Was macht die Stadt Greifswald und ihre Bewohner*innen aus? Genau, ihre Liebe zum Rad. Und perfekt zu dieser Thematik findet auch dieses Jahr wieder das dreiwöchige Event in unserer Stadt statt: Am 1. Mai hat das Stadtradeln in Greifswald begonnen. Und ihr habt noch bis zum 21. Mai Zeit, so richtig kräftig in die Pedale zu treten, um Radkilometer zu sammeln.
Aber wozu sollte ich mich von meiner gemütlichen Couch hochbewegen?
Es wird Deutschlands fahrradaktivste Kommune mit den meisten Radkilometern insgesamt sowie mit den meisten Radkilometern pro Einwohner gesucht. Natürlich steht dabei das Radfahren für das Klima im Fokus. Damit einher geht die Radförderung und die Lebensqualität in deiner Kommune. Falls dich das noch nicht überzeugen konnte, packt dich jetzt vielleicht hiermit der Ehrgeiz: Greifswald tritt nämlich gegen die US-amerikanische Partnerstadt Newport News an. Achtung Spoiler! Bisher sind wir (VIEL) besser aufgestellt als sie. Für Greifswald radeln schon 139 Teams. Tendenz steigend. Aber meinen persönlichen Anreiz stellt der Gewinn eines Pokales dar. Wer liebt keine Pokale?!
Wer darf mitmachen?
Natürlich alle Personen jeder Altersstufe, die einen fahrtüchtigen Drahtesel besitzen und in Greifswald wohnen, arbeiten, einem Verein angehören oder eine (Hoch-)Schule besuchen. Nützlich wäre es vor allem, wenn man beruflich und privat radelt.
Wie kann ich mich anmelden?
Das geht ganz einfach. Hier kannst du dich und dein Team anmelden, um für deine Kommune loszuradeln. Du kannst dich jederzeit (vom 1.-21.Mai) für das Stadtradeln anmelden. Es gibt übrigens auch eine spezielle App zum Stadtradeln. Die findest du bestimmt auch in deinem App-Store. Die App hilft dir nicht nur deine Strecken zu tracken, sondern auch die Radinfrastruktur vor deiner Haustür zu verbessern.
Manche machen es sich zu einer extra Challenge, 21 Tage auch auf das Auto zu verzichten, um aufs Rad umzusteigen. Das sollte aber für die meisten Studierenden in Greifswald kein großes Hindernis darstellen.
Erst vor ein paar Tagen erschien auf dem webmoritz. ein Artikel, in dem über den Meldeverzug der Corona-Inzidenzwerte in unserem Landkreis berichtet wurde. Was genau bedeutet das jetzt für unseren Landkreis und die Politik? Die Antworten findet ihr kurz und knapp in diesem Artikel.
Was war passiert?
Nachdem seit Mitte Februar die vom Landkreis gemeldeten 7-Tages-Inzidenzen deutlich von den Zahlen des RKI und weiterer Quellen abwichen, hatte insbesondere der lokale Kreisverband der Partei Bündnis 90/Die Grünen Ende März Kritik an Landrat Michael Sack (CDU) geäußert und eine zeitnahe Aufklärung der Diskrepanzen gefordert. Daraufhin wurde Anfang April in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) eine Untersuchung eingeleitet. Das Ziel dieser Untersuchung bestand darin, mögliche Probleme im Meldeprozess der positiv Getesteten durch die lokalen Gesundheitsämtern an das LAGuS zu ermitteln. Der besagte Meldeverzug der Inzidenzzahlen nahm Einfluss auf den MV-Gipfel. Man hätte besser an der Corona-Lage arbeiten können.
Worin liegt das Problem?
Wie bereits vermutet, bestätigte sich durch die Untersuchung, dass die positiven Testergebnisse seit Mitte Februar zum Teil erst mit deutlicher Verzögerung an das LAGuS gemeldet worden waren. Dadurch gingen diese Erkrankten jedoch nicht den vollen Zeitraum von einer Woche in die 7-Tages-Inzidenz ein. Die offiziellen Statistiken des Landkreises zeigten daher Werte, die deutlich niedriger waren als die tatsächlichen Infektionszahlen in diesem Zeitraum.
Landrat Michael Sack begründete den Meldeverzug in einer Stellungnahme mit einem Missverständnis, das im Zuge des Übermittlungsvorgangs im Gesundheitsamt des Kreises aufgetreten sei. Die Behörde sei demnach davon ausgegangen, dass sie für jeden positiven Fall einen Datensatz aus 70 Einzelpunkten weitergeben müsse, damit der Fall in die Statistik des LAGuS eingehen könne. Durch den hohen Arbeitsaufwand sei es daher nicht immer möglich gewesen, die Testergebnisse zeitnah zu übermitteln. Es habe sich nun aber herausgestellt, dass initial auch einige wenige Informationen genügten, während die anderen nachgereicht werden könnten. Warum diese Probleme erst seit Mitte Februar aufgetreten waren, obwohl die Ergebnisse davor anscheinend in fast allen Fällen zeitnah mitgeteilt werden konnten, ließ Sack in seiner Erklärung unerwähnt.
Wie ist das weitere Vorgehen?
Laut Michael Sack soll das Meldeverfahren durch das Gesundheitsamt an das LAGuS umgestellt werden. Dadurch ließe sich die Arbeitsweise der Kontaktnachverfolgung schneller und effizienter gestalten. Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) will den Fall prüfen.
Folgen des Meldeverzugs:
Die GRÜNEN und die Tierschutzpartei fordern ein Disziplinarverfahren gegen Michael Sack.
Der Wahlkampf für die Landtagswahl im September läuft bereits. Michael Sack selbst ist Spitzenkandidat der CDU für die Landtagswahl. Ob der Vorfall Auswirkungen auf die Wahl haben wird, bleibt abzuwarten.
Beitragsbild und Mitarbeit am Artikel: Philipp Schweikhard
Wut, Hass, Zorn: All diese Gefühle verbindet man so manches Mal mit seinem Fahrrad. Genau für solche Momente ist diese Kolumne da. Wann immer wir uns mal gepflegt über Fahrräder auslassen oder uns auch generell mal der Sattel drückt, lest ihr das hier.
Fahrrad während der Verkehrshauptzeit zu fahren bedeutet in der Großstadt: Wenn du nicht aufpasst, zwei Helme, vier Knieschützer (pro Knie) und drei Armschützer (pro Arm) trägst und dazu ganz viel Glück hast, kommst du (eventuell) unverletzt zuhause an. Und mit dieser Einstellung bin ich aufgewachsen. Das wurde sogar in den abendlichen Lokal-Nachrichten propagandiert, als von dem neusten Rad-Unfall berichtet wurde. Ergo: Es ist eine große Abneigung (vielleicht sogar eine gewisse Angst) gegenüber dem Fahrradfahren entstanden. Aber hier geht es nicht um das Fahren. Hier geht es um meine Abneigung zur bloßen Existenz des Gerätes.
„Guter Rad ist teuer.“ – Eddy Merckx, Radsportler
Während meiner Schulzeit konnte ich den Bus nehmen oder zur Not auch (45 Minuten) laufen. Das stellte im Winter kein Hindernis dar, weil all meine Freund*innen den Bus genommen haben, doch dann kam der Sommer: „Nimm doch das Fahrrad! Das geht viel schneller.“ Verhärmt schüttelte ich den Kopf. Es wurde weiterhin versucht, mich zu überzeugen. Doch dann kam der Schock für meine Freund*innen „Wie, du hast kein Fahrrad?!“ Sie taten so, als ob ein Fahrrad in der Großstadt überlebensnotwendig wäre. Zu ihrer Verteidigung gebe ich zu: Wir wohnen schon eher am Rand der Stadt. Viele meiner Freund*innen lebten in eher dörflichen Verhältnissen und für sie ist das Fahrrad manchmal schon notwendig gewesen. Für mich allerdings nicht! Genauso wenig wie ein Auto. Also waren meinen liebsten Kumpan*innen der Bus, die U-Bahn und die S-Bahn, um mich von A nach B zu kutschieren. Die Monatsfahrkarte war mein ständiger Begleiter – bis ich sie (über einen kurzen Zeitraum) verloren habe. Da fühlte ich mich gleich ganz nackig und hilflos. „Warum leihst du dir nicht das Fahrrad von deiner Familie aus? Dann kannst du damit zur Schule fahren, solange du die Fahrkarten extra für den Bus kaufen musst.“ – Meine Antwort: ,,Vergiss es! Niemals! Fahrrad = Tod“, schrie ich auf.
„Keine Gnade für die Wade.“ – Louis J. Halle, Naturforscher
Manche von euch mögen jetzt denken: „Vielleicht kann sie kein Fahrrad fahren oder hatte einen schlimmen Unfall.“ Natürlich kann ich Fahrrad fahren. Ich habe es behütet auf einem roten kleinen Fahrrad im Garten meiner Großeltern gelernt. Und als ich dann auch tatsächlich mal fuhr, schrie ich: „Ich fliege!“ Und das tat ich. Voll auf die Fresse. Also nicht am gleichen Tag. Irgendwann später. Drei Jahre später oder so, als ich mit meinem Opa unterwegs gewesen bin. Er konnte mich gerade so vor dem Fliegen in den Himmel bewahren. Ja, ich gebe es zu. Ich übertreibe gerade. So schlimm war es gar nicht. Aber es fühlte sich so an. Ich fasse zusammen, die erste Zeit in meinem Leben bin ich ganz behütet bei meinen Großeltern mit dem Rad gefahren oder in irgendeinen Park, in der Nähe meines Wohnortes. Damals war alles gut. Keine bösen Autos, keine bösen Straßen. Ergo kein Tod. Und dann kam die Fahrschule. Also die Rad-Fahr-Schule in einem Verkehrsgarten. Ich habe den Radführerschein mit 0 Fehlern bestanden. Meine großartige Leistung wurde mit einem Lolli und einem Lineal mit Verkehrszeichen belohnt. Ein Träumchen. Das Problem an einem Verkehrsgarten: Es ist keine richtige Straße. Dort kann mich keine*r umfahren, es sei denn Luise (die auch voll doof war) fährt mich mit ihrem roten Kinderroller an. Es gibt keine hupenden Autos oder einen LKW, zu dem ich im toten Winkel stehe.
„Wenn deine Beine dich anflehen, aufzuhören und deine Lunge zu explodieren droht, dann geht es erst richtig los. Das ist der Ozean der Schmerzen. Gewinner gehen richtig in ihm auf.“ – Chris McCormack
Wie man schlussfolgern kann, wurde ich nicht gut auf das Fahrradfahren in der freien Großstadt-Wildnis vorbereitet. Und dann zog ich nach Norditalien, wo sowohl das Fahrrad als auch das Auto typisch „italienisch“ gefahren wurden. Trotz (oder gerade wegen) eines gestellten Schrott-Fahrrads von der Arbeitsstelle bin ich schön zur Arbeit gelaufen oder habe den Bus genommen. Dennoch ließ ich mich zu einer Rad-“Tour“ mit einer Freundin hinreißen. Die „Tour“ ging bis zu ihrer Wohnung. Dann ist meine Fahrrad-Kette rausgesprungen. Unsere Tour haben wir dann mit der Bahn fortgesetzt.
Das Blatt schien sich zu wenden, als mich Verwandte in Italien besuchen gekommen sind – mit ihren Mountainbike-Rädern für eine Radtour. In voller Montur (inklusive einer wunderschönen, gepolsterten Fahrradhose) konnte ich das Fahrradfahren genießen. Ich mochte es sogar. Das Geniale: Der perfekte Radweg. Es ging Kilometer weit nur geradeaus, inmitten von Obstbaum-Plantagen. Hatte ich etwa unverhofft meine Liebe zum Rad entdeckt?
„Fahre, fahre, fahre.“ – Fausto Coppi, auf die Frage, wie man sich verbessern kann
Ich zog wieder um, in die Hansestadt Greifswald. Alles ist zu Fuß oder mit dem Rad zu erreichen. Sehr motiviert von meiner letzten positiven Rad-Erfahrung, war eine meiner ersten Handlungen vor Ort, ein Fahrrad von bekannten Kleinanzeigen zu kaufen. Es ist ein schönes Fahrrad. Der große Drahtesel schimmert in einem Anthrazitblau und Aschgrau. Vorne ist ein ausladender Korb drapiert, der viel Stauraum bietet. Aber ich hatte Angst damit zu fahren, weil ich mich in Greifswald noch nicht so gut auskannte. Doch ich traute mich, kleine Strecken zu fahren. Doch dann, es war zu schön, um wahr zu sein: Meine Lampe funktionierte nicht mehr und das Rad fuhr sich immer schwerer. Viel, viel, viel schwerer. Ich dachte mir wirklich, dass wir vielleicht eine Bindung aufgebaut hätten, aber da habe ich mich wohl getäuscht. Und jetzt? Jetzt nimmt das Rad zu viel Platz auf meiner Mini-Terrasse ein. Es wurde zugeschneit, jetzt ist der Schnee wieder geschmolzen. Und es steht einfach so da. Und rostet so vor sich hin.
Bis mich die Frühlingsgefühle packten und ich mir dachte, dass ich mal eine Fahrradwerkstatt besuche, um zu schauen, was mit meinem Fahrrad denn los war. Wie bereits vermutet, war das Ventil kaputt. Doktor Fahrrad konnte das Problem schnell lösen und verlangte dafür keine hohe Entlohnung. Voller Vorfreude, dass mein Fahrrad wieder „normal“ fährt, stieg ich auf, trat in die Pedale, wurde dann jedoch umso herber enttäuscht. Es fuhr genau so scheiße wie vorher. Ich entschuldige mich für die Wortwahl, aber mittlerweile würde ich das Teil am liebsten einfach irgendwo stehen lassen und nie wieder sehen. ES REICHT! Und jetzt stellt es, zwar sichtbar, aber wieder nur ein zu großes Dekoelement auf meiner Terrasse dar. Das ist genau die Zweckentfremdung, die dieses Gerät eindeutig verdient hat.
Beitragsbilder: Florian Schmetz und Patrick Pahlke auf unsplash
Kennt ihr das, wenn man mal was Neues ausprobieren will, aber am Ende alles beim Alten bleibt? Uns jedenfalls kommt das sehr bekannt vor, deswegen haben wir uns für euch auf einen Selbstoptimierungstrip begeben. In dieser Kolumne stellen wir uns (meistens) sieben Tage als Testobjekte zur Verfügung. Wir versuchen für euch mit unseren alten Gewohnheiten zu brechen, neue Routinen zu entwickeln und andere Lebensstile auszuprobieren. Ob wir die Challenges meistern oder kläglich scheitern, erfahrt ihr hier.
Wie gerne ich jetzt Musik hören würde! Aber nein! Das ist für mich nicht drin. Denn genau darum geht es: keine Musik zu hören. Eine ganze Woche lang. ‚Aber warum habe ich mir das angetan?‘, fragen sich vielleicht einige – Ich will herausfinden, wie es mir damit geht, wenn ich mich nicht den ganzen Tag über von meiner Musik beschallen lasse. Vielleicht verändert sich sogar nachhaltig etwas an meinem Musikverhalten.
Meine Ausgangssituation vor diesem Selbstversuch ist die Folgende gewesen: Ich höre andauernd und gerne Musik. Bei jeder alltäglichen Situation: beim Abwaschen, beim Zähneputzen, beim Spazierengehen oder auch zum Einschlafen. Daher musste dieses Projekt etwas warten, denn die Prüfungsphase wäre ein unmöglicher Zeitpunkt für mich gewesen, um auf Musik zu verzichten! Was hätte ich schließlich sonst in meinen Lernpausen tun sollen?!
Während meiner siebentägigen Reise bin ich vor allem der Frage nachgegangen, was Musik meinen Mitmenschen bedeutet, was sie mit ihnen macht und was sie selbst dazu verleitet, so viel Musik zu hören.
1. Tag: Montag
Am Sonntag Nachmittag stellte ich mir extra einen Erinnerungs-Wecker, damit ich nicht vergessen konnte, keine Musik zu hören. Und schon prasselten Situationen auf mich ein, in denen ich gerne Musik gehört hätte: Beim Zähneputzen, beim Abwaschen, beim Sachen packen oder auch beim Artikel schreiben. Aber das fiel alles flach. Mich umgab die pure Stille. Doch änderte sich heute irgendetwas für mich? Nicht wirklich. Ich wollte ein paar Mal auf meinen Spotify Account klicken, dann fiel mir jedoch ein, dass ich das nicht darf. Am Abend wollte mein Freund mir einen Song zeigen und er spielte ihn an, bis mir meine selbstgewählte Challenge einfiel und ich meinte: „Stopp! Ich darf keine Musik hören!“ Daraufhin wurde der Song abgebrochen und ich werde ihn mir wohl erst später anhören können.
Unsere Chef-Redakteurin Julia meint: ,,Keine Musik zu hören, wäre für mich unvorstellbar. Sobald ich aufwache, spielt Musik in meinem Kopf on repeat, und wenn ich die Zeit dazu habe, befriedige ich das Dauergedudel schon kurz nach dem Aufstehen, indem ich genau dieses Lied lautstark aus meinem Handylautsprecher ertönen lasse. Dann noch dazu beim Zähneputzen durchs Badezimmer tanzen, und der Morgen ist perfekt. Musik ist mein konstanter Begleiter — auf dem Fahrrad, beim Geschirrspülen, während des Lernens. Sie ist die perfekte Allzweckwaffe: Sie versetzt mich in eine bestimmte Gefühlslage, hilft mir bei der Konzentration oder bringt mich auf andere Gedanken, wenn es nötig ist.“
2. Tag: Dienstag
Heute sollte die größte Herausforderung des Selbstversuchs stattfinden: Eine lange Bahnfahrt stand bevor. Ein Alptraum, denn ALLE hören in der Bahn Musik. Da macht es doch am meisten Spaß, die alten Lieblingssongs zu hören und in Erinnerungen zu schwelgen, während man aus dem Fenster schaut und die Felder an einem vorbei zu fliegen scheinen. Was tut man stattdessen? Ein Buch lesen. Und ich war tatsächlich sehr stolz darauf, weil ich es im Studium kaum noch schaffe, „normale“ Lektüre zu lesen. Später schrieb ich an meinem Artikel weiter. Natürlich ganz ohne Musik auf den Ohren. Es war auszuhalten.
,,If you’ve lost your faith in love or music then the end won’t be long.“ sang schon Indie-Rock-Legende Pete Doherty. Treffender könnte man es kaum ausdrücken, findet auch der Greifswalder Studierende und Hobbygitarrist Kai. Für ihn ist Musik sein ständiger Begleiter im Alltag. ,,Musik kann jegliches Gefühl ausdrücken, passt also in jede Lebenslage. Wenn ich Musik höre oder selbst spiele, versinke ich in ihr und denke an nichts anderes, was sich sonst um mich herum abspielt.“ so Kai. Und diesen Zustand konnte ich bei ihm schon oft genug beobachten 😊.
3. Tag: Mittwoch
Schon wieder erlebte ich einen perfekten Moment, um Musik zu hören: Während eines langen Spaziergangs auf dem Heimweg. Stattdessen telefonierte ich mit jemandem. Das bot sich dann ganz gut an. An diesem Tag arbeitete ich länger an einem Artikel und wollte so gerne wieder Musik hören, aber ich hielt es auch dieses Mal wieder ohne aus.
Meine Freundin Lea fragte ich auch, was Musik für sie bedeutet: ,,Musik bedeutet für mich Individualität. Es ist Ausdruck meiner Persönlichkeit. Musik hilft mir mich besser zu fühlen, mich zu verstehen und mich zu trösten. Über Musik findet man zusammen. Man schließt Freundschaften. Und Musik ist natürlich auch da, um abzutauchen und Zeit zu überbrücken.“
4. bis 6. Tag: Donnerstag bis Samstag
Die Tage über kam ich sehr gut mit der Situation klar. Tatsächlich viel besser als ich dachte. Ich las in Situationen, in denen ich vielleicht träge im Bett liegen würde, um der Musik zu lauschen. Und ansonsten herrschte Stille oder ich hörte einen Podcast, während ich anderen Tätigkeiten nachging. Außer wenn Filmen und Serien Zuhause liefen. Da konnte (und durfte) ich nicht ins Musikgeschehen eingreifen. Von Donnerstag bis Samstag passierte an sich auch nichts Spannendes, was das Selbstexperiment anging. Ich habe mich viel schneller an die Situation ohne Musik zu „leben“ gewöhnt als gedacht.
Meine Freundin Lilly meint: ,,Musik ist der Schlüssel zur Verwandlung in andere Welten. Die Möglichkeit durch die Zeit zu reisen. Die Fähigkeit, eine andere Identität auszuleben und somit das eigene Potential neu zu entdecken.“
7. Tag: Sonntag
Ich freue mich wirklich sehr auf morgen. Nun brauche ich mich nicht mehr zu erschrecken (und auch schuldig zu fühlen), wenn ich auf einmal Background-Musik in einem Film oder einer Serie höre, was mir mehr als nur einmal passierte.
Jetzt habe ich andere Personen gefragt, was Musik für sie bedeutet. Aber zum Schluss will ich die Frage auch für mich selbst beantworten. Meine Musik gibt mir in den unterschiedlichsten Phasen meines Lebens Halt. Ich wähle sie mir (meistens selbst) aus und sie versteht mich, ohne mich zu kennen. Und darf mich gleichzeitig mit einem leichten Mantel der Heimat umdecken. Manche Lieder erinnern mich an Reisen mit guten Freunden, an Verflossene, diverse Familienfeiern oder auch an die Zeit beim verzweifelten Lernen. Man erstellt sich Playlisten, die genau auf diese Geschehnisse zugeschnitten sind. Deine Musik ist immer für dich da und wird dich nie im Stich lassen.
Fazit
Ein Tag nach dem Selbstversuch stellte ich fest, wie sehr mir mein Musikgeschmack auf die Nerven ging. Ich musste mich erst einmal wieder in meine Musik eingrooven. Mein Freund nennt meinen Musikgeschmack immer „Depri-Mucke“. Jetzt kann ich ihn eindeutig besser verstehen. Ich hatte das Gefühl, die Musik einer anderen Person zu hören. Das Gefühl hielt aber auch nur zwei Stunden an. Danach war ich wieder von dem Gefühl umgeben, nach Hause gekommen zu sein.
Weiterhin werde ich in alltäglichen Situationen Musik hören, aber dafür umso mehr die Stille genießen.
Und zu guter Letzt kommen noch von unserem Redakteur Philipp seine Musikweisheiten:
Für mich persönlich ist Musik wohl der zentrale Stimmungsmodulator in meinem Leben. Mit dem passenden Lied kann man Gefühle verstärken, dämpfen oder in eine ganz andere Richtung umlenken. Damit haben Radiosender und heute umso mehr auch KIs zur individualisierten Song-Auswahl einen großen Einfluss auf unsere Stimmung.
Musik ist für mich der eleganteste Weg, um fremde Kulturen kennenzulernen. Sie funktioniert nonverbal und verständigt Menschen auf einer emotionalen Ebene. Außerdem ist sie immer offen für neue Einflüsse und symbolhaft dafür, wie wir voneinander lernen und uns gegenseitig besser machen können.
Im digitalen Zeitalter noch mehr als früher schon, ist Musik immer auch eine endlose Suche. Und gerade das macht für mich einen großen Teil der Faszination aus: immer neue, spannende Klänge zu finden. Egal ob beim Jammen mit Freund*innen oder beim Durchstöbern von Streaming-Diensten, es gibt so viele coole Sounds, die entdeckt werden wollen!
Last but not least ist Musik immer auch ein Spiegelbild der Gesellschaft. Vom einzelnen Lied mit Einflüssen aus aller Welt bis hin zum Musik-Business als Ganzem, in dem wir lange zwar immer mehr Musik konsumieren, aber gleichzeitig immer weniger dafür ausgeben wollten. Langsam scheint sich jedoch auch hier die Einsicht und damit eine Trendwende anzubahnen.
Beitragsbild: Eric Nopanen Banner: Julia Schlichtkrull
Vielleicht hast du schon einmal von der „Petition für die Lehre und Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen an der Universitätsmedizin Greifswald“ gehört, die seit zwei Wochen hohe Wellen schlägt. Ich durfte die Initiatorin der Petition zu einem Interview treffen: Anna Kassautzki.Sie hat die Petition, die sich an die Leitung der Universitätsmedizin Greifswald wendet, gestartet. In diesem Interview erfährst du mehr über ihre Gründe ihre erste Petition zu starten und worum es genau in der Petition geht.
Anna, könntest du dich erst einmal, für diejenigen die dich noch nicht kennen, vorstellen?
Ich bin Anna Kassautzki und 27 Jahre alt. Noch bin ich im Master Politikwissenschaften eingeschrieben, arbeite aber hauptsächlich. Und vor kurzem habe ich eine Petition gestartet.
Was steht in der Petition? Was ist der Inhalt und was sind die Ziele?
Vielleicht kann ich erst einmal, um verständlich zu machen warum ich eine Petition gestartet habe, erzählen wie ich darauf gekommen bin. Im letzten Jahr gab es hier in Greifswald eine Demonstration zu reproduktiven Rechten. Unter anderem gab es auch einen Wortbeitrag, der die Situation an der Unimedizin thematisiert hat. Ich bin auch politisch aktiv und dort haben wir auch vorher schon häufig über das Thema Schwangerschaftsabbrüche diskutiert gehabt. Da ging es aber eher um die Abschaffung von §219a und um die Reform von §218. Aber ich kannte nicht die Lage in Greifswald. Ich bin fest davon ausgegangen, dass die Unimedizin auch Schwangerschaftsabbrüche lehrt. Da dachte ich mir, das kann so nicht sein und dagegen muss man etwas tun. Jetzt studiere ich aber nicht Medizin und stecke in diesen ganzen Strukturen nicht drin. Dann habe ich erst einmal geguckt, an wen müsste man überhaupt eine Petition wenden: Geht das dann an das Ministerium oder an die Uni? Aber die Unimedizin ist ja noch einmal gesondert. Also habe ich herausgefunden, dass es an die Leitung der Unimedizin geht.
Kurz vor dem Frauen-Kampftag kam mir die Idee [mit der Petition] wieder in den Kopf und was wäre ein besserer Tag, um so eine Petition zu starten. Deswegen hatte ich mit Medizin-Studierenden gesprochen gehabt. Also auch vorher schon in meinem Freundeskreis. Und geschaut, wie ist eigentlich die Situation. Stimmt das, was auf der Demo erzählt wurde. Und sie haben mir das weitestgehend bestätigt. Ich wollte nicht etwas Reißerisches schreiben, sondern es geht mir ja auch darum, dass die Forderungen umgesetzt werden. Deswegen habe ich es so sachlich wie möglich gehalten: Es ist ein Unding, dass hier an der Unimedizin keine Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt werden und es nicht wirklich in der Lehre vorkommt.
Das wird in der Petition gefordert: 1. Die theoretische und praktische Ausbildung in den verschiedenen Methoden des Schwangerschaftsabbruchs im Medizinstudium zu lehren. 2. Schwangerschaftsabbrüche in das Angebot der Universitätsmedizin Greifswald aufzunehmen.
Als ich mich mit deiner Petition beschäftigte, wunderte ich mich auch darüber.
Stimmt, man geht davon aus, wenn man nicht Medizin studiert, dass das vollkommen normal ist. Und wenn man sich dann anschaut, dass die Anzahl der Praxen und Kliniken, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen von 2000 auf 1200 gesunken ist. Und das geht perspektivisch so weiter, wenn keine neuen Ärzt*innen ausgebildet werden, die das durchführen können. Wie sollen sie es dann anbieten? Es tut sich halt nichts.
Warum sind konkret Schwangerschaftsabbrüche wichtig?
Es kann immer passieren, dass man ungewollt schwanger wird. Auch wenn man verhütet. Ob eine Frau bzw. eine schwangere Person das Kind behalten möchte, ist die Entscheidung der betroffenen Person. Dass das nicht möglich ist, kämpferisch ausgedrückt, zeigt wie das patriarchale System immer noch Frauen unterdrückt. Niemand anderes hat über meinen Körper zu entscheiden, außer ich selbst. Da gehört für mich ein Schwangerschaftsabbruch genauso dazu.
Warum bist du der Meinung, dass die Kosten für einen Schwangerschaftsabbruch von der Krankenkasse getragen werden sollen?
Es ist ein medizinischer Eingriff und das ist wieder eine Benachteiligung von schwangeren Menschen, die vielleicht weniger Geld haben und sich den Schwangerschaftsabbruch nicht leisten können.
Das Thema muss allgemein enttabuisiert werden. Natürlich ist es immer noch eine ethische Abwägung. Es geht immer noch um ein ungeborenes Leben. Aber das hat ja auch das Bundesverfassungsgericht entschieden, bis zum dritten Monat und nicht weiter. Und da wiegt für mich das Selbstbestimmungsrecht der Frauen höher.
Wie hat die Uni auf die Vorwürfe reagiert?
ImInterview mit der Ostseezeitung hat die Leitung der Unimedizin verlauten lassen, dass Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt würden. Profamiliameinte dagegen, sie wissen nichts davon. Ich bin gerade dabei, zusammen mit der AG Medizin und Menschenrechte, die außerhalb vom Lehrplan Workshops durchführt, nochmal einen Brief an die Leitung der Gynäkologie zu schreiben. Weil ich es schwierig finde, wenn man sich nur über eine Zeitung unterhält. Und man stattdessen vielleicht direkt ins Gespräch kommt. Jetzt habe ich aber von der fachlichen Ebene überhaupt keine Ahnung. Und dadurch, dass die AG Medizin und Menschenrechte schon viel länger an dem Thema dran ist, hätte ich die gerne dabei. Und jetzt sind wir gerade dabei, den Brief zu schreiben. Und ich hoffe, dass dann ein Treffen [mit der Leitung der Universitätsmedizin] zu Stande kommt.
Was tust du, wenn die Petition fehlschlägt? Wärst du für einen Kompromiss bereit oder würdest du einen anderen Weg gehen?
Ich finde es krass, wie viel Zuspruch die Petition bekommt. Das hat mich mega gefreut. Klar, ich bin auch SPD-Politikerin, aber ich habe das nicht in Absprache mit meiner Partei gemacht, sondern ich wollte etwas ändern. Also schreibe ich eine Petition. Und auch andere Parteien haben sich dem angeschlossen, zum Beispiel die FDP Greifswald unterstützt die Petition auch. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass der Status quo beibehalten wird. Daher hoffe ich einfach auf Besserung.
Hast du noch etwas zum Schluss zu sagen?
Was für mich vielleicht noch Motivation war, die Petition zu starten, war, dass auf der Demo erzählt wurde, dass Medizinstudierende schon intern versuchten, das zu ändern. Und mir war einfach wichtig zu zeigen, dass es nicht nur eine interne Debatte ist, sondern viele betrifft und Interesse an Änderung ist nicht nur aus den fachlichen Reihen gewünscht, sondern auch in der Bevölkerung. Und da dachte ich mir, die Petition wäre der richtige Weg dafür.