Ist die CDU noch konservativ?

Ist die CDU noch konservativ?

Torsten Heil (29) schreibt momentan seine Abschlussarbeit in Politikwissenschaft, hat für verschiedene Medien geschrieben und war stellvertretender Chefredakteur beim webMoritz. Derzeit arbeitet er im Bildungsministerium M-V. An dieser Stelle vertritt er aber ausschließlich seine Privatmeinung.

Werte Leserinnen und Leser,

ich habe die webMoritz-Redaktion gebeten, meine erschienenen Texte in diesem Projekt zu löschen. Ich hätte nicht gedacht, dass ein glossenartiger Kommentar solch eine Aufregung um meine Person auslöst.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal klarstellen, dass meine Texte ausschließlich meine Privatmeinung wiedergeben. Ich hoffe, niemanden persönlich beleidigt oder angegriffen zu haben und entschuldige mich aufrichtig bei allen Leserinnen und Lesern, die dies anders empfunden haben. Weiterhin möchte ich auch dem webMoritz keinen Schaden zufügen.

Mit freundlichen Grüßen,
Torsten Heil

Anmerkung der Redaktion: Den Text des ursprünglichen Artikels haben wir auf Bitten des Autors entfernt.

(Diese Kolumne gibt ausschließlich die Meinung des Autors als Privatperson wieder.)

Foto: Christine Fratzke (Porträt), Jakob Pallus (Grafik)

Dieser Text ist Teil des webMoritz-Projekts “fünf x fünf – Die Kolumne”. Vom 20. Juni bis 22. Juli schreiben werktags fünf Autoren an je einem festen Tag eine Kolumne für den webMoritz. Weitere Infos gibt es hier. Morgen ist an der Reihe: Sophie Lagies.

Mit Xavier Naidoo unter der Dusche

Mit Xavier Naidoo unter der Dusche

Christine Fratzke (22) schreibt gerne und viel – klar, sie studiert ja auch Germanistik – wie: To-do-Listen, Artikel, Postkarten (zuletzt aus Kopenhagen), facebook-Nachrichten und Bachelorarbeit. Seit 2007 ist sie bei den moritz-Medien und gehört mittlerweile zum Inventar.

Ich will kein Musiknazi sein. Ich brauche Musik. Und höre sie stundenlang. Morgens, mittags, abends, im Radio, vom MP3-Player, in Clubs, klicke mich stundenlang durch Youtube- und tape.tv-Videos. Aber allzu oft passiert es mir, dass ich schlechter Musik unfreiwillig ausgesetzt werde. Musikzwang nenne ich das.

Am Herrentag beispielsweise. Mit Freunden genoss ich die Sommersonne am Tierpark, nebenbei dudelte angenehme Musik vom MP3-Player. Dann kam diese Männergruppe. Mit selbstgebautem Bollerwagen und dazugehöriger Musikanlage steuerten sie den freien Fleck unweit von unserer Gruppe an. Was folgte, war mehrstündiger Musikzwang: Chartsongs mit fetten Bässen, dann auch „Klassiker“ wie Destiny´s Child und Rihanna. Und das Ganze in einer alles übertönenden Endlosschleife. Gefühlte einhundert Male hörten wir „Dancehall Caballeros“ von Seeed. Zuerst sang ich noch gut gelaunt mit, doch nach der zigsten Wiederholung war Schluss mit lustig. Wehren konnten wir uns nicht und den Platz räumen? Nee, dann hätten die Musikfolterer ja gewonnen! (mehr …)

In eigener Sache: Ab Montag gibt es “fünf x fünf”

In eigener Sache: Ab Montag gibt es “fünf x fünf”

Berichte, Interviews, Kommentare, Reportagen – das kennt der Leser vom webMoritz. Neu ist aber ein Projekt, das kommende Woche starten wird: Am Montag, dem 20. Juni, beginnt hier “fünf x fünf – Die Kolumne”. Was dahinter steckt? Ganz einfach: Jeden (Werk-)Tag erscheint eine Kolumne – es schreiben fünf Autoren fünf Wochen lang, an jeweils einem festen Tag. Die Themen sind vielfältig, denn die Autoren schreiben über das, was sie selbst bewegt: Studentenleben, Singledasein, schlechter Musikgeschmack, Zwischenmenschliches, Nightlife. Es wird um das gehen, was die fünf im Alltag beobachtet haben, was sie aufregt, was sie beschäftigt.

(mehr …)

Zu guter Letzt: Bei Anruf Mord

Nicht nur die Wirtschaftskrise hält Deutschland und die Welt in Atem. In einem deutlich schmierigeren Würgegriff – und das seit Jahren – hält den gemeinen Bundesbürger ein Konstrukt mit dem teuflischen Namen „Service-Hotline“. Kaum besser als mit dem Titel von Hitchcocks Kultfilm aus den fünfziger Jahren lassen sich die Gefühle des verwirrten und schnell auch verirrten Kunden umschreiben.

Ein ruhiger Dienstagnachmittag in der Greifswalder Innenstadt. Die Sonne scheint durchs Fenster, die Vögel zwitschern die Grillen zirpen, die ganze Stadt liegt geschäftig aber doch friedlich drei Stockwerke tiefer. Das ist die Gelegenheit denke ich. Seit einigen Tagen bereits quälten mich Probleme mit dem Produkt eines größeren deutschen Unternehmens. Nach langem Suchen auf dessen Homepage greife ich mir die vielversprechendste Nummer. Ich zähle langsam bis zehn, greife zum Telefonhörer und wähle …

Ich rechne derweil schon mit dem Schlimmsten – und so soll es auch kommen. Der Evergreen deutschsprachiger Hotlines dudelt mir entgegen: Mozarts kleine Nachtmusik. Nach etwa drei Minuten raunzt mir eine unfreundliche Stimme eine ebensolche Begrüßung entgegen. Ich schlucke kurz und schildere in einem etwa zweiminütigen Monolog mein Problem. „Da verbinde ich sie wohl mal mit dem Service“ – Ich bin beruhigt. Der unfreundliche Mann war (trotz Bezeichnung der Telefonnummer) gar kein Servicemitarbeiter. Und ich hatte mich schon über den patzigen Ton gewundert.

telefon-260x173-Roman_Cieslik_jugendfotos_deZwei Minuten Mozart später habe ich tatsächlich einen freundlicheren Mann am Telefon. Der erklärt mir dass ich jetzt in der Servicezentrale in München gelandet sei. Das hört man, denke ich und freue mich über die Vielfalt an Dialekten in unserem Land. Leicht irritiert durch die andauernden Kau- und Schmatzgeräusche am anderen Ende der Leitung bringe ich meinen Monolog erneut zum Vortrag. Dann sagt der freundliche Mann (offenbar mit vollem Mund), er würde mich mit einem Kollegen in Stuttgart verbinden, der sich besser auskenne.  Ich bin beruhigt, dass meine Frage offenbar nicht so doof ist, dass sie einfach jeder dahergelaufene Service-Mitarbeiter beantworten könnte. Ehrlich gesagt ist es mir auch etwas peinlich, den freundlichen Herrn anscheinend in seiner Mittagspause gestört zu haben.

In der Warteschleife denke ich an Falco und Rock Me Amadeus, dann an Milos Formans Film, dann an die Kinderschallplatte über Mozart, die ich früher so oft gehört habe.

Kurz darauf spreche ich mit dem schwäbelnden Experten und verfalle in Freude über diesen Dialekt erneut in meinen Monolog, wobei ich mir Mühe gebe nicht aus Sympathie mitzuschwäbeln. Der Mann stellt zwei kurze Nachfragen. Die zweite lautet: „Woher rufen sie an?“. Ich bin etwas irritiert und antworte wahrheitsgemäß. „Wo ist das denn?“ lautet die überraschte Gegenfrage. Ich fasele noch irritierter etwas von Ostsee, Vorpommern und Stralsund. „Ja da sind sie bei mir falsch. Wissen sie, dass ist hier alles nach Bundesländern sortiert. Ich stell sie mal zu ihrer Regionalvertretung nach Berlin durch.“ Schön, dass wir mal drüber gesprochen haben, denke ich und bedanke mich artig.

Ich versuche, mich über die Warteschleife hinwegzutrösten, indem ich zähle, wie oft die zweisprachige Aufforderung, nicht aufzulegen, durchläuft. Nach dem vierzehnten Mal höre ich auf, sinniere stattdessen darüber, ob diese Tätigkeit passend zur Nachtmusik dem Schäfchenzählen gleich kommt und entscheide mich dazu, im Anschluss an das Telefonat einen Mittagschlaf einzulegen.

In der Bundeshauptsadt wird der Ton wieder rauher und schwäbeln tut man hier auch nicht. Auf den Monolog folgt diesmal der Satz: „Für dieses Produkt haben wir eine gesonderte Hotline, ich stelle sie mal durch.“ Es bleibt keine Zeit für eine Verabschiedung und ich frage mich schon, wohin mich meine Deutschlandreise diesmal verschlägt.

Meine Sympathie zu Mozart erreicht derweil einen neuen Tiefpunkt.

Der Dialekt verrät mir diesmal, dass ich wohl im Rheinland gelandet sein muss. Jedenfalls glaube ich ganz fest daran. Nach gut zwanzig Minuten, vier erfolglosen Schilderungen des Problems und der fünften Weiterleitung will ich mir erst einmal den Atem sparen. Ich erkläre der Dame am anderen Ende der Leitung, lediglich dass ich aus Greifswald anriefe und um welches Produkt es geht.

telefon2-260x173-Jan-Henrik_Wiebe_jugendfotos_deOb ich bei ihr jetzt richtig sei? Im Prinzip ja, ich sei nun mit dem Servicebereich für das besagte Produkt verbunden… Während meines kurzen Aufatmens bemerke ich, dass die Einleitung „Im Prinzip…“ nicht Gutes verheißt. Und tatsächlich, sie fährt fort mit „…faktisch werde ich Ihnen aber nicht weiterhelfen können“. Das Thema sei sehr komplex, sagt sie. Dafür sei sie nicht ausreichend geschult, sagt sie. Dass ich mich an eine Mailadresse wenden solle, sagt sie….

Ich merke, wie Wut in mir aufsteigt. Ein Gefühl, das man nicht gerne hat, das einem als zivilisierten Bürger ein schlechtes Gewissen bereitet und das ich irgendwo neben Existenzängsten und den vielen Jugendsünden wieder tief in meinem Unterbewusstsein vergrabe. Während ich das tue, merke ich, wie es irgendwo in mir „klick“ macht. Vielleicht war es auch ein „Tut“. Jedenfalls höre ich dann, wie ich in meinen eigenen hessischen Dialekt verfalle, der Dame erkläre, ich könne erstmal die Adresse aufnehmen, dann müsse man weitersehen. Ich erkläre ihr, dass ich allerdings für Adressaufnahmen nicht der richtige Ansprechpartner sei, dass ich sie verbinden würde. Ich summe Mozart und melde mich erneut. Diesmal in einem deutlich gekünstelten Hanseatisch. Etwas verwirrt nennt sie mir die Adresse. Leider bin ich selber jedoch nur für Adressen mit „.com“-Endung zuständig. Für Adressen mit der Endung „.de“ müsse ich sie nach Zürich verbinden, ich habe bereits angesetzt Schwitzerdütsch zu reden, da höre ich wie es in der Leitung knackt. Ich bin irritiert: Ein bisschen Geduld sollte man schon mitbringen…

Bilder:

gelbe Hörer – “Roman Cieslik” / www.jugendfotos.de

orangenes Telefon – “Jan-Henrik Wiebe” / www.jugendfotos.de

Gegen Rechte – Für Lamas

In sechs Wochen ist Bundestagswahl und langsam rollt der Wahlkampf an. Als Parteimitglied steht für Carsten Schönebeck zwar fest, wo er das Kreuz auf dem Wahlzettel zu machen hat, aber trotzdem kann es nicht schaden, wenn man etwas über die Bundestagskandidatin der eigenen Partei weiß. Doch das herauszufinden ist gar nicht so einfach. Gedanken eines Genossen zum Wahlkampfauftakt:

Steuersenkungen, höhere Sozialleistungen, vier Millionen Arbeitsplätze – von einem Wettbewerb der Ideen wird gerne gesprochen, wenn man den Wahlkampf meint. Dass das Internet spätestens seit Obama und Schäfer-Gümbel immer mehr zum Wahlkampfmedium wird, erleichtert es dem Wähler nicht unbedingt, mit der Informationsflut umzugehen.

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SPD-Kandidatin Katharina Feike

Welch ein Segen, dachte ich mir, sind doch Parteimitgliedschaften. Nicht nur, weil ich seitdem in meinem Spam-Ordner zwischen Penis-Verlängerungs- und Viagra-Angeboten auch persönliche Mails von Frank Walter Steinmeier und Co finde. Auch die Wahlentscheidung ist mir seitdem abgenommen – schließlich habe ich mich ja bereits entschieden. Dennoch erkundige ich mich natürlich, rein höflichkeitshalber, nach dem eigenen Direktkandidaten.

Vor einigen Tagen packte mich dann aber doch die Neugier. Neben dem Namen der Kandidatin wollte ich mehr Informationen zu Person und politischen Zielen. Schnell erlebte ich ein Trauerspiel und begreife als Verweigerer geschmackloser Kinokomödien zum ersten Mal, was Fremdschämen bedeutet.

Als ich also die Direktkandidatin für meinen Wahlkreis, Katharina Feike, vor einigen Tagen googelte, blitzten zunächst die üblichen Personen- und Abgeordneten-Suchseiten auf, irgendwo dazwischen ein Link zur rechtsextremen Seite altermedia und dann tatsächlich auch noch ihre persönliche Webseite. Die läuft unter dem Titel “Feike – Die tut was!“. Doch vor lauter sozialdemokratischer Vollbeschäftigung tut Frau Feike für ihren Internetwahlkampf erstaunlich wenig. Ein twitter-Account mit ganzen sieben Abonnenten und vier nichtssagend-organisatorischen Einträgen in eben so vielen Wochen. Dazu kommt ein Formular zur Bestellung eines Newsletters, das mich mit der Eleganz eines humpelnden Lamas anspringt. (mehr …)