Trotz anfänglicher Schwierigkeiten konnte auch dieses Jahr vom 08. bis zum 26. Juni zum elften Mal die „Insomnale“ in Greifswald stattfinden. moritz blickte hinter die Kulissen der Größten Schau junger Kunst Mecklenburg-Vorpommerns.

Die Tatsache, dass die „Insomnale“ auch in diesem Jahr wieder stattfinden konnte, stand zu Beginn des Jahres noch in den Sternen. Wir berichteten im April (moritz 90) über den Wust von Problemen, der sich im Zusammenhang mit der studentischen Kunstausstellung zunächst anhäufte. So gab es am 16. März beispielsweise eine Krisensitzung, um die „Insomnale“ in letzter Sekunde zu retten und Studierende des Caspar-David-Friedrich-Instituts zur Organisation zu motivieren. Die Rettungsaktion des Fachschaftsrates hat tatsächlich Früchte getragen, die „Insomnale“ präsentierte sich zur Sommersonnenwende in vollem Glanz dem Greifswalder Publikum.

Doch der Weg zur fulminanten Eröffnungsfeier am 08. Juni mit über 600 Besuchern war nicht nicht leicht zu händeln für die studentischen Organisatoren. Karolin Schwab war selbst aktiver Teil des Insomnale-Teams und erlebte den Stress am eigenen Leib mit. „Ich habe versucht alles unter einen Hut zu bringen während dieser Zeit und das hat auch fast geklappt. Ich bin trotz des Schlafdefizits nach nur zwei Stunden Schlaf zur Uni gegangen, habe Vorträge gehalten und bin auch noch meinem Nebenjob nachgegangen“, so die Kunststudentin. Die „Insomnale“ machte ihrer lateinischen Übersetzung, der Schlaflosigkeit, tatsächlich alle Ehre. Nachdem das Projekt Ende März in PR-Arbeit, Programmplanung, Führungskonzeption, Finanzierung und Raumteam aufgesplittet wurde, ging die Arbeit erst so richtig los.

Karolin musste sich als Mitglied des Raumteams zunächst auf die Suche nach einer geeigneten Ausstellungslokalität machen. „Wir sind in verschiedene Häuser in Greifswald gegangen und haben sie begutachtet, da war aber nie etwas Passendes dabei. Und kurz bevor wir fast aufgeben wollten, hat uns das Quartiersbüro Fleischervorstadt auf die Halle in der Bahnhofstraße 44 aufmerksam gemacht.“ Diese stellte sich als echten Glücksgriff für die 80 teilnehmenden Künstler heraus, die Suche war beendet. Doch die Arbeit war an diesem Punkt noch lange nicht vorüber. Zwei Wochen vor Eröffnungsbeginn konnten die Studenten und Studentinnen erst so richtig mit der Arbeit vor Ort anfangen, „Wände wurden neu eingezogen und aufbereitet, außerdem wurde sehr viel geputzt und Strom verlegt“, erinnert sich Karolin. Doch Stress hin, Chaos her – am Ende ist alles gut gegangen. Die gesamte Ausstellungszeit über bestand reger Zulauf, hunderte von Besuchern begutachteten die „Insomnale“.

Für Karolin waren die letzten Monate mit der „Insomnale“ vor allem eines: „Extrem in jeder Hinsicht! In der Vorbereitungsphase vor allem extrem anstrengend, stressig und schlaflos. Aber rückblickend betrachtet, war sie auch einfach extrem zufriedenstellend und spaßig.“

Doch nicht nur für die Organisatoren war die „Insomnale“ eine nervenaufreibende Zeit, auch die Künstler und Künstlerinnen erlebten teilweise zum ersten Mal eine Ausstellung dieser Größenordnung. Eine dieser Kunstneulinge war Elisabeth Rändel, „da ich dieses Semester erst mein Studienfach zu Kunst gewechselt habe, sah ich in der ‚Insomnale‘ einen guten Auftakt für mein Studium“, berichtet die Studentin.

Doch wie kommt man eigentlich auf die endgültige Idee, welche Malerei, Grafik, Skulptur, Fotografie, Video oder Installation man schließlich in den Wettbewerb einreichen möchte? Womit will man sich der Greifswalder Kunstszene und dem breiten Publikum präsentieren? Elisabeth nutzte ihre bisherigen fotografischen Arbeiten zum Thema „Falten und Schönheitswahn“ und entwickelte das Vorhaben weiter. „Die Idee für mein Bild stellt eine Fortführung in Bezug auf Umsetzung und Konzept dar.“ Elisabeths Malerei mit dem Titel „2,99 pro Kilo“ zeigt eine voluminöse aber spärlich bekleidete Dame mit blonder Mähne. Garniert hat die Studentin ihr Kunstobjekt mit echten Würsten und dem Bildnis eines saftigen Fleischstücks. Die Arbeit hat sich schon nach wenigen Tagen für Elisabeth gelohnt, neben viel Lob und positiven Kommentaren der Besucher erhielt sie bereits in der zweiten Ausstellungswoche eine Kaufanfrage. „Ich habe einen Anruf bekommen und erfahren, dass jemand mein Bild kaufen möchte. Niemals hätte ich damit gerechnet, diese Option ist mir gar nicht in den Sinn gekommen im Vorfeld.“

Besonders gefiel Elisabeth auch die Arbeit des Organisationsteams, im nächsten Jahr möchte die Studentin „auf jeden Fall“ wieder mitmachen, „vielleicht sogar als Organisationsmitglied.“

Am Ende konnten beide Parteien neue Erfahrungen sammeln und möchten die zuweilen höchst stressige Zeit nicht missen.

Nach den geschilderten Erlebnissen zeigt sich, dass sich studentischer Einsatz für Kultur in der Hansestadt bezahlt macht und ein Verlust der „Insomnale“ mehr als schade wäre. Die Besucherzahlen und leuchtenden Augen der Künstler sprechen für sich.

Ein Bericht von Sophie Lagies mit Fotos von Felix Norenz