von Archiv | 15.12.2004
Der Tierschutzbund bietet für Studenten viele Möglichkeiten
?Wir sind ein Haufen verrückter Idealisten, die Tag und Nacht arbeiten – für das Wohl der Tiere.?, sagt die zweite Vorsitzende des Tierschutzbundes Greifswald und Umgebung e.V. Anne Wenger über sich und ihre Mitstreiter. Idealismus ist unter den gegebenen Umständen wahrlich mehr als nötig, denn im Büro ist es kalt an diesem regnerischen Tag – der hohen Betriebskosten wegen. Auch ansonsten ist der Tierschutzbund Greifswald, der dem Tierschutzbund Deutschland angehört, finanziell chronisch klamm.
Ein Jahresbeitrag von 60 Euro (ermäßigte Beiträge, Geld-, und Sachspenden mitgerechnet), 20 Mitglieder und die freiwillige Hilfe von Sympathisanten decken nicht die laufenden Kosten, wenn eine Kastration schon 65 Euro kostet und sich die Behandlung eines verletzten Tieres auf 200 – 300 Euro beläuft.
förderungswürdig
Im Unterschied zum Tierheim in Diedrichshagen ist der Tierschutzbund Greifswald rechtlich als gemeinnützig und förderungswürdig eingestuft. Während das Tierheim in Diedrichshagen einen Vertrag mit der Stadt Greifswald hat und nur für die Aufnahme von Fundtieren zuständig ist, verfolgt der Tierschutzbund einen weitsichtigeren Ansatz. Im Tierschutzhaus in der Vulkanstrasse werden zwar Tiere aufgenommen, doch ist es nicht als Auffangstation gedacht. Vielmehr geht es um Aufklärung.
rent a cat
Dieses Problem zeigt sich vor allem bei der starken Vermehrung der freilebenden Katzen in Greifswald. Ein großer Teil dieser Katzen wird nicht kastriert, um den Bestand auf ein überschaubares Maß zu reduzieren. So gibt es viele ?wilde? Futterstellen von tierliebenden Bürgern, die nicht bekannt sind und so eine flächendeckende Kastration erschweren. Die Vermittlung von verletzten Tieren steht im Mittelpunkt der Vereinstätigkeiten. Es werden weiterhin Patenschaften angeboten. Es gibt auch die Möglichkeit für Tierliebhaber und die, die es werden wollen, verletzte Tiere während des Genesungsprozesses für einige Monate aufzunehmen. Hier sind besonders Studenten angesprochen (?Katze zum Studium?).
gute Praktikumsmöglichkeiten
Für soziales Engagement bietet der Verein gute Möglichkeiten. So kann man ein freiwilliges ökologisches Jahr kann absolviert werden. Für Studenten besteht die Möglichkeit dem Universitätsmuff zu entkommen und sich in der Praxis ihre Fähigkeiten zu entfalten: z. B. Juristen (Rechtsberatung) oder Geisteswissenschaftler (Öffentlichkeitsarbeit, Layout, Organisation von Veranstaltungen aller Art). Oder einfach als Mitstreiter für eine gute Sache.
Die Sprechstunde ist jeden Mittwoch von 17.30 – 19.00 Uhr. Der Stammtisch findet jeden letzten Dienstag im Monat 19.00 Uhr statt. Der Tierschutzbund Greifswald und Umgebung e.V. befindet sich in der Vulkanstrasse.
Geschrieben von Melchior Jordan
von Archiv | 15.12.2004
Finden sich in der Plattensammlung des geneigten Lesers Punk-, Glam-, Alternative-, Grunge- oder schlicht Rock`n`Roll-Alben? Hier die Scheibe, die dafür verantwortlich ist. Wegen des wüsten Inhalts durfte die Platte von US-Radiostationen nicht gespielt werden – was auch ein Grund dafür war, dass das Album kommerziell ein grandioser Misserfolg wurde. Der Einfluss des Albums auf alles, was danach kam, war aber gigantisch. Oder, wie es Brian Eno ausdrückte: ?Gut, als die Platte herauskam, haben sie vielleicht nur einige hundert Leute gekauft. Aber jeder von denen ist danach losgezogen und hat seine eigene Band gegründet.?
Lou Reed, Maureen Tucker, Sterling Morrison und der aus Wales stammende John Cale alias The Velvet Underground wurden von Kunst-Guru Andy Warhol entdeckt. Nicht überzeugt von den Frontmann-Fähigkeiten des Kaputtnicks Lou Reed installierte Warhol die blonde ice queen Nico als Zweitsängerin. Warhol designte auch das Cover des Debüt-Albums ?The Velvet Underground And Nico? und ist ausserdem als Produzent aufgeführt, auch wenn sich seine Tätigkeit auf das Unterschreiben von Schecks beschränkte. ?The Velvet Underground And Nico? erschien auf dem Höhepunkt des ?Summer of Love? im März 1967 und war die Antithese zur Love-and-Peace-Rhetorik jener Zeit. Die scheinbar dilletantisch eingespielte, schrille Musik und Reeds Texte über SM-Sex (?Venus In Furs?) und Drogen (?Heroin?) waren ebenso neu wie verwegen. Lange sollte die Herrlichkeit jedoch nicht währen. Der, gelinde gesagt, schwierige Charakter Reed duldete keine anderen Götter neben sich und feuerte erst Cale, dann Warhol, bevor er 1970 selbst die Band verließ. Er startete eine Solo-Karriere, bei der trotz langer Durststrecken noch mindestens zwei weitere klassische Rock-Alben abfielen (?Transformer?, 1972; ?Berlin?, 1973) und ist bis heute auf der Suche nach dem perfekten Gitarren-Akkord.
Geschrieben von Norman Gorek
von Archiv | 15.12.2004
Das ultimative Kiffer-Album. Aber auch im Zustand normaler Pupillenweite ein musikalischer Hochgenuss – nicht nur für ausgesprochene HipHop-Freunde. Schleppende Beats, dazu B-Reals nasale Raps, hin und wieder kontrastiert durch kongeniale Parts von Sen Dog.
Über den Inhalt der Texte mag sich jeder selbst ein Urteil bilden. Soviel wird schnell klar: die Welt von Temples of Boom ist rauchverhangen und nicht gerade friedlich.
Die Beats sind sehr langsam und – obwohl in den Mitteln reduziert – vielschichtig. Der Langsamkeit ist es zu einem erheblichen Teil geschuldet, dass sich durch das gesamte Album eine eindringliche, düstere Stimmung zieht. In diesem Zusammenhang sei auch auf das Cover verwiesen, das die Stimmung der Platte sehr gut einfängt – allerdings auch einer Metal-Band zur Ehre gereichen würde. Mit Temples of Boom hat sich Muggs ein musikalisches Denkmal gesetzt. Und hätte er auch nur diesen einen Track, ?Illusions?, in seinem Leben produziert, auch dann hätte er Anspruch auf einen Platz im HipHop-Olymp.
Die erwähnten nasalen, prägnanten Raps von B-Real: entweder man verehrt sie oder man hasst sie – es gibt wenig dazwischen. Wenn man sich mit ihnen anfreunden kann, passen sie wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge zu Muggs Beats. Insofern liegt der Schlüssel zum Verständnis der Platte vor allem bei B-Reals sehr speziellen Rapstil.
Ein weiteres Highlight ist ?Killa Hill Niggas?: produziert von Wu-Tang-Maestro RZA (und mit Gast-Raps seines Kollegen U-God), zu einer Zeit als der Clan (zu Recht) der heiße Scheiß war im HipHop. Obwohl eben nicht von Muggs produziert, fügt sich der Track geschmeidig in die Stimmung der Platte ein und setzt trotzdem eigene Akzente.
Mit ?Throw your Set in the Air? hatten Cypress Hill sogar einen kleinen Single-Hit. Ein wahrer Klassiker, auch wenn man nicht zustimmen muss, dass ?Everybody must get stoned?.
Geschrieben von Peer-Arne Arweiler
von Archiv | 15.12.2004
Das sagt jedenfalls Hamlet
Auf mein Austauschjahr in Dänemark habe ich mich wunderbar vorbereitet. Fünf Stunden Liveübertragung mit Rolf Seelmann-Eggebert, dem Adelsexperten der ARD, habe ich über mich ergehen lassen, um mich mit den Dänen zu freuen, dass der Kronprinz endlich unter die Haube kommt. Die Monarchie ist ein guter Zugang zu diesem kleinen Land, denn die Dänen sind stolz auf ihre charismatische, kettenrauchende Margarethe und ihren Clan. Wer bei Herrn Olesen letztes Jahr gut aufgepasst hat, weiß, dass das dänische Königshaus das älteste der Welt ist. Gorm der Alte, Namensgeber und Stammvater der Dynastie, erklomm den Thron im Jahre 936.
Ein anderer dänischer Prinz ist aber weitaus bekannter: Hamlet heißt er, und im gleichnamigen Drama eines gewissen Shakespeare findet man noch zahlreiche Anspielungen, die sich leicht auf die heutige Zeit übertragen lassen. Beim Anblick meines Kühlschranks im Wohnheim habe ich zumindest einen Eindruck gewonnen, was mit dem bekannten Zitat ?Es ist was faul im Staate Dänemark? gemeint sein könnte. Nichts in diesem Haus erinnerte auch nur ansatzweise an die vielgerühmte skandinavische Gemütlichkeit. Im Bad fanden sich interessante Rückstände von Generationen anderer Bewohner, dafür kein Bett in meinem Zimmer. Aber das sind Probleme, die sich leicht lösen lassen. Das eine mit Salzsäure, das andere durch einen Anruf meines Mentors beim Internationalen Sekretariat der Universität. Keine zwei Stunden später hatte ich ein neues Bett – von IKEA. Das ist ein Beisiel dafür, dass man sich hier wirklich sehr viel Mühe mit der Betreuung von Austauschstudenten macht. Jedem Neuankömmling wird ein Mentor an die Seite ge-stellt, der selbst Student der gleichen Fachrichtung und in den ersten Tagen und Wochen An-sprechpartner ist. Außerdem gibt es als Vorbereitung auf das Land einen Monat voller Programm, bestehend aus einem sehr intensiven Sprach-kurs vormittags und kulturellen Aktivitäten nachmittags, also Mu-seumsbesuche und Stadterkun-dung, aber auch mehr oder weniger lustige Kennenlernspielchen und Parties.
Schnell habe ich festgestellt, dass viele Vorurteile über Dänemark schlichtweg falsch sind. Dänemark ist nicht flach. Zumindest nicht in Aarhus. Anscheinend haben sich alle Endmoränen des Landes auf dem Stadtgebiet versammelt. Für mich, die ich das flache Pommern gewöhnt bin, ist Fahrrad fahren also unmöglich. Auch, dass es hier keinen Sommer gibt, stimmt nicht. Das ist nur eine Sache der Definition. Sommer ist so lange, wie Sommer-zeit ist. Mindestens. Hartgesottene sitzen auch jetzt noch draußen im Café und wärmen sich an einem heißen Glögg. Generell ist Alkohol sehr wichtig. Der skandinavische Wod-kagürtel hat auch Dänemark fest umschlungen. Wenn man nach acht Uhr mit dem Bus fährt, kann man sicher sein, interessante Geschichten aus dem Leben eines völlig besoffenen Ole zu hören. Und An-fang November begibt sich die ganze Stadt in einen kollektiven Rausch – ein jährliches Großereignis ist nämlich der erste Verkaufstag des Juleøl der örtlichen Braue-rei.Verschiedene Sorten von Bier, die durch viele Aromastoffe weihnachtlich schmecken sollen, werden auf den Markt gebracht. Vor ein paar Jahren wurde dieser Tag vom ersten November auf den ersten Freitag des Monats verlegt, weil die Leute sonst einfach am nächsten Tag nicht zur Arbeit kommen konnten.
Neben Kampftrinken üben sich die Dänen auch in anderen Disziplinen. Sport ist mindestens so wichtig wie Alkohol. Das Angebot beim Unisport ist überwältigend, und im Vergleich ist alles, was ich in Greifswald gemacht habe, Kranken-gymnastik.
Ihre gestählten Körper hüllen die Dänen dann gerne in extrem schicke Kleidung. Norwegerpullis gelten hier als Erkennungsmerkmal für Skandinavistikstudenten aus Deutschland, der modebewussten Bevölkerung hingegen scheinen sie fremd zu sein. Überhaupt setzen sich Trends anscheinend schneller durch als bei uns: Fängt man in Pommern gerade zaghaft an, seine Jeans in die Stiefel zu stopfen, ist das hier schon wieder out. Dass Mode so ein wichtiges Thema ist, liegt auch daran, dass die Bewohner von aarhus und somit die ganze Stadt in ständiger Konkurrenz zum prestigeträchtigeren Kopenhagen stehen. Aarhus ist in vieler Hinsicht die ewige Zweite, so etwa in der Einwohnerzahl (ca. 250.000). Die-sem Image versucht man entgegenzuwirken. ?Neapel des Nordens? wird Aarhus wegen seiner Leben-digkeit auch genannt, und man kämpft zumindest darum, die Kul-turmetropole des Landes zu werden. Vor kurzem eröffnete das ARoS, ein grandioses Museum für moderne Kunst. Weitere Highligts sind unter anderem die jährliche Festwoche im August, in der sich die ganze Stadt in eine große Bühne für Open-Air-Konzerte verwandelt, und ein Kurzfilmfestival. Darüber hinaus gibt es Cafés, Bars und Clubs in rauen Mengen.
Ihr jugendliches Image bezieht die Stadt vor allem durch die Universität. Der Campus liegt etwas außerhalb und erinnert selbst zu Semesteranfang mit seinen Ententeichen manchmal eher an einen malerischen Kurpark, sodass ich mich anfangs fragte, wo sich die 25.000 Studenten verstecken. Aber diese Uni hat etwas, das in Greifs-wald mittlerweile fehlt: Es gibt extrem viel Platz. Die Studenten verstecken sich also nicht, sie verteilen sich einfach nur besser. Bisher habe ich keine überfüllten Seminar-räume gesehen, jeder Fachbereich hat für seine Studenten mindestens einen Aufenthaltsraum und eine geräumige Bibliothek, die man rund um die Uhr nutzen kann. Eintritts-karte hierfür ist der Studenten-ausweis, eine schicke Plastikkarte mit Foto und Chip, die zu jeder Tages- und Nachtzeit Zugang zum Institut verschafft.
Dass Bildung in Skandinavien groß geschrieben wird, ist kein Geheim-nis mehr. Daher ist die Uni natuerlich extrem gut ausgestattet. Aber auch das Studieren selbst ist effektiver als bei uns. Auch hier ist man auf Austauschstudenten eingestellt, sodass es in fast jedem Fachbereich Seminare auf Englisch gibt. Die Vorbereitung ist zeitintensiver, weil sie meistens in study groups abläuft: Texte und Fragen beantwortet man zusammen mit anderen in einer Gruppe, auf die man sich natürlich auch wieder vorbereiten muss… ein Teufelskreis. Dadurch werden die Seminare selbst aber wesentlich lebhafter, interessanter und anspruchsvoller. Der Umgang zwischen Dozent und Student ist wesentlich lockerer und wenig hierarchisch. Das hängt auch damit zusammen, dass der Dozent greifbarer wirkt, wenn man ihn statt mit seinem akademischen Titel einfach mit seinem Vornamen anredet. Aber vielleicht ist das nur der erste oberflächliche Eindruck, mal sehen, ob ich nach meinen Prüfungen immer noch so denke.
Letztlich ist es ja angeblich egal, wo man sein Erasmusjahr verbringt. Jede Stadt, jede Uni bildet dafür nur die Kulisse. Wobei Aarhus aber eine besonders schöne ist.
Um noch mal auf Hamlet zurückzukommen: Er kriegt direkt was auf die Mütze. Dänemark ist kein Gefängnis. Denn: ?Dann ist die Welt eins?.
Geschrieben von Sarah Spiegel
von Archiv | 15.12.2004
Willkommen in der Bedeutungslosigkeit, Herr Eminem! Mit ?Encore? legt der ehemals böseste Mann des Planeten das Album vor, das ihn zum has-been machen wird.
Schon die Single ?Just Lose It? ist eine Frechheit: Eine uninspirierte Variation des typischen Eminem-Comeback-Songs, garniert mit hohlen Michael-Jackson-Witzen, die nun wirklich soooo einen Bart haben. Zudem ist der Stil des Rappers ganz allgemein glatter, will sagen langweiliger geworden.
Doch wer will schon einen erwachsenen Eminem? Eben. Das weiß der gute Mann selber, und daher befinden sich auf ?Encore? eigentlich nur zwei Arten von Songs: Diejenigen, die die Fans des bösen Eminem zufriedenstellen sollen und eben der ?erwachsene? Kram. Erstere sind nicht mehr als lauwarme Aufgüsse des white rage von gestern – das Thema von ?Yellow Brick Road? beispielsweise wurde in ?8 Mile? doch erschöpfend genug behandelt. Hinzu kommen belastende Kindereien wie ?Big Weenie? oder ?My 1st Single?, deren skatologische Rülps- und Furz-Effekte nichts der Phantasie überlassen.
Noch schlimmer die ?erwachsenen? Dinger. Ein Gute-Nacht-Lied für die kleine Tochter (?Mockingbird?)! Um Himmels willen! Wir wissen ja alle, dass Eminem seine Tochter liebhat – würde sie nicht ständig in seinen Songs auftauchen, würden wir sie wesentlich mehr lieben.
Der starke Track ?Mosh? reißt da auch nichts mehr. Bleibt ?Encore? die letzte LP des Ausnahmerappers? Wenn ja, sollten wir froh sein, dass uns weitere Zeugnisse von Eminems Gutmenschwerdung erspart bleiben.
Geschrieben von Norman Gorek