Das Runde muss ins Eckige – Eine Umfrage (2)

Dozenten und Uni-Mitarbeiter über die Fußball-EM 2008

„Die Fußball-EM interessiert mich überhaupt nicht. Ich treibe lieber aktiv Sport, statt passiv vor der Glotze zu hocken. Meine wenige Freizeit nutze ich, um mich auf meine Ski-Marathon-Langläufe vorzubereiten. Wenn ich im Fernsehen Sport schaue, dann meist nur Langlauf oder Olympia. Dem Fußball kann ich nicht viel abgewinnen. Meine Vorfreude auf die diesjährige EM hält sich also in Grenzen. Deutschland kann sicher weit kommen. Tippen würde ich aber auf Frankreich als Europameister. Sicher wird die UB während der Spiele deutlich leerer sein als sonst. Aber wir werden trotzdem weiterhin die langen Öffnungszeiten beibehalten, denn es gibt genügend Studenten, die auch während der EM lernen müssen.“

Geschrieben von Grit Preibisch

Das Runde muss ins Eckige – Eine Umfrage (3)

Dozenten und Uni-Mitarbeiter über die Fußball-EM 2008

„Fußball ist für mich unter allen Sportarten die Nummer Eins. Ich schaue mir Bundesligaspiele genauso gern an wie die Spiele der deutschen Nationalmannschaft. Mein Herz gehört vor allem Bayern München. Aber auch Unterhaching und Rostock drücke ich die Daumen. In meinem Büro hängt ein Fanschal von Bayern München und Unterhaching. Während der letzten WM habe ich fast alle Deutschland-Spiele gemeinsam mit Kollegen in der Mensa oder auf dem Marktplatz gesehen. Auch die anstehenden EM-Spiele will ich mir möglichst alle anschauen. Verständnis für Studenten, die Uni-Veranstaltungen für EM-Spiele sausen lassen, habe ich nur begrenzt. Verpflichtungen sind bei aller Fußballeuphorie wichtiger. Mein EM-Tipp: Deutschland wird sicher die Vorrunde überstehen, das Halbfinale halte ich für realistisch. Auch der Titel ist möglich.?

Geschrieben von Grit Preibisch

Das Runde muss ins Eckige – Eine Umfrage (4)

Dozenten und Uni-Mitarbeiter über die Fußball-EM 2008

?Ich schaue mir gern Sport an. Beim Fußball kann ich mich für qualitativ gute Spiele begeistern. Ich verfolge die Bundesliga, aber auch die großen Fußball-Ereignisse wie EM und WM. Insgesamt stehe ich dem Trubel aber recht kritisch gegenüber. Der Fußball erdrückt die anderen Sportarten zu sehr. Turnen, Leichtathletik oder Tennis kommen in der medialen Berichterstattung viel zu kurz. Fußball ist und bleibt ein Massenphänomen, das rücksichtslos vermarktet wird. Dem kann man sich kaum entziehen. Diese Geschäftemacherei stört mich sehr. Aber es gibt noch etwas anderes als Fußball. Meine Freizeitgestaltung werde ich sicher nicht von dem EM-Spielplan abhängig machen. Für mich ist Deutschland nicht Favorit. Ich glaube, dass es Überraschungen geben wird. Frankreich, Italien und vor allem die Tschechen haben sicher gute Chancen.?

Geschrieben von Grit Preibisch

Taxifahrer oder Tellerwäscher?

Wege nach einem Studium an der Greifswalder Universität

Los geht es mit Partys, Alkohol und Bratwurstständen. An die feierliche Immatrikulation im Greifswalder Dom und Orientierungsveranstaltungen schließen sich zu Beginn des Studiums eine ganze Reihe imposanter Ersti-Partys an. Nach ungefähr anderthalb Jahren erfolgt in der Regel eine dezente Distanzierung von Sprüchen wie: „Studieren wie andere Urlaub machen.“

Der typische Studienberater dürfte von jeher gegen solch eine Einstellung wettern. Scheine machen sich schließlich nicht von selbst. Tatsächlich schon mal in der Studienberatung gesessen? Da werden einem Schlagwörter reihenweise um die Ohren gehauen: Ziele, Motivation, Qualifikation, Erfahrung, Orientierungsphasen, Engagement, Softskills – immer so weiter. Und bloß nicht vergessen: Schön Kontakte zu potentiellen Arbeitgebern knüpfen. Hilfe bieten Workshops vom Studentenwerk, Bewerbermessen, Praktika, freie Mitarbeit und vor allem Umsichtigkeit. Wenn das mal keine Zukunftsängste schürt.

Aber so trist sieht es auf dem Arbeitsmarkt für Akademiker gar nicht aus. Vier Prozent der Hochschulabsolventen in den alten Bundesländern und sechs Prozent in den neuen Bundesländern sind ohne Arbeit, wohingegen Menschen ohne Berufsabschluss im Osten zu über 50 Prozent, im Westen hingegen zu 22 Prozent keinen Arbeitsplatz finden.

Vor dem Abschluss in den Beruf

Juliane Kaminsky hatte ihr Bachelorstudium in Greifswald noch nicht beendet, da unterschrieb sie bereits ihren Arbeitsvertrag. Jetzt ist sie seit fast einem Jahr als Assistentin des Marketingleiters bei Radio Energy in Berlin angestellt. Ihren Abschluss in Kommunikationswissenschaft und Anglistik hat sie mittlerweile in der Tasche. Auch Juliane wusste nicht von Anfang an, wohin ihr Weg sie führt. Es ist kein Zufall, dass sie heute an ihrem ehemaligen Praktikumsplatz angestellt ist. Für ihr sechsmonatiges unentgeltliches Praktikum reichte Juliane sogar ein Urlaubssemester ein, ihr Glücksgriff sozusagen.
„Ein längeres Praktikum ist zu empfehlen, um dem potentiellen Arbeitnehmer die Möglichkeit zu geben, einen wirklich kennen lernen zu können“, empfiehlt sie.  Durch das ausgedehnte Praktikum und um das Studium mit guten Noten abschließen zu können, hängte die ehrgeizige Chefassistentin noch zwei Semester ran. Zeit, die manche Schnellabsolventen nach ihrem Studium investieren müssen, damit es mit dem Beruf klappt.

Zurück zur Universität

Julianes Aufgabenfeld beim Radio ist weit gefächert: Erstellen und Vermarkten von Werbekonzepten, Betreuen und Organisieren von Kundenevents, Vermarktung der Werbezeiten sowie die Bearbeitung von Urlaubsanträgen, Bewerbungen und anliegendem Bürokram fallen in ihren Aufgabenbereich. „Das Abschlusszeugnis öffnet die Tür ins Berufsleben aber letztendlich kann ich nicht das anwenden, was ich gelernt habe“, sagt Juliane salopp.

Trotz aller Freude über den geglückten Berufsstart fehlt etwas: Eine Aufstiegschance. Für den Sprung in ein anderes Unternehmen fehlt der Greifswalder Absolventin die Erfahrung. Doch mit ihrem potentiell zweistufigem Studiengang bietet sich immer noch die Möglichkeit an die Universität zurück zu kehren, um sich mit einem Masterabschluss attraktiver dem Arbeitsmarkt präsentieren zu können.

Aufbaustudium im Ausland

So war auch für Christian Wagner von Anfang an klar, dass er nicht sofort in den Berufsalltag starten wird. „Ich wusste nach drei Jahren Studium nur, dass ich nichts weiß“, sagt der ehemalige Bachelorstudent. Später möchte er in einer Internationalen Organisation oder im diplomatischen Dienst arbeiten. „Da war mir klar, dass ein Bachelor nicht ausreichen wird, um sich auf dem hartumkämpften Arbeitsmarkt zu behaupten“ sagt Christian.

Seit September 2007 studiert er nun am „Institut d‘études politiques de Paris“, kurz SciencesPo Paris, eine der renommiertesten Universitäten Frankreichs. Sein Schwerpunkt liegt, natürlich, in den Internationalen Beziehungen, genauer im „Management Public International“. Mit dem in Greifswald erworbenem Wissen fühlt sich der ehemalige Politikwissenschaftsstudent „ausreichend gut auf die internationalen Gewässer vorbereitet“. Allerdings macht das Umfeld an der SciencesPo bestimmte Voraussetzungen unumgehbar, die sicherlich bei der Bewerbung eine große Rolle spielen: „Dies sind im Wesentlichen sehr gute Englisch- und Französischkenntnisse, Auslandserfahrung und gute Noten“, berichtet Christian von seinen Erfahrungen aus zwei Semestern in Paris. Zudem bietet beispielsweise ein Auslandssemester einen Einblick in das eigene Studienfach aus einer anderen Perspektive.

Das Leben ist teuer

Doch es gibt auch eine andere Seite der Medaille.  Wer sich freiwillig entscheidet, gen Ausland zu wandern, setzt sich auch Druck aus. Heimweh, Kulturschock und Sprachprobleme können den Anfang erschweren. Dazu kommt, dass die Lebenserhaltungskosten meist um ein vielfaches höher sind als in Greifswald. Außerdem müssen an den meisten ausländischen Hochschulen Studiengebühren gezahlt werden. Diese entfallen oftmals bei Austauschprogrammen, die durch das Akademische Auslandsamt organisiert werden.Jedoch ist dann in der Regel kein seperater Abschluss an der Gastuniversität möglich.

Für Christian fallen an der SciencesPo jährlich 3500 Euro Studiengebühren an, eine Summe, die erst einmal erwirtschaftet werden muss. Er hat das Glück von seinen Eltern unterstützt zu werden. Außerdem helfen ihm ein Stipendium der Studienstiftung und ein Job beim Pariser Goethe-Institut sich finanziell über Wasser zu halten.

Viele Qualifikationen – viele Jobs

Aber nicht jeder sucht sein Glück fernab in Ballungszentren oder in fremden Kulturkreisen. Auch Greifswald kann Zielpunkt für das nachuniversitäre Leben werden. „Ich liebe das Meer, die Studentenkultur und das Flair der Kleinstadt. Hier ist es nicht so anonym und stressig wie in Berlin. Hier würde ich gern für eine Weile leben“ sagt Annalena strahlend.

Die weite Welt eroberte sie bereits direkt nach dem Abitur in einem Work and Travel-Jahr. An Deutschland konnte sie sich danach nicht mehr so schnell gewöhnen.  Die ersten Semester an der Humboldt-Universität in Berlin liefen ganz schön chaotisch. „Die Hälfte der Zeit hab ich in Dublin zugebracht. Ich weiß gar nicht, wie ich mich durchs Grundstudium gebracht habe“, gibt sie bereitwillig zu. „Das Hauptstudium hab ich dann aber richtig durchgezogen“. Ihr, mit sehr gut bestandenes Diplom in Psychologie, machte sie bereits im Jahr 2007. Nach neun Semestern Studium, begleitet von Praktika und einer Arbeit als Hilfswissenschaftlerin, hält sich Annalena momentan mit 400-Euro-Jobs über Wasser. Anfang Oktober möchte die Psychologin dann eine berufsbegleitende Therapeutenausbildung in Greifswald beginnen. Fraglich bleibt, ob sie, neben der selbst zu finanzierenden Ausbildung, eine geeignete Praxisstelle findet. Für den Ernstfall, meldete sich die 25-jährige bereits über die ZVS für ein Zweitstudium in Publizistik an. Mit diesem Studium würde sie die Zeit bis zum Ausbildungsbeginn überbrücken.

Nach dem Studentenleben

Wer wie Annalena nicht sofort den Sprung in ein Arbeitsverhältnis schafft, braucht alternative Finanzierungsmöglichkeiten. Sozialrechtlich wird zwischen zwei Varianten der Übergangsfinanzierung unterschieden: Zum einen besteht Anspruch auf Wohngeld, sofern der Betroffene „dem Grunde nach“ nicht Bafögberechtigt ist, nicht in einer Wohngemeinschaft lebt oder glaubhaft vermitteln kann, das das WG Zimmer ausschließlich der Mietkostenreduktion dient, und trotz allem noch genügend Geld hat, um nicht als „unglaubwürdig“ abgetan zu werden. Da vom Wohngeld allein keiner überleben kann und soll, muss zwangsweise Erspartes geplündert oder gejobbt werden.

Alternativ existiert die Möglichkeit sich vorübergehend in die Obhut des Arbeitsamtes zu begeben und Hartz IV zu beziehen. Auf der hohen Kante dürfen nicht mehr als 750 Euro Ansparpauschale plus 150 Euro pro vollendetem Lebensjahr zu finden sein, um die Leistungen in Anspruch nehmen zu dürfen.

Bleibt noch das BAföG: Auch noch fünf Jahre nach dem Studium vergisst der Staat nicht, was er dir einst gab. Jetzt plädiert er auf Rückzahlung. Das Darlehen ist in vierteljährlichen Raten zu 315 Euro zurückzuzahlen. Auf Antrag besteht die Möglichkeit, die BAföG-Rückzahlung wegen sozialer Härten für jeweils ein Jahr zu stunden. Wer schnell und gut studiert hat, oder eine Familie gründete, kann auf Antrag weitere Vergütungen erreichen.

Bleibt nur noch die Frage nach den sprudelnden Bierfässern, Würstchen und lauter Musik. Was so feucht-fröhlich im Erstsemesterhype begann, findet seinen Abschluss im sang- und klanglosen Davonstehlen der Absolventen. Ein Versäumnis der Studentenclubs – oder haben sich die Examinierten das typische Studentenklischee gleich mit wegstudiert?

Geschrieben von Sara Vogel

Raucher oder Nichtraucher?

Der ewige Streit um den blauen Dunst

Die Aschenbecher türmen sich im Schrank. Sie werden nicht mehr gebraucht. Im Café Koeppen gilt seit Beginn des Jahres striktes Rauchverbot. Der lässige Griff nach der Zigarette ist nicht mehr möglich.

Jörn Sander ist enttäuscht. „Bier und Zigarette gehören für mich zusammen“, sagt der Lehramtsstudent. Das Drehen einer Zigarette geht ihm schnell von der Hand. Jahrelange Übung. Blatt raus. Tabak rauf. Schnell gedreht. Fertig. „Rauchen ist cool“, sagt er mit Blick auf den Glimmstängel. Über fünfzehn Zigaretten raucht der 25-Jährige pro Tag. Bis vor wenigen Monaten hätte er sich seine Selbstgedrehte im Koeppen einfach anzünden können. Doch heute muss er vor die Tür.  

Gesetz besiegelt Rauchverbot

Früher galt Deutschland als Raucherparadies. Die Interessen der Nichtraucher setzten sich aber immer deutlicher durch. Im Februar des vergangenen Jahres sprachen sich die Gesundheitsminister der Bundesländer für einen umfassenden Nichtraucherschutz aus. Im darauf folgenden März kamen die Ministerpräsidenten dieser Forderung nach und einigten sich auf ein weitgehendes Rauchverbot. Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns hat sich schon früh den Schutz der Nichtraucher auf die Fahnen geschrieben. Das Nichtraucherschutzgesetz des Landes sieht in zahlreichen Einrichtungen ein striktes Rauchverbot vor. Untersagt ist das Qualmen in Ämtern, Bildungs-, Gesundheits- und Kultureinrichtungen, Diskotheken, in öffentlichen Verkehrsmitteln und in Gaststätten.

Ausgeraucht

„Wir müssen und wollen das Gesetz beachten“, sagt Catrin Gläser. Die Angestellte im Koeppen begrüßt das rauchfreie Arbeiten. „Als Nichtraucherin finde ich es sehr viel angenehmer.“ Das Publikum hat sich durch die neuen Regeln gewandelt. „Es kommen deutlich mehr Ältere zu uns als früher“, sagt Gläser. Beschwerden von Rauchern habe es noch keine gegeben. „Die Raucher gehen raus, rauchen und kommen wieder rein. Das ist kein Problem.“

Allerdings stoßen die neuen gesetzlichen Regelungen nicht überall auf Gegenliebe. „Ich bin total gegen dieses Gesetz“, sagt Matthias Frank. Der Inhaber des Stahlwerks fühlt sich entmündigt und diskriminiert. „95 Prozent unserer Gäste sind Raucher. Für die meisten gehört der Rauch einfach zum Flair unserer Kneipe dazu.“ Deshalb wird das Gesetz bisher im Stahlwerk großzügig ausgelegt. „Der große Raum ist unser Nichtraucher-Bereich, aber bei Fußballübertragungen oder geschlossenen Gesellschaften wird dort auch geraucht“, erklärt Frank. Bußgeldverfahren sind laut Gesetz ab August möglich. Bis dahin gilt eine Übergangsfrist, in der die Gastwirte noch alleinige Entscheidungsgewalt über die Rauchfreiheit haben. „Es halten sich noch viele nicht an das Rauchverbot“, sagt Frank. Beispiele lassen sich in Greifswald schnell aufzählen. So ist im Mitten‘drin, Ravic oder Pub.parazzi der blaue Dunst noch längst nicht verbannt.

Leere Aschenbecher

In den Greifswalder Clubs wird das Gesetz hingegen schon umgesetzt. Im Geokeller herrscht seit August letzten Jahres Rauchverbot. „Die Resonanz ist durchweg positiv“, sagt Toni Güth. Das Geokeller-ClubMitglied begrüßt das Gesetz. „Für mich ist die Arbeit besser, weil ich selbst Nichtraucher bin. Geraucht wird eben im Freien. Die meisten halten sich daran.“

Auch im Mensa-Club gilt das Rauchverbot. „Die Möglichkeit, draußen zu rauchen, wurde von unseren Gästen bisher sehr gut angenommen“, sagt Silvio Zenk. Das Mitglied des Studentenclubs kann von keinen Problemen berichten. „Unser Publikum ist das Gleiche geblieben und Konflikte sind durch die neuen Regeln auch nicht entstanden.“

Nichtraucher freuen sich. „Ich bin froh, dass ich jetzt weggehen kann, ohne dass meine Klamotten nach Rauch riechen“, sagt Jonas Wipfler. „Die Luft ist in den Clubs besser und meine Augen sind nicht mehr so schnell gereizt.“ Die Freude der Raucher hält sich hingegen in Grenzen. „Die Nichtraucher sollten sich selbst schützen können“, erklärt Jörn Sander. „Ich werde mich sicherlich noch öfter darüber ärgern. Vom Rauchen kann mich aber auf jeden Fall kein Gesetz abbringen.“

Geschrieben von Grit Preibisch