Mit der Gründung der AG Uni Solar soll ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit gemacht werden

Energiepolitik im 21. Jahrhundert, Diskussionen über die Laufzeitverlängerungen von Atomkraftwerken, unsichere Atommülldeponien, Kohlekraftwerke, Umweltzonen in den deutschen Großstädten, Verhandlungen über die Nachfolge von Kyoto, man könnte die Liste endlos fortsetzen.

Schon heute an Morgen denken, dachte sich die Grüne Hochschulgruppe, dessen Mitglied Juliane Hille die AG Uni Solar ins Leben rief. Am 1. Juli 2009 wurde sie offiziell durch das Studierendenparlament eingerichtet, mit dem Vorsitz wurde Juliane beauftragt. Bis spätestens 2011 soll eine Photovoltaik-Anlage, möglichst vom Studentenwerk betrieben und beispielsweise auf dem Dach der Universitätsbibliothek, gebaut werden. Finanziert durch studentische und private Darlehen, Mikrokredite genannt, sollen mit vier bis sechs Prozent Zinsen eine gesicherte Rendite einbringen. Gleichzeitig liefern sie einen Beitrag gegen den Klimawandel, weg von fossilen, hin zu alternativen Energienutzung.

Der Vorreiter der neuen Bundesländer ist die Universität Leipzig. Im Dezember 2006 und Januar 2007 wurden fast 170.000 Euro an Darlehenszusagen eingesammelt – rund 100.000 Euro mehr als verwendet werden konnte. Damit wurde im Mai 2007 durch das Studentenwerk Leipzig eine 208 Quadratmeter große Photovoltaik-Anlage auf dem Geisteswissenschaftlichen Zentrum errichtet. Diese wird während ihrer Lebensdauer rund 500.000 Kilogramm Kohlendioxid einsparen. „Wir müssen jedoch beachten, dass Leipzig eine Einwohnerzahl besitzt, die etwa zehnmal so groß ist wie die von Greifswald.

Mit derzeit etwa 12.000 Studierende liegen wir mehr im Bereich von Karlsruhe“, erklärt Juliane Hille. Im Juli 2007 konnte dort eine Solar-Anlage errichtet werden, dessen Leistung 10 Kilowatt-Peak beträgt und die CO2-Bilanz der Universität um einige Tonnen CO2 pro Jahr verbessert. 41 Studierende konnten dafür gewonnen werden, die sich insgesamt mit 16.000 Euro beteiligten. „Die Größe der Beteiligung legt die Größe der Anlage fest. Jedoch ist es ein gemeinnütziges Projekt und wir wollen darauf achten, dass wir nicht in den gewerblichen Bereich kommen“, betont die Vorsitzende der Greifswalder AG.

Der erste Schritt der Arbeitsgemeinschaft ist die Sensibilisierung der Studierendenschaft. „Als AStA-Referentin für Ökologie ist es mir wichtig, die Studierenden für regenerative Energien und für moderne ökologische Aspekte an der Universität zu sensibilisieren. Durch positive Erfahrungen im Klimaschutz sollen die Studierenden für Nachhaltigkeit gewonnen werden“, erklärt Juliane. Die Uni Solar Initiative stützt sich auf den reichen Erfahrungsschatz eines bundesweit agierenden Netzwerkes. Durch die Erfahrungen anderer Universitäten, soll die Greifswalder Initiative zum Erfolg werden. Das Projekt, das 2008 gegründet wurde, erklärt sich selbst auf seiner Homepage als internationale Vernetzung, die das Erfolgsmodell Uni Solar auch über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus verbreiten möchte. Es steht den einzelnen Projekten mit Informationsmaterialien, Hilfestellungen und Anleitungen zur Seite.

Beteiligt man sich als Mikrodarlehenszahler am Projekt, so soll für die Rückzahlung der öffentlich-rechtliche oder private Betreiber zuständig sein. Diesen gilt es derzeit zu finden. Juliane Hille hofft, dass die Betreiber-Frage bis Anfang 2011 geklärt ist und es dann mit dem Bau losgehen kann. Wenn der Betreiber gefunden ist, kommen allerdings die Fragen auf, wo die Anlage gebaut wird und wer damit der Eigentümer ist. Ein Verein, der sich mit diesen Fragen beschäftigen soll, wird gerade gegründet. Insgesamt besteht die AG im Moment aus fünf Komponenten: dem Vorsitz, der AG-Logo, der Gruppe für Finanzierungs- und Wirtschaftlichkeitsanalyse, für Werbeslogan, Flyer und Plakate sowie für Publikationen. Der grobe Plan steht, doch wie alle studentischen Initiativen, lebt das Projekt von der Partizipation der Studierenden. Es muss zunächst einmal angenommen, weiterverbreitet und vor allem ideologisch und finanziell von den Studierenden getragen werden.

Ein Bewusstsein für regenerative Energien zu wecken, ist eine Sache – die Finanzierung aber eine Andere. In Leipzig lag die studentische Beteiligung bei jeweils 250 Euro, die von Nicht-Studierenden bei 500 Euro. Bei einer Beteiligung von beispielsweise 250 Euro, würde der Studierende durch die Verzinsung mit vier Prozent, nach zehn Jahren einen Gewinn von 55 Euro erhalten. Doch sind 250 Euro für Studierende eine große Hürde. Das Studentenwerk als favorisierter Betreiber würde mit dieser Anlage so viel Strom produzieren, dass es sich gerade einmal selbst damit versorgen könnte. Der Obolus, den es dann erhält, soll an die Studierendenschaft zurückgegeben werden. Dies wird aber erst Jahre nach der Investition zu spüren sein, also vielleicht erst dann, wenn die Darlehensgeber ihr Studium abgeschlossen haben. Es ist also die Frage, ob der einzelne Studierende in ein Projekt investiert, von dem er faktisch nichts hat, außer dem Gefühl der guten Tat.

Doch auch andere Kreditgeber wie die Greifswalder Bürgerschaft und Unternehmen sollen angesprochen werden. Hier fällt der Blick auf die Netzwerkmitglieder, die erfolgreich eine Solaranlage errichtet haben. Vorreiterstädte wie Kassel und Karlsruhe lassen sich nur schwer mit der Greifswalder Universität vergleichen, auch Leipzig mit gut 500.000 Einwohnern besaß einen anderen Ausgangspunkt. Eberswalde und Jena hingegen, stehen wie Greifswald auch in der Anfangsphase. Es bleibt also vorerst die Frage, ob sich genug Geldgeber finden lassen werden.
Für die wirtschaftliche Überprüfung hat Juliane gesorgt. Sie steht in ständigem Kontakt zu Wirtschaftsprofessoren der Universität, welche auf die wirtschaftlichen Aspekte des Projektes ein Auge haben. „Ich versuche möglichst auch die Professoren zu erreichen, denn ich setze auf ihre Kompetenz und Erfahrung“, sagt sie.

Der Verteiler der AG ist seit der ersten Sitzung gewachsen, man kann von Zustimmung und Interesse sprechen, auch wenn sich unter den bisherigen Mitgliedern einige bekannte Gesichter aus dem Allgemeinen Studierenden Ausschuss (AStA) wiederfinden. Mit der Unterstützung des Netzwerkes und der Wirtschaftsprofessoren ist eine gute Basis gelegt worden. Nun heißt es, werben für Nachhaltigkeit.

Ein Artikel von von Sabrina Schmidt und Annegret Adam