Rettungsprogramm

Die Philosophische Fakultät wird umstrukturiert

In der Germanistik verschwinden Professoren und mit ihnen notwendige Veranstaltungen, die Studien-gänge Gräzistik und Latinistik werden nicht erst, wie laut Zielvereinbarung beschlossen, 2008 geschlossen sondern schon ab diesem Semester, die Romanistik und Sportwissenschaft hat dieses Los schon getroffen und die Anglistik wird drastisch eingekürzt, alles in allem keine schönen Aussichten für die Zukunft einer Philosophischen Fakultät an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität.

Die soll es aber geben. Daher beschloss der Fakultätsrat auf seiner Sitzung am 28. Februar die Neustrukturierung der Philosophischen Fakultät. Was wird das konkret bedeuten?

Bisher besteht die Philosophische Fakultät aus 15 Instituten inklusive der drei auslaufenden Studiengänge Romanistik, Sportwissenschaft sowie die Altertumswissenschaften Gräzistik/Latinistik. Diese sind in der ganzen Stadt verteilt, in jedem Institut gibt es ein Sekretariat und eine eigene Fachbibliothek. Drittmittel werden unabhängig voneinander beantragt. Im Prinzip kocht ein jeder sein eigenes Süppchen. Das gelingt nicht immer so gut. Denn an einigen Situationen wird sich nichts ändern. So werden weiterhin Stellen abgebaut, be-dingt durch die Zielvereinbarung zwischen Land und Hochschule. Ein immer kleiner werdendes Institut hat aber wenig Chancen auf große Fördergelder.

Zusammengelegte Fremdsprachen

“Mein Ziel ist ein besseres Miteinander zwischen den einzelnen Instituten”, sagt Professor Matthias Schneider, Dekan der Philosophischen Fakultät. Das soll durch Zusammenschlüsse verschiedener Institute zu neuen Einheiten erreicht werden bzw. durch Kürzung der jetzigen Institutsanzahl. So wird die Fakultät zunächst in drei Bereiche gegliedert: Der Erste beinhaltet die Philologie, der Zweite Geschichte und Kultur und der dritte Bereich umfasst die Sozial- und Verhaltenswissenschaften.
Dabei dürfte die größte Umstellung die Philologien treffen. Die derzeit sieben Institute werden auf zwei reduziert: Die Germanistik bleibt als eigenständiges Institut bestehen, mit eingegliedert auch Deutsch als Fremdsprache (DaF). Im anderen Institut werden die fremdsprachigen Studiengänge gebündelt. Das betrifft Anglistik, Baltistik, die Nordischen Sprachen Fennistik und Skandinavistik und auch die Slawistik.

In der Praxis bedeutet das den Umzug an einen gemeinsamen Standort. Die jetzigen Gebäude sind alt und verbrauchen hohe Wärmekosten. So gesehen ist ein Auszug in jedem Fall unvermeidbar und der Einzug in die frei werdenden Kliniken in der Friedrich-Löffler-Straße beschlossene Sache. Ein künftiges Institut für Fremdsprachen wird in der Chirurgie zu finden sein. André Kaminski, AStA-Referent für Evaluation und Hochschulentwicklung sieht der Zusammenlegung prinzipiell optimistisch entgegen. Er verspricht sich eine professionellere Organisation innerhalb des Instituts und eine besser funktionierende Infrastruktur. “Momentan hat beispielsweise das Sekretariat der Anglistik morgens von halb zehn bis halb elf geöffnet. Eine Stunde reicht bei weitem nicht aus”, sagt er.

Ähnlich mager sieht es mit den Öffnungszeiten der Fachbibliotheken aus. Die wird es in der künftigen Fakultät nicht mehr geben. In die Hinterhofbauten der Chirurgie soll eine gemeinsame Bibliothek für Geisteswissenschaften entstehen, die dann weniger Mitarbeiter benötigt aber länger geöffnet werden kann. Die Universitätsbibliothek auf dem Beitz-Campus wird dann für die Naturwissenschaften vorbehalten sein, die sowieso schon dabei sind, dort hinzuziehen. “Dann braucht ein Student, der sich mit vergleichenden Literaturwissenschaften beschäftig, nicht mehr vom Standort Slawistik zum Standort Anglistik zu laufen”, sagt Professor Schneider.

Bleibt abzuwarten, ob in einem so großen Institut auch jene fast familiäre Atmosphäre kleinerer Institute, wie zum Beispiel bei den Fennisten und Skandinavisten, erhalten bleiben kann. Andererseits können die Studenten durch die räumliche Nähe auch einen besseren Blick für Aktivitäten der anderen Fremdsprachen bekommen. Das jedenfalls ist die Intention der Ideengeber.

Hoffnung für Lehrämter
 
Keine großen Änderungen wird es im Bereich Geschichte und Kultur geben. Das Caspar-David-Friedrich-Institut wird weiterhin eigenständig bleiben, ebenso Philosophie und das Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft. Da die Ur- und Frühgeschichte geschlossen wird, bleibt vom Historischen Institut noch die Geschichte. Diesem vierten Institut in diesem Bereich sind alle ihre Ausdifferenzierungen (Alte, Neue, Neuere Geschichte) eingegliedert.

Von vier auf drei Institute wird der Bereich der Sozial- und Verhaltenswissenschaften kompensiert. Politikwissenschaft und Kommunikationswissenschaft bilden das Erste, ein Zweites umfasst die  Psychologie und Erziehungswissenschaften. Eine Neuerung wird das Institut für Bildungswissenschaften sein.

“Es soll eine Anlaufstelle für Lehramtsstudierende bilden”, formuliert Professor Schneider die Aufgabe eines solchen Instituts. Momentan gibt es zwar ein Zentrum für die Lehrerbildung, welches sich aus allen Fakultäten zusammensetzt, doch das geht vom Rektorat aus und ist damit einer unklaren Rechtslage ausgesetzt. Es kann keine Gelder beantragen und muss auch nicht zwingend beachtet werden, wenn es um Stellenbesetzungen oder ähnliches geht.

Da mittlerweile bis auf die Geografie und Religion ein Lehramtsstudium nur noch an der Philosophischen Fakultät möglich ist, bietet sich ein eigens für dieses Gebiet zuständiges Institut hier an. Mitglieder sollen aus der Erziehungswissenschaft, der pädagogischen Psychologie und den einzelnen Fachdidaktiken kommen. Sie werden eine Doppelmitgliedschaft eingehen. So können sie weiterhin mit den jeweiligen Fachvertretern zusammenarbeiten und gleichzeitig Ansprechpartner für die Lehramtsstudierenden sein. Die Hauptaufgabe soll in der Organisation dieser Studiengänge liegen. Außerdem bekommt ein Bildungsinstitut mehr Kompetenzen und Befugnisse, kann also bei Stellenbesetzungen nicht einfach übergangen werden.

Gesundheitsprävention

Eine Neuerung wird in den nächsten Monaten in Gang gesetzt: Eine Stellenausschreibung für eine Professur der Gesundheitsprävention, die ab dem 1.April 2008 besetzt werden soll. Diese Stelle betrifft den Schwerpunktbereich der Gesundheitswissenschaften. Was das bedeuten soll, kann bisher niemand richtig erklären. Irgendwie wird es wohl an Bereiche anknüpfen, die vorher durch die Sportwissenschaften abgedeckt wurden. Hier hapert es noch mit konkreten Vorstellungen. Ignoriert werden darf der Bereich allerdings nicht – die Zielvereinbarung ist mal wieder Schuld. Außerdem: Das Land Mecklenburg-Vorpommern wirbt für sich als Gesundheitsland. Da müssen wohl auch die Hochschulen ihren Teil leisten.

Bis 2011 umgesetzt

So sieht also eine Neustrukturierung der Philosophischen Fakultät im Kompromiss mit der Zielvereinbarung zwischen der
Greifswalder Hochschule und dem Land Mecklenburg-Vorpommern aus. Ob tatsächlich alle positiven Veränderungen eintreten und die Fakultät in räumlicher Nähe besser und interdisziplinärer zusammenarbeiten wird, wird sich in der Praxis zeigen. Die heutigen Studierenden dürften  dann allerdings davon nicht mehr viel mitbekommen. Die endgültige Umsetzung ist für die Jahre 2010/11 angedacht.Geschrieben von Maria Trixa

m.triff … Tonia Michaely

Die Donnerstagabende machen den privaten Fernsehsender Pro 7 reich und die „werberelevante Zielgruppe“ erfreut sich des „Competion-Voyeurismus“. Die Studentin der Wirtschafts- und Kommunikationswirtschaft an der Universität der Künste in Berlin, Tonia Michaely, hat es geschafft, zumindestens auf Rang Acht der Germany’s Next Topmodels- Liste. Jetzt ist sie „raus“, wie Pro 7 es so schön auf der Internetseite benennt und das ist vielleicht auch gut so. Tonia studiert ja.

Alter: 19 Jahre

Lieblingsessen: Pizza, Nutellabrot

moritz:Wie bist Du an die Germany’s Next Topmodel- Geschichte gekommen?
Tonia: Meine Freundin hat mich nach Potsdam zum Casting gezerrt- ab da ging alles wie von selbst.

moritz:Welche Schlagwörter fallen Dir zur Sendung ein?
Tonia: Fashion, Zicke, Theater, Kamera, Willkür.

moritz:Jetzt wo der „große Traum“ aus ist, was machst Du nun?
Tonia: Uni zu Ende machen und natürlich ohne Heidi ganz groß rauskommen – außerdem feiiiiiiiern!

moritz:Hast du ein Autogramm von Bruce und Heidi Klumm bekommen?
Tonia: Ich hätte 1000 Autogramme haben können, aber ehrlich gesagt hab ich mir gar keins genommen… mhh.

moritz:Gab es wirklich Zickenterror zwischen den Girls, oder ist alles nur eine Farce des Privatsenders?
Tonia: Es gab wirklich so viel Zickenterror, manchmal haben es die Macher natürlich noch ein bisschen geschürt und die Mädchen sind immer schön darauf reingefallen.

moritz:Wie viel Tonia Michaely flimmerte tatsächlich über den Bildschirm?
Tonia: Vielleicht 20 Prozent von mir…die echte Tonia hat einiges mehr auf dem Kasten, als es vielleicht im Fernsehen scheint, aber es war mir echt zu doof mich vor dem Cams zum Affen zu machen oder meine Seele zu verkaufen.

moritz:Welche Szenen waren real und welche wurden von Pro 7 initiiert?
Tonia: Grundsätzlich sind alle Szenen real, nur durch den Schnitt entstehen manchmal ganz andere Begebenheiten…

moritz: Hat Dich die Show geprägt?
Tonia: Die Show hat mich total geprägt, aber hoffentlich und Gott sei Dank in meinem Wesen nicht viel verändert. Ich kann laufen und posen, sitze aufrechter, kann mich besser schminken, anziehen und präsentieren, aber vor allem weiß ich, was es heißt echte, gute und schlaue Mädels als Freunde zu haben. Ich schätze meine Freunde hier in Berlin seit der Show um sooo vieles mehr. Außerdem weiß ich jetzt, dass durch den Schnitt usw. im Fernsehen vieles falsch rüberkommen kann und man mit Fernsehberichten usw. seeehr vorsichtig umgehen muss!

moritz: Wie viel Klamotten-„Teile“ durftest Du behalten?
Tonia: Von den Klamotten haben wir nix bekommen. Ich habe so ein paar Pro7- Teile bekommen und ein Abendkleid von einer New Yorker-Designerin mit der Heidis Stylistin verwandt ist.

moritz:Hat dich Pro7 wenigstens für den Quatsch bezahlt?
Tonia: Geld gab es in diesem Sinne keins- bin halt jetzt „berühmt“. Na ja.

moritz: Was fandest Du völlig hirnrissig in der Show?
Tonia: So einiges…. aber vor allem die Naivität und Arroganz der Mädchen und die ganze Masche der Show.

moritz: Welche Schuhe trägst Du privat?
Tonia: Ganz unterschiedlich. Ich habe nur drei Paar Schuhe, die ich immer anziehe: schwarze Sneakers, weiße kleine Ballerinas und schlichte schwarze High Heels… eins der drei passt immer.

moritz: Hattet ihr Gruppenduschen oder Einzelduschen?
Tonia: Zwei Einzelduschen für 15 Mädchen!

moritz:Hast Du genug zu essen bekommen, während der Sendung?
Tonia: Ja , mehr als genug! Wir haben den ganzen Tag Süßigkeiten gegessen, weil wir oft so nervös und angespannt waren.

moritz:Was meinst Du, wer das Germany’s Next Topmodel 2007 wird?
Tonia: Alle meine Favoritinnen sind schon weg, schade, aber mittlerweile ist mir das auch schon fast egal.

Das Gespräch führte Maria-Silva Villbrandt.

Geschrieben von Maria-Silva Vilbrandt

Ein Abend voll Klang und Poesie in der neuen Aula

Der bedeutende norwegische Lyriker Jan Erik Vold las gestern, am 05. Mai 2007, in der neuen Aula der Greifswalder Universität aus der Übersetzung seines neuesten Werkes. Die Lesung war Teil des Nordischen Klangs, dem größten Festival für nordeuropäische Kultur außerhalb Skandinaviens, das alljährlich in Greifswald stattfindet.

Künstlerischer Hochgenuss- so lässt sich der Abend des 5. Mai in der Aula der Universität vielleicht zusammenfassen. Während der ersten Hälfte des Abends erklangen die Streicher des Corner String Quartets aus Kristiansand, u.a. mit Stücken von Mozart und Gershwin. Anschließend gab es eine Uraufführung des Werkes „Der Träumemacher sagte“ von Egil Kapstad zu hören, das eigens für den Nordischen Klang und die Präsentation der gleichnamigen Vold-Übersetzung Prof. Baumgartners in zwölf Stücken geschrieben wurde.

Der momentan wohl einflussreichste norwegische Lyriker Jan Erik Vold war schon das dritte Mal bei dem Greifswalder Festival dabei; eine Ausnahme, da eigentlich kein Künstler ein zweites Mal nach Greifswald eingeladen wird.
Doch es wurde etwas komplett neues geboten: Begleitet von dem Corner String Quartet, Egil Kapstad am Flügel und den jazzigen Improvisationen des Schweden Nisse Sandström am Tenorsaxophon, rezitierte Jan Erik Vold aus seinem lyrischen Werk „Drømmemakeren sa“. Allerdings las er nicht seine norwegischen Originaltexte von 2004, sondern die deutschsprachige Übersetzung von Prof. Walter Baumgartner: „Der Träumemacher sagte“.

Nicht in seiner Muttersprache, aber virtuos und wahrhaftig faszinierend rezitierte er die Gedichte seines zwölfteiligen Bandes. Zusammen mit den erstklassigen Musikern schuf er – trotz zugiger Kälte – einen beeindruckenden Abend in dem stimmungsvollen Ambiente der gerade restaurierten Universitätsaula.

Das Buch „Drømmemakeren sa“ (Gyldendal 2007) ist in norwegisch-deutscher Ausgabe, mit den Übersetzungen von Walter Baumgartner, erhältlich.

Geschrieben von Anne Breuer

Von der Freiheit, die Tür zu schließen

Ein Kommentar über Freiheit, den Verlust desgleichen und das Nichtbeachten all jener Dinge, die im Leben gut und teuer sind.

Wissen sie, wann sie das letzte Mal ihre Wohnungstür geöffnet haben und dann, die Tür hinter sich schließend, einfach gegangen sind?
Oder wann sie sich zuletzt etwas zu Essen gemacht haben? Vielleicht sogar um Mitternacht, weil sie den ganzen Tag gearbeitet haben und wissen, dass sie am nächsten Morgen ohnehin nicht aufstehen müssen?
Möglicherweise fällt ihnen sogar noch ein, wann sie einen Tag lang überhaupt nichts getan haben. Ohne jemandem Rechenschaft ablegen zu müssen, ohne sich Fragen gefallen zu lassen.

In unserer Gesellschaft existiert das typische Problem der Überreizung und der Gewöhnung. Es gibt unzählbar viele Augenblicke, in denen wir in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen, die im wahrsten Sinne des Wortes ?enorm? sind.
Sie mögen es möglicherweise für trivial halten, ihre Wohnungstür hinter sich zu schließen und einfach zu gehen, aber das ist es nicht. Sie genießen in diesem Moment Freiheit. Sie können einfach gehen! Egal wohin, sie gehen einfach, und niemand verlangt Rechenschaft, niemand fragt.

Selbstverständlich ist es nicht sinnvoll, über alle Freiheiten und Möglichkeiten nachzudenken, die sich einem im Leben stellen. Und ich verstehe, dass es häufig eines bestimmten Auslösers bedarf, um aus der täglichen Tristesse auszubrechen. Aber wenn sich ein solcher Moment bietet, sollte man ihn nicht einfach ziehen lassen. Dann darf man ruhig kurz verharren, durchatmen und nachdenken.

In der Gützkower Landstraße 69 befindet sich das evangelische Krankenhaus Bethanien, das Patienten mit psychischen Erkrankungen behandelt.
Die Menschen, die dort kuriert werden, sind zum großen Teil unmündig. Sie dürfen nicht gehen, sie dürfen nicht ungefragt essen, sie dürfen nicht wählen. Sie sind Schlaf- und Weckzeiten unterworfen und an einen Tagesplan gebunden, der kaum Raum für die Entfaltung persönlicher Freiheiten bietet.
Wenn die Patienten einen Wunsch haben, gehen sie zum Pflegepersonal und bitten, bis man sie erhört. Und im Zuge der Machtdemonstration zwischen Pfleger und Patient kommt es nicht selten vor, dass Patienten sämtliche Wünsche mindestens dreimal aussprechen müssen, bis ihnen Gehör geschenkt wird.
Wenn ein Arzt kommt und sich die Patienten ansieht, hat er die Befugnis, Medikamente zu verschreiben, deren Nebenwirkungen der zu behandelnden Krankheiten kaum nachstehen. So wird eine leichte Psychose schon mal mit Tabletten behandelt, deren häufig auftretende Nebenwirkungen  Erbrechen, Schlaflosigkeit und Suizidgefahr sind.

Wann darf sich ein Mensch die Freiheit nehmen, einem anderen Menschen die Mündigkeit abzusprechen? Wann darf ein Mensch sämtliche Freiheiten und so viele Rechte verlieren? Und wenn es so einfach ist, jemandem zu verbieten, die Wohnungstür hinter sich schließend in die Welt zu gehen und zu tun, was man möchte, welche Rechte hat man dann überhaupt?

Es gibt Dinge, die einem erst bewusst werden, wenn sie beschädigt oder fort sind. Ein kaputter Rücken, zum Beispiel. Eine gebrochene Hand, der Riss der Achillessehne oder der Verlust von Freiheit.
Man kann nicht über alles nachdenken, dass im Leben wunderbar ist oder dass das Leben schön macht und es funktionieren lässt. Aber wenn man einmal aus diesem Trott herausgerissen wird, darf man ruhig kurz innehalten, durchatmen und nachdenken. Und sich bewusst machen, wie unsagbar teuer die Freiheit ist, die Tür hinter sich zu schließen und zu gehen.

Geschrieben von Tobias Winkler

1. Mai in Neubrandenburg

Seit die Nationalsozialisten den ″Tag der Arbeit″ 1933 zum gesetzlichen Feiertag erklärt hatten, gehen alljährlich alle Bevölkerungsschichten auf die Straße, um ihrem politischen Willen Ausdruck zu verleihen. Friedlich, bewusst und bestimmt sollten die Demonstrationen sein. Ohne Angst vor staatlichen Repressionen und ohne Druck. Nachdem 1987 ein Brandstifter einen Bolle-Supermarkt niedergebrannt hatte und die Tat der linken Szene zugeschrieben wurde, hat sich das Bild des 1. Mai jedoch ergreifend geändert. Seitdem wird der 1. Mai mit Chaos und Zerstörung gleichgesetzt, da linke und autonome Extremisten seit 20 Jahren ihre politischen Forderungen in rohe Gewalt umsetzen.

Der 1. Mai 2007 in Neubrandenburg scheint indes eine neue Entwicklung zu beschreiben. Eine Entwicklung, die vor zwei Jahren begann und die allem Anschein nach zu mehr politischer Meinungsäußerung, mehr Festlichkeit und weniger Gewalt führt.

Der Demonstrationszug der NPD, der gegen 12:00 Uhr begann, konnte im Wesentlichen ungestört verlaufen. Die Route verlief im Randbereich Neubrandenburgs und wurde angeführt vom Landesvorsitzenden der NPD in Mecklenburg-Vorpommern Udo Pastörs.
Die linke Szene sammelte sich um 10:00 Uhr und versuchte, den Zug der NPD bis zu dessen offiziellem Ende um 20:00 Uhr zu stören oder gar zu verhindern. Außerdem marschierte die ‘Front Deutscher Äpfel’ zwischen 11:00 Uhr und 12:00 Uhr, um lautstark und satirisch die nationale Ideologie zu karikieren.
Die Demonstration der NPD wurde von der linken Szene so beeinflusst, dass teilweise die Marschroute geändert werden musste, da Sitzblockaden ein Weiterkommen der NPD verhinderten. Um ca. 16:00 Uhr wurde die Demonstration der NPD beendet. Die Mitglieder der rechtsorientierten Partei wurden unter Polizeischutz zum Bahnhof geführt und geschützt, bis sie abfuhren.

Damit war der 1. Mai in Neubrandenburg insgesamt ein sehr ausgewogener, kaum gewaltreicher Protesttag. Die Demonstranten hatten, bis auf gelegentliche Störungen und Routenänderungen, Gelegenheit, ihre politische Meinung kundzutun. Die Polizei hat sich vollständig zurückgenommen und verfolgt weiterhin die seit einigen Jahren angewandte Strategie der Passivität und Streitschlichtung. Eingegriffen wurde nur in wenigen Fällen, polizeilicher Gewahrsam nur in  besonderen Situationen ausgesprochen.
Negativ fielen vor allem die neubrandenburger Bürger auf, weil sie sich kaum am Protest gegen die NPD beteiligten. Einzig die Stadt brachte ihren Protest zum Ausdruck, indem sie versuchte, den Demonstrationszug der NPD zu verbieten und sich durch ein Banner am Rathaus eindeutig von der rechten Szene distanzierte.

Der 1. Mai wurde ein offizieller Feiertag, damit sich jeder deutsche Bürger an der politischen Willensverkündung beteiligen konnte und in der Lage war, für seine Interessen zu demonstrieren, egal welche Interessen er vertritt. In der vergangenen Zeit ist dieses Bild stark ins Wanken geraten. Es kommt jetzt darauf an, dass alle Deutschen den derzeitigen Trend der friedlichen Demonstration aufrecht erhalten, damit in Zukunft alle Bürger ihre politischen Interessen auch verkünden wollen, und nicht nur können.

Für mehr Informationen steht die ″externerFotostrecke zur Verfügung.