„Scheitere besser!“ – Gedanken zum 32. Deutschen Kirchentag

„Antonius zur Predig
Die Kirche findt ledig.
Er geht zu den Flüssen
Und predigt den Fischen;
(…)“

moritz-print-78-38-feuilleton-kirchentag-bild7-arvid hansmannkleinFür knapp fünf Tage herrschte in der Hansestadt Bremen eine Mischung aus Aufbruchstimmung und Weltbürgertum: Vom 20. bis 24. Mai fand in der Innenstadt, dem Messegelände und dem eigens dafür hergerichteten Areal in der Überseestadt der 32. Deutsche Evangelische Kirchentag statt. Aus allen Teilen der Republik kamen mehr als 100 000 Besucher zusammen, um an dem größten Ereignis der protestantischen Laienbewegung in der Republik teilzuhaben. Mit ihrem Optimismus und Tatendrang erweckten sie den Eindruck einer „lebendigen Kirche“, einer christlichen Gemeinschaft, welche die irdischen Verhältnisse mit der gleichen Inbrunst kritisch diskutieren wie tranceartig hinter sich lassen wollte. Mit aktivem und progressivem Charakter schienen sie den Problemen dieser Welt entgegenzutreten, Perspektiven der Hoffnung aufzuzeigen. Doch ist dies das Bild der „Ekklesia“, wie es sich in der allgemeinen Wahrnehmung zeigt?

Wenn man die Assoziationen zur evangelischen Kirche in unseren Breiten aufgreift, so ist hier die Rezessionsmentalität der Finanzkrise schon weit vorausgeeilt: Seit Jahren gibt es Fusionsverhandlungen (Stichwort „Nordkirche“) und vermeintliche Überkapazitäten an „Altimmobilien“. Die hier tumorartig prosperierenden Gedanken gehen von Umnutzungskonzepten (das Plakativum „Von der Kirche zur Moschee“ ist schon rein liturgisch hinfällig) bis hin zu „Abwrackideen“ – umkreisen jedoch die immer wieder die fokussierte Frage: Welche Rolle kommt der Kirche in der heutigen Gesellschaft zu? (mehr …)

Greifswald hat gewählt? – Kandidaten im Gespräch

…ganz Greifswald? Nein, und erschreckenderweise ist es nicht nur ein kleiner Teil, der sich widersetzte. Knappe 40 Prozent gingen wählen, zu groß schien die Politikverdrossenheit, das schlechte Wetter demotivierte zusätzlich. Dabei hatten gerade die Studenten die Qual der Wahl, wer sich in Zukunft gerade für ihre Belange einsetzen würde. Denn auf den Listen wimmelte es nur so von Studenten und Dozenten.
moritz traf einige universitäre Verteter im Interview.

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moritz Beschreiben Sie bitte kurz Ihre Gedanken, als Sie erfahren haben, dass Sie in die Bürgerschaft eingezogen sind.
Franz-Robert Liskow Als mein Name in der Wahlnacht fiel, habe ich mich sehr gefreut. Leider musste ich den Abend mit einem lachenden und einem weinenden Auge beenden, da ich über das Wahlergebnis meiner Partei sehr enttäuscht war und bin. Für mich hätten es nicht nur mindestens drei Sitze mehr sein müssen, sondern auch mehr Kandidaten der Jungen Union sein können. (mehr …)

Alt-Tellin – Fleischproduktion der Superlative

Eigentlich ist das Leben nicht wie im Film. Manchmal liegen jedoch sogar in der vorpommerschen Provinz Realität und Fiktion sehr nah beieinander. Eine alte LPG-Anlage, Korruption, ausländische Investoren, viele tausend Schweine – das ist der Stoff, aus dem man gut einen Polizeiruf 110 drehen kann. Dabei soll in Alt-Tellin im Landkreis Demmin, 40 Kilometer südlich von Greifswald, die größte Ferkelproduktionsanlage Europas enstehen.Es geht um Fleischproduktion der Superlative, 10.000 Muttersäue, die 250.000 Ferkel jährlich werfen. 65.000 Schweine würden permanent auf einer Fläche von sechs Hektar stehen – das macht ungefähr einen Quadratmeter pro Schwein. Obwohl laut einer Umfrage 60 Prozent der Dorfbevölkerung das Projekt ablehnen, entschied der Gemeinderat mit fünf zu vier Stimmen, dem Investor grünes Licht zu geben. 40 Arbeitsplätze sind der Köder, den der niederländische Unternehmer Adriaan Straathof ausgeworfen hat – der Gemeinderat hat angebissen. Und was entschieden ist, ist entschieden. (mehr …)

Professoren diskutieren über Arndt

„Arndt war kein Antisemit“, erklärte Professor Reinhard Bach vor zwei Wochen in der Ostsee-Zeitung und löste damit viel Streit aus. Ob er recht hat oder nicht, soll nun in einer Podiumsdiskussion geklärt werden.

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Professor Herzig

Der AStA und die StuPa-AG „Namensgebung Uni Greifswald“ laden dazu am Donnerstag um 20 Uhr (s.t.) ins Ikuwo ein. Die studentische Initiative „Uni ohne Arndt“ will damit den Dialog und die Diskussion über den neuerdings wieder umstrittenen Namenspatron fördern. Die Debatte steht unter dem Titel: „Ernst Moritz Arndt – Fragen an Rassismus, Antisemitismus und völkischen Nationalismus im frühen 19. Jahrhundert“.

Als Gäste haben die Organisatoren neben Professor Bach auch den Historiker Prof. Arno Herzig aus Hamburg, Prof. Stamm-Kuhlmann, Lehrstuhlinhaber Neuste Geschichte sowie Prof. Werner Buchholz, Lehrstuhlinhaber für Pommersche Geschichte am Historischen Institut, gewinnen können.  Präsentiert wird die Debatte von der Amadeu Antonio Stiftung aus Berlin, die diese Diskussion als Teil ihres Rahmenprogramms zur Ausstellung „Antisemitismus in der DDR“ (wir berichteten) veranstaltet.

Im Rahmen der Podiumsdiskussion werden die Besucher auch die Möglichkeit haben, sich mit Fragen an die Teilnehmer zu richten. Die Veranstalter kündigen an, unter anderem auch danach zu fragen „warum Arndts “Antisemitismus” in der DDR so wenig beachtet wurde.“ Darüber hinaus soll es aber vor allem um Arndts eigentliche Schaffenszeit, das frühe 19. Jahrhundert, und die Bewertung seiner Person gehen.

Die Veranstaltung wird vom Stadtradio „98eins“ live im Radio und via Livestream ins Internet gesendet werden. Weitere Informationen sind auf der Homepage der Initiative verfügbar.

Kurz & knapp:

  • Ort: Internationales Kultur und Wohnprojekt (IkuWo)
  • Zeit: 20 Uhr (s.t.), diesen Donnerstag, 23.7.09
  • Eintritt: kostenlos
  • Gäste: Prof. Dr. Arno Herzig (Hamburg), Prof. Dr. Reinhard Bach (Greifswald), Prof. Dr. Werner Buchholz (Greifswald). Angefragt wurden, aber noch nicht zugesagt haben: PD Dr. Birgit Aschmann (Kiel – angefragt), Prof. Dr. Thomas Stamm-Kuhlmann (Greifswald – angefragt) und die Vorsitzende der Amadeus Antonio Stiftung Anetta Kahan (Berlin – angefragt)
  • Moderation: Marcus Unbenannt

Text & Bildquelle: Pressemitteilung der Initiative
Bild Startseite: sven_kindler via Flickr

Greifswalder rund um den Globus: Zum Praktikum nach Rumänien

Im Rahmen unserer Serie „Greifswalder rund um den Globus“ erscheinen in loser Abfolge Berichte von Kommilitonen, die Teile ihres Studiums im Ausland verbracht haben. Dieses Mal berichtet Gerardo Petrino über sein Pflegepraktikum an einem rumänischen Krankenhaus.

Im zusammenwachsenden Europa und in einer globalisierten Welt ist ein beruflicher Austausch über die Grenzen hinweg notwendig. So war es für mich im vorklinischen Medizinstudium im Rahmen der zu absolvierenden Pflegepraktika sehr interessant, die pflegerische Betreuung kranker Menschen in einem anderen Land mit den Umständen in Deutschland zu vergleichen. Als Greifswalder Medizinstudent absolvierte ich in der Vorklinik nach einer Vermittlung durch den Malteser-Auslandsdienst ein dreißigtägiges Pflegepraktikum im „Spitalul Judetean de Urgenta Alba“, dem Bezirkskrankenhaus in Alba Iulia, einer 70.000 Einwohner großen Stadt in Transilvanien.

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Das "Spitalul Judetean de Urgenta Alba" in Alba Iulia, Rumänien

Mein Ansprechpartner beim Malteser-Auslandsdienst und ein Kommilitone der Universität Münster, der ebenfalls ein Praktikum im selben Hospital machen sollte, vermittelten auch bei Flug und Unterkunft, sodass schon im Vorfeld alles wesentliche organisiert war. Inzwischen muss man sich ja auch nicht weiter um Visum und anderweitige Formulare kümmern, da beide Länder zur EU gehören. Einen Hin- und Rückflug gab es günstig bei der ungarischen Billigflug-Gesellschaft „Wizzair“ und eine Unterkunft konnte ich nach Vermittlung privat anmieten. (mehr …)