Jens Friebe ist kein Ordnungsamtsmitarbeiter und auch kein neues Signing auf Kompakt, wo schließlich jeder Namen von Sportlehrern trägt: Paape, Mayer und Funke.

Jens Friebe ist der Dandy aus Lüdenscheid, der Mitte der 90er aus der Provinz in den Kölner Pop-Melting-Pott floh. In seiner Band „Parka“ sang er: „Ich lass mir nie mehr von Tiefsinn den Tag versauen, ab heute gibts nur noch Autos und schnelle Frauen“. In Arztpraxis-Illustrierten nennt man das „Augenzwinkern“.

Nun, auf seinem vierten Album, verhandelt er, wie in den Vorgängern – von Gästelistenboni über eigene Warte- und Wartungszustände bis hin zu filmreifen Abschieden – hedonistisch-existenzialistischen Müßiggang in theatralischen Metaphern und glitzernden Wortwolken zwischen Erdbeerlipgloss, Kettenkarussell und einer David-Lynch-haften Zeitlupenromantik, wie sie sich im Stück „Vögel“ offenbart.

Elf Stücke wie im Schleudertrauma eines Endzeitvergnügungsparks geschrieben. „Alles über die Welt“ wird hier im so betitelten Tropicalia-Versuch gesungen. Musikalisch dominiert das Piano – über Neo-Rock‘n‘Roll twistend und dem Chanson und NDW mit großen Gesten schmachtvoll vom Romeo & Julia-Balkon zuwinkend. Mit der Klavierübertragung des Vengaboys‘schen „Up & Down“, dessen Verhörer als „Abändern“ für den Albumtitel sorgte, reiht sich auch Eurodance ein. Ein ähnlicher Hörverdreher findet im Klavier-Sahnestrudel „Verbotene Liebe“ Niederschlag als entrücktes Modern-Talking-Zitat. Ein Meisterstück in Pop – in Referenzen und Neukontextualisierungen geschieht hier das, was der Albumtitel verspricht: „Ab-än-dern“.

Eine Rezension von Martin Hiller mit einer Abbildung die uns von ZickZack zur Verfügung gestellt wurde und nicht unter CC-Lizenz steht.