Der ewige Streit um den blauen Dunst

Die Aschenbecher türmen sich im Schrank. Sie werden nicht mehr gebraucht. Im Café Koeppen gilt seit Beginn des Jahres striktes Rauchverbot. Der lässige Griff nach der Zigarette ist nicht mehr möglich.

Jörn Sander ist enttäuscht. „Bier und Zigarette gehören für mich zusammen“, sagt der Lehramtsstudent. Das Drehen einer Zigarette geht ihm schnell von der Hand. Jahrelange Übung. Blatt raus. Tabak rauf. Schnell gedreht. Fertig. „Rauchen ist cool“, sagt er mit Blick auf den Glimmstängel. Über fünfzehn Zigaretten raucht der 25-Jährige pro Tag. Bis vor wenigen Monaten hätte er sich seine Selbstgedrehte im Koeppen einfach anzünden können. Doch heute muss er vor die Tür.  

Gesetz besiegelt Rauchverbot

Früher galt Deutschland als Raucherparadies. Die Interessen der Nichtraucher setzten sich aber immer deutlicher durch. Im Februar des vergangenen Jahres sprachen sich die Gesundheitsminister der Bundesländer für einen umfassenden Nichtraucherschutz aus. Im darauf folgenden März kamen die Ministerpräsidenten dieser Forderung nach und einigten sich auf ein weitgehendes Rauchverbot. Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns hat sich schon früh den Schutz der Nichtraucher auf die Fahnen geschrieben. Das Nichtraucherschutzgesetz des Landes sieht in zahlreichen Einrichtungen ein striktes Rauchverbot vor. Untersagt ist das Qualmen in Ämtern, Bildungs-, Gesundheits- und Kultureinrichtungen, Diskotheken, in öffentlichen Verkehrsmitteln und in Gaststätten.

Ausgeraucht

„Wir müssen und wollen das Gesetz beachten“, sagt Catrin Gläser. Die Angestellte im Koeppen begrüßt das rauchfreie Arbeiten. „Als Nichtraucherin finde ich es sehr viel angenehmer.“ Das Publikum hat sich durch die neuen Regeln gewandelt. „Es kommen deutlich mehr Ältere zu uns als früher“, sagt Gläser. Beschwerden von Rauchern habe es noch keine gegeben. „Die Raucher gehen raus, rauchen und kommen wieder rein. Das ist kein Problem.“

Allerdings stoßen die neuen gesetzlichen Regelungen nicht überall auf Gegenliebe. „Ich bin total gegen dieses Gesetz“, sagt Matthias Frank. Der Inhaber des Stahlwerks fühlt sich entmündigt und diskriminiert. „95 Prozent unserer Gäste sind Raucher. Für die meisten gehört der Rauch einfach zum Flair unserer Kneipe dazu.“ Deshalb wird das Gesetz bisher im Stahlwerk großzügig ausgelegt. „Der große Raum ist unser Nichtraucher-Bereich, aber bei Fußballübertragungen oder geschlossenen Gesellschaften wird dort auch geraucht“, erklärt Frank. Bußgeldverfahren sind laut Gesetz ab August möglich. Bis dahin gilt eine Übergangsfrist, in der die Gastwirte noch alleinige Entscheidungsgewalt über die Rauchfreiheit haben. „Es halten sich noch viele nicht an das Rauchverbot“, sagt Frank. Beispiele lassen sich in Greifswald schnell aufzählen. So ist im Mitten‘drin, Ravic oder Pub.parazzi der blaue Dunst noch längst nicht verbannt.

Leere Aschenbecher

In den Greifswalder Clubs wird das Gesetz hingegen schon umgesetzt. Im Geokeller herrscht seit August letzten Jahres Rauchverbot. „Die Resonanz ist durchweg positiv“, sagt Toni Güth. Das Geokeller-ClubMitglied begrüßt das Gesetz. „Für mich ist die Arbeit besser, weil ich selbst Nichtraucher bin. Geraucht wird eben im Freien. Die meisten halten sich daran.“

Auch im Mensa-Club gilt das Rauchverbot. „Die Möglichkeit, draußen zu rauchen, wurde von unseren Gästen bisher sehr gut angenommen“, sagt Silvio Zenk. Das Mitglied des Studentenclubs kann von keinen Problemen berichten. „Unser Publikum ist das Gleiche geblieben und Konflikte sind durch die neuen Regeln auch nicht entstanden.“

Nichtraucher freuen sich. „Ich bin froh, dass ich jetzt weggehen kann, ohne dass meine Klamotten nach Rauch riechen“, sagt Jonas Wipfler. „Die Luft ist in den Clubs besser und meine Augen sind nicht mehr so schnell gereizt.“ Die Freude der Raucher hält sich hingegen in Grenzen. „Die Nichtraucher sollten sich selbst schützen können“, erklärt Jörn Sander. „Ich werde mich sicherlich noch öfter darüber ärgern. Vom Rauchen kann mich aber auf jeden Fall kein Gesetz abbringen.“

Geschrieben von Grit Preibisch