Uni-Stipendienprogramm soll 25 Studenten fördern

Bogislaw XIV. hat einen Platz auf dem Rubenowdenkmal.

Der Akademische Senat hat in seiner gestrigen Sitzung die Einrichtung eines neuen Stipendienprogramms für hochbegabte Studenten und Doktoranden beschlossen. Das “Bogislaw-Stipendien-Programm” mit einem jährlichen Umfang von 160.000 Euro wird aus Einnahmen aus dem Körperschaftshaushalt der Universität finanziert. Konkret handelt es sich dabei um Erträge aus dem Landbesitz der Uni. Das Förderprogramm sieht vor, 25 hochbegabte Studenten und 3 Doktoranden unabhängig von deren Einkommensverhältnissen mit 350 Euro (1.100 Euro für Doktoranden) im Monat zu fördern.

Für Stipendiaten mit Kindern und in Ausnahmesituationen sind geringe Zulagen möglich. Die Höhe der Stipendien und auch deren Vergabepraxis orientiert sich an den Vorgaben des Landesgraduiertenfördergesetzes. Mit dem neuen Stipendienprogramm der Bundesregierung, das ab Oktober gültig sein soll, hat das neue Programm jedoch nichts zu tun. Ein Vorschlag aus dem Senat, das Bogislaw-Programm der Uni möge mit dem neuen Stipendium der Bundesregierung kombiniert werden, wurde vom Rektorat als nicht machbar zurückgewiesen. Das Programm der Bundesregierung sieht vor, dass die Universitäten die Hälfte der Stipendien von Dritten selbst einwerben müssen. Die für das Bogislaw-Programm verwendeten Gelder seien jedoch öffentliche Gelder und kämen daher für das Regierungs-Programm nicht in Frage, hieß es vom Rektorat. (mehr …)

Gedanken zum 8. Mai

Keitel beim unterzeichnen der Kapitulationsvereinbarung

Der 8. Mai 2010 ist nicht nur in Russland ein Tag zum Feiern. Wenngleich in anderen Staaten der Erde dieses Datum  bei Weitem nicht so pompös gefeiert wird wie alljährlich in Moskau, so ist es dennoch von entscheidender Bedeutung. Der 8. Mai 1945 gilt in der Geschichtsschreibung als der Tag der Kapitulation Hitlerdeutschlands und damit als Tag der Befreiung des Landes vom Nationalsozialismus. Anlässlich des 65-jährigen Jubiläums ist es angebracht, in den Frühling des Jahres 1945 in Greifswald zurückzublättern.

Flüchtlingsströme aus Ostpreußen und Hinterpommern

Im Januar 1945 trafen zahlreiche Trecks aus Ostpreußen in Greifswald ein. Die Stadt musste insgesamt 30.000 Flüchtlinge aufnehmen. Die Stadthalle wird zum Transitlager umfunktioniert, das Theater, die Marienkirche und einige Kasernen erfahren eine Umnutzung zu Materialdepots. Zum ersten Tag des Monats wurde Oberst Rudolf Petershagen zum Stadtkommandanten ernannt.

Die Idee der kampflosen Übergabe der Stadt

In Greifswald machte sich allmählich die Angst vor der völligen Zerstörung der Stadt breit. Aus diesem Grund stellten der Kurator der Ernst-Moritz-Arndt Universität, Dr. Kuhnert, und Professor Carl Engel, damaliger Rektor der Hochschule, bei der pommerschen Gauleitung den Antrag, Greifswald aufgrund der bis dato unbeschädigt gebliebenen medizinischen Versorgung zur internationalen Lazarettstadt zu erklären und somit vor der Zerstörung zu bewahren.  Diese Bestrebungen scheiterten. Aufgrund der Besetzung Stettins durch die Sowjetunion zogen der Gauleiter nach Ducherow und die militärischen Gau- und Provinzialstellen nach Greifswald um. Im April des Jahres 1945 sind 10.500 Verwundete und Kranke in den Krankenhäusern untergebracht, die nicht mehr abtransportiert werden können.

Petershagen und Bürgermeister unter Zeitdruck: Es ist fünf vor zwölf für Greifswald

Am 27. April kam ein Treffen zwischen Oberst Rudolf Petershagen, Oberst von Wurmbach, Greifswalds Bürgermeister und Chef der NSDAP-Kreisleitung Schmidt, und Professor Engel zustande. In dem Treffen wurde über das zukünftige militärische Vorgehen beraten. Petershagen erklärte, dass ein längerer Widerstand Greifswalds militärisch nicht mehr möglich sei, da sowohl Menschen als auch Waffen für ein solches Vorgehen fehlen würden. Lediglich die innere Linie, also die Greifswalder Innenstadt, könne verteidigt werden. Die Russen würden in einem solchen Fall lediglich einige Stunden aufgehalten werden können.

Am frühen Abend des 29. Aprils überschritt die Rote Armee die Peene und befand sich auf dem Vormarsch auf die Anklamer Chausee.

Rudolf Petershagen erließ daraufhin den Befehl, Vertreter Greifswalds zu den Sowjets zu entsenden, um vor den Toren der Stadt zu kapitulieren. Als Repräsentanten wurden Oberst von Wurmbach, Professor Engel und Oberststabsarzt Katsch entsendet. Gegen Mitternacht fuhren die drei aus der Stadt und trafen dort auf eine erschütternd geringe Zahl versprengter Soldaten, die in Richtung Greifswald vor der heran rückenden Roten Armee flohen. Kurze Zeit später traf das Greifswalder Rettungskommando auf die Rote Armee und hisste die Weiße Fahne.

Kapitulationsverhandlungen in “der feurigen Hölle von Anklam”

Anschließend fuhren sie nach Anklam, um die Kapitulationsverhandlungen zu führen und die kampflose Übergabe der Stadt rechtskräftig zu machen. In Anklam angekommen, sind die Kapitulierenden entsetzt über den Zustand der Stadt:

Vor diesen Zuständen, wie hier in Rostock 1945, wurde Greifswald bewahrt

“Ich habe sowohl im vergangenen, wie in diesem Kriege viel Schauriges und grausige Zerstörungen gesehen, doch nichts, was dem Inferno, der feurigen Hölle von Anklam vergleichbar gewesen wäre. Schon in der Vorstadt Peenedamm fuhren wir durch einen wahren Feuerorkan. Auf den Straßen lagen überall Trümmer, die von zerschossenen Häusern herunter gestürzt waren. (…) Das Stadtinnere von Anklam war ein einziges Flammenmeer. Glühender Funkenregen prasselte gleich Hagelschauern über unsere Wagen. (…) Kein Haus schien von der Feuersbrunst verschont zu sein.”

Engels Aufzeichnungen illustrieren besonders eindrucksvoll die verheerenden Folgen der Umsetzung der Befehle Hitlers.

Die Verhandlungen verliefen in Anklam reibungslos und es wurde sämtlichen Wünschen der Retter entsprochen.  Am 30. April erfolgte daraufhin die Übergabe der Stadt an die Rote Armee.

Angesichts des verhängnisvollen und brutalen zweiten Weltkrieges und angesichts der Verbrechen des Nationalsozialismus gilt an diesem 8. Mai daher denjenigen Dank und Würdigung, die sich für die Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus und für eine Beendigung des Krieges einsetzten.

Quelle:

Tagebuch des Rektors der Greifswalder Universität Carl Engel, in: Buske, Norbert (Hrsg.): Die kampflose Übergabe der Stadt Greifswald im April 1945, Schwerin 1993.

Literatur:

Matthiesen, Helge: Greifswald in Vorpommern. Konservatives Millieu im Kaiserreich, in Demokratie und Diktatur 1900-1990, Düsseldorf 2000.

Fotos:

www.wikipedia.de (Keitel)

www.bild.bundesarchiv.de (Rostock 1945)

“Verirrte Gammler besudeln das Ansehen der Universität”

Zum 20. Jahrestag des Mauerfalls passiert speziell in Greifswald zwar wenig Bemerkenswertes, doch der webMoritz hat aus Anlass des großen Jahrestags ein besonderes Dokument ausgegraben. Das Schreiben dürfte mutmaßlich bereits zu seiner Entstehung für Heiterkeit gesorgt haben – heute ist es aber unfreiwillig noch komischer als zu seiner Entstehungszeit. Wobei es in seinem Inhalt durchaus noch von gewisser Aktualität ist…

Sodann:

veb_steinkohle_550

Rückblick: Proteste an der Uni in den 50er und 60er Jahren

Die seit Juni tobende Arndt-Debatte beschäftigt auch die Greifswalder Blogosphäre. Ein Beitrag mit historischem Schwerpunkt ist derzeit auf dem Blog des Greifswalders Heiko Lange zu finden. Er hat einen Artikel aus dem Greifswalder Magazin “Stadtstreicher”, das inzwischen leider nicht mehr erscheint, ausgegraben. In dem Beitrag aus dem Jahr 1995 geht es um Proteste an der Uni Greifswald in den 50er und 60er Jahren. Heiko Lange, der uns freundlicherweise genehmigt hat, den Beitrag zu übernehmen, schreibt dazu:

Erschreckend für mich ist, dass die „Argumente“ der Greifswalder_innen immer noch die gleichen sind. Denn bei der aktuellen Debatte um Ernst Moritz Arndt wird auch heute noch von einigen gefordert, wem es hier nicht passt, so wie es ist, soll doch Greifswald verlassen.

Nun der Beitrag in voller Länge:

Nicht lange Fackeln – Zuschlagen

Die Greifswalder Universität in den 50/60er Jahren

Wer in den 80er Jahren in Greifswald studiert hat, lernte an einer „sozialisti­schen Universität”. Bei aller dialektischen Verdrehung der Wortinhalte blieb den meisten Studierenden doch ein Instinkt dafür, was dies zu bedeuten habe -„so­zialistisch”: öde und verschulte Studienformen, schwafelhaftes Ausbreiten von Banalitäten, Halbwahrheiten und Lügen, Nivellierung des geistigen Lebens, Lehrer, die in der Mehrzahl als fachliche und als menschliche Vorbilder gleichermaßen ungeeignet waren.

gedenktafel_audimax_220

Gedenktafel im Audimax

“Bürgerlich” hingegen, obwohl denunziatorisch „bis zum Schluß” gebraucht, war (ähnlich wie „subjektivistisch” und „individualistisch”) das Signalwort für selbständiges Denken und eigenständiges Studieren. „Bürgerlich” waren Ernst Bloch, Richard Haman und Hans Mayer, „bürgerlich” war das Klopfen auf die Vorlesungsbank, „bürgerlich” und mit stiller Anerkennung bedacht war das Verhalten einiger Lehrerinnen und Lehrer, die die Interessen ihres Fachs gegen ideologische Anmaßung verteidigten. Für jene, die keine Hoffnung auf Veränderung mehr hegten, war das Höchstmaß an „Bürgerlichkeit” gleichbedeutend mit politischer Enthaltsamkeit.

Es blieb der neidvolle Blick zurück auf Zeiten, als dieses und jenes „noch möglich war”: Jene Erfahrung von Mangel, erst recht die von entzogener Freiheit, verführt zur Nostalgie. Doch wer weiß eigentlich schon genau, wie lange was „noch möglich war”?

Im Gebäude des ehemaligen SED-Parteiarchivs in Berlin, vormals Kaufhaus Jonas, nachmals Sitz des SED-Zentralkomitees, heute PDS-Archiv, befinden sich u.a. Akten, die über das Leben an der Universität Greifswald während der 50er und 60er Jahre Auskunft geben. Ein Kaufhaus voller Akten: das KaDeWe der DDR, und in der Feinkostabteilung im obersten Stockwerk – die Akten des Politbüros.

Damit ist allerdings wenig anzufangen, es sind die für die Nachwelt schon ge­reinigten Protokolle von Politbürositzungen, freigegeben als Material für hitorische Mystifikation. Wer das Defti­ge mag, eine Aktenmahlzeit „Hausmacherart”, der muß sich hinabbegeben zur Ebene der Informationsberichte und Protokollmitschriften der Universitäts Parteileitungssitzungen, die regelmäßig von Greifswald nach Berlin gesandt wurden.

Die Situation an der Universität Greifswald bis Mitte der 50er Jahre kennzeichnet ein Satz, der vom Genossen Götzscharf überliefert ist: „Es fehlt, überall zu zeigen, daß die Partei nicht fackelt, wenn es gilt, zuzuschlagen”. „Zugeschlagen” hat die Partei immer, wenn es brenzlig wurde. Zu den neuralgischen Daten der DDR-Geschichte, 1953-der Aufstand, 1956-der XX. KPdSU-Parteitag und der Aufstand in Ungarn, 1961 -der Mauerbau, gesellt sich in Greifswald noch ein weiteres Datum: die Einführung der KVP Medizin** (spätere Militärmedizinische Sektion) im Frühjahr 1955. Damals wird nach Berlin gemeldet: „Es gibt Anzeichen dafür, daß die Studenten organisiert gegen die vorgesehenen Maßnahmen auftreten werden (…) Es ist dringend notwendig, daß der Verbindungsoffizier der KVP seine Tätigkeit aufnimmt”. Als die Studenten schließlich gegen die Einrichtung der KVP-Medizin in Greifswald demonstrieren, fackelt die Partei nicht lange, sondern lockt die Demonstranten zu einer „Aussprache” in die Aula, inszeniert eine Art Reichstagsbrand (der Turm der Jakobikirche geht in Flammen auf), läßt die Aula umstellen und die Wortführer der Demonstranten verhaften. (mehr …)

Abschied nach zwei Jahren: Rückblick & Dank

Liebe Leserinnen und Leser,

sjNach zwei Jahren Projektentwicklung & Redaktionsarbeit im webMoritz möchte ich mich verabschieden. Doch hier geht es natürlich weiter: Den webMoritz übergebe ich vertrauensvoll in die Hände zweier sehr engagierter Nachfolger: Carsten Schönebeck und Gabriel Kords. Sie wurden am letzten Dienstag vom Studierendenparlament zur neuen Chefredaktion des webMoritz gewählt. Ich beglückwünsche beide ganz herzlich und wünschen ihnen alles erdenklich Gute.

Euch, liebe Leserinnen und Leser, danke ich ganz herzlich für das Vertrauen und die Aufmerksamkeit und wünsche weiterhin viel Spaß mit dieser Seite.

Wer ein wenig mehr Interesse an der Geschichte des webMoritz und den Leuten hinter dem Projekt hat, kann in diesem Artikel…

a)      … noch einmal auf zwei bewegte Jahre webMoritz zurückschauen
b)      … Leser- und Kommentarzahlen des letzten Jahres analysieren
c)      … die Liste der vielen Helfer des webMoritz durchlesen
d)      … und einen Blick

in die mögliche Zukunft werfen.

Der lange Weg zum webMoritz: (mehr …)