Mehr als drei Viertel der Studierenden, die alleine oder in einer WG wohnen, waren 2021 armutsgefährdet. Unter allen Studiernden sind 38 Prozent betroffen. Durch die Energiekrise und Inflation droht die Armut an den Hochschulen 2022 und 2023 noch mal zu steigen.

Vier von zehn Student*innen sind von Armut bedroht. Unter den Studierenden, die alleine oder in einer WG leben, sind es 76 Prozent, gab das Statistische Bundesamt im November 2022 bekannt. Zum Vergleich: In Deutschland sind nur 16 Prozent der Bürgerinnen und Bürger von Armut bedroht.

Nach den Ergebnissen des Bundesamtes konnten zwei von fünf Studierenden 2021 ungeplante und größere Ausgaben nicht stemmen.

Ausgaben für Wohnen deutlich höher

Die Ausgaben für das Wohnen sind unter Studierenden auch belastend hoch: Im Durchschnitt gaben Hochschüler*innen 32 Prozent ihres Einkommens für Miete und Nebenkosten aus. Allein- oder in einer WG-lebende Studierende zahlten knapp die Hälfte ihres Einkommens für die eigenen vier Wände. In der Gesamtbevölkerung liegt die Wohnkostenbelastung hingegen nur bei 23 Prozent.

Als von Armut gefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verdient. Dies war 2021 in Deutschland 1.251 Euro netto im Monat.

Studierende stehen im Wintersemester vor dramatischer Notlage

Die Zahlen zur Armut beziehen sich auf 2021. In diesem Jahr stiegen durch die Energiekrise und die Inflation Lebenskosten gefährlich an. Im Oktober betrug die Inflation zum Vorjahresmonat 10,4 Prozent, bei den Lebensmittelpreisen sogar das Doppelte (20,4 Prozent). Die Strom- und Gaspreise vervielfachen sich. Die Wasser- und Heizkosten der Wohnungen steigen stark.

Besonders hart trifft es internationale Studierende. Sie verfügen über monatlich etwa 140 Euro weniger Einnahmen als deutsche Studierende.

Matthias Anbuhl, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks erklärt: „Studierende stehen in diesem Wintersemester vor einer dramatischen sozialen Notlage. Sie kommen finanziell und psychisch auf dem Zahnfleisch aus der Corona-Pandemie – und wissen angesichts explodierender Preise oftmals nicht, wie sie nun Strom, Gas und Lebensmittel bezahlen sollen.”

Welche Hilfen es für Studierende gibt

Um speziell Studierende zu entlasten, gab es vom Bund bisher Einmalzahlungen: Ein Heizkostenzuschuss von 230 Euro wurde von September bis Oktober an BAföG-Empfänger*innen gezahlt. Ein zweiter Heizkostenzuschuss von 345 Euro wurde von der Bundespolitik bereits beschlossen, der jedoch auch nur für BAföG-Empfänger*innen gilt. Für alle Studierende ist aktuell eine Energiepreispauschale von 200 Euro geplant. Wie und wann die Zahlung erfolgt ist noch unbekannt, jedoch nicht vor Januar 2023, da das Gesetz dann erst in Kraft tritt.

Von einigen Hilfen für alle Teile der Bevölkerung profitieren natürlich auch Studierende: Für alle Erwerbstätige gab es eine Energiepauschale von 300 Euro. Zwei Drittel der Hochschüler*innen arbeiten neben dem Studium und profitierten davon. Da Preisbremsen für Strom und andere Energieformen geplant sind, werden künftige Abschläge für Nebenkosten nicht so hoch ausfallen. Das Kindergeld – dass man bis zum Alter von 24 Jahren bekommt – wird zum Jahreswechsel erhöht.

Beitragsbild: by Sara Kurfeß on Unsplash