Unruhe an der Uni – Demonstration gegen Ralph Weber

Unruhe an der Uni – Demonstration gegen Ralph Weber

Am Dienstag, den 02.11., soll um 11 Uhr vor dem alten Audimax in der Rubenowstraße gegen die Rückkehr des Rechtsprofessors Ralph Weber und damit einhergehend gegen rechtes Gedankengut an der Universität demonstriert werden.

Am letzten Sonntag haben wir euch im Vorfeld der kontroversen Rückkehr des Rechtsprofessors in einem Artikel die Hintergründe zusammengefasst. Nach Ende seiner Amtszeit für die AfD im Landtag Mecklenburg-Vorpommerns soll Ralph Weber nun wieder an der Universität lehren dürfen. Diese Entscheidung sorgte vor allem unter der Studierendenschaft für Bedenken, da Weber in seiner Zeit für die AfD als rechtsaußen galt und auch in seiner Arbeit an der Universität Greifswald vermehrt auffiel, unter anderem durch das Tragen von Thor Steinar Kleidung oder das Einladen eines Reichsbürgers als Referenten in einer Vorlesung. In politischen Reden und Beiträgen auf Sozialen Medien machte Weber außerdem wiederholt von rassistischer und anderweitig diskriminierender Sprache Gebrauch, die Studierende auch in seinem Lehrbetrieb befürchten.

Um den Sorgen der Studierenden nun Ausdruck zu verleihen, plant das Kollektiv Uni ohne Nazis, welches es sich zum Ziel gemacht hat, rechtes Gedankengut und Ideologien aufzudecken, eine Demonstration gegen den Rechtsprofessor. Das Kollektiv arbeitet für die Demonstration zusammen mit den Gruppen Unteilbar MV und Greifswald für alle. Uni ohne Nazis hat sich bereits vor 7 Jahren gegen Ralph Weber aufgrund seiner politischen und ideologischen Denkweisen ausgesprochen.

“Wir als Kollektiv haben die 2014 gegründete Initiative ‘Uni ohne Nazis’ neu aufleben lassen, weil wir heute wie damals für Offenheit und gegen rechtes Gedankengut sind.”
– Laura S., Mitorganisatorin des Kollektivs

Die Kundgebung ist auf kommenden Dienstag, den 02.11, in der Rubenowstraße 1 vor dem alten Audimax um 11 Uhr angesetzt. Das ist am gleichen Tag, an dem die erste Vorlesung von Prof. Weber (12 bis 14 Uhr) stattfinden wird. Geplant sind diverse Redebeitäge, die den Fokus auf die Vielfalt unserer Uni und das Ablehnen rechten Gedankengutes legen.

Zu diesem Anlass wird die gesamte Rubenowstraße (ja, die ganzen 235 Meter) abgesperrt sein. Die Polizei wird auch vor Ort sein und für die die nötige Sicherheit sorgen, da mit mehreren hundert Anwesenden gerechnet wird.

Das Wichtigste auf einen Blick:

Was? Kundgebung zu Ralph Weber
Wann? Dienstag, 02.11.2021, 11 Uhr
Wo? Rubenowstraße, vor dem alten Audimax

Beitragsbild: Annica Brommann

Studenten bilden Schüler e.V.

Studenten bilden Schüler e.V.

So schlecht geht es uns doch gar nicht, oder? Zieht man hier den sogenannten Human Development Index (HDI) zu Rate, findet sich Deutschland zwar nicht an der Spitze, aber immerhin auf dem 6. Platz wieder. Dieser Index wird jährlich im Human Development Report veröffentlicht und stellt eine Art Wohlstandsindikator dar. Doch trotz einer guten Platzierung läuft auch in Deutschland nicht alles rund. Um genau zu sein, stellt nicht nur die Digitalisierung, sondern auch die Bildung, konkret die Gleichberechtigung in der Bildung, ein riesiges Problem dar. Warum das so ist und wie versucht wird zu helfen, erfahrt ihr hier.

Wo liegt das Problem?

In Deutschland gibt es eine Schulpflicht. Ein Privileg, über das nicht jedes Land verfügt. Nicht jeder Staat hat die Infrastruktur, die qualifizierten Arbeitskräfte oder generell den sozialen Wohlstand, um sowas durchzusetzen. Deutschland allerdings schon und trotzdem ist nicht alles Gold, was glänzt. Jede*r Schüler*in hat ein unterschiedliches Lernverhalten. Für ein*e Lehrer*in in einer Klasse von 20 bis 30 Kindern oder Jugendlichen ist es leider schlicht unmöglich, das zu berücksichtigen. Die logische Konsequenz für viele Eltern(-teile) ist ein*e Nachhilfelehrer*in. Doch auch hierzulande verfügen viele Familien einfach nicht über das Geld dafür.

Aus diesem Grund gibt es den gemeinnützigen Verein „Studenten bilden Schüler e.V“. Dieser setzt es sich zum Ziel, Kindern und Jugendlichen aus bildungsfernen und einkommensschwachen Familien unter die Arme zu greifen und mehr Chancengleichheit zu schaffen. Das Prinzip ist relativ simpel: Es sollen ehrenamtliche, engagierte Studierende gewonnen werden, um kostenlose Nachhilfe anzubieten. Seit der Vereinsgründung im Jahr 2012 wurden 46 Standorte in ganz Deutschland gegründet, seit April diesen Jahres auch in Greifswald. Derzeit betreut der Verein fast 2900 Studierende und 3200 Schüler.

Wie kann ich mitmachen?

Wenn ihr Lust habt, euch als Nachhilfelehrer*in gemeinnützig einzusetzen und Kindern zu helfen, ist das gar nicht mal so kompliziert. Zu aller erst meldet ihr euch online an und werdet dann zu einem Kennenlerngespräch im jeweiligen Standort eingeladen. Dann benötigt ihr euer Führungszeugnis, in dem keine Straftaten vermerkt sein dürfen. Wenn das alles geklappt hat, sucht der Verein nach einem*r passenden Schüler*in an eurem Standort und ihr werdet vermittelt. Sobald der Verein dann eine*n passende*n Schüler*in gefunden hat, kann das Lehren beginnen.

Es gibt bereits Anfragen einiger Schulen auf eine wiederkehrende Partnerschaft mit den jeweiligen Nachhilfelehrer*innen, der Bedarf nach Nachhilfe ist also definitiv da. Dabei sei jedoch betont, dass sich der Verein in Greifswald gerade noch in der Etablierungsphase befindet und somit alles noch im Aufbau ist. Umso mehr profitiert der Verein in dieser Anfangszeit von freiwilligen Nachhilfelehrer*innen.

Was muss ich mitbringen?

Der Verein sucht speziell nach Studierenden, um einen geringen Altersunterschied in den Lerngruppen zu erreichen. Besondere Kenntnisse oder Fähigkeiten müsst ihr nicht mitbringen. Bei Problemen und Schwierigkeiten greift der Verein euch unter die Arme. Dies gilt auch für anfallende Kosten bei An- und Abreise.

Damit sich das Ganze aber auch für Schüler*innen und Lehrende lohnt, solltet ihr mindestens 1 mal pro Woche 1 bis 2 Stunden Zeit für die Nachhilfe entbehren können. Das kann aber auch mehr sein. Optimalerweise steht ihr auch über einen längeren Zeitraum zur Verfügung, um eine gewisse Kontinuität zu ermöglichen. Die Nachhilfe findet dann in einer 1:1 Betreuung, meist in den Räumlichkeiten des jeweiligen sozialen Partners statt. Das kann jedoch mit dem jeweiligen Standortleitungsteam individuell abgesprochen werden. Generell ist die Nachhilfe an nicht allzu viele Grenzen gebunden und kann mit dem Standortteam, sowie dem Schützling selbst individuell abgesprochen und koordiniert werden.

Der Verein selbst gibt dabei als wichtigsten Ratschlag auf den Weg, sich sehr mit seinem*r Nachhilfeschüler*in auseinanderzusetzen und ihr*ihm auf Augenhöhe zu begegnen. Man kann von den Schüler*innen genauso viel lernen, wie diese von euch.

Aber wer sind eigentlich diese sozialen Partner? Der Verein steht mit vielen Hilfseinrichtungen für Kinder in Kontakt, wie etwa der Caritas, der Diakonie oder diversen Jugend- und Waisenheimen. Über diese werden auch hauptsächlich die Schüler*innen, die Nachhilfe benötigen, erreicht.

Was habe ich davon?

Eine Frage, die jeden beschäftigt, die aber niemand stellen möchte. Da der Verein auf ehrenamtlichem Engagement beruht, gibt es leider keine finanzielle Vergütung. Allerdings kann euch der Verein nach 3 Monaten eine Bescheinigung für euer Engagement ausstellen. Darüber hinaus könnt ihr viele Erfahrungen als Lehrer*in machen und das auf einer sehr persönlichen Ebene, da ihr wie gesagt nur einen, beziehungsweise höchstens ein paar Schützlinge betreut. Außerdem kann doch kein Geld der Welt mit dem Teilen von Wissen und der Freude daran aufgewogen werden.

In der Abofalle gefangen?

Niemand ist an den Verein gebunden. Da ihr als Nachhilfelehrer*in nicht automatisch Teil des Vereins werdet, könnt ihr auch jederzeit wieder austreten. Solltet ihr eure Zeit beim Verein durch ein Auslandssemester oder Ähnliches pausieren müssen, ist das auch gar kein Problem.

Beitragsbild: Unsplash

Die unendliche Geschichte – Teil 8

Die unendliche Geschichte – Teil 8

Einfach mal abheben in ein anderes Universum, auch dafür ist der webmoritz. da! Ihr könnt jeden Freitag ein anderes Redaktionsmitglied auf einem neuen Teil der intergalaktischen Reise unserer unendlichen Geschichte begleiten. Die Rahmenbedingungen haben wir in einer gemeinsamen Sitzung aus unseren Ideen zufällig ausgewürfelt, danach haben wir die Geschichte jedoch der individuellen Kreativität und Gnade unserer Redakteur*innen überlassen. Wohin die unendliche Geschichte führen wird, ist für uns also auch noch ungewiss, aber wir bieten Corona-Craziness, Ärger und Spaß ohne Ende – garantiert!

Was bisher geschah … Es war einmal in einer anderen Galaxis, aber gar nicht so anderen Zeit. Galapagos-Schildkröte, Entenfotograf und seines Zeichens investigativster Investigativjournalist Gerhard Schmitt hatte auf dem Raumschiff Große Kosmische Ente investigiert, bis dieses schließlich etwas unsanft auf dem Planeten Meridia landete (Teil 1). Dort observierte er eine etwas andere Fete, welche jedoch vom Meritär gecrasht wurde (Teil 3). Auf der Suche nach den gefangenen Enten und mit Justus im Schlepptau traf er auf den galaxiebekannten Abenteurer Cornelius von Nussingen (Teil 5). Das Treffen sollte jedoch nicht von langer Dauer sein, da es nun galt die Wesen zu finden, die die Antworten auf seine Fragen haben könnten (Teil 7).

Immer noch ganz verdutzt von dem Anblick, der sich Gerhard bot, sah er eine zweite Gestalt aus der Ferne sich in seine Richtung hangeln. „Ebenfalls ein Faultier“, sprach er zu sich. „Wieso seid ihr schon hier? Was wollt ihr?“, fragte es mit einer etwas genervten Stimme. „Die Redaktionssitzung ist doch immer am Donnerstag um 19.15 Uhr, außer es läuft …“ – Justus unterbrach das Faultier: „Ich möchte euch vorstellen: Gerhard von …“ Justus stockte. „Gerhard Schmitt“, grummelte die Galapagos-Schildkröte energisch, in ihrer Ehre etwas gekränkt. „Ah, der Abenteurerautor, der die Galaxie durchreist, immer auf der Suche nach neuen Geschichten, Helfer der Wale, Retter der Unentdeckten, …“, legte das zweite Faultier mit leuchtenden Augen los. „Nein“, stieß Gerhard jetzt mit erhobener Stimme aus. „Ich bin Gerhard Schmitt, weltbekannter, investigativer Fotojournalist und Entenfotograf.“ Inzwischen hatte sich nun auch das braune Faultier gemächlich zwischen den Hängematten auf den Boden begeben und begonnen, das seltsame, gepanzerte Wesen, welches sich vor ihnen echauffiert zu mustern. „Sagt mir nix“, „Mir auch nicht“, erwiderten die beiden Faultiere, während sie in das inzwischen karmesinrot anlaufende Gesicht der Schildkröte blickten. In seinem Kopf befand sich Gerhard mittlerweile auf einem schmalen Grat zwischen brennender Wut und vollkommener Entrüstung. „Ich bin übrigens Julica und das ist Lila“, fügte das braune Faultier mit der Brille hinzu. Erst jetzt fiel der Schildkröte die seltsam violette Fellfarbe des linken Faultiers auf. So etwas hatte er vorher noch nie gesehen. „Wir sind Alpha-Mudixe und haben hier sowas wie das Sagen.“ „Chefredakteur*innen …“, zählte Gerhard schnell eins und eins im Kopf zusammen. Genau die Leute, die er gesucht hat. Doch wie geht er die Situation an? Angesichts des absoluten Ausnahmezustands, in dem sich die Meridianer*innen und nun auch er wiederfanden, musste er besonders charismatisch und bedacht mit einer extra großen Prise Feingefühl an die Sache herangehen. Aber das konnte er eben am besten. So war es doch erst seine überaus bemerkenswerte Wortgewandtheit, die ihn an diesen Punkt gebracht hat. Nein. Er weiß, wie er an die Informationen kommt, die er braucht. Darin ist er am besten. Dafür ist er schließlich weltbekannt. Deswegen wollte der quackmoritz. ihn. Und nur ihn. Hierfür hat er studiert.

Versunken in den eigenen Gedanken und einer Mischung aus Lobpreisungen sowie einer unerschütterlichen Überschwänglichkeit, bemerkte Gerhard gar nicht, wie ihm niemand mehr zuhörte oder ihn überhaupt beachtete. Stattdessen hatte Justus den beiden Faultieren alles erzählt, was in den letzten Stunden passiert war. Was auf Brigittes Mottoparty vorgefallen war, wie die Enten festgenommen wurden, wie er dem Meritär nachgelaufen ist, wie er Gerhard Schmitt und Cornelius von Nussingen getroffen hatte und wie die beiden letztendlich bei den Mudixen gelandet waren. Gerhard war wie angewurzelt. „Habe ich das gerade laut gesagt? Haben die mich gehört?“, flüsterte er vor sich hin. Er zog seinen Kopf so weit in den Panzer zurück, bis nur noch sein Gesicht rausschaute. Was gerade passiert war, war ihm sichtlich unangenehm. Wie konnte das sein? Als die Schildkröte jedoch ihren Blick durch den Raum schweifen lies, fiel auf, dass sich gar niemand für ihn interessierte. Die Mudixe warteten immer noch geduldig auf jedes neue Detail, was der kleine Justus stammelnd von sich gab. „Ein ulkiges Bild“, dachte sich Gerhard, während er seinen Kopf langsam wieder aus dem Panzer herausbewegte und eine, wie er dachte, würdige Haltung einnahm. „Wer schon bei der Haltung keine Haltung annehmen kann, der wird nicht mal einen schlafenden Hasen einholen.“ So oder so ähnlich hatte es schon seine Mutter gepredigt.

An der Tür zur Redaktion ertönte lautes Klopfen. „Herein!“ In der Tür stand ein großes Schnabeltier. Gerhard traute seinen Augen kaum. „Das ist ja heute wie vermudixt hier“, brach Lila die Stille. „Die Redaktionssitzung der Mudixe findet jeden Donnerstag um 19.15 Uhr statt. Außer, wenn Meridias Next Top Mudix läuft, dann 18 Uhr. Aber das weißt du eigentlich, Monika.“ Auch Justus erkannte sofort, um wen es sich in der Tür handelte. „Sie haben meinen Sohn“, sprach das Schnabeltier bedrohlich. Auf einmal fiel es der Galapagos-Schildkröte wie Schuppen von den Augen. „Und Sie haben meinen Sauerteig“, entgegnete Gerhard daraufhin etwas zögerlich. Er hatte selbst bemerkt, dass dies weder der rechte Ort noch die rechte Zeit dafür war. Wutentbrannt und wild entschlossen stampfte Monika auf den Entenfotografen zu. Gerhard hatte sich währenddessen seine Chancen ausgemalt und verschwand in seinem Panzer. Zu oft war er in solch prekäre Situationen geraten, um jetzt den Kopf zu verlieren. Einfach warten und ausharren. Das ist seine Strategie. Und gut ist sie auch noch. Sehr gut.

„Ein bisschen so, wie in einer Box oder einem Karton eingesperrt zu sein. Karton … an Board eines Raumschiffs …“, fuhr Gerhard nachdenklich fort. Er hatte schon fast vergessen, weshalb er überhaupt da war. Wofür er sich die letzten zwei Jahre in einem Suppenkarton versteckt hatte. Er wollte Enten fotografieren. Und nicht nur das. Er wollte den größten und informativsten Artikel über Enten schreiben, den es je gab. Es geht ihm nicht mehr nur um Ruhm oder Jahresvorräte an Löwenzahn und Shrimps. Davon hatte er genug. Auch wenn Gerhard noch einige Jahre vor sich hatte, wusste er, dass nichts für die Ewigkeit ist. Er wollte nur nicht vergessen werden. Im Gegenteil. Er wollte Unendlichkeit. Man sollte sich noch in Jahrhunderten an Gerhard Schmitt erinnern. Er wartete nun schon seit fast zwei Minuten auf das endliche Eintreffen der ungebremsten Schläge der Schnabeltierdame. Doch in der Dunkelheit seines Panzers herrschte nur Stille.

Kommt bei Gerhard tatsächlich der Hochmut vor dem Fall? Fängt er sich jetzt eine gehörige Tracht Prügel ein? Haben die Faultiere die Antworten auf seine Fragen? Und was ist jetzt eigentlich mit seinem Sauerteig los? Die Antwort auf all diese Fragen gibt es (vielleicht) nächste Woche in Julias Teil der unendlichen Geschichte. Freut euch drauf!

Illustration: Elisa Schwertner

Der moritz.slam ist zurück!

Der moritz.slam ist zurück!

Auch im digitalen Semester wollen wir allen kreativen Köpfen die Möglichkeit geben, ihre eigenen Gedichte und Texte vorzustellen! Daher rufen die moritz.medien in diesem Jahr wieder zum moritz.slam auf. Der Poetry-Slam wird dieses Mal nicht stilecht wie sonst im Hörsaal stattfinden, sondern ist mit einem kleinen Twist versehen. Alles Wichtige dazu erfahrt ihr in diesem Artikel.

Seit nunmehr über einem Jahr sind Kultur und Unterhaltung Wörter, an die wir nur noch sehr vage Erinnerungen haben. Zu gerne würden wir von der, inzwischen perfektionierten, Balance zwischen Netflix-Serien, BigBlueButton-Sitzungen und unserem Bett flüchten und Abwechslung in unseren Alltag einladen. Doch nun hat das Warten ein Ende, und wir die Lösung für euch. Der moritz.slam, ein längst vergessen geglaubtes Relikt der Vergangenheit, ist zurück. Besser! Größer! Digitaler? Richtig. Und hier seid ihr gefragt. Denn das Beste am neuen moritz.slam ist, dass jede*r mitmachen kann.

Das Ganze läuft als eine Art Gedichte-Wichteln ab. Bedeutet: Ihr könnt euer liebstes, selbstgeschriebenes Gedicht einreichen, und werdet dann in einen Pool aufgenommen, sodass euch das Gedicht eine*r andere*n Poet*in zugelost wird, welches ihr kreativ visuell gestalten und inszenieren könnt. Ob als Videoclip oder Sprachaufnahme, selbst vor der Kamera oder mit passenden stimmungsvollen Impressionen – eurer Kreativität sind wie immer keine Grenzen gesetzt! Euch stehen also beide Möglichkeiten einzeln oder auch die Kombi offen. Das Team von moritz.tv steht euch bei jeglichen Fragen natürlich mit konzeptuellem und technischem Rat und Equipment zur Seite!

Auf diese Weise könnt ihr euch nicht nur auf gleich zwei Ebenen künstlerisch ausleben, sondern setzt euch auch mit den kreativen Ergüssen der anderen Teilnehmer*innen auseinander. Die Endergebnisse dieses schöpferischen Unterfangens werden final in der Poetry-Slam Woche vom 19. bis 23. Juli auf dem YouTube-Kanal von moritz.tv veröffentlicht. Die Anmeldefrist läuft bis zum 09.06.2021. Doch keine Angst. Ihr müsst nicht direkt mit einem Gedicht oder einer Gestaltungsidee aufwarten. Dafür habt ihr auch nach der Anmeldung noch genügend Zeit. Alles Weitere dazu erfahrt ihr demnächst. Für die Anmeldung schreibt einfach eine Mail an slam@moritz-medien.de. Wir freuen uns auf euch!

Einen kleinen poetischen Vorgeschmack gibt es allerdings jetzt schon in Form eines kleinen Trailers.

Und falls ihr jetzt immer noch still sitzen könnt und eure Finger nicht angefangen haben unkontrolliert zu schnipsen, gibt es hier noch einige Impressionen vom Gewinner des letzten moritz.slam:

Beitragsbild: Jonathan Dehn

Mimimi-Mittwoch: Warum sehen alle gleich aus?

Mimimi-Mittwoch: Warum sehen alle gleich aus?

Wut, Hass, Zorn: All diese Gefühle verbindet man so manches Mal mit Mode. Genau für solche Momente ist diese Kolumne da. Wann immer wir uns mal gepflegt über viel zu enge T-Shirts auslassen oder uns auch generell mal der Schuh drückt, lest ihr das hier.

Doch bevor ich mit dem Artikel starten möchte, zuerst etwas in eigener Sache: Ich suche seit Tagen nach meinem guten Freund Jens. Er geht nicht an sein Telefon und ich kann ihn nicht erreichen. Lasst ihn mich beschreiben. Er sieht eigentlich sehr außergewöhnlich aus und man sollte ihn gut erkennen können. Er ist Anfang 20, circa 1,85m groß und hat kurze, lockige Haare. Er trägt in der Regel eine zu enge Cargo-Hose, Nike Airs, einen Hoodie oder eine Daunenjacke von seiner Lieblings-Modemarke mit dem Logo als All-Over Print und auf dem Kopf trägt er oft eine einfache Cap der gleichen Marke.

Falls ihr in den letzten Tagen das Haus verlassen haben solltet und euch jetzt die Befürchtung überkommt, „Verdammt, ich habe Jens gestern bestimmt achtmal gesehen“, dann spricht dieser Artikel euch hoffentlich aus der Seele.

Wieso so oberflächlich?

Mode ist ein ziemlich heikles Thema, bei dem die Meinungen schnell auseinander gehen können. Auch interessiert sich gar nicht jede*r für Mode, obwohl sie doch jede*r trägt. Ich persönlich sehe in unseren Klamotten eine weitere Möglichkeit seinem Inneren Ausdruck zu verleihen. Ähnlich wie mit der Frisur, Körperschmuck oder Tattoos. Der einzige Unterschied besteht darin, dass Hosen und Pullover schneller zu wechseln sind als ein Haarschnitt, meist billiger als ein Tattoo sind und je nach Jahreszeit euren ganzen Körper schmücken können.

“…anytime you’re putting barriers up in your own life, you’re just limiting yourself. There’s so much joy to be had in playing with clothes.” – Harry Styles 2020

Der Wunsch nach Individualität ist mit der stetig wachsenden und sich ständig innovierenden Modebranche größer als je zuvor. Es gibt heute nicht mehr nur den einen Trend, dem jede*r hinterherlaufen muss. Die generelle Perspektive hat sich stark geändert, sodass es nun sehr viele parallele Styles und Ästhetiken gibt, an denen sich die Allgemeinheit bedienen kann. Mode ist irgendwo ein Drahtseilakt zwischen Aussehen und Komfort. Wenn meine Klamotten so gemütlich sind wie ein Kängurubeutel, ich aber auch damit aussehe wie ein Känguru, fühl ich mich am Ende des Tages tendenziell trotzdem nicht wohl. Auf der anderen Seite sind die Fetzen, die wir uns täglich überwerfen, für genau den Zweck gemacht, unsere Körper zu bedecken, warm zu halten und vor Witterung zu schützen.

Hot Take:

Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“ – Karl Lagerfeld 2012

Aus einer Hose, welche für Tragekomfort und sportliche Aktivitäten entwickelt wurde, machen viele Menschen heutzutage einen festen Teil ihrer Alltagsgarderobe. Ein Trend, der Diversität in die Modewelt bringt, mich aber nach wie vor abschreckt. Ich selbst trage fast nie Jogginghosen und wenn doch, stelle ich sicher, dass ich in ihnen nicht das Haus verlasse. Die Jogginghose gibt mir einfach das Gefühl noch etwas träger und langsamer zu sein, als es ich es im Lockdown sowieso schon bin. Ich fühl mich einfach nicht wohl und kann auch nur bedingt nachvollziehen, wie sich andere darin wohlfühlen.

Wie viel ist dein Outfit wert?“

Ich habe keine Ahnung und es ist mir auch absolut egal. Natürlich bin ich mir im Klaren darüber wie teuer meine Klamotten waren und der Preis spielt natürlich immer eine Rolle. Jedoch ist dieses Zitat in meinen Augen sehr aussagekräftig für eine höchst unangenehme und unsympathische Subkultur, die sich in den letzten Jahren vorwiegend über Social Media ausgebreitet hat. Hierbei steht im Vordergrund, wie teuer das Outfit ist, während das eigentliche Aussehen, der Komfort oder die allgemeine Kohärenz Zuhause bleiben (wie es auch die Jogginghose tun sollte). Es gilt möglichst aufzufallen. Dass das Ergebnis dabei aussieht wie eine missglückte Fusion aus Lil-Wayne und meinem ersten Schultag bleibt zweitrangig.

Angst?

Trends kommen und gehen, heißt es immer. Aber warum gibt es sie überhaupt? Meist kommt ein*e Modedesigner*in mit einer guten, neuen, innovativen Idee um die Ecke, die bei der Masse auf Anklang stößt. Und zirka eine Kollektion später haben so ziemlich alle Modehäuser und Designer eine sehr, sehr ähnliche, innovative, neue, gute Idee. Und weil die Idee so gut, neu und innovativ ist, möchte natürlich niemand der Trottel sein, der nicht auch von der Idee überzeugt ist.

Als Beispiel möchte ich nochmal den anfangs angeschnittenen Trend der Cargo-Hosen anführen. Vor noch nicht mal 10 Jahren galt es schon fast als Fashion-Sünde mit einer solchen Hose rumzulaufen und heute möge man mir eine namhafte Marke nennen, die im Jahr 2020 keine Cargo-Hose in ihrer Kollektion hatte.

Ich möchte damit nicht sagen, dass die Cargo-Hose nicht modisch ist oder sie niemand tragen sollte. Ich möchte vielmehr sagen, dass nicht jede*r eine tragen sollte. Ihr solltet vielmehr kaufen und tragen, was euch glücklich macht. Männer dürfen Röcke und Frauen dürfen Sackos tragen. Der Wert an Kleidung, die man mit dieser Einstellung haben kann, ist unendlich. Nie wieder werdet ihr nicht wissen, was ihr anziehen sollt, sondern ihr freut euch schon am Vorabend darauf, was ihr am nächsten Tag anziehen dürft.

Der Trend der Cargo-Hosen ist jetzt schon auf dem absteigenden Ast und wird sicherlich so schnell nicht wiederkommen. Doch was mach’ ich jetzt mit meinen fünf neuen Hosen, die ich letztes Jahr auf Rat eines guten Freundes gekauft habe? Verschenken? Zu schade. Ich hab sie ja erst drei mal getragen. Verkaufen? Wer kauft im Jahr 2021 noch Cargo-Hosen? Tragen? Ich möchte mich doch nicht zum Obst der Woche machen.

Beitragsbild: Adrian Sieger