Was kommt nach dem moritz?

Was kommt nach dem moritz?

Jede Woche findet die Redaktionssitzung des webmoritz. statt. Für sechs Wochen ging ich ihm sozusagen fremd – als Praktikantin bei der Greifswalder Lokalredaktion der Ostsee-Zeitung. Dort sammelte ich viele Erfahrungen bei den Lokaljournalist*innen und konnte neues Wissen erlangen. Wie das Praktikum meinen Blick auf den Journalismus verändert hat, erfahrt ihr in diesem Artikel!

Mein Weg zum Journalismus

Viele von euch studieren vermutlich die Fächer, die sie am meisten interessieren. Was danach kommt, wissen sie nicht. So geht es mir auch. Die Hälfte meines Studiums ist inzwischen vorbei. Ich sollte also langsam anfangen, mir Gedanken zu machen, was danach kommen könnte. Dafür möchte ich in den Bereichen Journalismus, Politik und Bildung Praktika absolvieren. Seit meinem Studienbeginn bin ich beim webmoritz. und fast so lange bereits Ressortleiterin für Region & Politik. Ein wenig journalistische Erfahrung hatte ich also schon vor meinem ersten Praktikum.

Und so wurde ich also Praktikantin bei der Ostsee-Zeitung. Eine Zeitung, die bei den „Jüngeren“ nicht die beste Bewertung bekommt. Ich ging damals trotzdem sehr unbefangen dorthin. Und ich wurde nicht enttäuscht. Aber dazu später mehr. Wenn ich Entscheidungen treffe, tue ich das oft sehr intuitiv und denke nicht lange darüber nach. Zum Beispiel: die Wahl meines Studienortes Greifswald – hört sich gut an, nehme ich. So erging es mir auch bei meinem Praktikum. Ich habe mir nicht allzu viele Gedanken darüber gemacht.

Studentin + Arbeit = ?

Ich muss es leider zugeben: Richtig zu arbeiten, war etwas anderes als zu studieren. Ungefähr sieben Stunden zu arbeiten, hat mich ganz schön erledigt. Ich wollte danach einfach nur liegen, essen und schlafen. So manchen Morgen und Abend wünschte ich mir mein Studentinnenleben zurück. Gleichzeitig war die Arbeit aber auch erfüllend: Ich wurde gebraucht. Das war ein schönes Gefühl. Irgendwie paradox. Es war das allererste Mal in meinem Leben, dass ich verstanden habe, wenn „Erwachsene“ sagen: „Genieß die Zeit während deines Studiums. Arbeiten wirst du lange genug.“ Auch zu studieren ist anspruchsvoll, das wissen wir alle. Aber auf der Arbeit jeden Tag volle 100 % zu geben, war sehr ungewohnt für mich.

Lokaljournalismus – underrated?

Während des Praktikums habe ich mit allen Menschen, die ich interviewt habe, nur gute Erfahrungen gemacht. Sie waren alle nett und freundlich. Im Nachhinein, bedeutet mir das am meisten. Ich hätte nie gedacht, nach jedem Interview mit einem Lächeln zurück zur Redaktion zu gehen. Das lag wohl an meiner bisherigen Menschenskepsis.

Dadurch, dass alle Interviewpartner*innen aus Greifswald kamen, lernte ich die Stadt mehr zu schätzen und zu lieben. Meine bisherige Haltung zur Stadt könnt ihr in diesem Artikel nachlesen. Diese neu erkannte Liebe ließ mich den größten Vorteil von Lokaljournalismus erkennen. Natürlich sind auch andere journalistische Berufszweige wichtig. Aber im Lokaljournalismus werden sehr viel persönlichere und kleinere Geschichten erzählt. Diese Geschichten waren immer einzigartig, berührend und wundervoll.

Studentische Medien oder Lokaljournalismus – wofür schlägt mein Herz?

Die Menschen vom moritz.magazin kennen das besser als die vom web: Eine Zeichenvorgabe. Man kann nur bestimmt viele Zeichen für einen Artikel verwenden. Das ist natürlich auch bei der Lokalzeitung so. Da sind digitale Medien einfach freier. Bilder, Überschriften, Titel oder Themen, das ist bei uns fast egal. Außerdem sind die moritz.medien nicht kommerziell. Es ist für die meisten ein schönes Hobby neben dem Studium. Diese Freiheit genieße ich. Und lernte ich durch mein Praktikum noch mehr zu schätzen.

Wenn ich an meinen ersten „richtigen“ Artikel beim webmoritz. zurückdenke, war ich damals sehr, sehr stolz. Ich habe den Artikel an alle Freund*innen weitergeleitet. Dieser Enthusiasmus verlief bei der Ostsee-Zeitung „professioneller“. Ich war einfach nicht mehr ganz so doll aufgeregt. Zumindest kam mir das so vor. Beim webmoritz. bin ich „aufgewachsen“ und diese Loyalität hält an. Bei der Ostsee-Zeitung bin ich aber hoffentlich noch etwas erwachsener geworden.

Ist Journalismus mein neuer (alter) Traum?

Während des Praktikums habe ich sehr viel gelernt. Nicht nur über den Beruf, sondern auch über mich. Ich kann über mich hinauswachsen, wenn ich es zulasse. Zum Beispiel ist es ganz einfach, mit wildfremden Menschen zu reden, ohne Angst haben zu müssen, dass sie mich auffressen könnten.

Wenn ich tatsächlich Journalistin werden sollte, auf jeden Fall auf der lokalen Ebene. Natürlich berichten Lokalzeitungen nicht nur über schöne Ereignisse. Die „schönen“ Geschichten machen aber alles wett. Wenn man sich das vielleicht bewusst macht, kann der Beruf einen auf Dauer erfüllen. Was „nach moritz“ kommt, weiß ich noch nicht wirklich. Ich werde mich aber weiter ausprobieren und schauen, was mich in meiner Zukunft ausfüllen wird.

Beitragsbild: Maret Becker

Stille Kunst im Spielkartenmuseum

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Was junge Menschen brauchen? Jemanden, der an sie glaubt. Jemanden, der ihnen eine Richtung weist. Raum und Zeit zum Lernen, Lachen, Leben. All das bietet ihnen der Förderverein Jugendkunst e.V. in Stralsund. Ein etwas anderer Praktikumsbericht. (mehr …)

Deine Sendung bei radio 98eins!

Deine Sendung bei radio 98eins!

on airDu liebst Musik und Entertainment? Du willst Erfahrung mit dem Medium Radio machen und deine eigene Sendung haben? Dann bist du bei radio 98eins genau richtig!

Ab Oktober haben wir jede Menge freie Sendeplätze, die du füllen kannst! Egal ob eine halbe Stunde, eine oder zwei, wöchentlich oder alle zwei Wochen – für jeden ist etwas dabei! Alles was du brauchst, ist eine Idee für die Sendung und ein Konzept. Dabei ist es vollkommen gleich, ob du eine Musik-, Talk-, Sport-, Politik-, Internationale- oder Comedysendung machen möchtest. Hauptsache du hast kreative Einfälle und innovative Ideen.

Und wie funktioniert das nun genau?
Ganz einfach: du überlegst dir ein Konzept mit deinen Vorstellungen zur Sendung, den ungefähren Sendeinhalten sowie den Sendeablauf. Über dieses Konzept berät die Chefredaktion mit dir gemeinsam. Wenn es dann ausgefeilt ist und angenommen wird, kann es auch schon losgehen mit deiner eigenen Sendung auf radio 98eins!

 

So leicht und unkompliziert kann’s gehen. Also sei dabei und werde Radionaut! Neben der ehrenamtlichen Mitarbeit gibt es übrigens die Möglichkeit ein Praktikum bei radio 98eins zu absolvieren, das auch im Studium anerkannt wird. Dich erwarten eine Menge netter Leute und die einzigartige Möglichkeit, selbst Radio zu machen.

Wir freuen uns auf deine Ideen!
Die Chefredaktion von radio 98eins

 

Mail: chefredaktion@radio98eins.de
weitere Infos: www.radio98eins.de

 

DGB-Jugend kritisiert fehlende Ausbildung in Praktika

In den letzten Jahren kamen Praktika und ihre Arbeitsbedingungen immer wieder in die Schlagzeilen, von der Generation Praktikum war die Rede. Bei einer von der DGB-Hochschulgruppe organisierten Informationsveranstaltung über Rechte im Praktikum beklagten sich einige Praktikanten über ihre Arbeitsbedingungen und fühlten sich ausgenutzt.

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Andreas Schackert: "Wir erleben in der Regel eine Ausbeutung der Arbeitskraft in Praktika."

Nach der Rechtsprechung stehe die Ausbildung in einem Praktikum im Vordergrund, begann Andreas Schackert am vergangenen Mittwoch seinen Vortrag. Der Referent ist bei der DGB-Jugend im Bereich Studierendenarbeit tätig.  “In Wirklichkeit fehlt der Ausbildungscharakter in vielen Praktika”, kritisierte Schackert und ergänzte: “Wir erleben in der Regel eine Ausbeutung der Arbeitskraft.” Eine Vergütung sei entweder gering oder werde gar nicht gezahlt.

Unterschiedliche Rechte zwischen freiwilligen und Pflichtpraktika

Neben seiner Kritik an Praktika ging Schackert auch auf die Rechte von Praktikanten ein und unterschied dabei zwischen dem freiwilligen Praktikum und Pflichtpraktika. Letztere sind durch Studienordnungen vorgeschrieben. Der Betrieb müsse dann den Inhalt des Praktikums entsprechend bestätigen, sagte Schackert. Ansonsten gelten nur arbeitsrechtliche Grundstandards zu Arbeitszeit und Arbeitssicherheit. Man habe aber keinen Anspruch auf Vergütung. Anders sieht es bei sieht es bei freiwilligen Praktika aus. Nach dem Berufsbildungsgesetz sei für ein freiwilliges Praktikum eine angemessene Vergütung zu zahlen. Auch hat man hierbei Anspruch auf Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. In beiden Praktikaformen hat man Anspruch auf ein Zeugnis.

Falls man nun in einem Pflichtpraktikum oder bei einem freiwilligen Praktikum eine Vergütung behält, werde die Bezahlung unterschiedlich behandelt, so Schackert. In einem Pflichtpraktikum wird sie mit dem Bafög verrechnet, ist aber sozialversicherungsfrei. Bei einem freiwilligen Praktikum wird die Vergütung nicht direkt mit dem Bafög-Satz verrechnet, jedoch wird sie als Einkommen auf den jährlichen Einkommensfreibetrag angerechnet. Sie ist hier auch sozialversicherungspflichtig, wenn sie über 400 Euro liegt. In beiden Fällen sind die Vergütungen einkommenssteuerpflichtig. Wenn man nun über etwa 8000 Euro im Jahr verdient, muss man Lohnsteuer zahlen.

Deutliche Kritik an Praktika nach dem Studium

Nicht so sehr an Pflichtpraktika, sondern eher an freiwilligen Praktika, vor allem nach dem Studium, lässt Schackert kaum ein gutes Haar. Nach der Hochschule hat man einen berufsqualifizierenden Abschluss, sodass ein Praktikum nicht immer die beste Berufsvorbereitung sei. Stattdessen schlägt er Traineeprogramme mit entsprechender Bezahlung und Jobsperspektive vor. Auch eigne sich ein Praktikum nicht unbedingt, weil man  sich erst kennen lernen müsse: “Dafür gibt es die Probezeit als Teil eines echten Jobs”, begründete Schackert.

Benjamin Dierks: "Wie weißt man Missbrauch nach?"

Um einen möglichen Missbrauch von Praktika einzudämmen, forderte Schackert für Praktika eine Höchstdauer von drei Monaten, eine monatliche Mindestvergütung in Höhe von 300 Euro und für Absolventen einen Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde samt einem Ausbildungsplan für das Praktikum.

In der Diskussionsrunde fragte Student Benjamin Dierks: “Wie weist man Missbrauch nach?” Bei Missbrauch eines Praktikums stehe nicht die Ausbildung im Vordergrund, sondern eher eine normale Beschäftigung, antwortete Schackert. Dann handele es sich aber um ein Beschäftigungsverhältnis, für das man seine Vergütung einklagen kann. Für diese Klage muss ein normales Beschäftigungsverhältnis nachgewiesen werden. Indizien können dafür zum Beispiel wiederkehrende Tätigkeiten oder der Form eines Aushilfsjobs sein.

Fotos: David Vössing

DGB-HSG informiert über Rechte im Praktikum

Flyer zur Veranstaltung: "Deine Rechte rund ums Praktikum".

“Ausgenutzt?!? Deine Rechte im Praktikum”, lautet der Titel einer Informationsveranstaltung der DGB-Hochschulgruppe Greifswald, zu der sie am Mittwoch, den 8. Dezember ab 18 Uhr in die Soldmannstraße 23 einlädt.

Wie holst Du das Beste aus dem Praktikum heraus? Auf welche Rechte kannst Du Dich berufen? Hast Du Anspruch auf ein Zeugnis? Wie kannst Du Dich wehren, wenn Du unfair behandelt wirst? Wie verhält sich die Praktikumsvergütung mit dem BAföG? Solche und ähnliche Fragen beantwortet Andreas Schackert, Berater des DGB-Jugend-Projektes “Students at work”. Im Anschluss können die Teilnehmer Fragen an den Referenten richten.

“Mit dieser Veranstaltung wollen wir diejenigen unter euch erreichen, welche in den nächsten Semesterferien oder später ein freiwilliges Praktikum absolvieren möchten oder ein Pflichtpraktikum ableisten müssen”, äußerte Martin Schreck von der DGB-Hochschulgruppe abschließend.