Was darf es denn sein? Ein geklonter Hund mit unter UV-Licht fluoreszierenden Krallen? Oder doch lieber ein Mammut? Und das ganze am Besten noch aus der zum Gen-Labor umfunktionierten WG-Küche.

Autor: Ben Lefebvre

Nein, ich habe meinem Kollegen nicht die „Culture Corner“ geklaut. Was sich anhört wie Science-Fiction, ist zum Teil bereits Realität. So kostet hier zum Beispiel ein geklonter Hund umgerechnet 90.000€.

Zugegeben, dieses Beispiel stammt von einem professionellen Institut und nicht aus einer WG-Küche, jedoch formiert sich zumindest in den USA seit einigen Jahren eine „Biohacker“-Szene, die sich für eine Demokratisierung der Gentechnik einsetzt und dies bereits in ihren Garagen praktiziert. Diese “Biohacker“ haben sich die Hacker der Computerszene zum Vorbild genommen und wollen ähnlich wie diese die Informatik ein Stück weit demokratisierten, die Gentechnik für jeden zugänglich machen. Laborgeräte werden entweder gebraucht online gekauft oder selbst gebaut, so kann auch ein alter CD-Player durchaus als Zentrifuge funktionieren. Die benötigten biologischen Werkzeuge werden für einige hundert Euro online bestellt. In diesen Laboren werden dann Bakterien zum Leuchten gebracht oder das eigene Erbgut wird auf Mutationen getestet. Das Niveau dieser Experimente hinkt also noch ein wenig hinter den abgefahrenen Anwendungen der professionellen Gentechnik hinterher, jedoch handelt es sich auch noch um eine junge Bewegung. Die lasche Gentechnik Gesetzgebung in den USA macht dies möglich, so ist es dort jedem gestattet, einfache gentechnische Modifikationen vorzunehmen.

In Deutschland sieht das etwas anders aus. Hier stellt die Regierung (zum Glück) hohe Ansprüche an Labore, die mit Gentechnik umgehen wollen. So muss zu 100% sichergestellt werden, dass keine Organismen das Labor verlassen. Dies kostet Zeit und vor allem Geld. Die durchaus berechtigte Kritik an halbprofessioneller Gentechnik versucht die Szene durch größtmögliche Transparenz auszuräumen. Dies soll durch öffentliche Foren und für jeden zugängliche Labore geschehen. Ihr Argument ist, dass man eine demokratisierte und für jeden zugängliche Forschung gesellschaftlich besser kontrollieren und auch diskutieren könnte, als eine von Marktinteressen gelenkte industrialisierte Wissenschaft. Denn je mehr Leute den wissenschaftlichen Teil der Gentechnik verstehen, desto mehr Leute könnten auch Risiken, unabhängig von Universitäten oder Industrie, fundierter abschätzen.

So wären die positiven Einsatzgebiete der Gentechnik weitestgehend unbekannt.

Hier ist vor allem die medizinische Anwendung erwähnenswert. So wird bereits jetzt ein Großteil des für Diabetiker benötigten Insulins nicht mehr aus geschlachteten Schweinen gewonnen, sondern durch gentechnisch veränderte Bakterien hergestellt. Die Frage, ob von diesen Hobbylaboren nicht eher eine Gefahr ausgeht, zum Beispiel durch beabsichtigt oder unbeabsichtigt entstandene Krankheiten, beschäftigt in den USA das FBI. So fürchtet man, dass sich dort der perfekte Nährboden für Bioterrorismuss entwickelt. 
Die Befürchtung ist, dass Terrorgruppen so die Möglichkeit erhalten könnten, in den Besitz von Krankheitserregern zu kommen. Wie einfach es ist an das Erbgut eines bereits ausgerotteten Pocken Virus zu kommen, demonstrierte der Guardian bereits 2006, als er online die DNA dieses Virus in kleinen Abschnitten bestellte. Theoretisch hätte man diese DNA mit dem nötigen Fachwissen und einiger Erfahrung wieder zusammen „kleben“ können. Eine Alternative zu dieser unkontrollierten Bewegung könnte der iGem Wettbewerb in den USA sein. Bei diesem stellen Teams aus größtenteils Studenten ihre gentechnischen und molekularbiologischen Projekte vor. Diese werden jedoch frei innerhalb der sicheren Umgebung der jeweiligen Universität, gestaltet. So, oder in einem ähnlichen Rahmen, könnte ein Kompromiss zwischen Freiheit und Demokratisierung dieser Technik und ethischen und sicherheitstechnischen Aspekten der Gentechnik entstehen. Vor allem, wenn innerhalb der gesamten Studierendenschaft diskutiert wird, was man mit der Gentechnik als Gesellschaft machen möchte und was eher nicht. Die Möglichkeit des iGem lässt auch der gesetzliche Rahmen in Deutschland zu, so nehmen bereits einige deutsche Universitäten regelmäßig am iGem teil.

Fotos: io9 – futureblog