen Mitläufer hat eine Dokumentation gesehen: Eine U-Bahn fährt durch die Großstadt. Menschen mit dunkler Haut sitzen neben einem deutschen Rentner. Was dort völlig normal scheint, fasziniert diesen Mitläufer. Es geht ihm nicht mehr aus dem Kopf, weil es für ihn unmöglich erscheint und den rechtsextremen Parolen zuwider läuft. So schnell die rechtsextreme Gesinnung gekommen ist, kann sie anscheinend auch wieder verschwinden.
„Misch dich ein! Sag nein!“
Das eindrucksvolle Theaterstück erntete viel Applaus am Donnerstagabend im IKuWo. Hier fand ein erstes Netzwerktreffen im Rahmen der Kampagne „Kein Ort für Neonazis“ statt. Vor allem sollen zivilgesellschaftliche Initiativen und vor allem Jugendliche motiviert werden, „sich gegen den Wiedereinzug der NPD in den Schweriner Landtag zu engagieren“, so Timo Reinfrank, Geschäftsführer der Amadeu Antonio-Stiftung, die sich gegen die rechtsextreme Alltagsgewalt wendet und die Kampagne „Kein Ort für Neonazis“ leitet. Ein Vortrag des Regionalzentrums für demokratische Kultur in Anklam brachte die Nazi-Gegner auf den aktuellen Stand der Vorbereitungen der NPD für den Wahlkampf. „Die NPD wird auf Aufreißerthemen setzen“, nannte Reinfrank ein Beispiel, womit die NPD in den Wahlkampf ziehen will.
Timo Reinfrank: Wiedereinzug der NPD in den Landtag verhindern!
Nach dem Vortrag wurden verschiedene Gegenaktivitäten diskutiert. So wurde eine klare Positionierung von Stadt und Universität zum Thema Rechtsextremismus gefordert. An Schulen soll der Rechtsextremismus durch Konzerte bekämpft werden. Kritisiert wurden Ermüdungserscheinungen bei den demokratischen Parteien, von denen man sich mehr Unterstützung wünscht. Ferner sollen Studenten aktiviert werden. Neben Spenden für Fonds, die sich um die Opfer rechtsextremer Gewalt kümmern, sind auch Touren geplant, die Neonazis zum Ausstieg aus der Szene bewegen sollen. Beim Kampf gegen die NPD will sich das Netzwerk aber nicht nur auf die Städte konzentrieren, sondern sich auch um das Umland kümmern und die Nazi-Gegner vor Ort stärken. Das Netzwerk will sich demnächst regelmäßig treffen und Aktionen gegen die NPD koordinieren. Das Theaterstück endete übrigens mit dem mehrmaligen Aufruf: „Misch dich ein! Sag nein!“
Fotos: David Vössing
von Carsten Schönebeck | 18.11.2010
Die Stadt Greifswald fällt im frisch veröffentlichten Ranking des „Zukunftsatlas 2010“ um mehr als 50 Plätze und liegt nun auf Rang 159 von insgesamt 412 kreisfreien Städten und Landkreisen in Deutschland. Die Studie wird im Drei-Jahres-Rhythmus von der Schweizer Unternehmensberatung prognos AG, die sich auch für das neue städtische Leitbild verantwortlich zeichnet, erarbeitet.
Hatte sich Greifswald 2007 noch an der Schwelle zu den TOP 100 befunden und diese für 2010 angepeilt wurden diese Hoffnungen nun enttäuscht. Zwar konnte sich die Stadt in den meisten Einzelbereichen des Rankings verbessern, insbesondere aber beim Faktor „Wettbewerb und Innovation“ ist Greifswald nach Ansicht der Wirtschaftsberater vom obersten ins letzte Drittel abgestürzt. Trotz Vebesserung ebenfalls im hinteren Drittel liegt die Hansestadt beim Faktor „Soziale Lage und Wohlstand“ (Platz 382 von 412). Spitzenpositionen unter den ersten Zehn bescheinigen die Schweizer der Stadt Greifswald in den Bereichen „Demographie“ und „Dynamik“.
Greifswald bleibt regionaler Leuchtturm
Oberbürgermeister Dr. Arthur König
Oberbürgermeister Dr. Arthur König zeigte sich enttäuscht von der Verschlechterung im prognos-Ranking und analysierte: „Gerade im Umfeld so starker Städte wie Osnabrück, der Region Hannover oder der Städteregion Aachen ist es besonders schwer, bei unseren hiesigen Rahmenbedingungen Plätze gut zu machen.“ König zeigte sich jedoch positiv darüber gestimmt, dass Greifswald unter den ostdeutschen Städten weiterhin Platz 4 belege und „die Leuchtturmposition in der Region Vorpommern wahre“. Eine interne Auswertung der Studie solle in den kommenden Wochen geschehen.
Besondere Beachtung hatte die prognos-Studie im Jahr 2007 in Greifswald gefunden, weil sich die Stadt sprunghaft um 224 Plätze in das obere Drittel katapultiert hatte. Der Greifswalder Geographie-Professor Helmut Klüter begründete diesen Sprung am Mittwoch in der Ostsee-Zeitung mit den damals stark steigenden Studentenzahlen und bezeichnete Rankings allgemein als „mehr oder weniger spekulative Modelrechnungen“.
Bilder:
Logo – prognos AG
Foto Dr. König – Eric Schümann
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