geschrieben von Constanze Budde

In den einleitenden Worten von Frithjof Strauß klingt es so, als dürfe sich das Publikum als Versuchskaninchen verstehen – schließlich ist das Projekt Ulla Pihl & Strings noch ziemlich jungfräulich. Aber die knapp 80 Gäste, die sich in der Universitätsaula eingefunden haben, sind interessiert und tuscheln schon vor Konzertbeginn neugierig darüber, was sie wohl erwarten wird.Schließlich betritt Ulla Pihl in Begleitung von Multi-Instrumentalistin Line Felding die Bühne, das Publikum wird freundlich, wenn auch noch ein wenig schüchtern begrüßt. Man muss sich erst warm spielen.

Doch bereits nach den ersten Klavierklängen und dem harmonisierenden zweistimmigen Gesang der beiden Musikerinnen haben sie schon gewonnen. Und als zum zweiten Lied das Streichertrio (Maria Jagd, Geige; Alexandra Blais, Bratsche und Cecillie Hyldgaard, Cello) auf die Bühne kommt und das Liebeslied I could learn im wahrsten Wortsinn unterstreicht, ist das Publikum gefangen in einer Welt aus Klang und Melancholie.

Streicher nicht nur im Hintergrund

Dabei haben die Streicher keinesfalls nur eine Hintergrundfunktion. Vielmehr treten sie neben Flügel und Sängerinnen als gleichberechtigte Stimmen auf. Sie jauchzen und weinen und machen Verzweiflung spürbar. Das Publikum betrachtet sich offenbar nicht als Versuchskaninchen, sondern lässt sich auf alles ein, fühlt mit, und wenn auch keiner aufspringt und tanzt, so bewegt sich doch der eine oder andere Oberkörper im Takt der Musik, die zeitweise an den verspielten Amélie-Soundtrack, dann wieder an ein barockes Streicherkonzert erinnert.

Ulla Pihl und ihre Musikerinnen verzaubern nicht nur die Konzertgäste, sondern ganz offensichtlich auch sich selbst. Sie lächeln sich gegenseitig an, es ist ihnen anzusehen, wie viel Spaß sie an ihrer Musik haben.

Das fällt auch dem Publikum auf. Kathrin und Matthias, die als Inhaber vom Festivalpass mehrere Veranstaltungen des Nordischen Klangs besuchen, zeigen sich in der Pause begeistert. „Die Stimmung der Songtexte und die Musik passen gut zusammen!“, sagt Matthias. Auch Studentin Kora schwärmt von der sympathischen Art der Künstlerinnen. Wie die meisten Konzertbesucher kannte sie Ulla Pihl und ihre Musik vorher nicht. „Aber jetzt wurde ich positiv überrascht und freue mich auf den zweiten Teil“, sagt sie.

Die zweite Hälfte des Konzerts geht indes viel zu schnell vorbei. Auch hier ist jedes Lied ein absolutes Musikerlebnis und höchster Genuss. Ging es im ersten Teil des Konzerts in den Liedern hauptsächlich um Liebe und Beziehungen zwischen Menschen, wagten sich die Musikerinnen nach der Pause an die Vertonung von Naturphänomenen. Da wurde ein Sommernachmittag im Park besungen und bespielt und ein Wintertag in klangvolle Töne verpackt. In einem der letzten Lieder des Abends Take a look appelliert Ulla Pihl an die jetzigen Generationen Verantwortung für die Erde zu übernehmen, um sie für unsere Kinder und Kindeskinder lebenswürdig zu erhalten.

Noch einmal blühen die Musikerinnen zu Höchstform auf und entlassen ein verzaubertes Publikum mit (nordischen) Klängen, die auch noch nachhallen, als die letzten Akkorde verklungen sind. Ein Hauch von Magie liegt in der Luft und es scheint fast, als würden auch die sonst so steifen, altehrwürdigen Herren auf ihren Gemälden an den Aulawänden einvernehmend nicken.

Nun, sie können wir nicht nach ihrer Meinung fragen, doch das Publikum ist offensichtlich begeistert und zollt Ulla Pihl und ihren Kolleginnen lang anhaltenden Applaus.

Es bleibt zu hoffen, dass man von Ulla Pihl & Strings noch viel zu hören bekommt – eine CD liegt noch nicht vor, soll aber wohl im nächsten Jahr erscheinen. Bis dahin müssen die Erinnerungen an ein tolles Live-Erlebnis nachklingen.

 

Beitragsbild: Constanze Budde