Autor: Michael Fritsche

VSG Weitenhagen gegen Eintracht Behrenhoff – für Kenner der ostvorpommerschen Kreisliga-Szene ist das ein Leckerbissen. Am vergangenen Wochenende war es wieder so weit.

Dem moritz-Leser oder vielleicht auch der Leserin erkläre ich mal kurz, wie das Spiel in den Kontext einzuordnen ist. Weitenhagen liegt direkt vor den Toren Greifswalds. Hinter dem Süd-Bahnhof führt ein Weg ohne Umweg nach Weitenhagen. Die VSG spielte vor einiger Zeit auch mal in der Verbandsliga. Dann gab es eine kleine Affäre mit der HSG, was nach hinten losging. Nun haben sie gute Chance auf den Aufstieg in die Landesklasse. Nur fünf Kilometer von Weitenhagen entfernt liegt Behrenhoff. Unter den Einheimischen ist Behrenhoff für diverse Festveranstaltungen wie das Park- und Oktoberfest bekannt. Es ist ein kleines Dörfchen mit einem denkmalgeschützten Park, an dessen Eingangsportal sich zwei Bärenfiguren befinden. Wenn man schon hier wohnt, lohnt es sich mal im Sommer einen Ausflug dorthin zu unternehmen. Beide Orte liegen also dicht beieinander. Das nennt man dann Derby. Das Hinspiel in Behrenhoff gewann die VSG. VSG steht für „Verein für Sport und Gemeinschaftspflege“.  So sieht es auch hier im Vereinslokal aus. Es wirkt mit seiner Schrankwand eher wie ein Wohnzimmer. Klar, dass dort keine Bücher, Vasen oder sonst was stehen. Musikanlage und Biergläser zieren dieses Möbelstück. Draußen wird schon der Grill für das gemeinschaftliche Essen nach dem Spiel vorbereitet. Es wirkt alles sehr familiär. 110 Zuschauer sind heut gekommen. Das sind 20 Leute weniger als im Hinspiel. Das Wetter spielte einfach nicht so mit. Es ist immer noch etwas kalt und windig, sodass es heut sogar noch Glühwein gab. Auf dem Platz glühte es auch. Es waren eher die Torwarthandschuhe von Behrenhoffs Keeper Wegner, der eine Halbzeit lang unter Dauerbeschuss stand. Und als Wegner mal nach einer direkten Ecke geschlagen schien, da half ihm die Latte (40.). Eine Minute später hätte es schon mit dem Einsatz gewesen sein können. Weitenhagen Nr. 7 Röske holte ihn bei einem Abschlag von den Beinen. Dieses grob unsportliche Verhalten wurde aber vom Schiedsrichter nicht bestraft. Übrigens erst nach knapp 20 Minuten gelang Behrenhoff der erste Angriff. In der zweiten Hälfte verlagerte sich das Spiel dann anfangs in die Hälfte der VSG. Ein VSG-Freistoß gegen die Latte leitete sofort einen Eintracht-Konter ein, der mit einem sehenswerten Lupfer von Timo Henkel abgeschlossen wurde (49.). 0:1 für den Außenseiter!

„Ich musste vorhin auch in den Wald“

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Und schon wieder ein Schuss in Richtung VSG-Tor. Banas will den Ball nicht holen und Wegner schreit: „Ich musste vorhin auch in den Wald, den Ball holen!“ Unschwer zu erraten, wo wir uns hier befinden. Das entlockte vielen ein kleines  Schmunzeln in diesem kampfbetonten Spiel. Ein gutes Viertelstündchen ging es in die andere Richtung, dann stellte die VSG die alten Gesetzmäßigkeiten wieder her und ein Angriff nach dem anderen lief wieder auf Torwart Wegner zu. Weitenhagens Richert verwandelte dann endlich in der 66. Minute einen direkten Freistoß von der Strafraumgrenze. Der eingewechselte Mercik trifft in der 72. Erst nur den Pfosten und der Ball wird zur Ecke geklärt. Der Eckball wird ausgeführt und der Ball kommt dem Fünfmeterraum sehr nah, wo schon Sebastian Szabo wartet und ihn mit dem Kopf die Maschen hämmert (73.). Das Spiel wurde zwar gedreht, war aber noch nicht entschieden. Ein Rempler gegen VSG-Spieler Falkenberg im Strafraum wurde nicht geahndet. Er wäre durch gewesen und hätte eine 1:1-Situation vor dem Torwart gehabt. Diese Situation muss Schiedsrichter Riske noch im Hinterkopf gehabt haben, als sich wenig später nun Mercik richtig im Strafraum hinschmiss. In diesem Fall lag aber keine Berührung durch den Gegenspieler vor. Mit Fairness hat das freilich nichts zu tun, nun gab es aber den fälligen Elfmeter von vorhin. 3:1 für die VSG durch Richert. Das Spiel war entschieden.

Derbysieger Weitenhagen

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Der kleine Fanblock feierte mit „Sieht zu Behr’nhoff so wird das gemacht!“ und die VSG-Spieler sangen „Derbysieger!“. Nicht nur die zahlreichen gelben Karten gegen die VSG gaben dem Spiel Farbe. Hinter einer roten Fahne mit der Aufschrift Rabauken fanden sich ein paar Fans ein, die die VSG unterstützten. Mit dem Anpfiff warfen sie rotes und weißes Konfetti. „Wir singen Rot, wir singen Weiß, wir singen Rot-Weiß VSG!“ Ja, auch neben dem Platz war Stimmung. Zwischendurch sang mal einer ganz allein: „ … und irgendwann einmal spielt die VSG auch international!“ Bis dahin dauert es noch ein Weilchen.

VSG: Banas, Genetzky, Szabo, Dufke, M. Krüger (56. Mercik), Röske, Richert, Falkenberg, Suckow, Naatz (46. Lankse), Schmidt (46. T. Krüger)

Eintracht: Wegner, Wulff, Kasch, Teschke, Wolf, Kube (88. Urban), Jahn, König, Henkel, Schröder, Scholwin

0:1 Henkel (49.)

1:1 Richert (66.)

2:1 Szabo (77.)

3:1 Richert (81.)