Kaum eine Woche in Mecklenburg-Vorpommern vergeht ohne neue Meldungen über das geplante Kohlekraftwerk in Lubmin. Insgesamt bläst dem dänischen Investor Dong Energy inzwischen viel Wind entgegen, nachdem sich neben dem kontinuierlichen Engagement von Bürgern gegen das Kraftwerk auch beim Genehmigungsverfahren Schwierigkeiten abzeichnen und der Ministerpräsident jüngst seine kritische Haltung gegenüber dem Projekt kundgetan hatte.

Wir stellen die Entwicklungen der letzten Wochen für euch zusammen:

Investor abgesprungen

Bereits vor einigen Wochen wurde bekannt, dass sich mindestens ein Investor von dem Bauvorhaben wieder verabschiedet hat. Wie es unter anderem beim NDR heißt, haben die Stadtwerke des bayrischen Ortes Traunstein inzwischen kein Interesse mehr am Kraftwerksbau. Ursprünglich wollten sich die Bayern mit 5 MW an dem Kraftwerk beteiligen. Das wären spärliche 3,125 Promille der Gesamtleistung von 1600 MW. der Die Stadtwerke begründen ihren Ausstieg mit der Ungewissheit über die Fertigstellung des Kraftwerks und damit, dass Kohle-Strom den Kunden “nicht mehr vermittelbar” sei.

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Das Kraftwerk: Nur kleiner Fleck in der Landschaft oder große Dreckschleuder? Darstellungen von Befüwortern und Gegnern im Vergleich.

Dong Energy äußerste angesichts dieser geringen Menge auch umgehend, der Ausstieg des Investors gefährde das Projekt nicht. Außerdem sagte der dänische Konzern, er suche derzeit in zahlreichen europäischen Ländern Investoren für das Kraftwerk. Auch auf der Projekt-Homepage zeigt sich Dong Energy naturgemäß optimistisch.

EU schaltet sich ein

Ebenfalls in den letzten Tagen wurde bekannt, dass die EU in dem Verfahren weitere Ansprüche erhebt. Auf eine Anfrage aus Schwerin habe es aus Brüssel geheißen, der aktuelle Antrag sei mangelhaft und müsse zudem in Abstimmung mit der EU verfolgen, berichtet die Ostsee-Zeitung. Nach Darstellung der Zeitung verschiebt sich der Bau durch die Intervention der EU um mindestens ein Jahr.

Bürger-Inititive: Usedomer könnten nasse Füße kriegen

Eine Bürger-Initiative aus Usedom sorgt sich indes um Pläne, im Zuge des Kraftwerksbaus einen Deich auf Usedom zurückbauen. Für wegfallende Naturflächen in Lubmin soll zum Ausgleich auf Usedom der “Kompensationsflächenpool Cämmerer See” entstehen. Dazu müsste auf der dem Peenestrom zugewandten Seite der Insel zwischen Peenemünde und und Karlshagen ein Hochwasserschutzdeich zurückgebaut werden.

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Überflutungssimulation aus Sicht der Bürger-Initiative (Klicken zum Vergrößern)

Neben den nach ansicht der Bürgerinitiative insgesamt eher nachteiligen Folgen für den Naturschutz in diesem Gebiet nennt die Initiative “Gegen Deichrückbau im Inselnorden” drei weitere Argumente gegen den Rückbau: Das Hochwasserschutzsystem der Insel lasse sich auch mit den vorgesehen Deichneubauten nicht an die dann herrschenden Begebenheiten anpassen, der schnelle Wasserrückfluss nach Überflutungen könne wegen des veralteten Grabensystems im Inselnorden nicht sicher vorhergesagt werden und überdies gäbe es keine Informationen, wie die millitärischen Altlasten, die im dortigen Boden liegen, sich bei Hochwasser verhalten. Das Gebiet gehörte früher zur Heeresversuchsanstalt Peenemünde.

Weitere Informationen enthält die Internet-Seite der Bürgerinitiative.

Bürger-Initiativen stellt Jahreskonzept vor

Die Greifswalder Bürger-Initiative gegen das Kraftwerk hat ein neues Konzept für das Jahr 2009 vorgestellt. Der Vorsitzende Dr. Bernd Giese wird von MV-Regio.de mit den Worten zitiert:

“Wir werden unsere fachlich-fundierte Arbeitsweise fortsetzen und über die gesundheitlichen und klimatischen Folgen des Betriebs eines Kohlekraftwerks am Greifswalder Bodden weiter aufklären. Daneben wollen wir den Dialog mit verantwortlichen Politikern intensivieren, denn wir mussten feststellen, dass viele nicht umfassend über die Konsequenzen eines Kohlekraftwerks informiert sind.”

Weitere Informationen dazu gibt es auf der Website der Bürgerinitiative.

moritzTV: Interview mit Dong-Projektchef

Zum Schluss wollen wir noch einmal auf ein Interview verweisen, dass die Kollegen von moritzTV jüngst mit Peter Gedbjerg, dem Projektleiter von Dong Energy geführt haben. Es war bereits Bestandteil der letzten MoritzTV-Sendung. Hier ist es in vollständiger Länge:

Bilder: Bürgerinitiative “Gegen Deichrückbau”, webMoritz-Archiv, Dong Energy

Anmerkung: Die Darstellung des Kraftwerkes aus Sicht der Gegner ist insbesondere mit Blick auf die dargestellte Rauchfahne verfänglich. Wir verwenden das Bild dennoch auf der Startseite, weil uns derzeit keine authentische Nahansicht der Kraftwerksplanungen vorliegt, die wir verwenden dürfen.