„Woher ich bin, wer ich bin, weiß ich nicht. Nichts weiß ich.“

Wir leben in einer Welt der Veränderungen. Fast täglich strömen neue Informationen auf uns ein, die uns zwingen, unsere bisherige Sicht der Dinge immer wieder zu hinterfragen und anzupassen. Wir sind näher zusammengerückt in den letzten Jahrzehnten, tausende Kilometer Entfernung, zeitliche Entfernung, kulturelle Entfernung stellen allesamt keine Hindernisse mehr dar. Ein Wandel, der auch viele Ängste mit sich bringt. Wie definiere ich mich selbst und was definiert mich überhaupt? Mein Pass, mein Name, meine Menschlichkeit, das Haus, in dem ich wohne, der Kirschgarten, der schon seit Generationen meiner Familie gehört?

„Früher war es hier sehr schön im Kirschgarten. Heute ist alles durcheinander, keiner versteht sich mehr.“

Das Problem der Veränderung beschäftigte bereits 1904 die Menschen, als Anton Tschechows Stück Der Kirschgarten uraufgeführt wurde. In der Neuinszenierung der Bürgerbühne hat Intendantin Elisa Müller versucht, den Inhalt der russischen Komödie auf seine wichtigsten und immer noch aktuellen Bestandteile herunterzubrechen. Dabei sind Dialoge zu Monologen geworden, Szenen reihen sich wirr aneinander. Unterstützt von psychedelischer Musik und Lichteffekten flattern, tanzen und springen die Darsteller*innen über die Bühne, sind Wind, Eulen, Bären, oder manchmal auch einfach nur Menschen, die in einer chaotischen Welt den Fragen des Lebens und der eigenen Identität entgegen sehen.

„Es war einmal eine russische Adelsfamilie mit einem Kirschgarten. Und … es war einmal die Hoffnung, dass alles so bleiben könne.“

Das Stück wird noch heute und morgen im Rubenowsaal des Greifswalder Theaters aufgeführt, heute am Samstag den 11.01. um 20 Uhr, morgen am Sonntag den 12.01. um 18 Uhr. Karten können über die Website des Theater Vorpommern gekauft werden oder direkt an der Kasse. Am Sonntag ist im Anschluss an die Aufführung außerdem ein Publikumsgespräch eingeplant – so bekommen die Zuschauer*innen die Möglichkeit, ihre Gedanken und Gefühle zum Stück loszuwerden, oder einfach Fragen zu stellen, von denen „Der Kirschgarten“ mehr aufwirft, als er Antworten liefert.

„All unsere schönen Reden und Gespräche haben scheinbar nur einen Zweck: Uns selbst und alle anderen abzulenken. Schweigen wir lieber.“