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Jedes Jahr im Mai richten sich Greifswalder Augen, aber besonders die Ohren nach Norden – es ist wieder „Nordischer Klang“. Das Festival für nordeuropäische Kultur findet in diesem Jahr vom 2. bis zum 12. Mai in Greifswald statt. Elvis-Fans könnten sich beim Anblick des Plakates falsche Hoffnungen gemacht haben – er wird nicht auftreten. Davon abgesehen ist das Programm aber voller Höhepunkte: Konzerte, Lesungen und andere Angebote drehen sich besonders um das Partnerland Finnland. Die erste Hälfte des Festivals gibt es hier im Überblick.

Bereits zum 23. Mal wird Greifswald zum Ort für das größte Fest nordeuropäischer Kultur außerhalb Skandinaviens. Organisiert wird es vom „Kulturverein Nordischer Klang e.V.“, der eng mit dem Institut für Fennistik und Skandinavistik der Universität verbunden ist. Zahlreiche kulturelle Institutionen der Stadt wirken mit: Theater, Stadtbibliothek und das Kulturzentrum „St. Spiritus“ sind nur die größten davon. Die Schirmherrschaft für das Festival trägt die finnische Bildungsministerin Krista Kiuru.

Symphonisches Finnland

Eröffnet wird das Festival am Freitag mit einer Premiere im Theater: Das sinfonische Jazz Poem „Suomi“ des finnischen Musikers Heikki Sarmantos wird gemeinsam mit dem Philharmonischen Orchester Vorpommern unter Leitung von Golo Berg erstmals in Deutschland aufgeführt, das ein musikalisches Landschaftsgemälde Finnlands mit Wälder, Seen und Felsen ist. Den zweiten Teil des Abends spielt der international gefeierte Jazzposaunist und Sänger Nils Landgren ebenfalls gemeinsam mit der Philharmonie. Bereits beim Nordischen Klang 2011 sorgte der Schwede für ein ausverkauftes Theater und eine Riesenstimmung. Update: Auch jetzt ist das Konzert schon restlos ausverkauft!

 

Aber auch die folgenden Tage bieten hörenswerte Konzerte: Am Samstag, den 3. Mai spielt das finnisch-englische Trio „Ääni“ ein Kammerkonzert in der Universitätsaula. Im Sankt Spiritus  heißt es „Nordic Mediterranean“. Dabei rockt die norwegische Band „Andalusian Conspirancy“ mit Soul, Pop und Funk – und das ganze auf spanisch. Die „Gothenburg Gadjos“ aus Schweden steuern Balkanmusik dazu. Letztere sind auch am kommenden Sonntag ab 14 Uhr zum „Nordic Shopping“ zu erleben.

Plakat

Die Gestalter Jussi Lahtinen und Markku Laakso meinen, dass Elvis heimlich in Finnland weiterlebt.

Sonntag gibt es darüber hinaus ein Duo aus Lund zu erleben, das mit Stimme und Sopransaxophon Operngesänge und Jazz zusammenbringt, abends kommen wiederum aus Norwegen mit „Ted Glen Extendet“ orchestraler Pop auf die Theaterbühne. Am Dienstag spielt hier dann die „Roger Berg Big Band“ Swingklassiker und Mittwoch erklingen „New Nordic Voices“ im Doppelkonzert: Johanna Elina Sulkunen aus Finnland spielt mit Musikern aus Kopenhagen Indie Jazz. Anschließend treten mit „IKI“ junge Sängerinnen aus ganz Skandinavien auf die Bühne – und improvisierten völlig frei.

Zum Hören gibt es aber auch Literatur: Dag Solstad ist einer der wichtigsten gegenwärtigen Autoren Norwegens. Er blickt am Montag, den 5. Mai auf sein bisheriges Werk zurück, aber auch auf die norwegische Gesellschaft. In der Stadtbibliothek ist Rsito Isomäki aus Finnland zu Gast. Die Romane des Autors und Umweltaktivisten haben schon mehrfach Folgen des Klimawandels beklemmend genau vorhergesehen, in seinem neuen Öko-Thriller geht es um ein Solarzellenprojekt in der Sahara. Am Mittwoch dann werden „Neue Nordische Novellen“ im Koeppenhaus vorgestellt. Die Kurzgeschichten wurden von Greifswalder Studenten übersetzt und von Studenten des Casper-David-Friedrich-Instituts illustriert.

Heute schon gelernt?  

Auch etwas lernen kann man beim Nordischen Klang: Bereits ab Freitag widmet sich eine Ausstellung im St. Spiritus unter dem Titel „Lernschwärmen – Heute schon gelernt?“ dem finnischen Bildungssystem. Etwas über Greifswald in der Schwedenzeit erfahren kann man bei einer Stadtführung am Sonntag um 15 Uhr ab Fischmarkt. Am Dienstag, den 6. Mai, dann würdigt ein Vortrag im Audimax die seit 200 Jahren bestehende norwegische Verfassung. Ein beeindruckendes Naturphänomen wiederum versucht der Journalist und Naturwissenschaftler Heinrich Bäsemann festzuhalten: Er fotografiert Nordlichter. Seine Bilder sind ab Freitag in der Stadtbibliothek zu sehen. Ein Kolloquium schließlich betrachtet am Montag und Dienstag im Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg den skandinavischen Stummfilm.

Elvis schaffte es im Übrigen durch einen Wettbewerb auf das Plakat. Mit einem Augenzwinkern hoffen die Gestalter Jussi Lahtinen und Markku Laakso, das Elvis Presley eben nicht verstorben sei, sondern in der Einsamkeit Nordeuropas weiterlebe und dort die Tiere unterhalte. Auf dem Plakat wie auf dem Festival selbst treffen moderne Pop-Kultur, Tradition aber auch die Naturverbundenheit Nordeuropas aufeinander.

Das Vollständige Programm gibt es hier, ein Überblick zum zweiten Teil folgt an dieser Stelle am kommenden Wochenende.

Artikelfoto: Carsten Frenzel via Flick, CC BY 2.0 Lizenz ; Elvis & Plakatmotiv: Jussi Lahtinen und Markku Laakso (ohne CC)

Update: 29. 4. 2014, 8 Uhr