Ein Beitrag von Lorenz Lang

Es ist still geworden um das Ozonloch. Nach einer kurzen Welle beispielloser Medienpräsenz vor einigen Jahren, in der wissenschaftliche Fakten schnell hinter Panikmache zurücktraten, scheint das Thema aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden. War damals nicht von einer Verschlimmerung des Klimawandels die Rede und durften sich Australier nicht nur noch unter meterdicken Schichten Sonnencreme aus dem Haus trauen?

„Was macht eigentlich das Ozonloch?“, fragt sich vielleicht derjenige, der damals fleißig die Zeitungen studiert hat. „Eigentlich nicht viel“, lautet die Antwort von Christian von Savigny, Professor an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Greifswald. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Universität im Rathaus“ referierte der in Bremen habilitierte Professor am 20. April zu dem Thema „Was macht eigentlich das Ozonloch? Hintergründe zur stratosphärischen Ozonschicht“.

Im gut besuchten Rathaus betont Savigny zunächst die Bedeutung des Stoffes Ozon, denn „ohne Ozon gäbe es kein Leben an Land“, da die Ultraviolettstrahlung der Sonne ansonsten ungefiltert auf die Erdoberfläche durchdränge. Unterscheiden muss man an dieser Stelle zwischen der schützenden Ozonschicht und dem in Bodennähe befindlichem Ozon, das für den Menschen in hohen Konzentrationen, wie sie im Sommer etwa in Industriestandorten auftreten, schädlich ist – oder um es mit Professor Savignys Worten zu sagen: „Wir haben Unten zu viel und Oben zu wenig“. So simpel wie dieses Zitat ist der restliche Vortrag freilich nicht. Savigny erläutert die Entdeckungsgeschichte des Ozons und erklärt den Zuhörern die chemischen Reaktionen, die zu der Entstehung des Ozonlochs führten. Er spricht dabei schnell und ohne zu stocken, den Anschluss verliert man allerdings kaum, da es Savigny gelingt, naturwissenschaftliche Vorgänge allgemeinverständlich zu präsentieren und das Phänomen Ozonloch nachvollziehbar vorzustellen.

Der Mensch ist schuld

Um es schon mal vorwegzunehmen: „Der Mensch ist schuld“, denn die Emission von chlor- und bromhaltigen Chemikalien wie beispielsweise Fluorchlorkohlenwasserstoff (FCKW) zerstört erwiesenermaßen die Ozonschicht. Die komprimierte Dicke der Ozonschicht, die lediglich 3 mm beträgt, vermittelt einen Eindruck der Fragilität dieser Schutzschicht, die für das Leben an Land so essenziell ist wie Sauerstoff. Im Zuge der Schadstoffemissionen in den letzten Jahrzehnten reduzierte sich die Dicke der Ozonschicht drastisch auf 1.7 mm. Man mag sich an dieser Stelle fragen, wie es zur Entstehung eines Loches in der Ozonschicht kam, denn diese sollte doch immerhin noch 1.7 mm dich sein, oder? Die Antwort liefern die natürlichen Begebenheiten der Antarktis. Zum einen sorgt der Polarwirbel über der Antarktis dafür, dass die Luft innerhalb des Wirbels nicht mit der außerhalb des Wirbels zirkuliert. Sinkt der Ozongehalt innerhalb des Wirbels, kann jener nicht durch Ozon außerhalb des Wirbels kompensiert werden. In Kombination mit nur über der Antarktis konstant auftretenden stratosphärischen Wolken auf deren Eiskristallen die Schadstoffe gespeichert und nach der Polarnacht durch das Einwirken der Sonnenstrahlen aufgespalten werden, ermöglicht dies die Freisetzung großer Mengen an ozonzersetzenden Chlor- Stoffen.

Gibt es das Ozonloch bald nicht mehr?

Bereits 1974 erkannten die Physikochemiker Mario J. Molina und Frank Sherwood Rowland die Gefahr eines drohenden Rückgangs der Ozonschicht. Ihre Bemühungen sowie die des Atmosphärenchemikers Paul Crutzen brachten ihnen nicht nur den Nobelpreis für Chemie ein, sondern führten auch zu dem Montrealer Protokoll von 1987, das die Unterzeichner dazu verpflichtet, die Emission der ozonschädigenden Stoffe stark zu reduzieren. Seit Inkrafttreten des Protokolls erholt sich die globale Ozonschicht kontinuierlich.

Auch für das Ozonloch gibt es ein Happy End, denn laut Professor Savigny wird es bereits 2050 vollständig verschwunden sein. Was bleibt ist der Beweis, „dass politische Maßnahmen tatsächlich Umweltprobleme lösen können“, wie es der Veranstalter der Vortragsreihe Professor Mathias Schneider zusammenfasst. Bis 2015 müssen die Australier sich übrigens nicht in ihren Häusern verstecken. Sie sind viel zu weit weg um von dem Ozonloch beeinflusst zu werden. Auslöser für diesen Mythos ist wahrscheinlich der helle Hauttyp der meisten Australier, der das Sonnenbaden generell schwierig macht. Dagegen ist die Wissenschaft allerdings machtlos.

 Foto: Juliane Stöver