12:28: Der Schloßplatz ist sehr gut gefüllt.Von David Vössing und Mounir Zahran

Etwa 2.000 Studenten forderten am 5. November vor dem Schweriner Schloss höhere Zuschüsse für ihre Hochschulen. Alleine der Universität Greifswald drohen in den nächsten beiden Jahren Defizite von insgesamt 13,4 Millionen Euro. Dadurch könnten bis zu 77 Stellen wegfallen. Da dieser Protest bislang bei der rot-schwarzen Koalition wenig Wirkung zeigte, sind nun weitere Aktionen geplant.

Unter dem Motto „Henker oder Retter?“ plant der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) am kommenden Mittwoch um 11:55 Uhr eine Mahnwache vor dem SPD-Parteibüro in der Mühlenstraße. Die symbolische Uhrzeit „5 vor 12“ soll die dramatische Finanzlage der Hochschulen verdeutlichen. Zusätzlich soll von Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) eine Stellungnahme hinsichtlich des Uni-Defizits erwirkt werden, der zur Zeit bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin weilt. Von Sellering, der auch lokaler Landtagsabgeordneter seiner Partei ist, fehlt bislang jede konkrete Positionierung. Bekannt ist nur, dass Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) den Universitäten in Mecklenburg-Vorpommern 17 Millionen Euro zusätzlich zusicherte, zu denen das Land jedoch aufgrund von Tarifsteigerungen und höheren Studierendenzahlen verpflichtet sei. „Diese Gelder sind jedoch bei Weitem nicht ausreichend“, verdeutlichte AStA-Vorsitzende Johanna Ehlers.

77 Stellen bedroht

An der selben Stelle findet bereits am morgigen Dienstag um 11 Uhr eine Übergabe von 77 Lebensläufen statt, welche die wegfallenden Stellen von wissenschaftlichen Mitarbeitern symbolisieren sollen. Gibt es keine zusätzlichen Landesmittel werden sich viele wissenschaftliche Mitarbeiter auf Arbeitssuche begeben müssen. Konkret würden laut AStA in den einzelnen Fakultäten die Stellenkürzungen wie folgt aussehen:

Johanna Ehlers, Vorsitzende des AStA Greifswald, im Finanzausschuss

AStA-Vorsitzende Johanna Ehlers fordert mehr Finanzmittel vom Land

  • Universitätsmedizin: 33 Stellen
  • Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät: 21 Stellen
  • Philosophische Fakultät: 17 Stellen
  • Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät: 5 Stellen
  • Theologische Fakultät: 2 Stellen

Die endgültige Entscheidung über den Doppelhaushalt 2014/2015 trifft der Landtag am 11. Dezember. Allerdings schätzen viele Hochschulpolitiker die Chancen als gering ein, dass es noch zu größeren Zugeständnissen des Landes hinsichtlich der Hochschulfinanzierung komme. Am Mittwochnachmittag wird das Hochschuldefizit auch Thema im Senat sein.

Alte Vorschriften als neue Ideen verkauft

Zwei kleinere positive Nachrichten aus Schwerin gibt es hinsichtlich der Professorenbesoldung und für die Studentenwerke. So wurden Kürzungen von 200.000 Euro bei den Studentenwerken Rostock und Greifwald wieder zurückgenommen und der Finanzbedarf der Studentenwerke werde laut Dr. Margret Seemann, hochschulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, neu geprüft. Damit wäre auch eine Anhebung des Studentenbeitrag von ungefähr 5 Euro vom Tisch. Zudem beauftragte der Finanzausschuss die Landesregierung, die Grundgehälter von W2-Professuren rückwirkend zum 1. Januar 2013 anzuheben, wie Seemann und Egbert Liskow, hochschulpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, in einer gemeinsamen Pressemitteilung erklärten. Das Bundesverfassungsgericht war da schneller und forderte dies bereits im Februar 2012.

Update, Dienstag 13:00Uhr: Symbolische Bewerbungsmappen übergeben

AStA-Referent Benjamin Schwarz mit 77 Bewerbungsmappen.

AStA-Referent Benjamin Schwarz mit 77 Bewerbungsmappen.

Heute Mittag um 11 Uhr überreichten die AStA-Referenten Benjamin Schwarz (Hochschulpolitik), Marie Bonkowski (Co-Referentin Hochschulpolitik) und Magdalene Majeed (Stellvertretende Vorsitzende) zusammen mit Stupist Benedikt Eisele und AStA-Praktikantin Denise Wauschkuhn symbolisch 77 Bewerbungsmappen an das SPD-Wahlkreisbüro von Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD). „Diese 77 Bewerbungsmappen sind ein Zeichen, dass die Dozenten sich neue Stellen suchen, wenn das Land den Mehrbedarf nicht ausgleicht“, beklagte Benjamin und ergänzte: „Ich finde es schade, dass sich der Ministerpräsident dazu noch nicht geäußert hat.“ Die Bewerbungen nahm Sellerings Wahlkreismitarbeiterin Angelika Greyner entgegen und äußerte, dass die Problematik bekannt sei, die Kommunalpolitiker Bescheid wissen und sie dies an Sellering weiterleite. Vor ein paar Wochen solidarisierte sich die Bürgerschaft mit der Universität, unterstütze jedoch nicht die Demonstration in Schwerin am 5. November durch einen finanziellen Zuschuss.

Der freie Stupist Benedikt Eisele begrüßte, dass der AStA schnell reagiere und auch Druck vor Ort auf den Ministerpräsidenten ausübe. Es fand es aber bedauerlich, „dass die Juso-Hochschulgruppe nicht anwesend war“, obwohl sie eigentlich solche Aktionen unterstützen würden. „Wir waren zu der Aktion nicht eingeladen“, weist Juso Erik von Malottki die Kritik zurück und begrüßte im gleichem Atemzug die AStA-Aktion. Er sicherte zu, dass sich morgen Jusos an der Mahnwache (siehe oben) beteiligen würden. „Wir haben bisher immer an der Seite der Studierendenschaft gestanden“, was das Uni-Defizit angehe, „und lassen uns jetzt nicht den schwarzen Peter zuschieben“, kritisierte Erik Benedikts Aussagen.

AStA-Referent Benjamin Schwarz überreichte SPD-Mitarbeiterin Anelika Greyner symbolisch 77 Bewerbungsmappen. Mit dabei waren AStA-Praktikantin Denise Wauschkuhn, Stupist Benedikt Eisele und die AStA-Referenten Marie Bonkowski und Magdalena Majeed.

AStA-Referent Benjamin Schwarz überreichte SPD-Mitarbeiterin Anelika Greyner symbolisch 77 Bewerbungsmappen. Mit dabei waren AStA-Praktikantin Denise Wauschkuhn, Stupist Benedikt Eisele und die AStA-Referenten Marie Bonkowski und Magdalene Majeed.

Fotos: Simon Voigt, Anne Sammler (beide Archiv), David Vössing