geschrieben von Luise Fechner, Philipp Schulz und Katerina Wagner

Seit 2002 wird das Running Dinner jedes Semester aufs Neue vom Greifswald International Students Festival (GrIStuF) organisiert. Während es letztes Semester noch 213 Teams waren, wurde mit 231 teilnehmenden Teams dieses mal  wieder ein neuer Rekord aufgestellt. webmoritz. hat drei Redakteure, jeder mit einem eigenen Team, ins Rennen geschickt. Wie sie das Running Dinner erlebt haben, was es zum Essen gab und was sonst noch alles passiert ist, lest ihr hier.

Beim ersten Mal soll’s am schönsten sein

Gegen halb fünf haben sich alle wichtigen Menschen in unserer winzigen WG-Küche eingefunden: mein Mitbewohner Stefan, mein Kumpel Julian und ich. Vereint durch den Mangel an Running-Dinner-Erfahrung starten wir mit wenig Plan, aber viel Hingabe die Aktion „Finnische Pirakka“ – Teigfladen mit Frischkäse, Gemüse und Käse überbacken.

Dann wird es doch etwas stressig. Die Vorspeise landet später im Ofen als gedacht, die Gäste werden Geduld brauchen. Da hilft nur eins: ein bisschen Alkohol zur Überbrückung. Drinks aus Apfelsaft, Ingwer, Rum und Zimt mischt Stefan mal so eben zusammen, genauso wie einen Smoothie aus Erdbeeren, Bananen und Orangensaft. Was noch fehlt, sind Teller und Besteck. Ach ja, und Dekoration. Ein bisschen schön soll das Ganze schließlich auch aussehen. Ich bin begeistert vom Endergebnis. Voll fancy.

Erstmal gibt’s nen Schnaps

Ein letztes Mal die Impro-Servietten zurechtgezupft (ääh, hat jemand die Küchenrolle gesehen?), schon klingelt es an der Tür. Pünktlich auf die Minute. Liesa und Agnete von „Cheerio, miss Sophie“ müssen sich aber noch ein wenig gedulden, denn die Pirakka lassen auf sich warten. Kurze Zeit später heißt es auch für Elisa, Lisa und Leonie („Aller guten Dinge sind drei“) „Tervetuloa“ in unserem Wohnzimmer. Das ist das finnische Wort für „Herzlich Willkommen“ und gleichzeitig unser Teamname. Wir scheinen ihm gerecht zu werden, die fünf Mädels fühlen sich sichtlich wohl, und schon nach kurzer Zeit ist die Bude von fröhlichem Geplapper und Gelächter erfüllt. Das Essen wird gelobt, die Drinks und Smoothies auch, und für ein Bier oder einen Nachschlag ist bei dem ein oder anderen auch noch Platz. Viel zu schnell vergehen die anderthalb Stunden, die wir haben, bevor sich alle auf den Weg zum nächsten Gang machen.

Mit der Glückseligkeit und Erleichterung eifriger Gastgeber, die gerade fünf zufriedene Mädels verabschieden konnten, räumen wir schnell das Wichtigste zusammen. Unsere Arbeit ist für den Abend getan, jetzt heißt es chillen. Puuh.

Eine Gabel voll Schwäbisch und zwei Löffel Italien

Zu Fuß und in bester Laune geht es für uns drei Richtung Innenstadt. Etwas spontan, da unser eigentliches Gastgeber-Team wegen Krankheit kurzfristig absagen musste. Das war aber kein Problem für den Running-Dinner-Veranstalter GriStuf, der kurzerhand Johanna und Max für uns aus dem Ärmel zauberte. Nachdem wir auf der Suche nach „PharmaRama“ sämtliche Etagen des Hauses vergebens nach einem Hinweis abgesucht haben, fragen wir einfach im obersten Stock nach, denn da ist es laut und scheinbar lustig. „PharmaRama? Sind wir nicht.“ Schade. Also machen wir uns wieder auf den Weg nach unten, werden aber auf halber Strecke zurückgerufen. Endgültig verwirrt landen wir schließlich doch im Dachgeschoss, wo Johanna und Max uns aufklären, dass sie das Team sind, das spontan für die Absager eingesprungen ist, und erst da wird uns klar, dass wir gar nicht nach „PharmaRama“ suchen. Was müssen die auch überall ihre Schilder im Haus aufhängen!

So genießen wir bei (alkoholfreiem) Bier mit René, Bernd und Jule von „Kunterbunt schmeckt unser Hund!“ und den beiden Köchen einen Spätzle-Spinat-Auflauf. Echt lecker, aber es bleibt viel übrig. Spätzle machen schließlich satt und man will ja noch Platz für den wichtigsten Teil des Abends haben! Beim Hauptgang vergeht kaum eine Minute ohne Lachen und Sich-Fast-Verschlucken, vor allem als gegen Ende der Weißwein ausgepackt wird. Übervoll rollen wir schließlich zurück in unsere WG, um die Räder zu holen. Von dort geht es auf zum letzten Gang im Studentenwohnheim Geschwister-Scholl-Straße. Mariam, Nadine und Noumi („Manona“) erwarten uns schon gemeinsam mit Rebecca, Aileen und Birte vom Team „Dinner for 9“. Gezaubert hat „Manona“: es gibt selbstgemachte Kekse, arabischen Kaffee, schwarzen Tee und Tiramisu, das man unbedingt zweimal essen muss (ich zumindest, die anderen irgendwie nicht). Langsam will sich bei all den vollen Bäuchen Müdigkeit einstellen, und die Gespräche erinnern stark an die von Gang eins und zwei. Spaß haben wir trotzdem, die Stimmung ist entspannt (und das Tiramisu! Hach.) Schließlich verabschieden wir uns gegen Mitternacht ins Ikuwo, wo der Abend noch lange nicht zu Ende ist und man das ein oder andere Vor- und Hauptspeisengesicht trifft.

Beim ersten Mal soll’s ja immer am schönsten sein, hab ich gehört. Für ein, zwei Stunden bei leckerem Essen in eine unbekannte Wohnung und ein fremdes Leben reinzuschauen, ist auf jeden Fall genau mein Ding. Bleibt mir nur zu hoffen, dass die kommenden Running Dinners (mindestens) ebenso gut werden!

Nur das Running Dinner

Nachdem wir bereits zum fünften Mal in gleicher Besetzung am Running Dinner teilnahmen, hatten wir wirklich alles zwischen dem besten Nachtisch aller Zeiten und Situationen, für die es im Deutschen kein Wort gibt und die sich nur mit awkward beschreiben lassen, erlebt. Außer eins – selbst eine Nachspeise machen zu dürfen. Also wurde es, mal wieder, der Hauptgang. Mal wieder mit Vegetariern. Versteht mich bitte nicht falsch, ich esse selbst sehr gerne vegetarisch. Es ist aber immer das gleiche Leid. Ein Team von drei Leuten gibt an vegetarisch zu sein, man überlegt hin und her wie man etwas leckeres zubereitet ohne jemandem nur Beilagen ohne Fleisch zu servieren und am Ende ist nur ein Teammitglied Vegetarier. Nein, Pescetarier. Nein, Huhn wäre ja auch ok gewesen –  people, learn the difference. Deswegen wurde bei uns Fisch und Käse gegrillt und dazu ein breites Arsenal an Dips, Salaten und Broten gereicht. Und natürlich Wein.

Zur Vorspeise gab es kurz zuvor thailändische Suppe, sehr leckere thailändische Suppe. und als Topping ein super nettes Gastgeberpärchen, die uns nächste Woche zum Grillen besuchen werden. Eine dieser schönen Erfolgsgeschichten, die nur das Running Dinner zu schreiben weiß. Ungewöhnlich war nur, dass es Bier zu trinken gab. Wir hatten eigentlich immer gedacht, dass der kleinste Gemeinsame Nenner für die flüssige Untermalung des Abends Wein ist, aber so kann man sich wohl irren. Wie ja schon die alten Griechen zu sagen pflegten: “Wein auf Bier, das lob ich mir. Bier auf Wein, das lob ich mir.” Kommt ja eh alles in die gleiche Blutlaufbahn. Womit wir allerdings nicht gerechnet hatten, war die Genickbrecherbowle aus Melonensorbet, Aldikrawallwasser und Erdbeeren zum Nachtisch, die allerdings sehr sommerlich daherkam und gut zum Applecrumble mit Melonensorbet passte. Natürlich war auch hier die Stimmung ausgelassen gut, so wie es sich für eine Nachspeise ziemt.

Der unterhaltsamste Part kommt nach dem eigentlichen Dinner, wenn sich alle Teams im Ikuwo versammeln um heldenhaft Geschichten über gegessenes, getrunkenes und erlebtes auszutauschen. Gewinnerstory in diesem Jahr: Bekannter A gibt an zur Hauptspeise gefülltes Brot gemacht zu haben und weiß zu berichten wie lecker es war und wie satt alle wurden. Kumpel B kann auf die Frage, wie denn beim ihm die Hauptspeise war, nur sagen: Naja wir waren bei welchen die Brot gefüllt haben, ich hab irgendwie noch ganz schön Hunger.  Geschichten, wie sie nur das Running Dinner schreiben kann.

Das Beste kommt zu Schluss

Dass wir am Running Dinner teilnehmen, war uns schon von Anfang an klar. Doch angemeldet haben wir uns erst Freitag, den 12. Juni, da wir einen kreativen Teamnamen wollten – welcher uns auch trotz langer Bedenkzeit nicht einfiel. So blieben wir JATOKA und haben – wie wahrscheinlich jedes andere Team auch gehofft, alles, nur nicht die Hauptspeise zu bekommen. Die rettende Nachricht kam am Sonntag um 15.32 Uhr – die Vorspeise! Nun galt es zu überlegen, was wir denn gerne “kochen” wollten. Sommerlich und frisch sollte es sein, und falls es warm werden sollte wäre eine Suppe vielleicht auch nicht das Optimale. Nachdem ich den Speiseplan bestimmt 4 mal geändert hatte, war ich dann auch zufrieden und die Jungs hatten einzuwilligen. Am Montag hab ich vorsorglicher Weise schon alles eingekauft, falls ich etwas nicht bekommen hätte, wäre Dienstag im Notfall immer noch Zeit gewesen.

Tomate Mozzarella und einen Erdbeer-Avocado-Salat auf Rucola. Es war sehr zeitintensiv, das alles mundgerecht klein zu schneiden, die Mühe hat sich aber gelohnt, es hat allen geschmeckt. Ich bin kurz noch in Stress verfallen, als die Teams vor der Tür standen, weil für eine Person zu wenig gedeckt war, doch das war weiter nicht schlimm. Die Runde war sehr gemütlich und man hat wirklich die Zeit vergessen, der Aufbruch kam dann doch sehr plötzlich, man wollte ja pünktlich zur Hauptspeise kommen.

Wir hatten auf jeden Fall Glück, immer fünf Minuten zum nächsten Gastgeber, das ist top. So kamen wir voll entspannt und auf die Minute pünktlich in der Binkstraße an. Die drei Gastgeberinnen kamen mit minimaler Verzögerung an, wofür sie sich auch entschuldigten, was aber überhaupt nicht nötig war. Sie waren richtig gut vorbereitet, hatten schon am Montag vorgekocht, es musste nur nochmal warm gemacht und der Reis gekocht werden. Wir bekamen ein wunderbares Puten-Curry serviert mit Gemüse, es war wirklich vorzüglich! Auch hier verging die Zeit wie im Flug und schon mussten wir uns auf den Weg zur Nachspeise machen.

Wieder nur zwei Straßen weiter stampften wir die Treppen nach oben, bis wir in einer richtig gemütlichen WG landeten. Die Stimmung war richtig gut und Gesprächsstoff war sofort vorhanden. Man merkte dem Abend an, dass er schon etwas fortgeschritten war, alle waren “aufgewärmt” und jeder beherrschte die gängigen Smalltalkthemenfelder, die es so abzugrasen gab im Schlaf. Was aber nicht im Entferntesten heißt, dass es nichts zu reden gab – ganz im Gegenteil! So viel geredet, gelacht und so gut amüsiert wie bei der Nachspeise haben wir uns den gesamten Abend nicht. Das Beste kommt bekannter Weise zum Schluss! Um kurz vor zwölf sind dann alle gemeinsam aufgebrochen, die Gruppe hat sich dann aber draußen nochmal geteilt, ein paar Richtung Ikuwo, die anderen nach Hause – alles in allem war es wieder ein toller Abend, coole neue Leute kennen gelernt und lecker gegessen.