moritz.medien: Beeinflusst denn die aktuelle Situation die Suche nach einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers von Ihnen?

Weber (lachend): Das wüsste ich auch gerne, weil ich ja in dieser Nachfolgediskussion, zu recht, völlig außen vor bin. Ich mische mich nicht ein. Ich kann jedoch nur hoffen, dass dieser Prozess zügig verläuft, denn mit Blick auf die noch verbleibende Zeit würde ich mir wirklich sehr wünschen, dass der Prozess weitergeht. Was sicherlich schwierig ist, das weiß ich aus anderen Universitäten, die gegenwärtig auch in der Nachfolgebesetzung der Hochschulleitung sind, ist solche Prozesse über zum Beispiel Videokonferenzen zu machen. Das sind klassische Präsenzformate.

Wie ergeht es der Forschung?

moritz.medien: Jetzt haben wir über Gremien und Lehre gesprochen. Jetzt noch eine Frage zu der Forschung. Da hat man als Student*in ja wenig Einblick – wie ist denn da so die Situation? Beziehungsweise wie groß sind da die Einflüsse von Corona? Gibt es dort auch positive Einflüsse?

Weber: Positive Einflüsse gibt es mit Sicherheit nicht, wenn man davon absieht, dass es im Moment natürlich einen Schub für alles rund um Corona gibt. Alles, was an Infektionsforschung läuft, wo einfach die Notwendigkeit im Moment verstärkt gesehen wird, es neue Forschungsverbünde gibt und wo auch Mittel ließen.

Ansonsten ist die Forschung ähnlich betroffen wie die Lehre, weil die Forschenden betroffen sind. Das sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im Moment im Homeoffice arbeiten, weil sie Kinder betreuen oder andere Aufgaben haben. Zwar geht alles über Video, aber für den internationalen Austausch wurden Tagungen und Workshops abgesagt. Die internationalen Kontakte sind für viele Themen lebenswichtig. Auch Laborarbeit, dort, wo eine dichte soziale Teamarbeit gefragt wird, kann in der Form nicht stattfinden. Das heißt, die Forschung ist im ähnlichen Maße betroffen wie die Lehre. (…)

Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die an ihren Qualifikationsarbeiten sitzen im Rahmen von befristeten Verträgen, und die sie abschließen müssen, hat eine Unterbrechung dramatische Folgen. Insofern hoffen wir darauf und ich denke, das wird auch so durchgehen, dass das Wissenschaftszeitvertragsgesetz es ermöglicht, dass der Vertrag um sechs Monate verlängert werden kann.

Im Übrigen erfahren wir gegenwärtig von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, einem wichtigen Drittmittelgeber, dass dort Entscheidungsprozesse über neue Anträge und über Begutachtungsverfahren auch verzögert werden, weil keine Vor-Ort-Begehung stattfinden kann und weil sich die DFG-Gremien nicht treffen. Das heißt: Entscheidungen, auf die wir dringend warten und hoffen, dass dort Zusagen in Hinblick auf Projekte kommen, verzögern sich. Das bedeutet, dass die Menschen, die darauf hoffen, im Rahmen eines solchen Projektes eingestellt zu werden, eben auch keine Möglichkeit haben. Die Forschung und vor allem die Forschenden sind sehr stark betroffen.

Tschüss.

moritz.medien: Gehen Sie davon aus, dass sich die Semesterzeiten dauerhaft verschieben werden?

Weber: Nein. Wenn nicht eine dramatische neue Entwicklung mit Corona einsetzt. Ich denke, es ist realistisch, unter Umständen von einer zweiten Welle im Herbst auszugehen, (…) die aber dann eher sanft verlaufen wird. Das Wintersemester wird sicherlich noch mal ein Semester sein, in dem aufgearbeitet werden muss oder in dem es irgendwie zu Ausgleichsmaßnahmen kommt. Aber ich gehe davon aus, dass wir, so keine völlig dramatische medizinische Entwicklung einsetzt, im nächsten Sommersemester wieder im normalen Rhythmus sind.“

moritz.mediem: Okay, dann danke Ihnen für Ihre Zeit.

Weber: Okay, danke Ihnen für Ihre Fragen.

moritz.medien (leise): Tschüss.

Weber (noch leiser): Tschüss.

Das Interview wurde am 24. April 2020 von Ben Lefebvre über Jitsi geführt. Die Aussagen wurden jedoch noch einmal auf ihre Aktualität hin überprüft und ggf. durch Anmerkungen ergänzt.
An der schriftlichen Ausarbeitung/Transkription haben mitgewirkt: Veronika Wehner, Lukas Thiel, Lilli Lipka und Ben Lefebvre.
Die redaktionelle Vorbereitung und Organisation erfolgte durch: Olivia Schuster, Ben Lefebvre, Stefan Schütt, Lena Schröpl und Sophie Loebjinski.
Beitragsbild: Universität Greifswald, Kilian Dorner