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Prof. Dr. Frank Hardtke (Fraktionsvorsitzender, Fraktion Kompetenz für Vorpommern) Quelle: Archiv, David Vössing

Unsere Fraktion bedauert die Entscheidung des Senats der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald vom 18.01.2017, ihren bisherigen Namensbestandteil „Ernst-Moritz-Arndt“ aufzugeben, außerordentlich. Wir bitten die Mitglieder des Senats der Universität, ihre Entscheidung zu überdenken und auch unter Beachtung des Willens der Bürger Greifswalds, darunter vieler Mitarbeiter der Universität, erneut über die Frage der Beibehaltung des Namens „Ernst-Moritz-Arndt-Universität“ zu entscheiden. Wir bitten die Studierenden in dieser Stadt, uns hierbei zu unterstützen. Die Entscheidung des Senats der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, den Namen „Ernst Moritz Arndt“ abzulegen, erfolgte überraschend und ohne jegliche Beteiligung der Bürger der Universitäts- und Hansestadt Greifswald. Ohne dass in die Autonomie der ErnstMoritz-Arndt-Universität Greifswald eingegriffen werden soll, muss nach unserer Überzeugung das unüberhörbare Empfinden und Bedauern aus der Bevölkerung Greifswalds mit dieser Entscheidung berücksichtigt werden und sollte zu einem Umdenken führen. Seit der Gründung der Universität vor über 561 Jahren besteht eine enge Beziehung zwischen der Stadt Greifswald und „ihrer Universität“ bzw. umgekehrt zwischen der Universität und „ihrer Stadt“ Greifswald. Ein deutliches Bekenntnis der Stadt hierzu war der vor wenigen Jahren ergangenen Beschluss der Bürgerschaft, den bis dahin geltenden Stadtnamen in „Universitäts- und Hansestadt Greifswald“ zu ändern. Im Vorfeld der seinerzeitigen Beschlussfassung der Bürgerschaft hatte es wie selbstverständlich eine enge Abstimmung zwischen der Stadt und der Universität gegeben, ob diese seinerzeit in Deutschland erstmals zugelassene Stadtbezeichnung auch im Interesse der Universität sei. Ferner hat die Bürgerschaft der Universitäts- und Hansestadt Greifswald in der Vergangenheit mehrfache Willensbekundungen als Resolutionen zum Erhalt der Volluniversität in Greifswald, gegen Personalabbau und die Schließung von Lehrstühlen verabschiedet und an das Land Mecklenburg-Vorpommern gerichtet – und dies immer nach Rücksprache mit der Ernst-Moritz-Arndt Universität, ob dies in ihrem Interesse liege. Dabei wurde auch stets auf die besondere, enge Beziehung zwischen der Universität und Stadt verwiesen, deren Institutionen, Mitarbeiter und Studierende eben sehr wichtig für die Stadt und die gesamte Region Vorpommern sind. Bürger haben sich durch Unterschriftsaktionen und in der Stadt ansässige Unternehmen durch Auslegung von Unterschriftslisten und Anbringung von Protestschildern an Ihren Geschäften daran beteiligt, dass die Interessen der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald – „ihrer“ Universität“ – gewahrt werden. Eine solche selbstverständlich zu erwartende Rückkopplung zwischen Universität und Stadt hat es vor dem Senatsbeschluss vom 18.01.2017 leider nicht gegeben. Zugestandenermaßen wurden auch diesseits die Erfolgsaussichten dieses unsäglichen Antrages vor dem Hintergrund früherer eindeutiger Entscheidungen zur Frage des Namens der Universität unterschätzt und mag die zu erwarten gewesene Einbeziehung der Wünsche und Vorstellungen der Bürger unserer Stadt seitens der Universität wegen der nämlichen Fehleinschätzung unterblieben sein. Wir haben deshalb bedauerlicherweise erst im Nachhinein reagieren können und einen Antrag auf eine Sondersitzung der Bürgerschaft der Universitäts- und Hansestadt Greifswald für den 30.01.2017 gestellt, in welcher ein Beschluss gefasst werden soll, den Senat der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald zu bitten, die Umsetzung seines Beschlusses aufzuschieben, sich unter Beteiligung und Anhörung von Vertretern der Bürger der Universitäts- und Hansestadt Greifswald nochmals mit der Angelegenheit zu befassen und danach eine erneute Entscheidung über die Frage der Beibehaltung des Namens der „ErnstMoritz-Arndt-Universität“ zu treffen. Unsere Fraktion ist davon überzeugt, dass nicht 100% aller Studierenden in Greifswald mit der getroffenen Entscheidung einverstanden sind. Allerdings ist festzuhalten, dass sich alle 12 studentischen Senatoren gegen die Beibehaltung des Namens „Ernst-Moritz-ArndtUniversität“ ausgesprochen haben. Nach unserer Überzeugung haben die studentischen Senatoren den Auftrag Ihrer Wähler hier zu einem großen Teil verkannt und eigene persönliche Meinungen und Interessen vor die Ansichten der von Ihnen vertretenen Studierenden gestellt. Denn selbst wenn nur 25% der Studierenden für die Beibehaltung des Namens „Ernst-Moritz-Arndt-Universität“ sein sollten (wobei ich persönlich diese Annahme für deutlich zu gering erachte), hätten sich nicht alle, sondern nur 9 der 12 studentische Senatoren dagegen aussprechen dürfen. Dieses Fehlverhalten sollte deutlich gemacht werden und hofft unsere Fraktion insoweit auch auf ein Engagement der Studierenden in unserer Stadt. Nach unserer Überzeugung ist es die Pflicht der Studierendenschaft, öffentlich klar zu stellen, dass sie – jedenfalls ein großer Anteil – mit dem einhelligen Auftreten „ihrer“ Senatoren zu dieser Frage nicht einverstanden ist und diesen Senatoren insoweit zumindest teilweise die demokratische Legitimation fehlte. Das Verhalten der 12 studentischen Senatoren zeigt bedauerlicherweise einen der Demokratie wohl leider immanenten Missstand auf: Aktiven Minderheiten gelingt es, gegenüber passiven Mehrheiten ihren Willen und ihre Ziele durchzusetzen! Dem sollte die bislang passive Mehrheit der Studierenden nun öffentlich entgegentreten! Wir hoffen, dass mit dem zu erwartenden Beschluss der Bürgerschaft der Universitäts- und Hansestadt Greifswald, den vielen bereits erfolgten und noch zu erwartenden Verlautbarungen von Bürgern, Verbänden, Institutionen und hoffentlich auch Studierenden unserer Stadt, ein Zeichen gesetzt wird, welches die Entscheidungsträger der Ernst-MoritzArndt-Universität Greifswald veranlasst, ihre nach hiesiger Überzeugung übereilt und vor allem ohne Feingefühl für die Interessen der Bürger der Stadt und der Region getroffene Entscheidung zu überdenken und zu korrigieren. Die jetzigen Aktivitäten gegen den Beschluss des Senats, lassen die weit überwiegende Mehrheit der Menschen unserer Stadt näher zusammenrücken und sonst gegebene Differenzen in politischen, sozialen oder wirtschaftlichen Anschauungen überwinden. Bei einem Umdenken der Mitglieder des Senats wird auch die Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald weiterhin der wichtigste Teil dieser Gemeinschaft „unsere Universität“ sein. Bei einer Umsetzung des gefassten Beschlusses befürchte ich jedoch, dass es dieses „WirGefühl“ seitens der Bürger unsere Stadt nicht mehr geben, es jedenfalls erheblich leiden wird. Dies dürfte nach meiner Einschätzung auch Auswirkungen auf die bisher sehr hohe Akzeptanz der Studierenden dieser Stadt haben. Denn letztlich waren es deren Senatoren, die die jetzt getroffene Entscheidung auf den Weg gebracht und überhaupt ermöglicht haben. Ich hoffe sehr, dass die Entscheidung des Senats der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald die Bürger unserer Stadt durch deren weit überwiegend gemeinsames Engagement gegen diese Entscheidung und für „ihre Universität“ noch mehr eint und dieses Engagement im Interesse unserer Stadt und der Universität von Erfolg gekrönt ist. Ich befürchte allerdings, dass sich der Senat der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald nicht zu einer Neubefassung mit dieser für die Bürger unserer Stadt so wichtigen Frage entschließen wird und hierdurch sowie die dann voraussichtlich nicht akzeptierte Umsetzung seines bedauerlichen Beschlusses, so tiefe Gräben aufgerissen werden, die über Jahre hinweg nicht zugeschüttet werden können – zumal diejenigen, die diese Gräben aufgerissen haben, dann ihr Studium beendet haben und nicht mehr in Greifswald leben werden.

Beitragsbild: Michael Sander via wikicommons