Ein Beitrag von Felix Kremser und Simon Voigt

Unterm grauen Greifswalder Himmel drängten sich am Dienstag, den 4. Oktober, erneut mehrere hundert Studierende vor der Mensa am Schießwall, um bei der feierlichen Erstibegrüßung des Allgemeinen Studierendausschusses (AStA) ihre Begrüßungsbeutel und –shirts in Empfang zu nehmen und mit ihren Tutoren im Anschluss die Stadt zu erkunden. Getreu dem Motto „never change a running system“ blieb der allgemeine Programmablauf der Vorjahre erhalten: auf dem Vorplatz warten, der Musik und der Begrüßungsrede lauschen, sich nach und nach ins Innere der Mensa drängeln und dann schnell alles in den geöffneten Beutel zu werfen, was einem entgegengestreckt wird.

Knapp 2000 Studierende erscheinen vor der Mensa

Von den bisher, laut Studiensekretariat, knapp 2700 eingeschriebenen Erstsemestern kamen nach Einschätzung des AStA-Referenten für Hochschulpolitik, Franz Küntzel, ungefähr 2000 Studierende zur Begrüßung. Damit diesen beim Anstehen vor der Mensa nicht allzu langweilig wurde, spielte die Greifswalder Band „bread in your head“ roughen Rock mit kräftigen Vocals zum kurzweiligen Zeitvertreib. Im Anschluss folgte die offizielle Willkommensrede, engagiert vorgetragen von Anne Lorentzen, der Referentin für Studium und Lehre, und Ginka Kisova, der Referentin für Veranstaltungen. Allerdings wurde diese von der wartenden Masse, die sich für die „seid ihr gut drauf”-Masche nur schwerlich begeistern ließ, nicht halb so enthusiastisch entgegengenommen. Für Überraschung sorgte einzig der Auftritt der Hedonisten, die, in Tierkostüme gekleidet, bunte Loskugeln für “fluffige Preise” vom Dach der Mensa warfen und ihr Banner entrollten.

Schließlich wurden die Türen der Mensa aufgestoßen und die Erstsemester konnten endlich eintreten. Zuallererst wurden die Namensschilder, Erstishirts- und Tüten verteilt. Deren Inhalt, viele Flyer, Kugelschreiber, ein Kondom und Gummibärchen, gestaltete sich dieses Jahr weniger abwechslungsreich und brauchbar, wie sich ältere Semester, die sich ebenfalls unter die Menge gemischt hatten, erinnerten. “Die Tüte is’ Käse.”, lautete das knappe Fazit des angehenden Skandinavisten Fritz Petersson. Andere waren aber zufriedener, wie die BWL-Studentin Emma. Obwohl schon im höheren Semester, ist sie extra wegen des Beutels zur Mensa gekommen. Insgesamt 2500 Beutel und 3000 T-Shirts wurden bereitgestellt, von denen aber nicht alle verteilt werden konnten. Insofern sah AStA-Referent für Fachschaften und Gremien, Felix Pawlowski, kein Problem im illegalen Beutelabgreifen höherer Semester. “Die Organisation der Veranstaltung ist sehr gut verlaufen. Ich hätte sogar mit mehr Studenten gerechnet.” resümierte er im Anschluss. Die übrig gebliebenen Willkommensgrüße können aber noch im AStA-Büro abgeholt werden.

“Letztes Mal gab es mehr Bier.”

Sei es Lehramt Englisch, Humanmedizin, Geologie oder Theologie, jeder Erstsemester konnte im dichten Gedränge seine Tutoren finden. Hatten sich genug von ihnen zusammengefunden, begann auch gleich der Rundgang durch die Stadt mit dem anschließenden, obligatorischen Kneipenbesuch. Einzig bemängelt wurde von vielen, dass die Wartezeiten zu lang wären. So auch Jones, der in diesem Semester zu Politikwissenschaften wechselte. “Letztes Mal war die Begrüßung besser, da gab es mehr Bier.”, so sein Urteil. Womöglich wird dem Alkohol eine beruhigende Wirkung auf die wartenden Studentenmassen zugeschrieben.

Diese Kritik war jedoch nur selten zu hören. Den meisten Befragten gefiel die Erstibegrüßung. “Alle sind freundlich und nett. Ich finde es schön, dass so schnell versucht wird, uns Erstsemester zu integrieren.”, urteilte beispielsweise Hans- Christian, der in Greifswald sein Lehramtsstudium Deutsch-Geografie-Philosophie beginnt.

Doch auch rechtsextreme Kreise versuchten Kontakt zu den neuen Studenten herzustellen. So wurde im Vorfeld der Veranstaltung die Tür der Mensa beschmiert. Die Schmierereien wurden aber von einer Reinigungsfirma lange vor Beginn der Veranstaltung wieder beseitigt. Darüber hinaus wurde eine weitere Krakelei gegenüber der Universitätsbibliothek ebenfalls schnell entfernt.

Fotos: Simon Voigt