Interview zum Preis für hervorragende Lehre

In diesem Jahr wird zum ersten Mal der Preis für hervorragende Lehre von der Studierendenschaft verliehen. Was genau hinter diesem Preis steckt, hat moritzTV beim Initiator Thomas Schattschneider erfragt…

Der Senat diskutiert über den Namenspatron

Die Debatte um den Namenspatron der Greifswalder Universität ging am vergangenen Mittwoch in die letzte und vermutlich entscheidende Runde. Nach dem die vom Senat speziell zu diesem Zweck eingesetzte Kommission ihren Abschlussbericht vorgelegt hatte, wurde dieser unter den Senatoren noch einmal besprochen. Die zehn Kommissionsmitglieder hatten sich am Ende nicht durchringen können, eine Empfehlung an das höchste universitäre Gremium zu geben. Stattdessen hatte man noch einmal verschiedene Materialien zur Debatte zusammengestellt und eigene Texte mit den Argumenten für und wider Arndt vorgelegt.

Thomas Schattschneider

Sitzungsleiter (und gleichzeitig Kommissionsvorsitzender) Thomas Schattschneider bat zu Beginn des Tagesordnungspunktes allerdings darum, diese Argumente nicht noch einmal einzeln zu diskutieren. Vielmehr sollte Gelegenheit gegeben werden Rückfragen und eventuelle Ergänzungen anzubringen. Er erklärte weiterhin die Kommission habe unter anderem deswegen keine abschließende Empfehlung abgeben wollen, weil sich die Mitglieder nicht noch stärker als bisher öffentlichen Schmähungen und Diffamierungen aussetzen wollten.

Zusätzlich zum Bericht der Kommission lagen dem Senat Gutachten über die rechtliche Grundlage für eine eventuelle Namensänderung und die geschätzten Kosten einer solchen vor. Diese beiden Papiere sind bisher nicht veröffentlicht worden. Klar ist jedoch, dass allein der Senat für die Namensgebung zuständig ist, nicht wie zu Anfang der Debatte behauptet das Bildungsministerium. Für eine solche Änderung benötigt es allerdings eine 2/3-Mehrheit. Die Kosten einer Umbenennung wurden in dem entsprechenden Gutachten auf 100.000 Euro geschätzt. Über welchen Zeitraum die Umstellung von Briefköpfen u.Ä. in diesem Plan erfolgen soll ist jedoch nicht bekannt.

Auf Nachfrage erläuterten die Arndt-Befürworter und Kommissionsmitglieder Dr. Dirk Alvermann und Dr. Irmfried Garbe ihr Sicht auf die Kritik am universitären Namensgeber: Arndts Werk weise zwar rassistische und antisemitische Passagen auf, ihn jedoch vordergründig als Rassisten und Antisemiten zu sehen, werde seinem Gesamtwerk nicht gerecht. Auch Senator und Altrektor Prof. Jürgen Kohler machte sich für den umstrittenen Freiheitsdichter stark. Arndt wäre eine Kämpfernatur gewesen und habe für seine Überzeugungen viele Repressalien ertragen. Daran hätten sich, so Kohler, im Jahr 1933 einige Professoren ein Beispiel nehmen sollen.

Professor Hubertus Buchstein

Gegen Arndt argumentierten vor allem Senator Professor Hubertus Buchstein. Er erklärte in seinem Fachbereich, der Politischen Ideengeschichte, sei Arndt keineswegs umstritten. Wenn überhaupt so werde er dort als “rhetorisch begabter Propagandist mit fremdenfeindlichem und antisemitischem Gedankengut”  betrachtet. In den meisten Standartwerken finde Arndt jedoch gar keine Beachtung. Auch Senator und Anti-Arndt-Aktivist Sebastian Jabbusch erneuerte seine Kritik am Patron der Universität.

Von Professor Patrick Bednarski wurden die hohen Kosten einer möglichen Namensänderung kritisiert. Seiner Auffassung nach, sei das Gutachten noch sehr optimistisch. Er frage sich ob das Geld an anderer stelle nicht besser aufgehoben sei. Professor Werner Stegmaier erklärte man müsse sich im Klaren darüber sein, dass es in dieser Entscheidung keinen Kompromiss gebe. Der Senat riskiere mit der Entscheidung entweder die regionale Bevölkerung oder die bundesweite Presse zu verärgern, eines von beiden müsse man wohl in Kauf nehmen. Professor Hannelore Weber sprach von der Wahl zwischen “einem linken und einem rechten blauen Auge.”

Der stellvertretende Senatsvorsitzende Thomas Schattschneider erklärte er erwarte zur Sitzung des Senats am 17. März Anträge zur Namensfrage.

Bilder:

Foto Schattschneider – Sandro Teuber

Foto Prof. Buchstein – Ulrich Kötter

Eilmeldung: Namenkomission des Senats legt Bericht vor

Am Freitagvormittag hat die Namenskommission des Akademischen Senats der Universität Greifswald ihren lang ersehnten Bericht vorgelegt. In den vergangenen Monaten haben die insgesamt zehn Mitglieder sich mit den Argumenten für und gegen den universitären Namenspatron Ernst Moritz Arndt auseinandergesetzt. In zwei öffentlichen Anhörungen wurde weiteren Wissenschaftlern und den Greifswalder Bürgern die Möglichkeit gegeben Stellung zu nehmen.

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Die Komissionsmitglieder Schattschneider und Weber bei der Anhörung vor zwei Wochen

Das Ergebnis der Arbeitsgruppe endet dabei gespalten. Die Mitglieder konnten sich nicht einigen, ob sie am Ende des Prozesses eine Empfehlung geben wollen und haben es aus diesem Grund letztendlich nicht getan. Im dem kurzen Abschlussbericht heißt es:

In ihrer abschließenden Sitzung am 27. Januar 2010 debattierte die Kommission über die Frage, ob die Kommission eine konkrete Empfehlung an den Senat abgeben sollte und welche Wirkung damit verbunden wäre. Eine Abstimmung darüber, ob die Kommission durch ein Votum eine Empfehlung an den Senat abgeben sollte, ergab 4 JA- und 4 NEIN-Stimmen. Die übrigen zwei Kommissionsmitglieder konnten an der Sitzung nicht teilnehmen. Die Kommission gibt somit insgesamt – entgegen ihrem Arbeitsauftrag – keine abschließende Empfehlung an den Senat.

Der Bericht wird flankiert von gut sechzig Seiten Material in denen die Kommission ihre eigene Arbeitsgrundlage erläutert, Arndt-Kritiker wie -Befürworter noch einmal zu Wort kommen. Zudem liegt der Materialsammlung ein umfangreicher Pressespiegel zum Thema bei.

Die nicht vorhandene Empfehlung könnte ein erneuter Rückschlag für die Initaitive Uni ohne Arndt sein. Der Kommissionsvorsitzende (und Senator) Thomas Schattschneider hatte Anfang Januar noch angekündigt er wolle sich im Senat gegen Arndt aussprechen.  Dies hatte bei Arndt-Gegnern Hoffnungen geweckt, die Kommission und schließlich auch der Senat könnten sich trotz des Ergebnisses der studentischen Urabstimmung gegen Arndt entscheiden.

Mehr Informationen zum Bericht der Arbeitsgruppe findet ihr in den kommenden Tagen auf dem webMoritz.

Was passiert nach der Urabstimmung?

Am 15. Januar wurden die Stimmen der Urabstimmung gezählt. Was sagen die Arndt-Gegner bzw. Befürworter zu dem Ergebnis? Und wie geht es nun in der Debatte um den Namenspatron weiter? Wir haben mit Mitgliedern des Senats, sowie Vertretern der beiden Initiativen einmal gesprochen…

Thomas Schattschneider

Der webMoritz hat am Montag, dem 4. Januar, allen Kandidaten für StuPa, Senat und Fakultätsräte per E-Mail einen Fragebogen zugesandt. Wir veröffentlichen alle Antworten, die uns bis Freitag, 18 Uhr zugegangen sind. Antworten, die später eingegangen sind, können unter Umständen nicht oder nur verspätet veröffentlicht werden.

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Thomas Schattschneider

1. Allgemeine Angaben zur Person (Name, Alter, Studienfach, Fachsemester):

Thomas Schattschneider, 27, Geschichte / Latein für Lehramt an Gymnasien

2. Für welche Gremien kandidierst du?

Akademischer Senat / StuPa

3. Was machst du außer Studium und Gremienarbeit?

Tanzkurs (F3), Lesen, Schlafen

4. Warum kandidierst du bzw. willst du in das betreffende Gremium?

Ich kandidiere, da ich bereits in die Studierendenschaft im Senat vertrat und erleben konnte, wie vielseitig die im Senat zu behandelnden Sachthemen sein können und dass die dort gefassten Beschlüsse unmittelbare Auswirkungen auch auf uns Studierende haben.  Seit zwei Jahren bin ich zudem stellvertretender Senatsvorsitzender und konnte so auch die Politik „hinter“ der Politik gestalten. Themen, die es anzugehen gilt, gibt es viele: vgl. dazu http://senathgw.wordpress.com . Ein besonderes Anliegen, das mich motivierte nochmals für den Senat zu kandidieren, ist der Einsatz für die Lehrämter und die Geistes- und Sozialwissenschaften, für die es in der nächsten Legislatur um einiges geht

5. In welcher politischen Richtung fühlst du dich verortet?

Ich bin in der Mitte und dort pragmatischer Gestalter.

6. Wie empfindest du die Debattenkultur in den universitären Gremien?

Die Sitzungs- und Debattenkultur im Senat ist deutlich „gesitteter“ als im Studierendenparlament. Die Studierenden debattieren mit den Professoren und weiteren Mitgliedern auf gleicher Augenhöhe, müssen dafür aber auch kompetent vorbereitet sein. Im Senat wird zum Teil hart in der Sache gestritten, doch es geht eben um die Sache und nicht um parteipolitisches Kleinklein oder Popularitätswerte.

7. Welches Themenfeld siehst du in den Gremien/dem Gremium für die/das du kandidierst unterrepräsentiert?

Themen können nur das Unterrepräsentiert sein, wenn sie nicht durch die Senatsmitglieder in den Senat getragen werden. Bislang  wurden Themen wie Nachhaltigkeit, Studierendenzufriedenheit und Verwendung des Körperschaftsvermögens vernachlässigt, das muss sich in der nächsten Legislatur ändern.

8. Als wie groß siehst du die Rolle der Studenten und der studentischen Selbstverwaltung in universitären Entscheidungsprozessen?

Zum Senat: Die Studierenden im Senat können sich vielfältig einbringen, leider sieht das Landeshochschulgesetz jedoch vor, dass im 22-köpfigen Engeren Senat nur vier Studierende abstimmen dürfen, so dass Abstimmungsergebnisse nicht immer die in der Debatte geäußerten Positionen widerspiegeln. Gremien, in die sich die Studierenden maßgeblich einbringen können, sind die Senatskommissionen, die einen Großteil der Senatsbeschlüsse inhaltlich vorbereiten. Hier wird in einem überschaubaren Kreis großer Politik durch Beschlussvorlagen der Weg bereitet. Vielfach ist es uns studentischen Senatoren gelungen, Themen über die Kommissionen in den Senat einzubringen. Wiederum andere, für Studierende nicht hinnehmbare Anträge, konnten wir noch in den Kommissionen stoppen.

Zum StuPa: Das Parlament ist Teil der studentischen Selbstverwaltung  und damit sind die Grenzen bereits aufgezeigt: Das Parlament verwaltet die Interessen der Studierenden!  Diese kann es über den AStA in Form von Forderungen an das Rektorat und Dritte adressieren. Letztendlich können fundierte Forderungen und Empfehlungen jedoch nur an Entscheidungsgremien herangetragen werden und dann Lobbyismus betrieben werden. Sinnvoll ist es daher, dass – wie in der Vergangenheit auch – die studentischen Senatoren die Themen des StuPa aufgreifen und in den Senat, der über alle grundlegenden Angelegenheiten der Universität entscheidet, tragen.

9.Eine der Hauptaufgaben des StuPa ist das Wählen und Kontrollieren des AStA. Was sollte sich hier verbessern?

Bei der AStA-Wahl gilt für mich der Leitsatz, dass Studierende mit Interesse an Engagement und Gestaltung in den AStA gewählt werden sollten und nicht jene, die damit Geld verdienen wollen. Da AStA-Referenten immer auch Multiplikatoren sind, sollen sie für ihre Arbeit „brennen“ und Kommilitonen für soziales, kulturelles und politisches Engagement „entflammen“ können.

Der AStA wird bislang alle zwei Wochen durch schriftliche Berichte an das Studierendeparlament kontrolliert, zu denen dann mündliche Nachfragen gestellt werden. Diese Berichte dauern, ergänzt um die moritz-Medien und weitere Berichtspflichtige, bis zu eineinhalb Stunden und „fressen“ damit Sitzungszeit, die eigentlich für inhaltliche Debatten genutzt werden sollte. Mein Leitsatz ist daher, dass die Parlamentsmitglieder lieber unter der Woche an die Referenten mailen sollten, um Nachfragen zustellen und Anregungen zugeben. Aus meiner Zeit als AStA-Vorsitzender erinnere ich mich an gute Gespräche mit Parlamentariern im AStA-Büro, aus denen tolle inhaltliche Ideen für AStA und StuPa entstanden. Daher sollten wieder mehr Parlamentarier den Weg in das AStA-Büro finden und persönlich mit den Referenten ins Gespräch kommen.

10. Was sind deine haushaltspolitischen Ziele?

Mein haushaltspolitisches Ziel ist es, dass Geld dort hingelangt, wo nach Möglichkeit viele Studierende von ihm profitieren, denn es ist nicht unser Geld, sondern das aller Studierenden. Fairerweise muss auch gesagt werden, dass ich im Zweifel lieber an begründeten Stellen in der Debatte um Finanzanträge einmal mehr „Nein“ sage, als später ein Kind wiederzubeleben, das in den Brunnen gefallen ist.

Foto: privat