Leben auf der Baustelle

Zu Besuch beim neuen Herrn des Ostseeraumes

Professor Bernd Henningsen ist sympathisch, wie er einem da gegenübersitzt. Offener Blick, Falten, die Ernst, aber auch Humor verraten, Fliege statt Schlips. Wenn man zu ihm will, muss man an keiner Sekretärin vorbei – er hat noch keine. Trotzdem war es schwer, einen Termin zu bekommen. Dienstag war er in der Uni gebunden: Empfang einer Stettiner Delegation. Mittwoch beim Bildungsausschuss in Schwerin. Donnerstag Vortrag an der Politikwissenschaft, den er noch vorbereiten musste. Freitag eine Stunde Zeit zum Reden. Aber danach muss er wieder weg. Zum Rektor. Viel zu tun für einen Einzelnen. Lächelnd breitet er die Arme aus: ?Was Sie hier sehen, ist das Kolleg – ich und die zwei Räume.?

Bernd Henningsen ist der Direktor des Wissenschaftskollegs der Kruppstiftung, das momentan noch eine große Baustelle zwischen Fischmarkt, Dom und Domstraße ist. Dazu befragt gerät er ins Schwärmen. Man merkt, dass er sich auf der Baustelle auskennt. Verliebt hat er sich vor allem in das Schmuckstück des Komplexes, die vollständig restaurierte alte Apotheke am Fischmarkt. Sie wird ab September seinen Arbeitsplatz beherbergen.

Unpraktisch, aber schön

Weder Kosten noch Mühen wurden gescheut, um dieses älteste Fachwerkgebäude Mecklenburg-Vorpommerns wieder auf Vordermann zu bringen. Beim Wandern durch das Haus, in dem gerade die Maler arbeiten, weist Henningsen stolz auf einen Raum, in dem aufwändig restaurierte neo-gotische Wand- und Deckenmalerei zu sehen ist. Auch Türen und Panele sind größtenteils unter Rückgriff auf die Originale entstanden. An manchen Stellen wurde das jahrhundertealte Fachwerk offengelassen. Man soll das Alter auch sehen und fühlen können. ?Das Haus ist vielleicht ein bischen unpraktisch, aber dafür schön?, meint Henningsen. Und man hat das Gefühl, dass er sich jetzt schon wie zu Hause fühlt.

An die alte Apotheke schließt sich in Richtung Dom das rot verklinkerte eigentliche Kolleggebäude an, dessen Haupteingang eine Glasfront in der Lutherstraße sein wird. Man betritt ein weitläufiges Foyer, an das die Cafeteria, ein Tagungsraum und ein riesiger Hörsaal angrenzen. Der Hörsaal soll bald 200 Personen fassen können und damit der größte der Stadt sein.

Das große Foyer will Henningsen vor allem zu Ausstellungszwecken nutzen und damit den Kontakt auch mit der Stadt herstellen. ?Wir sind fast symbolisch zwischen Stadt, Uni und Kirche gelegen?, sagt er und macht deutlich, dass er sein Kolleg nicht nur mit Wissenschaft, sondern auch mit Leben füllen will.

Das zweite Stockwerk des Kolleggebäudes bietet 17 Büroräume für am Kolleg arbeitende Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen – die sogenannten Fellows. Das Haus soll Heimat vieler wissenschaftlicher Projekte werden, in diesen Büros sollen Fäden aus dem gesamten Ostseeraum zusammenlaufen. Noch eine Weile werden sie allerdings leer stehen – die Projekte müssen erst her.

Auch eine große Bibliothek soll das Obergeschoss beherbergen. Sie besteht aus einem großzügig über zwei Stockwerke gedehnten Raum, dessen Regale allerdings noch eine Weile dünn besetzt bleiben müssen. ?Das muss langsam wachsen?, erklärt Bernd Henningsen. Mittel für Bücher sind momentan noch knapp, aber auch hier will er mit Drittmitteln bald aufstocken.

Das dritte Gebäude an der Domstraße bietet den Fellows fertig ausgestattete Wohnungen. Zwischen den drei Gebäuden erstreckt sich ein kleiner Campus in Form begrünter Innenhöfe, die nur ein wenig unter den baufälligen Fassaden zu leiden haben, die sie von den offenen Seiten her begrenzen.

Das ist Henningsens Reich. Oder wird es einmal sein, wenn die Bauarbeiter fort sind. Dann soll sich das Kolleg zur Spinne im Netz des Ostseeraumes entwickeln. Ein hoher Anspruch, dem sich Bernd Henningsen stellen muss. Vorschusslorbeeren gabs inzwischen genug, und die Erwartungen sind hoch. Das ist beflügelnd, gibt er zu, aber auch etwas belastend. Vor allem im Moment, als Einzelkämpfer.

Kein Kulturschock

Seit dem 1. Mai ist er in Greifswald. Vorher hat er am Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität gelehrt, das er auch selbst aufgebaut hat. Gute Kontakte und viele Projekte verbinden ihn mit ganz Nordeuropa und darüber hinaus. Auch mit Greifswald, wo er seit der Wende immer mal wieder an Diskussionen zu Umstrukturierungen und auch so mancher Berufung mitgewirkt hat.

Einen Kulturschock hat der Umzug von Berlin nach Greifswald ihm also nicht gebracht. Er wusste, was ihn erwartete, und kam her, um sich dem Aufbau des Kollegs zu widmen. Eine Herausforderung, für die ihn seine Erfahrungen und Kontakte ebenso wie seine bisherige wissenschaftliche Arbeit prädestinieren. Das sieht nicht nur er so – für die Universität war er der einzige in Frage kommende Kandidat unter mehreren Dutzend Interessierten für die Stelle.

Die Aufbauarbeit besteht aus viel Politik und viel Verwaltungsaufwand. Bei unzähligen Leuten und Gremien vorstellig zu werden und die Idee des Kollegs anpreisen. Mehr Kontakte knüpfen. Erste Projektideen beraten. Ressentiments abbauen, die sich teilweise während der Berufungsverhandlungen aufgebaut haben. Die Mitarbeit der Uni ist lebenswichtig.

Darüber hinaus die Baustelle und das Personal. Bewerbungsunterlagen für das Sekretariat, den Hausmeisterposten, Hilfskraftstellen und wissenschaftliche Assistentinnen türmen sich auf seinem Schreibtisch. Die wollen alle gelesen und begutachtet werden, damit man im September, wenn das Kolleg bezugsfertig ist, anfangen kann zu arbeiten. Im Team, denn allein ist es nicht nur zu viel – für Kreativität braucht es auch mehr als einen Kopf. So erhofft sich Henningsen von seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen Anstöße.

Seine Aufgabe wird, sobald alles steht, die wissenschaftliche Leitung des Kollegs sein. Die Koordination der am Kolleg angesiedelten Forschungsprojekte, stattfindenden Konferenzen usw. gehören ebenso dazu wie der Aufbau neuer Kontakte und die Einwerbung von Drittmitteln für Projekte. Zuversichtlich und energisch blickt er bei diesem Thema. Und man denkt auf einmal, dass er gar nicht scheitern kann.

Er verabschiedet sich vor der Poststelle. ?Post holen gehört auch zu meinen Aufgaben?, sagt er grinsend und verschwindet im Haus.

Geschrieben von Mirko Gründer

Zwischen Wickeltisch und Hörsaal

AStA und Studentenwerk engagieren sich für Studierende mit Kind

Das Studentenwerk und der AStA interessieren sich für die Lebensführung von Studierenden mit Kindern in Greifswald und hatten deshalb zu einem Treffen von Studierenden mit Kind am 14. Juni eingeladen. Denn laut der 16. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks von 2001 haben etwas mehr als 100 000 (6,7 Prozent) Studierende in Deutschland ein oder mehrere Kinder. Damit ist ungefähr jede 14. Studentin bzw. jeder 16. Student gefordert, zusätzlich zum Studium, nicht selten auch zur Erwerbstätigkeit, der Rolle als Mutter bzw. Vater gerecht zu werden. So überrascht es kaum, dass der Studienverlauf von Studierenden mit Kindern in der Regel weniger geradlinig ist. Aufgrund der Kinderbetreuung und -erziehung ist weniger Zeit für das Studium in der Woche vorhanden. Weiterhin steigt der Finanzbedarf, der einen erhöhter Zeitaufwand für die Erwerbstätigkeit mit sich bringt.

Wie ergeht es also unseren Studierenden mit Kindern in Greifswald war unsere zentrale Frage. Wo und wie können wir helfen und Unterstützung leisten? Gleichzeitig sollten die Studierenden erfahren, dass wir die Ansprechpartner für Ideen und Probleme sind. Was wir zu erwarten hatten, wussten wir nicht. Gibt es überhaupt einen Bedarf an so einem Treffen?
Der Bedarf ist vorhanden. Fünf Mütter und ein Vater kamen mit ihren Kindern, um sich auszutauschen. Im Gespräch wurde deutlich, dass die Hälfte der Anwesenden an Betreuungsmöglichkeiten interessiert ist.
Es könnte ein Netzwerk initiiert werden, das den Studierenden erlaubt, ihr Kind von anderen Studierenden mit Kind im gegenseitigen Austausch betreuen zu lassen. Vordergründig ist in jedem Fall der Kontakt zu anderen Studierenden mit Kind, der Austausch über bisherige Erfahrungen mit Kinderbetreuung, Studium und Alltagsorganisation. Aus diesem Grund ist geplant, sich regelmäßig am ersten Freitag im Monat um 15 Uhr zu treffen. Das nächste Treffen ist am Freitag, den 5. Juli. Allerdings ist die Räumlichkeit noch nicht bekannt.
Interessierte Studierende setzten sich bitte mit dem Sozialreferenten des AStA Marcus Laugsch unter Tel. 86 17 50 (soziales.asta-greifswald@web.de) oder der Sozialberaterin des Studentenwerks Claudia Biba unter Tel. 82 03 70 (beratung@studentenwerkgreifswald.de) in Verbindung. Es wäre schön, wenn sich der Kreis der interessierten Studierenden erweitern würde.

Geschrieben von Claudia Biba, Marcus Laugsch

Fachschaftskonferenz berät über Status

Die Fachschaftskonferenz (FSK), das Beratungsgremium aller Fachschaften, tagte am 10. Juni und beriet dabei in der Hauptsache über den vorgelegten Entwurf einer Geschäftsordnung. Eine solche wurde als notwendig angesehen, um den Sitzungen
eine bessere Struktur zu geben. Zudem soll damit die Beutung der FSK in der Studentischen Selbstverwaltung angehoben werden. Bisher hatte sie über die reine Koordination der Fachschaftsarbeit hinaus keinerlei Funktion. In Zukunft, so lässt sich der Geschäftsordnung entnehmen, will die FSK ihre Stimme auch zu hochschulpolitischen Fragen geltend machen. Beschlüsse sollen empfehlenden
Charakter für das Studierendenparlament bekommen. Zudem ist die Wahl eines Vorsitzenden vorgesehen, der die Sitzungen leitet und die FSK nach außen vertritt.
Die Satzung wurde mehrheitlich angenommen und muss nun vom StuPa bestätigt werden.

Ein Nachruf

Der Bachelor mit der Maus

Das ist die Susanne. Die Susanne arbeitet als Projektmanagerin an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät.
In dieser Funktion schreibt sie mit an den Studienordnungen und betreut die Studierenden der neuen Bachelor- und Master-Studiengänge.
Das finden alle ganz toll, eigentlich weiß aber keiner so genau, was die
Susanne den lieben langen Tag so tut. Macht aber nix, wir haben uns die
Zeit genommen und erklären Euch, warum alle die Susanne bald vermissen
werden.
Ein Projektmanager managt ein Projekt. Verwaltet also die materiellen,
finanziellen und personellen Faktoren des Projekts. In diesem Fall sind
dies Werbematerial und Studienordnungen 250.000EUR Stiftungsgelder
sowie die Dozierenden und Studierenden des LL.B.-Studiengangs.
Doch offen gesagt werden es auch nicht die regulären Tätigkeiten sein,
die wir vermissen werden. Fehlen wird uns Susanne. So heißt es auch
von offizieller Seite die Stelle einer Projektmanagerin werde nicht mehr
benötigt, da das Projekt gut angelaufen und die kritische Zeit überwunden
ist. Eine permanente Ansprechpartnerin sei in dieser Form nicht
mehr erforderlich. Der weitere Klärungsbedarf wird in Zukunft durch
den Studiendekan und die Studienberatung aufgefangen. Doch gerade
der Studiendekan kann sich ohne Susanne als Seelsorgerin der Studierenden
auf etwas gefasst machen.
Und nächstes Mal erklären wir Euch wieso ein Zitronenfalter keine Zitronen
faltet.

Geschrieben von Georg Bauer