Bildungsstreik und Vollversammlung am 17. Juni

Nach langen Vorbereitungen und intensiven Debatten ist es morgen endlich soweit: Ab 14:00 wird im Rahmen des deutschlandweiten Bildungsstreiks eine Kundgebung am Beitz-Platz stattfinden und anschließend ein Protestzug zum alten Campus ziehen. Dort, genauer gesagt im Universitäts-Innenhof, wird ab 17 Uhr die Vollversammlung der Studierendenschaft tagen.

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Um den Bildungsstreik hatte sich in den vergangenen Wochen eine hitzige Debatte entsponnen. Aus Sorge vor gewalttätigen Protesten hatte der AStA von einer offiziellen Beteiligung der Studierendenschaft abgeraten. Dieser Empfehlung war das StuPa gefolgt, doch die Entscheidung war nicht unumstritten. Besonders der hochschulpolitische Referent Fabian Freiberger war für seine Haltung angegriffen worden. Dass Freiberger angekündigt hat nicht an der  Vollversammlung teilzunehmen, dürfte die Kritiker nicht gerade verstummen lassen.

In Greifswald wird der Streik von verschiedenen politischen Studenten- und Jugendgruppen getragen, darunter die Jusos, die GHG und der SDS. In ihren Infomaterialien fordern sie eine geringere Verschulung und mehr Freiheiten im Bachelor-Master-System, den Erhalt der Fächervielfalt, eine bessere Lehrausstattung personell wie auch logistisch und mehr Investitionen in Schulen und Turnhallen. Zentral ist natürlich auch die Ablehnung jeder Form von Studiengebühren und -konten.

Neben der Einrichtung einer Internetseite machen die Greifwalder Organisatoren mit Plakaten, Flyern und „Show-Exmatrikulationen” auf den Streik aufmerksam.

RCDS: “Streik schadet Studentenschaft”

Im RCDS dagegen vertritt man bundesweit wie auch in Greifswald eine ablehnende Haltung zum Streik. Mit einer großangelegten Flyeraktion warnte man vor möglichen Randalen und forderte „Konzepte statt Randale”.

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Mit diesen und ähnlichen Postkarten gab der RCDS seine Ablehnung kund

Der örtliche RCDS-Vorsitzende Martin Hackober erklärte in einer Pressemitteilung:

“Der sogenannte Bildungsstreik ist völlig kontraproduktiv. Den einzigen, denen er schadet, sind die Studenten selbst.   Ich würde mir wünschen, dass wir über Bildungsthemen sachlich diskutieren und nicht versucht wird, mit einer zweifelhaften Protestaktion nach Aufmerksamkeit zu haschen. Die vermeintlichen Streiter für studentische Interessen schaden nur der Studentenschaft. Prüfungen müssen trotzdem absolviert werden. Da hilft es nicht, wenn man die Vorlesungen stürmt und Studenten vom Lernen abhält.”

Die morgige Demonstration dient jedoch indirekt auch dem Zweck, möglichst viele Studenten zur Vollversammlung (VV)zu bringen. Diese muss laut Satzung der Studierendenschaft einmal im Semester abgehalten werden, erreicht jedoch erst bei einer Anwesenheit von 5% der Immatrikulierten ihre Beschlussfähigkeit. In den letzten Jahren war dies nur in Einzelfällen gegeben.

In den vergangenen Monaten hatten besonders die Jusos immer wieder kritisiert, dass die VV auch dann nur Empfehlungen an das Studierendenparlament geben könne, die Beschlüsse aber nicht bindend seien.

Erheblicher Aufwand für Beschlussfähigkeit

In den vergangenen Wochen wurden erhebliche finanzielle wie auch personelle Ressourcen investiert, um endlich wieder genügend Kommilitonen zu mobilisieren. Allein die Entscheidung, diesmal „Open-Air” zu tagen, dürfte die Studierendenschaft eine hohe vierstellige Summe kosten.

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Die Meteorologen sagen für morgen viel Sonne vorraus. - Wen treibt es in den Uni-Innenhof? Wen zum Strand?

Zusätzlich organisierte man Infostände in der Mensa, Werbebanner, eine Vielzahl von Plakaten und Flyern und immer wieder erklang der Aufruf an die Studenten eigene Probleme und Themen anzubringen.

Bisher sind zwar nur wenige Anträge eingegangen, dafür aber eine ganze Reihe von Themenvorschlägen, die der Allgemeine Studierendenausschuss auf seiner Internetseite veröffentlicht hat. Unter anderem wurden Diskussionen zur Einführung von Recyclingpapier und dem bestehenden Getränkeverbot in der Universitätsbibliothek, zu den Blockprüfungen in der Psychologie, und zu einer Biolinie und veganen Gerichten in der Mensa angeregt.

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AStA-Vorsitzende Scarlett Faisst

Ernüchternd jedoch ist, dass diese Themen trotz der vorherigen Einsendung nicht durch den AStA ausgearbeitet wurden. Nach Auskunft der AStA-Vorsitzenden Scarlett Faisst sollen sie nur thematisiert werden, wenn die Studenten dies auch auf der VV selbst fordern. Wer also seinen Vorschlag eingesendet hat, sich aber auf der Vollversammlung nicht dazu zu Wort meldet oder gar selbst abwesend ist, hat seine Ideen umsonst eingesandt.

Umstritten ist die Werbeinitiative von drei Kommilitonen, die mit finanzieller Unterstützung des Rektors und des AStA, den symbolbehafteten Betrag von 564€ unter den Anwesenden verlosen wollen. Auch in den Gremien selbst scheint über die Entscheidung der AStA-Vorsitzenden noch Diskussionsbedarf zu bestehen.

Immerhin brachte diese Aktion weitere Anträge für die Vollversammlung. Der RCDS beantragt die Absage der Verlosung oder zumindest, die Teilnahmemöglichkeit auf alle Gremienmitglieder auszuweiten.

Der RCDS Greifswald hält dies (Anm. d. Red: die Verlosung) für eine Geldverschwendung ohne jegliche Erfolgsaussicht und spricht sich entschieden dagegen aus. “Das Ziel, die Attraktivität der Vollversammlung zu erhöhen”, so Martin Hackober, “ist unzweifelhaft richtig, jedoch kann politisches Interesse nicht mit Geld erkauft werden”. (…)Besonders fraglich ist auch, warum die Initiatoren den Kreis der Teilnehmer zur Lotterie ohne nachvollziehbare Begründung verkleinern, in dem u.a. StuPisten, AStA-Mitglieder, studentischen Senatoren und Fakultätsratsmitglieder nicht teilnehmen dürfen, aber die Fachschaftsratsmitglieder dürfen.

vollversammlung_plakat-250x365-astaNeben den RCDS-Anträgen sind offiziell bisher zwei weitere aus dem „ERNST”, der Zeitung zur Vollversammlung bekannt. Zum einen wird die Distanzierung der Studierendenschaft der Universität Greifswald von ihrem Namensgeber Ernst Moritz Arndt gefordert. Alle studentischen Gremien sollen diesen Teil des Namens künftig nicht mehr nutzen. Der zweite Antrag fordert Stadt, Universität und Studentenwerk auf, sich für eine bessere Wohnraumsituation für Studierende einzusetzen. Desweiteren soll die Universitätsleitung aufgefordert werden, von möglichen Verwaltungskostenbeiträgen Abstand zu nehmen.

Die Tagesordnung

Im Rahmen der Vollversammlung soll zudem über verschiedene große Projekte an der Universität berichtet werden. Anbei die geplante Tagesordnung (Stand 15. Juni):

TOP 1 Formalia

TOP 2 Informationen
TOP 2.1 AStA-Struktur
TOP 2.2 Rückforderung der Rückmeldegebühr
TOP 2.3 Mängelliste
TOP 2.4 Kostenlose Rechtsberatung für Studenten

TOP 3 Verwaltungsgebühren

TOP 4 Wohnraumsituation

TOP 5 Informationen zur Rechtsformänderung der Medizin

TOP 6 Informationen zu Baumaßnahmen in der Loefflerstraße

TOP 7 Ernst Moritz Arndt

TOP 8 Sonstiges

TOP 9 Der Bolognaprozess feiert Geburtstag

TOP 10 Anliegen der Studierendenschaft (Anm. d. Red.: Hier sollen die eingegangenen Vorschläge behandelt werden.)

Der Abend soll mit einer Feier zum 10. „Geburtstag” des Bolognaprozesses im Innenhof ausklingen. Der AStA verspricht „Bolognese für alle”, allerdings nur solange der Vorrat reicht.

Bilder:

Fotos Innenhof und Scarlett Faisst – webMoritz-Archiv

Logo Bildungsstreik – Bildungsstreik Greifswald

Postkarte RCDS  – RCDS Deutschland

Titelbild Startseite – Stefan Franke via jugendfotos.de

Öffentliche Arndt-Lesung: Besorgte Bürger rufen Polizei – *Foto-Update*

Am Montagmittag machten vor der Mensa einige Studenten, darunter auch die Mitglieder des Studierendenparlaments (StuPa) Anne Klatt, Peter Madjarov (beide GHG) und Sebastian Jabbusch, mit einem Info-Stand der etwas anderen Art auf die Problematik rund um Ernst Moritz Arndt, den Namenspatron der Greifswalder Universität aufmerksam.

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StuPa-Mitglied Sebastian Jabbusch zitierte aus Arndt-Texten

Mit Flyern, großen Plakaten und vor allem einer Lesung von Arndt-Zitaten machte man auf die vielen abschreckenden Stellen in Arndts Werken aufmerksam. Das gerade die Lesung einen satirischen Aspekt hatte, wurde dabei nicht jedem klar. Zwischenzeitlich rissen Studenten Plakate mit Arndt-Zitaten von der Mensawand, bis sie darüber aufgeklärt wurden, dass es sich keineswegs um eine Aktion von Rassisten und Antisemiten handelte.

Auch andere Einwohner reagierten schockiert und riefen die Polizei, als sie die Hasstiraden gegen Juden und Franzosen vernahmen. Mangels städtischer Genehmigung musste der Infostand daraufhin in das Mensa-Foyer verlegt werden.

Wirklich zu informieren schienen sich jedoch auch heute wenige. Rund ums Rednerpult sammelten sich lediglich die üblichen Verdächtigen – in Solidarität zu den Organisatoren einige Gremienvertreter, argwöhnisch beäugend die üblichen Verdächtigen aus dem “Pro-Arndt-Bereich”. (mehr …)

564 Euro bei Vollversammlung zu gewinnen

Die diesjährige Vollversammlung am Mittwoch, dem 17.6., um 17 Uhr und ihr hehres Ziel, endlich eine beschlussfähige Teilnehmerzahl (mindestens 5% der Studierenden, derzeit also 564 Studierende) zu erreichen, wirft neben einer großangelegten Werbeeaktion mit Plakaten und Transparenten auch originelle Früchte ab: Das Rektorat und der AStA verlosen 564 Euro unter den Teilnehmern. Wer sich zwischen 16 und 17 Uhr auf die Teilnehmerlisten der Veranstaltung schreibt, nimmt an der Verlosung des Geldbetrags teil, da er dann einen Teilnehmerstempel erhält. Mitzubringen ist der Studierendenausweis. Ein Student gewinnt dann den gesamten Betrag. Die Verlosung findet auch statt, wenn die Vollversammlung nicht beschlussfähig ist.

Die Idee hatten allerdings andere: Urheber und Umsetzer der Idee sind Arik Platzek (ehemaliger Chefredakteur des moritz-Magazin), Alexander Müller (dessen aktueller Chefredakteur) und Daniel Focke. Geldgeber sind das Rektorat (500 Euro) und der AStA (64 Euro).

Die Regeln und den Ablauf des Gewinnspiels lässt sich in aller Kürze so zusammenfassen:

  • Wer sich zwischen 16 und 17 Uhr bei der Vollversammlung anwesend meldet, nimmt am Gewinnspiel teil und erhält einen Teilnehmer-Stempel.
  • Nach der Anmeldung wird ein Angemeldeter ausgelost, der den gesamten Geldbetrag gewinnt. Das geschieht anhand einer Nummer auf den ausgegebenen Stimmzetteln.
  • Die Verlosung wird von einer neutralen Person vorgenommen.
  • Von der Verlosung ausgeschlossen sind alle Gremienvertreter in Senat, StuPa, AStA, moritz, Fakultätsräten.
  • Die Verlosung wird noch auf der Vollversammlung durchgeführt.
  • Niemand muss mit Bargeld nach Hause laufen: Der AStA überweist den Gewinn an den Gewinner.

Außerdem weisen Arik Platzek und Alexander Müller darauf hin, dass der Rektor alle Studenten von Lehrveranstaltungen zur Zeit der Vollversammlung freigestellt hat.

Die drei Organisatoren des Gewinnspiels sind der Annahme, dass nur ein hoher Geldbetrag viele Studenten anlocken könne. Über diese Ansicht ist innerhalb der Studierendenschaft in den letzten Tagen bereits ausgiebig diskutiert worden. Der webMoritz hat sich ausführlicher mit Arik und Alexander über ihre Motivation unterhalten.

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Alexander Müller (l) und Arik Platzek

webMoritz Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Arik und Alex Am Anfang stand die Frage, was wirklich fast jeden Studenten grundsätzlich motivieren könnte, zu einer Vollversammlung zu gehen. Am Ende fanden wir, dass heutzutage wohl nur die Aussicht auf einen hohen Geldbetrag die Mehrheit sehr stark motiviert. Ist zwar bedauerlich, aber klar war uns: Fast jeder, der dann auf der Vollversammlung erscheint, wird bei den Beschlüssen auch seine Stimmkarte hochheben. Dass Studenten ausschließend wegen der Gewinnaussicht dorthin kommen und in großer Zahl den Arm einfach unten lassen, das können wir uns nicht vorstellen. Denn die Themen gehen ja alle etwas an, jeder hat eine Meinung und wird sie hoffentlich auch zum Ausdruck bringen.

webMoritz Und wieso gibt das Rektorat 500 Euro dafür aus?
Arik
Dass unser StuPa beschließen würde, die Idee umzusetzen, ist völlig illusorisch. Der Antrag wäre völlig zerredet und sicherlich nicht angenommen worden. Also wollte ich an Personen heranzutreten, die ohne große Gremiendiskussion eine interessante Idee einfach mal unterstützen – wie eben das Rektorat. Ich habe angenommen, dass Rektor Westermann und unsere Prorektoren Herbst und North die Idee unterstützenswert finden und so ein Experiment vielleicht mitgehen. Sie sind ja Leiter der ganzen Universität und waren auch mal Studenten wie wir. Als ich Alex, der ja neuer moritz-Chefredakteur geworden ist, vor kurzem von der Idee erzählt habe, war zum Glück für ihn viel schneller als für mich selber klar: Die Idee ist machbar.
Alex
Was die Finanzierung durch das StuPa betrifft, waren wir uns schnell einig: Das würde diesmal nicht klappen. Es gäbe zu viele Argumente, mit denen man das Projekt kurz und klein geredet hätte. Dabei liegt gerade darin der Reiz: einmal etwas völlig neues zu probieren. Es ist ein Experiment. Aber es ist auch ein tolles Zeichen, dass dieses erste Mal das Rektorat die Sache unterstützt. Ein großes Dankeschön deswegen auch an Daniel Focke, der uns ruckzuck einen tollen Flyer gebastelt hat.
Arik
Der Erfolg muss aber zeigen, ob die Maßnahme geeignet und erforderlich für eine hohe Beteiligung ist. Hätte das Rektorat übrigens nicht zugesagt, wären wir bei anderen Hochschulprofessoren eben Spenden sammeln gegangen. Wäre natürlich ein wenig anstrengender geworden…

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Werbeflyer (Klicken zum Vergrößern)

webMoritz Meint ihr nicht, dass die anderen Maßnahmen vom AStA und einzelnen StuPa-Mitgliedern ausreichen? Die VV steht ja auch im Zeichen des Bildungsstreiks.
Arik
Jede einzelne Aktion ist nur ein kleines Bausteinchen auf dem Weg zu einer hohen Beteiligung. Es gibt kein einzelnes Allheilmittel gegen das Desinteresse und die auch teilweise verbreitete Ignoranz. Man kann nicht sagen, mit dieser oder jener Aktion gibt’s eine große Beteiligung und ohne eben diese nicht. Alle Aktionen zusammen sind mehr als die Summe ihrer Teile. Ich glaube selbstverständlich schon, dass die Aussicht auf einen Gewinn von 564 Euro eine hohe Attraktivität besitzt. Aber richtig, gut und genauso wichtig ist natürlich auch, dass Hopo-Referent Fabian Freiberger die drei großen Info-Banner bestellt hat, die nun dann an zentralen Orten aufgehängt wurden. Flyern und Plakatieren auf breiter Ebene, Infostände und aktive Werbung durch die studentischen Interessenvertreter für die VV zählen ebenso wie Freibier und eine kleine Party nach der Versammlung.
Alex
Dass die VV bei uns am Tag des Bildungsstreiks stattfindet ist ein prima Kontext, der unsere Kommilitonen motiviert. Wenn es diesmal deutlich besser klappt als bei den letzten VV’s, haben wir Greifswalder Studenten mit allen eben genannten Bausteinchen wahrscheinlich das richtige Rezept für kommende Veranstaltungen. Dieser Tag könnte richtungweisend für die politische Kultur der Studierendenschaft in den nächsten Jahren sein.

webMoritz Glaubt ihr, dass die Beteiligung auf der VV größer wäre, wenn die Beschlüsse für das StuPa bindend wären?
Alex
Ich bin der Überzeugung, das StuPa wird auch VV-Beschlüsse ernster nehmen, wenn nicht nur ein Häuflein von 200 Studenten ad hoc irgendwelche Beschlüsse fasst.
Arik
Die Idee ist großer Quatsch. Der Gedanke, dass zukünftig 800 auf der VV anwesende Studenten den von immer noch quasi doppelt so vielen Studenten gewählten StuPa-Mitgliedern einfach die (Fach-)Entscheidung abnehmen sollen, ist ein Armutszeugnis für jedes StuPa-Mitglied. Wie man als Parlamentarier auf so eine Idee kommen kann blieb mir bisher schleierhaft. Richtig wäre, wenn die Anwesenheit auf den Vollversammlungen endlich zu einer Art moralischer Pflicht für alle Stupa-Mitglieder und studentische Senatoren wird – bei der letzten habe ich nur viele Jusos und ein paar RCDS’ler gesehen. Wenn die studentischen Mandatsträger aber alle mal mit eigenen Augen sehen, wie die Lage in der Studierendenschaft ist, bringt das auf jeden Fall schon einen Effekt. Wir haben zurzeit 29 stimmberechtigte  StuPa-Mitglieder und 12 studentische Senatoren, die zusammen schon fast 40 direkt beteiligte Gremienvertreter darstellen. Die müssen auf jeden Fall kommen, vielleicht sogar noch die studentischen Vertreter aus den Fakultätsräten und die Fachschaften. Und wenn irgendwann 3000 Studenten auf einer VV einen Beschluss fassen, wird das StuPa dem auch folgen. Fest steht: Für alle wichtigen Themen und Projekte ist ein Antrag auf der Vollversammlung immer ein erster Schritt, wenn man an unserer Uni langfristig etwas vorantreiben will.

webMoritz Was wünscht ihr euch für die Vollversammlung? Welche Erwartungen habt ihr nun?
Alex
Meine Erwartungen sind jetzt natürlich sehr hoch. Ich erwarte mir eine hohe Beteiligung der Studenten, ganz klar. Dass sie aber nicht nur des Geldes wegen kommen, sondern auch die Chance sehen, für sich etwas mitzunehmen. Ich sehe den Tag wie einen Gradmesser der Demokratie in der Zukunft. Die Studenten von heute sind die Leitfiguren unserer Gesellschaft von morgen. Ihnen muss bewusst sein, dass sie unsere politische Kultur aktiv mitgestalten müssen. Wenn nun wider Erwarten die Veranstaltung keinen großen Zulauf haben sollte, dann weiß ich auch nicht mehr weiter. Das wäre sehr bitter.
Arik
Ach, darüber kämen wir schon hinweg. Meine Erwartung ist aber, dass alle StuPa-Mitglieder und studentischen Senatoren anwesend sein werden. Ansonsten wünsch ich mir supergutes Wetter, richtig kontroverse Anträge und ganz viele interessierte Studenten. Es wäre wirklich toll, wenn unsere Kommilitonen aus dem Senat, StuPa und der Studierendenschaft wahrnehmen, dass sie heute schon mitentscheiden können, in welcher Hochschullandschaft ihre Kinder später studieren werden.

Foto: Scarlett Faisst

Anmerkung: Der Artikel wurde am 14.6. um 00:09 im dritten Absatz (Stichpunkte) marginal korrigiert.

Irrlichter: Die Leuchten im StuPa

Ein Kommentar von Arik Platzek

„Erfahrung ist zwar ein Licht, aber eher ein Rücklicht als ein Scheinwerfer.” Meint der angeblich im Jahr 1942 geborene Erhard Blanck. Wer er wirklich war, weiß Google nicht. Dass ein schmales Google-Suchergebnis mehr von Vor- als Nachteil ist, wird vielen Studenten immer klarer. Dass der mysteriöse Autor auch nicht ganz Unrecht hatte, wurde in der Diskussion um die nächste Vollversammlung auf der außerordentlichen Sitzung des StuPa am 20.5. überaus klar.

Natürlich, man muss nicht viel darüber streiten: Wer den Wert von Erfahrungen und langwierig erworbenen Kenntnissen grundsätzlich nicht schätzt, fördert prinzipiell vor allem die Rück- als die Weiterentwicklung der jeweils betroffenen Sache. Egal, ob es sich nun darum handelt, einen köstlichen Kuchen, ein erfolgreiches Raumfahrtprogramm oder ein gelungenes Examen in die Welt zu setzen – Erfahrung ist äußerst hilfreich und meist unabdingbar.

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Zum Verzweifeln: die Parlamentarier Stephan Schumann und Eric Hartmann (v.l.n.r.)

Manchmal ist es allerdings auch anders herum, wie sich in schöner Regelmäßigkeit bestätigt. Schön ist dabei aber stets nur die Regelmäßigkeit und selten deren Folge. Und grausig sind die Folgen dann, wenn sie sich zum Leidweisen grundlegender Institutionen einer demokratischen Studierendenschaft auswirken. So wurde es manchem auf der außerordentlichen Sitzung des StuPa am 20. Mai 2009 bewusst. Denn frühere Debatten  um die eigene Geschäftsordung fielen ungleich kontroverser und leidenschaftlicher aus als die Diskussion über die anstehende Vollversammlung, die auf dieser Sitzung Thema war.

Politische Erleuchtung

Die Greifswalder Studenten kennen es vielleicht besonders gut: Der Erwerb einer Fahrradlampe kann schwierig sein. Auf der Suche nach einer geeigneten Leuchte begegnet man mit roten, weißen oder auch grünen Dioden bestückten Produkten, die sich laut Beschreibung jeweils als geeignete Sicherheitsmaßnahme für den vorderen oder hinteren Teil des Gefährts anbieten. Dass ein Rücklicht am besten rot und ein Scheinwerfer naturgemäß weiß sein soll, ist scheinbar eine Glaubensfrage. Dass vor allem die erfahrenen Stupisten des Parlaments bei Fragen zur Vollversammlung Rücklichter sind und die politischen Scheinwerfer eher rot oder grün leuchten, war auf der außerordentlichen Sitzung des StuPa am 20.5. weniger eine Glaubensfrage, sondern eher Gewissheit. (mehr …)