Rund 220 Studierende sind heute bei der Vollversammlung.Ein Kommentar

11.736 Studenten sind zur Zeit an der Uni Greifswald eingeschrieben, 220 von ihnen beteiligten sich an der Vollversammlung am vergangenen Donnerstag. Die Studierendenschaft schafft es nicht, ihre Stimme zu erheben. Bei jeder Party im Mensaclub gibt es mehr Kommilitonen, die sich für die gleiche Sache einsetzen. Doch dabei hätte diesmal bei der Vorbereitung vieles besser laufen können.

Früher als sonst, schon am 16. Oktober wurde vom Studierendenparlament (StuPa) die Vollversammlung einberufen. Ziel sollte wie immer sein, so viele Teilnehmer wie möglich zu erreichen. Viel Zeit zur Planung war gegeben, genutzt wurde sie nicht.

In regelmäßigen Abständen versorgt der AStA-Vorsitzende die Moritz-Medien mit Dossiers, welche über die laufenden Projekte seiner Referenten informieren sollen. “Aktuell befindet sich Henri in der Konzeptionsphase für die Inhalte der Vollversammlung”, steht dort über den zuständigen Referent für Hochschulpolitik, Henri Tatschner geschrieben. Das war im November. Am Beginn vom Dezember erschien der NewscAStA, hier heißt es von ihm: “Für die kommende Vollversammlung wünsche ich mir natürlich 12.500 anwesende Studierende, viele Anträge und einen schönen Nikolaus, wenn gleich ich nicht damit rechne, dass alle meine Wünsche erfüllt werden.” Auch von einem fertigen Antragsbuch wird geschrieben, welches zeitnah veröffentlicht werden sollte, um es später noch aktualisieren zu können.

Passiert ist nichts, konkrete Inhalte wurden erst am Tag der Vollversammlung veröffentlicht. Nur noch drei Stunden blieben da bis zum Beginn übrig. Viel zu spät, um sich ernsthaft mit den Themen befassen zu können. Ein klarer Sieg für die Prokrastination und ein eindeutiger Fehlschlag der angeblichen Vorbereitung. Da ist es schon verwegen, sich tausende Teilnehmer zu wünschen, ohne ihnen zu sagen, warum sie überhaupt kommen sollen. Und so zeigte sich der HoPo-Referent auch überrascht von den vielen Besuchern:

Sicher, viele Anträge sind viel zu spät eingegangen, auf dem allerletzten habe ich selbst unterschrieben. Doch einiges stand schon länger fest. Hier hätte es schon früher Erläuterungen geben müssen, wurde doch auch angekündigt! Bis zum Schluss wussten die wenigsten etwas mit den Zielen der diesjährigen Vollversammlung anzufangen. Verfehlte Planung gab es auch an anderen Stellen, so tauchten Flyer und Plakate erst in der vorigen Woche auf. Eine Mail an alle Studierende sorgte auch nicht für die notwendige Aufklärung. In dem unmotivierten Schreiben vom 5. Dezember wurde zwar um Teilnahme geworben, allerdings ohne Zeit und Ort zu nennen.

Natürlich wäre es falsch, dem AStA die alleinige Schuld an der fehlenden Teilnahme der Studierenden zu geben. Allerdings hat er bei der Umsetzung der letzten Vollversammlung im Sommersemster bewiesen, dass es effektiver gehen kann und mehr Studierende mobilisiert. Oliver Wunder denkt auf seinem Blog Daburnas Logbuch sogar darüber nach, dass die fehlende Unterstützung der Studentenclubs eine gewichtige Rolle gespielt hat, dass es dieses Mal anders lief. Mag sein, dass die packenden Themen fehlten, auch Politikverdrossenheit, fehlende Legitimation, Zeitmangel im Bachelor/Mastersystem oder “Im Winter ist es doch immer so” sind die gängigen Begründungen für die geringe Teilnahme. Doch trotzdem sollten sich die Veranstalter bei der Auswertung zuerst an die eigene Nase fassen.

Wie geht es weiter? Auf der AStA-Facebookseite kommentiert Charlotte Saebsch: “Ich glaube nicht, dass alle 11.500 Studenten desinteressiert sind, an ihrem eigenen studentischen Leben mitzuwirken, sie sind nur […] nicht aufgeklärt. Die Frage ist, wie man eine solche Aufklärung effizient gestalten kann.” Das ist richtig, doch als AStA-Referentin für Öffentlichkeit sollte sie diese Fragen nicht nur stellen, sondern könnte auch versuchen, sie zu beantworten.

Dass Interesse trotz geringer Beteiligung vorhanden ist, zeigte sich am Donnerstag trotzdem. Zu einigen Anträgen meldeten sich viele Studenten zu Wort, es wurde rege und konstruktiv diskutiert. Was muss anders laufen? Das kann auch hier im Kommentarbereich diskutiert werden kann.

Foto: Johannes Köpcke