Autor: Michael Fritsche

Viele Studenten sind in den hiesigen Sportvereinen und Mannschaften aktiv und das ist doch wohl Grund genug, um möglichst in Regelmäßigkeit über das sportliche Treiben in unserer Hansestadt zu berichten. Gerade für die Neuankömmlinge an unserer Uni, die sich auch außerhalb des Hochschulsports beweisen möchten, ist es bestimmt interessant zu wissen, welcher Verein was, wo und auf welcher Leistungsebene anbietet.

Der heutige Besuch führte mich in die Kreisoberliga. Das heißt einmal durch den Kreis von Nord nach Süd und zurück. Fußballvereine, die dort spielen, haben noch einen langen Weg bis zur Bundesliga vor sich. Ganze sieben Aufstiege sind erforderlich, um gegen die Großen aus Dortmund, München und Hamburg beweisen zu dürfen. In dieser Kreisoberliga spielt die dritte Mannschaft vom neuen Greifswalder FC – der Zusammenschluss aus FC Pommern und GSV04. Den Startplatz erspielte sich noch die Reserve des FC Pommern. In der Sommerpause wurde dann zum „Casting“ aufgerufen und so bildete sich diese junge Truppe, in welcher laut Trainer 50% Studenten spielen. „Wir sind eine Dritte, aber treten nicht aus Spaß an!“, meint er. Erfahrungsgemäß sind Reserveteams immer eine spezielle Sache. Entweder ist es eine Kumpel-Truppe, autark und gar eine Elf ohne Stars, oder es ist ein bunter Mix aus in die Reserve verdonnerten und daher vergnatzten Spielern der Ersten, ehrgeizigen Jungspunden und Ergänzungsspielern. Aus diesem Mix sollen dann möglichst viele Talente für die Erste hervorgehen. Die sportliche Leitung des GFC III will aber mit einem festen Kader die Klasse halten.

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„Klar, wenn einer das Zeug für die Zweite oder Erste hat, dann kann er nach oben wandern“, so Trainer Zuther. Aktuell steht Abstiegskampf auf dem Speiseplan. Als Tabellenvorletzter sind die Kicker vom Bodden Außenseiter in diesem heutigen Spiel beim Tabellenführer aus Ueckermünde. Ein Anreiz für Ueckermündes Reserve ist das Stadion der Verbandsliga-Elf. Es nennt sich Waldstadion und besitzt noch eine der seltenen Holztribünen. Stadiontouristen aus ganz Deutschland werden hier gelegentlich gesichtet. Einheit hieß übrigens schon zu DDR-Zeiten so. Die Zweite spielt auf dem anderen Sportplatz der Stadt. Er heißt Sportplatz am Rosenmühler Weg und versprüht noch alten Ost-Zonen-Charme mit seiner wuchtigen Trainingsbeleuchtung und dem typischen Kassenhäuschen, dessen Gardinen schon einen Schimmer des Alterns angenommen haben. Dort sitzt heut eine Omi und kassiert pro Nase zwei Euro.

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Zwar leicht überteuert, aber dafür gibt es heute wirklich mal eine Kino-Karte. In Fachkreisen werden diese Abrissmarken so bezeichnet. „Kino Ueckermünde – Eintrittskarte Kino 3“, steht dort schwarz auf gelb geschrieben. Die Anzahl meiner besuchten Spiele dürfte bestimmt schon die 1500er Marke geknackt haben, aber solch ein Teil kannte ich bisher nur aus Mythen und Legenden. Sie erhält natürlich einen Ehrenplatz neben der nummerierten Kleidermarke, die es mal einem dänischen Drittligaspiel gab! Die Beschaffenheit der Anlage komplettieren eine Umkleide mit Spitzdach und ein Imbiss-Kabuff mit Glasfassade. Die Bockwurst gibt es hier für die üblichen 1,50. Sie schmeckte etwas fad. Das ist vielleicht Geschmackssache, da ich eher auf tschechische, polnische und türkische Stadionkost konditioniert wurde. Die dazu gereichte große Menge Senf erhärtet den Verdacht, dass der Wirt um ihren Geschmack weiß. Aber nun endlich zum sportlichen Teil. Ueckermünde wirbelt sofort los und Greifswald steht eine Halbzeit lang unter Beschuss, ohne sich selbst zwingende Chancen zu erspielen. Wie ein Pfeil musste Torwart Daniel Müller nicht nur einmal reagieren. In der größten Not war auch mal ein Abwehrbein dazwischen. Mit viel Dusel konnte die Null in die Pause gerettet werden. Nach zehn Minuten standen sich beide Teams wieder gegenüber. Nach zehn? Ja, nach zehn. Auswirkungen der Zeitumstellung? Keine Ahnung. Irgendwer hatte dem Schiedsrichter anscheinend fünf Minuten geklaut. Fast fünfzehn Minuten waren im zweiten Abschnitt gespielt und da hämmerte Latzka den Ball nach einem Freistoß über die rechte Seite kommend mit dem Kopf in die Maschen. Drei Minuten später übersah der Schiedsrichter eine Abseitsstellung und es stand 2:0 für Einheit. Erst jetzt wachte der GFC auf und brachte Hochkaräter im Fünf-Minuten-Takt! Görtler und Wollmann ackerten nun unermüdlich. Littger tanzte durch die Einheit-Abwehr und schob ein – nur noch 2:1. Da geht noch was. Schmitz wie ein Blitz glich kurz danach aus. Die Jubelschreie waren ausnahmsweise mal lauter als die Laute, die permanent aus dem Tierpark kamen, der direkt neben dem Sportplatz liegt. Der GFC drängte weiter, doch mehr sollte es nicht werden. Mit dem Punktgewinn war das Trainergespann nach dieser verkorksten ersten Stunde doch sehr glücklich. Den durchgezählten 40 Zuschauern wurden spannende 90 Minuten geboten, die Lust auf mehr Kreisliga-Fußball machen.

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Für die Statistiker:

Einheit II spielte mit:

Nickelt, Bartel (65. Stoffregen), Haack, Eckhardt (54. Latzka), Wollermann, Zimmermann, Aßmann, Stein, Gerth, Beyer, Radtke

GFC III spielte mit:

Müller, F. Lendeckel, Lässig, Stephan, D. Lendeckel, Wollmann, Schmitz, Bürger (71. Iwansky), Görtler (90.) Mosakowski), Schön, Häckel (59. Litger)

1:0 Latzka (59.)

2:0 Bartel (62.)

2:1 Litger (73.)

2:2 Schmitz (78.)