Top 9: Gamification der Hochschulpolitik 2.0

Jonathan stellte zunächst noch einmal kurz das Konzept vor:  „Gamification ist das Einbinden von spielerischen Elementen“, meist in Wirtschaft oder Bildung. Die AG E-Learning, Transparenz und Datenschutz, die auf der letzten Vollversammlung mit der Attraktivitätssteigerung der Hochschulpolitik beauftragt worden war und deren Vorsitzender Jonathan ist, hatte in der Zwischenzeit fünf verschiedene Gamification-Konzepte ausgearbeitet, von denen nun drei präsentiert werden sollten. Angesichts der fortgeschrittenen Stunde ging die Vorstellung der Konzepte aber dann doch recht schnell. An der Wand erschien schlussendlich eine große Tabelle mit vielen Gestaltungsmöglichkeiten. Jonathan gab bekannt, dass es sich um eine Art Spiel um Punkte handele und im Wesentlichen zwei Dinge zu beschließen seien: die Verantwortlichkeit (StuPa-Präsidium, neu zu schaffendes autonomes AStA-Referat, neu zu gründender Ausschuss, Medienausschuss) und die Plattform (StuPa-Website, Sub-Domain der AStA-Website, webmoritz., eigene Plattform) für das Konzept.

Ein Mitglied der Studierendenschaft fand die Idee der Gamification angemessen, um das allgemeine hochschulpolitische Interesse zu fördern. Allerdings sei ein autonomes Referat mit zusätzlichen Kosten verbunden, die möglichst abgewendet werden sollten. Auch Jonathan stimmte dem zu und äußerte, dass er ein eigenes AStA-Referat nicht präferiere. Ansonsten stünden aber – abgesehen von einer eventuell anzuschaffenden Buttonmaschine, die „wir uns grade noch so leisten“ könnten – keine weiteren Kosten in Verbindung mit der Gamification. Neben erwähnter Maschine gehöre zum Konzept noch ein Kartenspiel, das sich alle Interessierten allerdings selbst downloaden könnten. Er bewarb erneut die Bedeutung der Gamification als „verbindendes Element“. „Man wird informiert, welche Gremien es gibt und der Austausch mit anderen Studenten wird gefördert“, außerdem schaffe sie Transparenz, meinte Jonathan. StuPa-Mitglied Yannick van de Sand war der Meinung: „Politische Arbeit kann nicht in Punkten bewertet werden. Es zählt nicht, wie oft man sich meldet, sondern was man macht.“ Daraufhin meldete sich Philipp Schulz, stellvertretender Chefredakteur des webmoritz. und Ex-StuPa-Präsident zu Wort und hielt dem entgegen, dass man die Arbeit sehr wohl daran bemessen könne, wie oft man bei Sitzungen und AGs anwesend sei.

Außerdem sei auf der Vollversammlung im Wintersemester 2014/15 beschlossen worden, dass sich eine Arbeitsgemeinschaft gründen solle, die die Hochschulpolitik attraktiver macht und bisher sei auf dem Gebiet eben, abgesehen von der Gamification-Sache, nichts geschehen. Auch andere Stimmen äußerten sich pro Spielifizierung. Es wurde gefragt, warum sich denn einige „arrogante StuPa-Mitglieder“ so vehement dagegen wehrten und ob sie nicht einfach „Angst davor“ hätten, „bewertet zu werden“. Zwischenzeitlich meldete sich ein Ersti zu Wort, der ganz erstaunt über die Existenz des StuPas war und sich nicht in der Eigenverantwortung sah, sich selber über das politische Geschehen an der Uni zu informieren. Er hielt die Öffentlichkeitsarbeit des StuPas für schlecht, denn ansonsten würde er ja schon längst darüber Bescheid wissen. Eine weibliche Stimme äußerte den Wunsch, man solle das Konzept zunächst auf ein Jahr begrenzen und sehen, wie es anläuft.

Timo Neder, Alexander Wawerek und Anna-Lou Beckmann

Timo Neder, Alexander Wawerek und Anna-Lou Beckmann

Folgend entfachte ein hitziger Dialog zwischen Paul und Jonathan. Paul verlangte nach einem Positivbeispiel aus der Politik. Jonathan dazu: „Das gibt es bisher nicht. Wir wären tatsächlich Vorreiter in der Politik. Meistens entwickeln sich solche Konzepte aber positiv, zum Beispiel in Wirtschaft und Bildung.“ Paul war mit der Antwort nicht zufrieden und betonte erneut, dass politische Tätigkeiten aber schwer zu bewerten seien. Jonathan ging wiederum auf Philipps Argument ein und unterstrich, dass es sich um eine rein quantitative Bewertung handele. Die Qualität bliebe außen vor, aber es ginge ja auch primär darum, Aufmerksamkeit zu erregen und eine Beteiligung der einzelnen StuPa-Mitglieder sei ja auch nicht verpflichtend. Es könne sich anmelden, wer wolle. Paul, Student einer empirischen Wissenschaft, wünschte sich derweil zumindest eine „statistisch richtige Auswertung“. Jonathan entgegnete, dass es natürlich von Bedeutung sei, dass „zu Beginn einer Legislatur ein Regelsystem festgesetzt“ würde, dass man aber selbstverständlich auch dazu bereit sein müsse, den „Mitspielern“ Vertrauen entgegen zu bringen. Paul gab schlussendlich nach und eine gute halbe Stunde nach Antragstellung ging es schließlich in die Abstimmungsphase. Die Demokratie entschied Folgendes:

  • Die Verantwortlichkeit über die Gamification soll einem neu zu gründenden Gamification-Ausschuss übertragen werden.
  • Als Plattform wird eine eigene Website eingerichtet (andere Optionen wurden vorher zurückgezogen).
  • Es wird eine Buttonmaschine angeschafft und ein Kartenspiel zum Download bereitgestellt. Außerdem soll es Microspenden geben, die für jeden positiv bewerteten Vorgang in der Hochschulpolitik verteilt, und am Ende der Legislatur wohltätigen Zwecken zugeführt werden. Weiterhin wird ein Narrativ als Rahmen für das Spiel erstellt.
  • Das ganze wird zunächst probeweise auf ein Jahr begrenzt.

Zack, Gamification in Weihnachtsmanns Sack.

Kurz vor Schluss wollte auch die Partei Die PARTEI noch ihren Spaß. Die Hochschulgruppe hatte drei Anträge eingereicht. Die da wären:

TOP 10: Mehr Gründe zum Feiern!

Ein Parteimitglied stellte vor, man wolle neben den staatlichen Feiertagen weitere regionale Festtage sowie solche aus anderen Kulturkreisen an der Universität Greifswald etablieren und festlich würdigen. An entsprechenden Tagen solle der Lehrunterricht ausfallen und es solle eine „hübsche E-Mail von der Rektorin mit Glückwünschen“ geben. Standesgemäß solle wohl auch der Alkohol fließen. Da wollte wohl wieder jemand witzig sein… Eine Studentin mit Ethno-Touch fand die Idee nicht schlecht. Sie meinte, eine derartige Förderung der Interkulturalität sei zu unterstützen. Eine weitere rege Beteiligung fand nicht statt, sodass bald über das Thema abgestimmt werden konnte. Ergebnis: Antrag abgelehnt.

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Top 11: Name für den Loeffler-Campus

Björn Wieland, Landesvorsitzender der Partei Die PARTEI, ergriff das Wort. Seiner Vereinigung gefalle der Name „Loeffler-Campus“ beziehungsweise „Friedrich-Loeffler-Campus“ oder „Campus an der Friedrich-Loeffler-Straße“ nicht. Der Name sei kürzlich von der Universitätsleitung so festgelegt worden und dagegen wolle man sich wehren. Toni Kroos stehe diesmal jedoch nicht als Namenspatron zur Debatte. Sein Vorschlag:

<please insert name here>-Campus

man freue sich aber auch über andere Namensvorschläge. Gesagt, getan, standen bald darauf verschiedenste Anregungen im Raum: Edward-Snowden-Campus, Buggenhagen-Campus (Vorschlag eines sich unterrepräsentiert fühlenden Theologie-Studierenden), Rubenow-Campus (schließlich sei dem die Uni ja überhaupt erst zu verdanken), Björn-Wieland-Campus (irgendwas muss irgendwann ja mal nach dem benannt werden), Landesregierung-Campus (hat den Campus gesponsert), Timo-Neder-Campus („Weil Timo ein ganz großartiger Mensch ist!“, Zitat: Marieke Schürgut, AStA-Referentin für Veranstaltungen und Die PARTEI-Neuzugang). Zudem wurde noch der Vorschlag gemacht, man könne die Namensrechte verkaufen und mit dem Geld die Ersti-Shirts finanzieren. Dieser führte zu einem Änderungsantrag, der letztlich nicht angenommen wurde. Am Ende standen noch Landesregierung-Campus und Edward-Snowden-Campus zur Abstimmung. Letzterer siegte mit 58 Stimmen. Dem Rektorat wird der neue Vorschlag im Senat unterbreitet.

Top 12: ParaStudentics

StuPa-Mitglied Lukas Dorn forderte die Einführung von studentischen Wettkämpfen zwischen den einzelnen Fakultäten in den Disziplinen „Sprint (Sixer Bier auf 100 Metern)“, „Marathon (Kiste Bier auf zehn Kilometern)“, „Bierpong“, „Fahrrad klauen auf Zeit“, „Ohne-Licht-am-Fahrrad-an-der-Polizei-vorbei-fahr-Parcours“ und „Pfandflaschen-Gewichtheben“. Auf diese Weise würde „das Zusammengehörigkeitsgefühl aller Institute und Fakultäten gefördert“. Marieke zeigte sich begeistert, merkte aber an, dass Fahrrad fahren ohne Licht nicht ganz ideal wäre und man gegebenenfalls auf einen anderen Parcours ausweichen könne. AStA-Referentin für Ökologie, Didi Gallin, sprach sich für „sportliche Auseinandersetzungen statt immer nur Saufen“ aus und Theo befürwortete vor allem Disziplinen olympischer Mannschaftssportarten. Die Antragssteller verkündeten die Übernahme dieses Vorschlags und es wurde abgestimmt. Antrag angenommen.

Last but not least gab Anna-Lou noch einen Jahresrückblick über die Arbeit des AStA im Schnelldurchlauf. Die Reihen hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits erheblich geleert. Um kurz vor 17 Uhr war Schicht im Schacht – war auch genug. Im Anschluss daran fand dann das bereits erwähnte Glühweinschlürfen im Studentenclub Kiste statt.

Fotos: Lisa Klauke-Kerstan