von Carsten Schönebeck | 05.08.2009
Im Rahmen ihrer Sommertour statte Claudia Roth, Parteivorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, am vergangenen Dienstag auch Greifswald einen Besuch ab. Hatten die Grünen es bereits im Kommunalwahlkampf geschafft, zwei ihrer Spitzenpolitiker aus Berlin (Özdemir und Trittin) in die vorpommersche Provinz zu locken, zeigten sie damit, dass ihr vielgelobter Wahlkampf am 7. Juni noch kein Ende gefunden hat.
Zu einem Gespräch über den Umgang mit Rechtsextremismus hatte man geladen und betonte, dass es sich dabei nicht um ein Expertengespräch handeln solle, sondern vielmehr um eine Diskussion mit interessierten Bürgern. Beide Gruppen blieben jedoch der Veranstaltung zu großen Teilen fern. Ein knappes Dutzend Grüner und die gleiche Anzahl an Journalisten blieben im Museumshafen weitestgehend unter sich. Nach etwa 30 Minuten hatten sich auch die Reporter größtenteils verzogen, dafür rückten gegen Ende der Veranstaltung einige Touristen nach, die das prominente Gesicht erkannten.
„Jetzt erklärt mir mal wo ich hier bin!“

Claudia Roth (l). und Regina Krüger-Finke
Betont freundlich begrüßte Claudia Roth die Anwesenden und bat erstmal um eine Ortsbeschreibung. Für einen Stadtrundgang war der Bundestagsabgeordneten wohl im Vorfeld keine Zeit geblieben. Sie erinnerte sie sich jedoch, vor mehreren Jahren bereits Greifswald besucht zu haben.
Nach der Klärung der Ortsfrage und allen wichtigen Basisinformationen zur Marienkäferplage eröffnete sie die Diskussionsrunde mit einigen Erlebnisberichten rund um den Rechtsextremismus in Deutschland und zog Vergleiche zwischen Mecklenburg-Vorpommern und anderen Bundesländern. Riss Themenfelder wie NPD, freie Kameradschaften, rechten Vandalismus und die Rostocker Hooligan-Szene an. Sie warnte davor, das Problem zu verharmlosen, auch vor dem Ausgrenzen der Rechtsextremen: „Die Nazis haben ein langfristiges Konzept: Kampf um Straßen, um Köpfe, um Parlamente. (…) Es muss also eine kontinuierliche und langfristige Auseinandersetzung mit ihnen geben. Ich werfe der Bundesregierung vor, dass sie zugelassen hat, dass gute Projekte vor dem Aus stehen.“
Gemeinsam mit Regina Krüger-Finke vom Regionalzentrum für demokratische Kultur Südvorpommern sprach Claudia Roth über die Unterschiede zwischen dem Rechtsextremismus in MV und in Bayern. Beide Länder, so Roth, wiesen die größten Zustimmungsraten zu rechtsextremen Thesen in der Bevölkerung auf.
„Ick werd nich jerne totjequatscht“

Vor der hitzigen Diskussion noch ein freundliches Shakehands: Jürgen van Raemdonck und Claudia Roth
Ein wenig Leben in die Diskussion brachte der anwesende Landwirt Jürgen van Raemdonck aus dem Greifswalder Umland, der mit Berliner Zungenschlag unfreundlich bis patzig forderte, die Grüne Parteivorsitzende möge doch auch mal die anderen, insbesondere ihn selbst, zu Wort kommen lassen. Claudia Roth war sichtlich „not amused“ und nach einem kurzen Wortgefecht zog sie sich für eine Weile aus dem Gespräch zurück. Van Raemdonck, der für das Willi-Weise-Projekt im September für den Bundestag kandidiert, zog in dieser Zeit die Diskussion an sich. Er kritisierte die Grünen seien mit ihrer „kruden und krassen Politik“ eine Ursache des Rechtsextremismus. Die Partei hätte jahrelang die größtmögliche Konfrontation mit den Rechten gesucht, statt auf die Ursachen und Bedürfnisse der Bürger einzugehen.
Der ehemalige Grüne brachte die rot-grüne Koalition unter Gerhard Schröder mit der derzeitigen Wirtschaftskrise in Zusammenhang und griff die Parteivorsitzende für die Arbeitsmarktreformen der Agenda 2010 an. Die Gesetzgebung dieser Jahre habe maßgeblich dazu beigetragen die äußeren Umstände für die Bürger zu verschlechtern und so den ideologischen Rattenfängern Tür und Tor zu öffnen. Claudia Roth wies diese Vorwürfe naturgemäß zurück. Jürgen van Raemdonck selbst beschrieb, wie er in seinem sozialen Umfeld versuche auch latent Rechtsextremen ein „guter Nachbar“ zu sein, den Leuten zu helfen, sie auch beispielsweise bei Behördengängen zu unterstützen.
Ein anderer Anwesender kritisierte die Demokratie als Regierungssystem, sei an sich deutlich zu hierarchisch angelegt und bilde damit einen guten Nährboden für rechtsextreme Ideologien, von den anderen anwesenden wurde dieser Einwurf jedoch nur geringfügig ernstgenommen.
Dorfmanager
Konkret wurde es nur noch mal gegen Ende der Debatte, als der omnipräsente Sebastian Jabbusch vorschlug, das Land solle doch eine Reihe von „Dorfmanagern“ einstellen, die sich in den dünn besiedelten Gebieten MVs um die Einwohner „kümmern“ sollen. Dazu sollten gesellschaftliche, kulturelle und Sportveranstaltungen organisiert werden, die den Kameradschaften und der NPD das Wasser abgraben könnten. In der DDR, so wurde der Vorschlag begründet, habe man sich deutlich mehr um den Einzelnen gekümmert. Nach der Wende seien viele Menschen in ein gesellschaftliches Loch gefallen, als in den ländlichen Gebieten Angebote wegbrachen.
Schließlich wurde dieser Vorschlag aber nicht ausdiskutiert, sondern mehr als guter Ansatz abgenickt. Nach zwei Stunden endete das Gespräch, das ein bloßer Gedankenaustausch blieb, aber kaum Konkretes hervorbrachte. Zum Ende wurde Claudia Roth noch über die derzeit laufende Arndt-Debatte informiert, dann ging es für die Abgeordnete auch schon weiter nach Prora und später nach Stralsund.
Ein Kommentar von Carsten Schönebeck
Spannende Ansatzpunkte boten sich nach der ersten halben Stunde des Gesprächs zur Genüge. Wie weit darf man mit Rechtsextremen in Dialog treten? Welche Gründe kann es für dieses Gedankengut geben, wenn ganz unterschiedliche Bundesländer mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben? Was kann man konkret gegen die Vereinnahmung von Jugendlichen durch die NPD tun?
Leider verpasste die Runde, mangels Struktur und Gesprächsleitung, die Chance und ging auf keinen dieser Punkte intensiver ein. Stattdessen drehte man sich klischeehaft betroffen darum, diese Fragen im Gespräch immer neu zu formulieren, historische Anknüpfungspunkte für rechte Gewalt im vorpommerschen Junckertum zu finden, den kritisierten Begriff „Kampf gegen Rechts“ als „nichts Martialisches“ zu definieren oder auch, mehr oder weniger aufgebracht, allgemeine Floskeln abzusondern.
Es bleibt der Beigeschmack der Wahlkampfveranstaltung, die aber mangels Beteiligung eher dürftig verlief. Sicher lässt sich jedoch feststellen, dass Frau Roth, wie auch ein Großteil der Beteiligten, nach zwei Stunden stereotyper Luftblase deutlich ruhiger schlafen können – man hat ja mal darüber gesprochen.
Fotos: Carsten Schoenebeck
von Gabriel Kords | 03.08.2009
Wenn heute in Deutschland von der Stadt Greifswald die Rede ist, verbinden die meisten damit höchstens die hiesige Universität. Die gab es zwar auch zu DDR-Zeiten, damals war es aber noch eine zweite Einrichtung, die viele DDR-Bürger mit der Stadt am Bodden assoziierten: Das Greifswalder Kernkraftwerk. Die Energiefabrik, die sich eigentlich in Lubmin, knapp 25 km entfernt von Greifswalds Stadtzentrum, befand, deckte in den 80er Jahren etwa 10% des Strombedarfs der DDR und war das größte Kernkraftwerk in den heutigen neuen Bundesländern.

Vom Hafen aus realisiert man besonders gut die enorme Größe des Kraftwerks mit seiner endlos langen Maschinenhalle.
Dass das Kraftwerk seit Mitte der 90er Jahre zurückgebaut wird, wissen die meisten. Es ist in den Medien immer wieder ausführlich thematisiert worden, zum Beispiel hier und hier und hier. Auch dass es vor Ort ein Zwischenlager mit rätselhaften Zukunftaussichten gibt, ist vielen bekannt. Dass aber einer der insgesamt acht geplanten Reaktoren noch größtenteils existiert und besichtigt werden kann, ist indes auch im nahen Greifswald nicht unbedingt bekannt. Die bundeseigene Gesellschaft „Energiewerke Nord“ (EWN), die mit dem Rückbau des Kraftwerkes betraut ist, führt Besucher auf Anfrage durch den alten „Block 6“ – in der Regel zwei Mal täglich.
So alt ist Block 6 allerdings gar nicht: Er wurde in den achtziger Jahren gebaut, doch noch vor seiner Fertigstellung kam die Wende. Das Projekt wurde umgehend auf Eis gelegt – das Vertrauen in Reaktorbau nach sowjetischen Muster war spätestens seit der Tschernobyl-Katastrophe 1986 zerstört, zu gravierend war die Rückständigkeit der Sicherheitstechnik. (mehr …)
von Carsten Schönebeck | 30.07.2009
Den AStA-Vorsitz übernahm vor einigen Wochen komissarisch Solvejg Jenssen, nachdem Scarlett Faisst sehr plötzlich zurückgetreten war. Sie wird das Amt über die gesamte vorlesungsfreie Zeit innehaben und steht damit für eine lange Zeit an der Spitze des AStA, der in der vorlesungsfreien Zeit auch noch erweiterte Kompetenzen hat. Grund genug für den webMoritz, nachzufragen, wie die Lage ist.
webMoritz: Zwei Wochen in deinem zusätzlichen Amt als AStA-Vorsitzende: Wie hast du dich mittlerweile zurechtgefunden?

Solvejg Jenssen
Solvejg Jenssen: Es geht inzwischen. Am Anfang war es sehr viel und sehr schwierig. Inzwischen haben wir, also Pedro und ich, uns gut in die Rollen eingefunden. Wir können so den groben Arbeitsablauf bewältigen. Momentan geht das problemlos.
webMoritz: Man spricht von der AStA-Vorsitzenden oft bildlich als Regierungschefin der Studierendenschaft, siehst du das auch so?
Solvejg: Das ist natürlich ein bisschen übertrieben. Und wenn man das kommissarisch macht, ist es sehr übertrieben. Ich sehe mich mehr in der Rolle, dass ich übergangsweise den Laden am Laufen halten soll. Es geht darum, das nötigste zu machen und die wichtigsten Themen wie die Erstsemesterwoche und den Verwaltungskostenbeitrag über die vorlesungsfreie Zeit zu behandeln.
webMoritz: Wie stark ist deine Arbeitsbelastung derzeit?
Solvejg: Schon sehr stark. Da stürzt viel auf einen ein, die ganzen Umstrukturierungen, neue Referenten, die Rücktritte. Die Koordination kostet viel Zeit. Es ist aber machbar. Für Studium und Lehre haben wir ja gottseidank eine zweite Referentin. Da macht Paula jetzt den Löwenanteil.
webMoritz: Hat sich in dieser Situation die neue AStA-Struktur mit ihren vielen Referenten bewährt?
Solvejg: Momentan schon. Gerade in meinem Referat ist es zurzeit Gold wert. Andere Doppelreferate sind ja gar nicht entsprechend besetzt. Generell ist es aber gut, dass wir so viele sind; so konnten wir die Rücktritte noch ganz gut verschmerzen.
webMoritz: Wirst du dich nach der vorlesungsfreien Zeit für den Vorsitz bewerben? (mehr …)
von Julia | 28.07.2009
Am vergangenen Donnerstag um 18 Uhr kam der Moment, in dem sich entschied, ob die Piratenpartei auch in Mecklenburg-Vorpommern zur kommenden Bundestagswahl antreten darf. Bereits am 17. Juli gab der Bundeswahlleiter bekannt, dass die Piratenpartei eine der 29 für die Bundestagswahl anerkannten Parteien ist (Pressemitteilung).

Logo des Landesverbandes
Um tatsächlich antreten zu können, müssen genug Unterstützungsunterschriften gesammelt werden. Für Mecklenburg-Vorpommern lag die magische Zahl bei 1419 beglaubigten Unterschriften plus 10%-Puffer. Die Unterschreibenden müssen keine Parteimitglieder sein, aber im entsprechenden Bundesland mit Erstwohnsitz gemeldet sein.
Noch am letzten Tag wurden Beglaubigungen eingeholt von den Piraten Martin Hackbarth und Tristan Varbelow auf einer Tour von Greifswald nach Schwerin über Loitz, Demmin, Sanitz, Broderstorf, Rostock, Bad Doberan, Kühlungsborn, Neubukow und Wismar. Nachdem die letzte Unterschrift um 17:56 geleistet wurde, übergaben sechs Mitglieder der Piratenpartei eine Liste von 1666 Unterschriften an den Landeswahlleiter (bzw. die Sachbearbeiter) in Schwerin.
Über die Zulassung muss nun noch der Landeswahlausschuss am 31.7. entschieden, das ist jedoch mehr eine Formsache als eine ernstzunehmende Hürde. Die Piratenpartei rechnet derzeit damit, in allen Bundesländern außer Sachsen bei den Bundestagswahlen anzutreten.

V.l.n.r Tristan Varbelow, Martin Hackbarth, Hendrik Krause (Vorstandsvorsitzender der Piraten), Sebastian Stiffel (Spitzenkandidat M-V), Jan Klemkow
Ein-Themen-Partei?
In den letzten Wochen hat die Partei viel Medienecho hervorgerufen, besonders durch den Erfolg bei der Europawahl (0,9% deutschlandweit, 1,83% in Greifswald), doch wofür genau steht die Vereinigung mit dem martialischen Namen? Martin Hackbarth (Jurastudent, 22, Stammtisch-Organisator) ist Pirat seit Mitte Juni und meint dazu:
„Man wirft uns ja gerne vor, dass wir uns nur auf das Internet beziehen, illegale Downloads legalisieren wollen und einigen anderen Schmarrn.
Wir sind eine Partei, die im digitalen Zeitalter entstanden ist. Wir wollen die Grundrechte der Menschen schützen und das nicht nur im Internet. Unsere Punkte im Bereich des Datenschutzes; der Bürgerrechte bzw. Grundrechte beziehen sich sowohl auf das Leben online, als auf offline.
[…] Die Vorwürfe zum illegalen Download sind schlichtweg falsch.
Des Weiteren haben wir uns ja auch zum Patent- , Urheberrecht, Bildung, Transparenz geäußert. Das sind Themen die das Leben offline angehen.“
Er sieht Parallelen zu den Grünen, die mit den Themen Umwelt- und Tierschutz gestartet sind und dies reichte, um sie zu wählen, da diese Themen von anderen Parteien zur Gründungszeit eher vernachlässigt wurden. Das langfristige Ziel ist dementsprechend auch das Knacken der 5-Prozent-Hürde.
Weiter berichtet Hackbarth von den Auf und Abs des Unterschriftensammelns, z.B. von „lausigen“ sechs Unterschriften, die an einem Tag innerhalb von vier Stunden vor der Mensa zusammenkamen. Dass es dennoch geklappt hat, liegt sicherlich auch an den heutigen Möglichkeiten der schnellen und kostengünstigen Bekanntmachung durch das Internet, dessen Kanäle von den Piraten ausgiebig genutzt werden, etwa mit einem Twitter und einem Wiki. Außerdem haben die Piraten sich für den Bundestagswahlkampf in Greifswald so einige Überraschungen ausgedacht, die sie dem webMoritz allerdings noch nicht öffentlich verraten wollten.
Bilder: Frank Bürger/Piratenpartei
von Gabriel Kords | 24.07.2009
Aus Anlass ihres 90. Geburtstages startet die Volkshochschule Greifswald mit Unterstützung von verschiedenen Sponsoren den Wettbewerb „Wer ist Greifswalds Superhirn?“. An dem Wettbewerb teilnehmen können alle, die in Greifswald wohnen. Ob damit der Erstwohnsitz gemeint ist, konnten wir vor dem Wochenende nicht mehr klären, werden diese Information aber Anfang nächster Woche nachreichen. (s.u.) Ermittelt wird das „Superhirn“ über einen mehrere Wochen laufenden Wissenstest im Internet, an dem sich die teilnehmenden Greifswalder beteiligen müssen.
Täglich werden 15 Fragen aus einem Wissensgebiet abgefragt, das pro Woche wechselt. Als erstes läuft seit heute die Kategorie „Naturwissenschaft und Technik“, danach folgen „Literatur und Kultur“, „Gesundheit und Ernährung“ und zuletzt „Geschichte und Politik“. Pro richtig beantworteter Frage gibt’s 10 Punkte, pro falscher Frage 10 Punkte Abzug. Wer eine Frage nicht beantwortet, bekommt keine Punkte abgezogen. Grundsätzlich werden alle Fragen nur einmal gestellt, eine erneute Beantwortung ist auch bei ausgelassenen Fragen nicht möglich.
Tatsächlich wird mit dem Quiz allerdings weniger wirklich vorhandenes Wissen abgefragt als das Wissen, wo man suchen muss. Die Betreiber behalten sich zwar vor, Teilnehmer zu suspendieren, die manipulieren. Es ist aber dennoch technisch möglich, die Antwort auf die gestellten Fragen vor ihrer Beantwortung im Internet oder anderswo herauszusuchen. Ob die Möglichkeit besteht, derartiges Verhalten nachzuweisen und zu ahnden, ist fraglich. Möglich allerdings, dass die Antwort auf die Fragen mit Lokalbezug nicht so ohne weiteres auf Webseiten zu finden ist.

Website-Screenshot
Die Fragen sollen neben dem generellen Allgemeinwissen auch spezifische Greifswalder Wissensgebiete abdecken. Dem Sieger winkt am Ende als Hauptgewinn ein ganztägiger Segelturn für 2 Personen auf dem Greifswalder Segelschulschiff „Greif“. Außerdem werden in jeder der vier Spielwochen drei Preise vergeben – ob nach Spielleistung oder Los, geht aus den Spielregeln nicht hervor. (s.u.)
Bei der Suche nach dem Superhirn sollten sich die zahlreichen (angehenden) Akademiker in der Stadt sicherlich angesprochen fühlen, mitzumachen. Eine Teilnahme ist auch nach dem Start der Webseite am heutigen Tag möglich: Wer später einsteigt, muss zunächst alle bisher gestellten Fragen beantworten.
Weitere Infos und die Teilnahme ist über die Quiz-Seite der VHS möglich: www.vhs-wissen.de/greifswald
Update 28.7., 11:30 Uhr: VHS konkretisiert die Regeln
Auf Anfrage von webmoritz.de teilte uns die Volkshochschule gestern mit, dass die Wohnsitznahme nicht erheblich für die Teilnahme am Gewinnspiel sei: „Wichtig ist, dass er seine Adresse in Greifswald oder näheren Umgebung angibt.“ Außerdem konkretisierte man die Spielregeln um die wöchentlichen Preise: Diese würden nach Punktzahl vergeben, nicht per Los.
Bilder: Screenshot/Veranstalter
von Gabriel Kords | 24.07.2009
Dass ein Internet-Zugang für Studenten des 21. Jahrhunderts beinahe so fest zum täglichen Leben gehört wie fließendes Wasser und elektrischer Strom, liegt auf der Hand: Das Internet liefert die neuesten Infos zum Studium, macht so manchen Bibliotheks-Besuch überflüssig und ist überdies im Privatleben ein unverzichtbarer Faktor geworden. Die Ressource eines Internetzugangs im Wohnheim stellt das Studentenwerk seinen Bewohnern in der Wilhelm-Holtz-Straße 4 seit Ende Mai allerdings nicht mehr zu Verfügung. Seitdem sitzen die 76 Studierenden ohne Netz in ihren Wohnheimzimmern – von dort aus können sie den Kontakt zur Außenwelt nur noch per Handy oder Festnetz-Telefon halten. Wer ins Internet will, muss zum Hotspot oder in einen der PC-Pools der Uni.

Die Antenne muss 4km bis zum Klinikum überbrücken.
Auch vor der andauernden Störung des Internets war der Internet-Zugang aus den Wohnheimen in der Wilhelm-Holtz-Straße und im Thälmann-Ring eine schwierige Angelegenheit: Der Zugang erfolgt über das Rechenzentrum, die Verbindung dorthin wird über Funk hergestellt. Die Verbindung mit je zwei 11-MBit-Leitungen, die bereits im Jahr 2001 eingerichtet wurde, war schon immer holprig und fiel häufiger für unbestimmte Zeit aus. So ist das auch bis jetzt noch im Wohnheim am Thälmann-Ring. Die anderen Wohnheime des Studentenwerks sind über ein Kabel ans Rechenzentrum angeschlossen. Diese Verbindung ist deutlich weniger störanfällig, auch wenn es selbst bei dieser Technik immer mal wieder zu Problemen kommt, die dann allerdings meist an übermäßiger Nutzung liegen oder ihre Ursache im Rechenzentrum haben.
Fehlersuche erfolglos
Warum nun aber die Funkverbindung aus der Wilhelm-Holtz-Straße zum Rechenzentrum, das etwa 4 Kilometer Luftlinie entfernt liegt, Ende Mai dauerhaft zusammenbrach, konnte das Studentenwerk bis heute nicht klären. Fakt ist: Seit Ende Mai kann das Funkgerät, das über den herkömmlichen WLAN-Frequenzbereich funkt, keine Verbindung mehr zum Gegenstück am Rechenzentrum herstellen. Das dortige Gerät ist am Bettenhaus des Klinikums befestigt.

Antenne im Detail
Als die Verwaltung des Studentenwerks Anfang Juni Kenntnis über das ausgefallene Internet erlangt habe, habe man unverzüglich mit der Fehlersuche begonnen, sagt Stephan Vogelsang, der beim Studentenwerk für die Wohnheime zuständig ist. Die Funkgeräte seien zur Wartung beim Rechenzentrum gewesen und einige Wochen später wieder montiert worden. Die Montage sei jedes Mal schwierig und erfordere den Einsatz einer externen Firma. Auch er selbst sei allerdings in dieser Mission schon auf dem Dach herumgeklettert.
Nach der Montage habe die Verbindung für etwa 20 Minuten tadellos funktioniert und sei dann wieder zusammengebrochen – Ursache unklar. Ob es an der seit 2001 stark zugenommenen Verwendung der WLAN-Technik im Heimbereich liegt oder ob ein Neubau entlang der Luftlinie die Wellen stört, ließ sich nicht abschließend klären. Nur einen Hardwaredefekt können die Techniker inzwischen ausschließen.
Trotzdem: Es bleibt beim Funk
Nach weiteren Wochen der erfolglosen Fehlersuche hat das Studentenwerk nun entschieden: Eine weitere Versorgung mit der alten WLAN-Technik ist nicht mehr möglich. An Alternativen mangelt es allerdings, denn die Herstellung einer Kabelverbindung zum Rechenzentrum kann Vogelsang für die Wohnheime in der Wilhelm-Holtz-Straße und am Thälmann-Ring kategorisch ausschließen. Die sei einfach zu teuer. Aus dem selben Grund komme auch die Anbindung über das herkömmliche Breitband-Netz der Telekom oder Internet via TV-Kabel nicht in Betracht. Stattdessen entschied man sich beim Studentenwerk, auch weiterhin auf Funktechnik zu setzen, wenn auch auf ein anderes Band. Vogelsang: „Die Verbindung wird zukünfitg per Richtfunktechnik auf einer Frequenz hergestellt, der nur uns zur Verfügung steht.“ Dazu sei bei der Bundesnetzangentur eine Lizenz beantragt worden.
Bis der Antrag von der Netzagentur zurückkommt und die neue Technik angeschafft und installiert ist, werden aber noch viele Wochen ins Land gehen. Vogelsang zeigt sich aber optimistisch, dass die Studierenden zu Semesterbeginn wieder surfen können.
Bewohner: Schlechte Kommunikation

Schlechte Kommunikation seitens des Studentenwerks?
Mehrere Bewohner des Wohnheims äußerten gegenüber dem webMoritz nicht nur ihren Ärger über die lange Ausfallzeit, sondern beklagen sich vor allem über schlechte Kommunikationspolitik seitens des Studentenwerks. Dort zeigte man sich zumindest gegenüber dem webMoritz eloquent und auskunftsfreudig. Fakt ist: Am 28.5. und 4.6. wurden die Bewohner per Aushang über die Probleme informiert und darüber, das die Behebung der Störung „sich mehrere Wochen hinziehen“ könne.
Anschließend informierte das Studentenwerk erst wieder vor wenigen Tagen (am 21.7.), nachdem es Anfang der Woche eine Beschwerdeliste mit Unterschriften nahezu aller Bewohner erthielt, die die zügige Wiedereinrichtung ihres Internet-Zugangs forderte. In den letzten Tagen bekamen nun alle Bewohner per Post eine Antwort, in der sie darüber informiert werden, dass die neue Richtfunk-Anlage bestellt worden sei. Die Lieferfrist betrage allerdings sechs Wochen.

Die Bewohner reichten eine Unterschriftenliste ein.
Dass es dazwischen für fast zwei Monate keine Informationen vom Studentenwerk gab, erklärt Vogelsang mit der Tatsache, dass es in diesem Zeitraum faktisch keine neuen Erkenntnisse gegeben habe. Die Studenten ärgern sich außerdem darüber, dass der Hausmeister im Wohnheim nicht nur schlecht erreichbar sei, sondern in den vergangenen Wochen stets unhöflich und ausfallend auf Anfragen zum Thema Internet reagiert habe.
Mit der Umstellung auf Richtfunktechnik wird die Banbreite auf 100 MBit ausgebaut. Auch das Wohnheim am Thälmann-Ring wird die neue Technik und damit hoffentlich eine bessere Geschwindigkeit und höhere Ausfallsicherheit erhalten. Ob die neue Technik funktioniert, wird sich erst nach dem Einbau sicher sagen lassen. Bleibt zu hoffen, dass keine bösen Überraschungen wie bei der WLAN-Technik auf das Studentenwerk und die Mieter warten.
Bilder: Gabriel Kords