Godzilla

Filmrezension von Tom Peterson

Genau sechs Jahrzehnte ist es nun her, dass das wohl bekannteste japanische Filmmonster sein Debüt auf der Leinwand feierte. Seitdem ist aus der ursprünglich fünfzig Meter großen Gummi-Echse ein über einhundert Meter wandelndes Animations-Spektakel geworden. Seinen ursprünglichen Charme hat es dabei aber nicht verloren. Auch wenn das Drehbuch ein paar Schwächen hat, der Film verspricht Action und Spannung.

Passend zum Jubiläum beschert uns Gareth Edwards – der wohl einigen noch mit seinem viel gefeierten Film-Debüt „Monster“ im Gedächtnis geblieben ist – die nun bereits 30. Filmadaption der Riesen-Echse. Es ist dabei die zweite, die in Amerika produziert wurde. Die ersten Trailer versprachen viel, ist den Fans doch noch immer der katastrophale Versuch von Roland Emmerich aus dem Jahre 1998 im Gedächtnis. Der neue „Godzilla“, der in Japan und bei eingefleischten Fans besser als „Gojira“ bekannt ist, geht wieder mehr zu den Ursprüngen zurück.

Monster mit Vorliebe für Atommüll

Zu Beginn stoßen Dr. Ichiro Serizawa, gespielt von Ken Watanabe, der mindestens aus „Inception“ und „Letters from Iwo Jima“ bekannt ist, und sein Team bei Minenarbeiten auf den Philippinen auf ein prähistorisches Unheil namens Muto, welches sich kurzerhand seinen Weg in die Freiheit sucht. Während dessen verrichtet der amerikanische Wissenschaftler Joe Brody alias „Breaking Bad“-Star Bryan Cranston, der mit seiner Frau Sandra (Juliette Binoche) und seinem Sohn Ford in Japan lebt, in einem Atomkraftwerk seine tägliche Arbeit. Allerdings kommt es zu einer tragischen Katastrophe, in deren Folge Sandra stirbt.

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Joe hat mit Godzilla noch eine Rechnung offen.

15 Jahre später ist Ford (Aaron Tayler-Johnson aus „Kick Ass“) selbst Vater geworden und lebt mit seiner Frau und ihren gemeinsamen Sohn in San Francisco. Joe hat den Tod seiner Frau nicht verkraftet und sucht in dem mittlerweile deklarierten Speergebiet um das AKW nach Antworten, wird dabei jedoch von den japanischen Behörden festgenommen. Ford – der nun Lieutenant bei der US Army ist – muss nach Japan reisen um seinen Vater aus der Untersuchungshaft zu befreien. Als beide wenig später die Speerzone erneut betreten, werden Vater und Sohn in Ereignisse verwickelt, die ihre schlimmsten Alpträume übertreffen sollen.

Stimmungsvolle Bilder, maues Drehbuch  

Edwards zeigt wie bereits in seinem ersten Werk, dass er den Einsatz von Atmosphäre zum Spannungsaufbau blendend einzusetzen vermag. Lange Zeit sind Godzilla und das Muto-Monster nur flüchtig zu sehen, sodass man sich schon fragt, wo diese denn bleiben. Wenn dann ein Atomkraftwerk in sich zusammen stürzt und Kampfflugzeuge in Hochhäuser krachen, kommt einem als Zuschauer automatisch Bilder von Fukushima und 9/11 in den Sinn. Edwards spielt hier ganz bewusst mit den Ängsten jüngster Zeit und setzt diese gekonnt in Szene. Dem Zuschauer wird das Sinnbild Godzillas für das japanische Trauma der Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki geradezu aufgedrängt.

Worüber die tollen Effekte jedoch nicht hinweg täuschen können, sind die offensichtlichen Schwächen im Drehbuch. Stehen zu Beginn noch die Figuren im Mittelpunkt, so verblassen sie immer mehr in der zweiten Hälfte des Films. Gerade Tayler-Johnsons Figur wirkt doch sehr hölzern, dass können die hervorragenden schauspielerischen Leistungen von Bryan Cranston und Ken Watanabe auch nicht mehr ausbügeln. Der Film bleibt haarscharf an der Grenze zum patriotischen Kitsch, überschreitet diese aber nicht. Fans von Popcorn-Kino wird hier genau das geboten, was sie mögen: eine leichte Story sowie viel Krach und Action. Alte Fans von Godzilla werden sich wunderbar an die früheren Filme erinnert fühlen, sodass diesen der neue Streifen bedenkenlos empfohlen werden kann.

Godzilla läuft mehrmals täglich im CineStar.

Fotos: Sceenshots Trailer, Gozilla auf Facebook