Am 18.11.2022 – das ist bereits eine Weile her – hat das Bundeskabinett die lang ersehnte Energiepauschale für Studierende und Fachschüler*innen beschlossen. Diese soll eine Hilfe darstellen, um die stetig steigenden Energiekosten etwas tragbarer zu machen. Enttäuschenderweise ist diese Soforthilfe lediglich eine Einmalzahlung in Höhe von 200€. Wie ihr diese Soforthilfe erhaltet und welche Optionen ihr zur Beantragung habt, erfahrt ihr hier.
Ihr habt eben schon richtig gelesen: Beantragung. Ihr habt zwar alle (solange ihr studiert oder eine Fachschule besucht) Anrecht darauf, die 200€ zu erhalten, müsst dafür allerdings einen Antrag ausfüllen. Dieser ist über das Portal der Bundesregierung ab heute zugänglich. Die Zugangscodes dazu wurden auf Anweisung des Wissenschaftsministeriums über die Hochschulen bereits am 14.03. versendet. Eventuell ist euch auch schon eine Email in euren Uni-Mails aufgefallen, wo dieser drinsteht. Zur gleichen Zeit wird euch auch eine Pin zugeschickt, die ihr in der Accountverwaltung abrufen könnt. Dort müsst ihr lediglich auf das rote Feld „Pin abrufen“ drücken und in dem Feld darüber erscheint dann eine sechsstellige Kombination aus Zahlen und Buchstaben – eure Pin.
Das klingt zwar alles etwas kompliziert und umständlich – ist es auch. Denn ihr benötigt zusätzlich zur Antragstellung auch einen BundID-Account, welchen ihr auf der entsprechenden Website erstellen könnt. Die BundID ist der jüngste Versuch der Bundesregierung, mit einem freiwilligen Online-Tool zeitaufwändige Gänge zum Amt zu vermeiden. Was wie eine gute Idee wirkt, bedeutet in diesem Fall eine weitere Hürde für Antragstellende. Wie bereits erwähnt ist eine BundID obligatorisch und alles andere als eine freiwillige Alternative – zumindest, wenn man die 200€ erhalten möchte. Von den berechtigten Zweifeln in Bezug auf Datenschutz und -verbarbeitung, sowie der ausschließlichen Verfügbarkeit in deutscher Sprache ganz zu schweigen.
Nachdem das erledigt ist, besucht ihr die folgende Seite: https://antrag.einmalzahlung200.de/ Hier könnt ihr den letztendlichen Antrag stellen. Zuerst müsst ihr euch anmelden, wozu die BundID benötigt wird. Haltet auch den 32-stelligen Zugangscode (dieser sollte euch gestern in eurem Uni-Postfach erreicht haben) und die 6-stellige Pin (diese findet ihr in der Accountverwaltung) bereit. Erfolgreich angemeldet, müsst ihr lediglich die offenen Felder ausfüllen und schon ist die Soforthilfe beantragt.
Ein Beantragungsverfahren, das nach Monaten der Frustration und ausbleibender finanzieller Unterstützung schon fast wie Hohn erscheint. Zu lange dauert bereits das gesamte Verfahren. Schon 2021 war über ein Drittel der Studierenden in Deutschland von Armut bedroht (nachzulesen in diesem webmoritz-Artikel). Nachdem im September die Pauschale in Form eines dritten Entlastungspaktes bereits durch die Bundesregierung beschlossen wurde, warten Schüler*innen und Studierende nun bereits ein halbes Jahr auf die Soforthilfe.
„Eine Soforthilfe ist das schon lange nicht mehr. Die 200 Euro können das Loch im Portemonnaie bei den hohen Lebenserhaltungskosten sowieso nicht mehr stopfen. […].“
Carlotta Eklöh, Vorstandsmitglied des fzs
Und das Warten hat leider noch kein Ende. Es sei an dieser Stelle betont, dass es sich bei dem Antrag lediglich um den Antrag handelt. Das Geld wird euch leider noch nicht direkt überwiesen. Nachdem der Bund die Aufgabe der Verteilung der Hilfen erfolgreich an die Länder abgetreten hat, sind nun diese für die Auszahlung verantwortlich. Demnach können wir nicht davon ausgehen, dass die Pauschale alle Schüler*innen und Studierende gleichzeitig und in naher Zukunft erreicht. Das ist nun ganz von den Ländern und der Geschwindigkeit, in der diese arbeiten, abhängig.
In seinem ersten Buch nimmt sich der Berliner Wissenschaftsjournalist vor, uns (fast) alles zu erklären und das auch noch einfach. Wie soll das denn gehen? Mit einem Titel, den sich am liebsten jedes Schullehrbuch aufs Cover schreiben würde, ist die Erwartungshaltung natürlich hoch. Ob ich aber enttäuscht oder überrascht wurde, erfahrt ihr jetzt.
„Das Leben ist zu kurz, um lange Vorworte zu lesen.“ So beginnt… nun ja, das Vorwort. Schnell wird klar – Kolorz ist sich der Mammutaufgabe, die er sich auferlegt hat, bewusst. Um so viele Infos auf den knapp 240 Seiten unterzubringen, müssen irgendwo Abstriche gemacht werden – auch wenn es nur das Vorwort ist. Über 10 Kapitel befasst sich das Buch mit (fast) allen Entdeckungen und Erkenntnissen, die in der Geschichte das ein oder andere Weltbild auf den Kopf gestellt haben. Geschichte ist hierbei genau das richtige Stichwort. Denn nicht nur der wissenschaftliche Aspekt wird einfach erklärt – sonst wäre es ja nur ein einfaches Lehrbuch. Ein (fast) noch größeres Augenmerk liegt auf den vielen kleinen Geschichten und Anekdoten, die erzählen, wie diese bahnbrechenden Erfindungen und Ideen überhaupt zustande kamen. Einige hätte man sich wirklich nicht ausdenken können, von vor der Nase weggeschnappten Nobelpreisen, über zufällige Funde von antiken Blechplatten und den sonderbaren Leben der größten Wissenschaftler*innen der Geschichte. Aber was heißt jetzt genau „(fast) alles“?
Anfangen tut das Buch ganz am Anfang. Also ganz, ganz am Anfang – um etwas genauer zu sein, vor (fast) 13,8 Milliarden Jahren (so alt schätzt die moderne Wissenschaft zumindest unser Universum). Vom Urknall aus geht es dann in die ersten holprigen Schritte der Astronomie, zu den ersten Weltbildern und dazu, wie Galileo, Kopernikus und Konsorten die mächtige Kirche in Frage stellten. Ob Newton wirklich ein Apfel auf den Kopf gefallen ist, wie Einstein und Marie Curie eine komplett neue Welt entdeckten und schließlich über Quantenphysik in die Wissenschaft der Gegenwart. Aber auch einen Ausblick in die Zukunft möchte uns Niklas Kolorz nicht verwehren. So drehen sich die letzten Kapitel um die Aussichten der Menschheit und die Klimakrise.
Abgerundet wird diese kleine Zeitreise durch schöne Illustrationen, die mal besondere Objekte oder Instrumente zeigen, mal eine experimentelle Anordnung oder eine Darstellung der Mondphasen oder des Sonnensystems. Diese sind sehr niedlich und stilsicher gestaltet und untermalen den Inhalt fantastisch.
Kann ich das Buch empfehlen, und wenn ja, an wen?
Zuerst sei gesagt: Ich hatte eine wirklich unterhaltsame Zeit mit dem Buch. Wenn ich es in einem Wort beschreiben müsste, dann ist es „kurzweilig“. Die einzelnen Kapitel haben eine fantastische Länge (ca. 20-30 Seiten), um häppchenweise vertilgt zu werden. Entsprechend möchte ich das Buch gerne ausnahmslos weiterempfehlen, allerdings tue ich mich aus verschiedenen, kleineren Gründen etwas schwer dabei: Wer sich nicht für Naturwissenschaften begeistern kann, wird das höchstwahrscheinlich auch mit diesem Buch nicht ändern können. Das Buch richtet sich in seinem Stil ganz klar an eine jüngere Zielgruppe, ähnlich wie der TikTok-Content von Niklas Kolorz. Gleichzeitig setzt es dabei aber zumindest physikalisches Grundwissen der Oberstufe voraus – wobei auch diese Sachverhalte oft unkompliziert vermittelt werden.
Zusammenfassend: Wenn ihr Fans von Niklas Kolorz und seinem Content seid, werdet ihr auf keinen Fall enttäuscht werden. Und wenn euch – wie mir – Niklas Kolorz zuvor noch kein Begriff war, lohnt sich sicherlich ein Blick auf seinen TikTok-Kanal oder in einen seiner diversen Auftritte vor der Kamera beim ARD oder SWR. Dann könnt ihr ein Gefühl dafür bekommen, was euch erwartet oder ihr lasst euch einfach überraschen.
Das Buch ist, überall wo es Bücher gibt, zu einem Preis von 16,99€ erhältlich.
Hier sei erwähnt, dass der Droemer-Knaur-Verlag so freundlich war, uns ein Exemplar zu Rezensionszwecken zur Verfügung zu stellen.
Der Enkeltrick ist heutzutage vor allem eines: notorisch. Notorisch für seine Primitivität. Das denkt zumindest meine Generation, welche aus genau diesem Grund den Gefahren und Folgen dieser Betrugsmasche wenig Verständnis entgegenzubringen hat. Dabei könnten die Opfer uns kaum näher stehen. Aber stimmt das? Stellen der Enkeltrick und seine modernen Variationen wirklich noch eine ernsthafte Gefahr für Opa und Oma dar?
Doch zuallererst: Was ist der CaMeTa-Staffellauf?
Dieser Artikel ist Teil einer kollaborativen Reihe unter dem Titel „CaMeTa-Staffellauf“. Hintergrund sind die namensgebenden Campusmedientage, zu welchen das Akrützel der Uni Jena letzten September eingeladen hat. Dort haben wir uns mit anderen Campusmedien aus ganz Deutschland vernetzen können und tolle neue Erfahrungen gesammelt. Daraus ist unter anderem auch diese Reihe geboren – eine kollaborative Serie von Artikeln auf den jeweiligen Plattformen unserer Campusmedien unter einem gemeinsamen Thema. Und jeden zweiten Tag wird der metaphorische Staffelstab an eine neue Redaktion gereicht.
Was ist der Enkeltrick?
Der Enkeltrick ist eine Sonderform des Trickbetrugs, also der rechtswidrigen Beschaffung oder Beschädigung des Vermögens einer*s anderen durch das Vortäuschen falscher Tatsachen. Hier treffen wir zum ersten Mal das Wort „Täuschung“ an – denn das ist das grundsätzliche Vorgehen der Täter*innen. Die Opfer sollen auf allen möglichen Wegen getäuscht, in Unsicherheit gebracht und im Kontext einer vorgetäuschten Notlage um ihr Vermögen gebracht werden. Das Strafgesetzbuch verfügt über keinen eigenen Paragraphen zum Enkeltrick. Stattdessen wird die Straftat unter einem gemeinsamen Paragraphen zusammengefasst.
§ 263 StGB – Betrug
(1) Wer in der Absicht, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, das Vermögen eines anderen dadurch beschädigt, daß er durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt oder unterhält, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar.
In besonders schweren Fällen kann das Strafmaß sogar auf sechs Monate bis zu zehn Jahre ausgeweitet werden. Besonders schwere Fälle zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass es bei sich den Taten nicht um Einzelfälle handelt, eine Person in wirtschaftliche Not gebracht wird oder man gewerbsmäßig oder als Mitglied einer Bande agiert. Der letzte Punkt soll für uns im Folgenden von besonderer Bedeutung sein.
Die Täter*innen
Gewerbsmäßiger Bandenbetrug. Das ist der strafrechtliche Ausdruck für den Enkeltrick. Diese Bezeichnung rührt zum einen daher, dass die Täter*innen immer organisiert und im großen Stil agieren. Zum anderen handelt es sich bei den Täter*innen immer um bandenmäßig organisierte Großfamilien im Ausland. Doch dazu später mehr. Wie bereits eben erwähnt, ist das Vorgehen immer das gleiche und in hohem Maße koordiniert. Mit alten Telefon-CDs (quasi Telefonbücher im CD-ROM-Format) werden die Telefonnummern von Menschen mit alt klingenden Namen durchsucht und diese dann systematisch abtelefoniert. Dazu werden ganz einfach alte „Wegwerfhandys“ und Prepaid SIM-Karten verwendet. Aus Sicherheit wandern diese jeweils nach maximal einem Tag in den Müll. Die Ausweispflicht, welche in Deutschland bei Aktivierung einer Telefonkarte gilt, wird einfach mit Karten aus dem Ausland umgangen.
Bei jeder Tat sind mindestens 3 Akteur*innen involviert:
Anrufer*in Das sind, wie der Namen vermuten lässt, diejenigen, die den eigentlichen Anruf tätigen. Sie sitzen meist in Polen und sprechen akzentfrei und fließend deutsch. Die Rolle der*des Anrufer*in ist eine sehr zentrale für das Vorgehen und wird nur von wenigen Bandenmitgliedern beherrscht. Die Polizei schätzt die Zahl auf gerade mal 12 oder 13 Anrufer*innen, welche in der Regel gleich zwei oder drei Abholerteams parallel zur Verfügung haben.
Logistiker*in Diese Rolle ist für die nötige Hintergrundrecherche notwendig. Während der Anruf getätigt wird, werden online direkt Infos eingeholt in Bezug auf Adresse, die nächstgelegene Bank (sollte das Opfer kein Bargeld zuhause haben) oder gar die Anbindung an den ÖPNV. Dann wird das Abholerteam instruiert und zur Adresse geschickt.
Abholer*innenteam Dieses besteht meist aus drei Personen, die jeweils ihre eigene Rolle erfüllen. Die*Der Fahrer*in bringt die Kompliz*innen zum Opfer. Die*Der Observant*in beobachtet den Tatort und stellt fest, ob Polizei auf dem Weg ist oder sogar bereits informiert wurde und sich ebenfalls vorbereitet. Die*Der Abholer*in sammelt das Geld an der Haustür ein. Sie vermeiden dabei Augenkontakt und versuchen die Interaktion so kurz wie möglich zu halten (je länger die Interaktion, desto mehr Spuren und Indizien haben die Opfer, um sich später an die Polizei zu wenden). Anschließend wird das Geld per Online-Geldtransfer oder Kurier an die Hintermänner ins Ausland gebracht und hinter den Kulissen verteilt. Die übliche Aufteilung: 50 Prozent für Anrufer*innen, 25 Prozent für Logistiker*innen und 25 Prozent für das Abholerteam.
Wer sind jetzt diese Großfamilien? Um den Enkeltrickbetrug hat sich über die letzten knapp 25 Jahre eine Enkeltrickmafia gebildet, die der italienischen gar nicht so unähnlich ist. Dabei handelt es sich um einen größtenteils in Polen ansässigen Zusammenschluss aus Roma-Clans, der entsprechend streng hierarchisch strukturiert ist. Das Geschäft bleibt hier Familiensache. Außenstehenden wird nicht vertraut. Innerhalb der Familien haben sich Repressalien etabliert, um zu verhindern, dass die eigenen Verwandten abtrünnig werden. Sprich: Wer bei der Polizei auspackt, wird aus dem Clan ausgeschlossen oder erhält ein Kopfgeld.
Die Opfer
Die Bezeichnung Enkeltrick macht kein Geheimnis aus der Zielgruppe der Großfamilien. Es sind immer ältere Menschen mit alt klingenden Vornamen, die ohnehin wenig angerufen werden und grundsätzlich eher einsamer sind. Auch der eigentliche Trick ist selbsterklärend. Die Täter*innen geben sich als Enkel/Nichten/Neffen oder andere Teile der Verwandtschaft aus – immer in einer äußerst dringlichen Notlage. Der einzige Ausweg: ein hoher Geldbetrag, den nur die Großeltern als letzte Option bereitstellen können. Der Kreativität sind bezüglich der Notlage keine Grenzen gesetzt, sie wird lediglich durch den Faktor der Plausibilität limitiert. Klassische Beispiele sind ein Autounfall mit dem Mietwagen, ein Verkehrsunfall mit Verletzten oder der dringende Kauf der Traumimmobilie.
Warum sind ausschließlich ältere Menschen Opfer vom Enkeltrick? Sind ältere Menschen wirklich so einfältig und leichtgläubig? Unbefriedigenderweise heißt die Antwort hier Ja und Nein. Zum Unglück vieler Senior*innen unserer Bundesrepublik bringt gerade ihre Bevölkerungsgruppe besonders viele Eigenschaften bzw. Voraussetzungen mit, die den Enkeltrick so erfolgreich machen.
Auf der einen Seite finden wir die bereits erwähnte Notsituation wieder, in der sich die angeblichen Verwandten befinden und die ein schnelles Handeln erfordert. Dazu kommt die Tatsache, dass ältere Menschen eher dazu tendieren, ihr Bargeld oder wertvollen Schmuck zuhause zu verwahren. Auf der anderen Seite sind sie anfälliger für Täuschungsversuche. Das hat eine amerikanische Studie aus dem Jahr 2013 herausgefunden. Diese unterstellt älteren Menschen vor allem eine höhere Anfälligkeit, Opfer von Betrug zu werden. Gründe dafür sind ein schlechteres soziales Wohlbefinden und unbefriedigte soziale Bedürfnisse. Unterstützt wird das ganze durch den demografischen Wandel, den wir in Deutschland und Europa erleben. Das Durchschnittsälter steigt immer weiter an und damit gehen den Betrüger*innen auch die Opfer nicht aus.
Jeder hat Angst vor Einbrüchen, Raub oder Überfällen. Niemand hat Angst vor dem Enkeltrick, weil jeder überzeugt ist, dass es ihm nicht passieren kann.
Joachim Ludwig – Polizeihauptkommissar, Polizeipräsidium Köln
Doch zum finanziellen Schaden – dieser kann für die Opfer mehrere tausend Euro betragen und in nicht wenigen Fällen die gesamten Ersparnissen aufbrauchen – kommt auch ein psychischer Schaden hinzu. Dieser ist nicht zu unterschätzen und hat weitreichendere Folgen als der wirtschaftliche. Opfer haben oft Angst ans Telefon oder die Tür zu gehen, was als Katalysator für die Vereinsamung wirkt und im schlimmsten Fall bis zum Suizid führen kann. Weiterhin machen sich Opfer oft selbst für die Tat verantwortlich, schämen sich oder fürchten Ärger mit ihren Kindern und Enkeln. Die Polizei schätzt, dass circa die Hälfte aller Opfer sich nicht traut die Tat anzuzeigen.
Die Justiz
Wenn die Vorgehensweise der Betrüger*innen so primitiv und gleichzeitig so durchschaubar ist, warum ist die Justiz nicht dazu in der Lage, dem Enkeltrick ein Ende zu setzen?
Joachim Ludwig ist Polizeihauptkommissar in Köln und ermittelt seit 20 Jahren gegen Telefonbetrüger*innen. Die Kolleg*innen nennen ihn auch Mr. Enkeltrick. Er sieht einige Probleme in der Arbeit der Polizei, aber auch im Rechtssystem, welche die Ermittlungen in Sachen Enkeltrick erheblich erschweren.
Eines der größten Probleme ist die Abschaffung der sechsmonatigen Vorratsdatenspeicherung. Dadurch fehlen den Ermittlungen wichtige Daten und Infos in Bezug auf die Anrufer*innen. Auch Anbieter wie die Telekom dürfen keine Telefonnummern oder Etwaiges speichern. Als zweiten großen Punkt kritisiert Ludwig den Föderalismus, der auch in der polizeilichen Arbeit ein Problem darstellt. Während die Täter*innen in ganz Deutschland agieren, investigieren die jeweiligen Dienststellen nur in ihrem eigenen Bundesland – sobald Ländergrenzen überschritten werden, hört die Zuständigkeit der entsprechenden Dienststelle auf. Noch schlimmer wird es erst auf internationaler Ebene. Hier sind Kooperationen mit ausländischen Dienststellen die absolute Ausnahme und kommen so gut wie nie zustande.
Die Geschichte des Enkeltricks
Ende Mai 2014 allerdings kam es zu einer solchen seltenen Kooperation zwischen deutschen und polnischen Beamt*innen. In Warschau, Posen, aber auch in deutschen Städten kam es zeitgleich zu 49 Festnahmen verschiedener Drahtzieher*innen und Handlanger*innen der Enkeltrickmafia. Darunter auch Arkadiusz L. und sein Bruder Adam P. Arkadiusz L. (Spitzname „Hoss“) gilt als Erfinder des Enkeltricks und ist „Pate“ einer Roma-Großfamilie. Der Legende nach begann alles Ende der 90er Jahre. Damals hat Hoss noch als Teppichverkäufer in einem Callcenter gearbeitet. Als er einen älteren Herren am Telefon hatte, glaubte dieser die Stimme seine Enkels Rudolph zu hören und sprach ihn auf seine akuten Geldprobleme an. Arkadiusz L. spielte ganz einfach mit und so ist der erste erfolgreiche Enkeltrick über die Bühne gegangen. Hoss verschwendete keine Zeit damit sein Wissen an die Verwandten weiterzugeben und hat so den Telefonbetrug im großen Stil aufgezogen.
Bei seiner Festnahme im Mai 2014 konnten die polnischen Behörden ihm allerdings nur acht Straftaten nachweisen. Seinem Bruder Adam nur sieben, sodass beide nach fünf Monaten gegen Kaution aus der Untersuchungshaft freikamen. Hoss wurde im Jahr 2017 erneut festgenommen, doch kam er auch hier nach kurzer Zeit gegen Kaution wieder frei. Ende 2019: das gleiche Spiel. Deutsche und polnische Behörden sind fassungslos. Zwischenzeitlich wurde im Frühjahr 2018 einer der Hintermänner und Sohn von Hoss – Marcin Kolompar, genannt „Lolli“ – festgenommen und vor dem Landgericht Hamburg zu zwölfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Und auch Arkadiuzs L. selbst sitzt aktuell wieder in einem polnischen Gefängnis ein. Fragt sich nur für wie lange.
Eine Sache steht auf jeden Fall fest: Der Enkeltrickbetrug braucht seinen Erfinder nicht. Kaum waren Hoss und Konsorten hinter Gittern, glühten wieder die Telefonleitungen älterer Menschen in Deutschland, Österreich, Schweiz und Luxemburg. Direkt sind neue Hintermänner nachgerückt, die den Familienbetrieb am Laufen halten.
Wie kann ich mich und meine Nächsten schützen?
Laut Joachim Ludwig kann jede*r dem Enkeltrick zum Opfer fallen, unabhängig vom Bildungsstand oder dem Wissen über die Möglichkeit solcher Taten. Entscheidend ist nur der falsche Moment. Die Täter*innen greifen die Opfer hochgradig auf emotionaler Ebene an, sodass diese entsprechend unüberlegte, emotionsgetriebene Handlungen vornehmen.
Auch sind ältere Menschen gar nicht so anfällig für den Enkeltrick als dieser Artikel es vielleicht bisher impliziert hat. In der Regel gehen einer vollendeten Enkeltricktat hunderte von missglückten voraus. Fälle, in denen Angerufene die Polizei informiert haben oder aufmerksamen Bankangestellten die Ungereimtheiten auffielen sind zwar nicht die Regel, aber auch keine Seltenheit. Solche Informationen sind eine der größten Hilfen für die Behörden.
Tipps der Polizei, um sich vor Enkeltrickbetrüger*innen zu schützen, umfassen unter anderem das Aufhängen eines Zettels neben dem Telefon – dieser soll bei jedem Anruf an Betrüger*innen erinnern. Eine weitere gute Strategie ist das Zurechtlegen von Fangfragen, sollten Zweifel aufkommen, wer gerade anruft. Generell muss die Bevölkerung umdenken und mehr aufeinander achten. Während unseren Eltern oder Großeltern bequem per Telefon die Taschen gelehrt werden, dürfen wir nicht weiter die Augen zu machen.
Auf die Frage hin, warum sie denn tun, was sie tun, antworten die meisten Betrüger*innen: „Ihr seid doch selbst Schuld, wenn ihr auf eure Alten nicht aufpasst.“ Und vielleicht ist da sogar was dran.
…fragen sich wohl vor allem Nicht-Studierende. Doch um eine Antwort auf diese Frage zu bekommen, müsst ihr euch nicht umständlich immatrikulieren lassen, den Semesterbeitrag zahlen und dann auch noch am Ende des Semesters nervige Prüfungen schreiben. Stattdessen könnt ihr ganz einfach in den kommenden Wochen dem Rathaus einen Besuch abstatten.
#wissenlocktmich … zur Universität Greifswald – so der Slogan, um auf die Vortragsreihe, welche in den kommenden Wochen und Monaten im Greifswalder Rathaus stattfinden soll, aufmerksam zu machen. Ziel ist es, eine Brücke zwischen der Universität und den Greifswalder Einwohner*innen zu schlagen. Dazu haben Uni und Stadt gemeinsam ein breites Angebot an Vorträgen vorbereitet, in denen Wissenschaftler*innen und Expert*innen ihre Arbeit und Forschungsergebnisse allen Interessierten verständlich vermitteln möchten.
Barrierefreiheit spielt für die Organisator*innen aber nicht nur im Sinne der Verständlichkeit der Vorträge eine Rolle, sondern insbesondere auch bei der Raumplanung der Veranstaltungsreihe: Alle Vorträge finden im Bürgerschaftssaal des Rathauses statt, welcher barrierefrei zu erreichen ist und ohne vorherige Anmeldung allen, die neugierig sind und etwas Neues lernen wollen, offen steht. Die Referent*innen verzichten dabei auf ein Honorar und die Stadt stellt den Saal kostenfrei zur Verfügung, wodurch das Event für die Besucher*innen keinen Eintritt kostet.
Der Auftakt erfolgt dabei bereits diesen Montag, am 24. Oktober, mit Prof. Dr. Torsten Haberzettl und dem Thema „Umweltforschung auf dem Dach der Welt“. Inhaltlich soll es dabei um die Region Tibet gehen und warum diese für einen Großteil der Wasserversorgung Asiens verantwortlich ist.
Weiter geht es am 7. November mit einem Vortrag von Dr. Farid Suleiman zum Thema „Schuld und Sühne in islamischer Perspektive“, welcher sich vor allem mit dem Begriff der Sünde und seiner Bedeutung auseinandersetzen wird.
Daraufhin folgt am 28. November Prof. Dr. Kathrin Mahlau, die einen Vortrag zum Thema „Umsetzung einer inklusiven Schule“ halten wird. Nicht alle Schüler*innen und Schüler lernen auf die gleiche Art und Weise, was neue Modelle zur gerechten Förderung aller erfordert.
Nach dem ersten Advent, am 5. Dezember, folgt ein Vortrag von Prof. Dr. Olaf Hohmann mit dem Titel „Vergeltung, Abschreckung, Besserung, Schutz vor dem Täter?“ und der Frage ob die Bestrafung von Vergehen der Gerechtigkeit oder der Abschreckung dienen soll.
Zu guter Letzt beendet Prof. Dr. Andreas Stahl die Reihe am 9. Januar 2023 mit einem Vortrag zum Thema „Häufige Augenerkrankungen“. Das Sehen ist ein essentieller Sinn des Menschen, was es umso interessanter und wichtiger macht, diesen zu erhalten und Erkrankungen in einer immer älter werdenden Gesellschaft vorzubeugen.
Alle Vorträge finden jeweils am Montag um 17:00 Uhr im Bürgerschaftssaal im Rathaus (am Markt) statt. Der Eingang ist schräg gegenüber vom Hugendubel. Wer von euch etwas detailliertere Informationen für die jeweiligen Vorträge erhalten möchte, kann auf der Internetseite der Uni Greifswald vorbeischauen.
Am vergangenen Freitag, dem 31.09. haben die Rektorin Frau Prof. Dr. Riedel und der studentische Prorektor Hennis Herbst zu einer Pressekonferenz im Büro der Rektorin eingeladen. Am Ende hat sich mit insgesamt 7 anwesenden Personen der mediale Ansturm etwas zurückgehalten, dennoch sind einige neue Informationen durchgedrungen, die wir euch natürlich nicht vorenthalten wollen.
Zuerst sei gesagt: Wer den ersten Beitrag zu dem Thema noch nicht kennt, sollte einen Blick hineinwerfen. Unter diesem Link geht´s zum ersten Teil. Aber für die Vielbeschäftigten unter euch hier eine Kurzfassung:
Die Uni hat einen Krisenstab gegründet, um der drohenden Strom- und Gasknappheit im Winter Herr zu werden. Das Ziel ist dabei vor allem die Schadens- und Gefahrenminimierung, insbesondere wenn es um langanhaltende Stromausfälle geht, was bedeutet, dass gewisse Stoffe nicht mehr richtig gelagert werden können, oder durch Feuchtigkeit und Kälte empfindliche Gegenstände und Geräte beschädigt werden können.
Was hat sich nun Neues getan? Um eine Vorstellung über Mehrkosten, die auf die Uni zukommen, zu bekommen, wurden nun auch Zahlen preisgegeben. Die Uni, inklusive das Uniklinikum müssen mit circa 8 Million Euro zusätzlichen Kosten rechnen im Vergleich zum Vorjahr. Dabei fallen 7 Millionen allein auf Energiekosten. Schuld daran ist neben der Gasknappheit auch die aktuell anhaltende, starke Inflation, welche das Preisniveau in die Höhe treibt. Demnach liegt auch eine große Aufmerksamkeit auf Energiesparmaßnahmen, insbesondere wenn es ums Heizen geht. Es wird versucht, für gewisse Gebäude jeweils eine Art Energiebeauftragte*n zu finden, um die Arbeit etwas einfacher zu managen. Ab 16 Uhr soll eine Nachtabsenkung der Temperatur um 3 Grad stattfinden. Generell möchte der Krisenstab darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, in allen Bereichen Strom und Gas zu sparen so gut es geht – Zuhause und am Arbeitsplatz.
Wie sehen die Pläne aus? Nach wie vor laufen die Vorbereitungen ausgehend von den 3 besprochenen Szenarien (siehe Teil 1). Die bereits erwähnten Gefahrenstoffe sollen gesammelt in die Uni-Medizin gebracht werden – dort wird so ziemlich am längsten Strom und Wärme sein, sollten alle Stricke reißen. Darüber hinaus möchte die Universität gewisse Gebäude als Wärmeinseln bereitstellen. Den Bibliotheken und dem Rechenzentrum sollte der Winter vorerst auch nichts anhaben können. Die Thermik stimmt hier und hinzu kommt, dass die Server des Rechenzentrums genug Wärme abgeben, um das Gebäude zu heizen. Überhaupt ist der Beitz-Platz gut gewappnet, da dort mit Geothermie (also Erdwärme) geheizt wird. Auch dem Hochschulsport sollte der Winter soweit nichts anhaben können, da die Einrichtungen oft nicht sehr heizintensiv sind und… ihr bewegt euch ja sowieso.
Was heißt das jetzt für die Studierenden? Tatsächlich erstmal recht wenig. Die Pläne, euch im nächsten Semester ganz normal (oder so normal wie Präsenzlehre mittlerweile ist) in die Hörsäle zu schicken und eure Freunde und Lieblingsdozierenden endlich wiederzusehen, stehen nach wie vor. Die Räumlichkeiten werden aufgrund einer Maßgabe des Bundes auf kuschelige 19 Grad geheizt werden. Einen Aufruf an die Studierendenschaft, wo es geht Energie zu sparen, ob in der Uni oder zuhause, sollte trotzdem erwähnt werden. Dazu haben Hennis und Frau Riedel während der Konferenz Thermometer ausgehändigt mit einer Skala, welche neben der Temperatur auch die entsprechende Energieeinsparung (oder Nicht-Einsparung) im Vergleich zur Vorgabe des Bundes anzeigt.
Probleme könnte es eventuell in der experimentellen Forschung geben, da diese sehr energieaufwendig ist. Aber dazu steht der Krisenstab selbst noch in der Planung.
Generell heißt es wie im ersten Teil für uns alle erst einmal: Ruhe bewahren und keine Katastrophenszenarien ausmalen. Was der Krisenstab bespricht und worauf sich die Uni vorbereitet sind quasi worst-case-Szenarien, die noch weit davon entfernt sind einzutreffen. Man möchte hier lediglich vorbereitet sein und nicht mit runtergelassenen Hosen im Schnee stehen. Alle Zeichen stehen gut, dass die Uni diesen Winter gut überstehen wird.