Prüfungstrouble: “Gehen Sie etwa spazieren?”

Freitagmorgen 8:55 Uhr. Prüfungszeit.

Der Hörsaal 5 in der Rubenowstraße ist gut besetzt. Nicht voll, aber man muss schon kurz gucken, wenn man noch einen Platz hinter den ersten beiden Reihen ergattern will. Tatsächlich ist der Raum schon seit 20 Minuten aufgeschlossen und alle Studenten, die sich am heutigen Tage prüfen lassen wollen sind anwesend.

audimax-hoersaal-300x200

Blick in den Hörsaal 5 im Audimax

8:56 Uhr: Als letztes betreten eine jüngere Dame und ein Herr mittleren Alters mit Vollbart den Raum. “Guten Morgen!” Offensichtlich handelt es sich bei den beiden um die Prüfungsaufsicht. Unter dem Arm trägt der Herr, der sich nicht näher vorstellen will, eine dicke Tasche vollgestopft mit Klausuren, oder wie er es ausdrückt, mit “Fragen”.

Jetzt folgen einige übliche Verhaltensmuster die sich in solchen Situationen für Prüfer oder solche die sich dafür halten, bewährt haben. Stutzig werde ich erst als ich das dritte mal meinen Arm hebe, um dem Herrn zu signalisieren, dass ich heute die Prüfung “Deutsche Geschichte 1945-1990″ im Zuge der General Studies bei Prof. Stamm-Kuhlmann schreiben möchte.

Es hat sich in den letzten Minuten herausgestellt, dass im HS 5 noch fünf oder sechs weitere Prüfungen geschrieben werden sollten. So genau wusste das der Herr mit dem Vollbart leider auch nicht. Zunächst werden allerdings erst einmal Briefumschläge mit „Fragen” verteilt. Dazu werden die entsprechenden Studenten namentlich aufgerufen und nach vorne gebeten. Hoch offiziell und äußerst seriös. Also zumindest muss so der Plan gewesen sein, denn in Wirklichkeit hatte der immer noch nette Mann Schwierigkeiten die Namen flüssig vorzulesen.

Ich hebe nochmal die Hand. Diesmal länger, vielleicht hilft’s ja. Dabei stelle ich fest, dass, wenn auch wild verteilt, noch ein guter Haufen Studenten den Arm in der Luft haben. Allerdings liegen da vorne gar nicht mehr so viele Zettel oder Umschläge um die prüfungshungrigen Menschen alle zu füttern. Das stellen auch die beiden Beauftragten fest und fangen an sich langsam aber sicher im Kreis zu drehen. Ein Kommilitone schräg vor mir hat den Ernst der Lage erkannt und fängt schon mal an zu schreiben. Irgendetwas über Normannen in Europa…

Nun endlich ist es gewiss: Keine General Studies Klausuren. Großartig denk ich mir, hab` sowieso besseres zu tun. Irgendjemand mit Verantwortung und viel Menschenverstand muss erkannt haben, dass uns die Pflichtmodule der Studium Generale sowieso nur vom Wesentlichen abhalten und sie endlich abgeschafft. Zugegeben, eine kurze Info vielleicht zwei Wochen vorher hätte nicht geschadet, dann wäre mir die lästige Vorbereitung auf ein völlig fachfremdes Fach erspart geblieben. Aber immerhin hat irgendjemand da draußen erkannt, wie Sinnbefreit die Studium Generale Prüfungen sind.

Zu früh gefreut. Die junge Dame hechtet los. Das ging schnell. Dafür dauert es jetzt umso länger. Unbeirrt dessen, gibt der Vollbart den Startschuss für die übrigen Prüfungsteilnehmer. Stark irritiert suche ich die Blicke anderer Wartender. Soll ich den Mülleimer jetzt einfach mal anzünden? Ende der 60er Jahre hätten die Studenten damit gar nicht lange gezögert, soviel hatte ich bei Stamm-Kuhlmann gelernt. Ein Kommilitone ohne Klausur nutzte die Zeit, um noch eben Eine rauchen zu gehen. Als er wiederkommt, wird er urplötzlich von dem bis hierher so netten Herrn mit dem Vollbart angefahren, “gehen Sie hier spazieren?!” Der junge Mann wird trotz Hinweis auf seine Beweggründe belehrt, wie man sich in einer Prüfung zu verhalten habe. Dass er aber strenggenommen noch gar nicht geprüft wird, erkennt der Aufseher erst nach einigen Nachfragen.

Dann ist es doch noch soweit. Die Klausuren kommen mit der Dame in den Hörsaal gestürzt und es kann losgehen. Vorher muss ich allerdings noch die halbe Reihe neben mir hochjagen, da wir uns die Klausuren selber abholen müssen.

Eine halbe Stunde später als angesetzt, kann losgeschrieben werden. 30 Minuten können schnell umgehen, manchmal aber auch extrem nervig sein. Diese 30 Minuten bekommen noch einen übleren Nachgeschmack, wenn man beachtet, dass die letzte halbe Stunde der Prüfungszeit im allgemeiner Unruhe und Aufbruchsstimmung unterging. Egal, für diejenigen, die keine Schwierigkeiten mit den Fragen hatten. Blöd für die, die sich auch in der letzten halben Stunde einer Klausur noch konzentrieren möchten.

Die Studium Generale Klausuren von Prof. Stamm-Kuhlmann hatte der Herr mit dem Bart im Übrigen auf seinem Schreibtisch vergessen. Sie seien ihm erst am Tag zuvor überreicht worden.

Bericht: Jan Faulbrück
Foto: rishon-lezion via flickr

Habt Ihr ähnliche Erfahrungen machen müssen? Schreibt Sie hier in die Kommentare!

Unruhen in Greifswald

Vor gut neunzig Jahren, kurz vor dem Ende des ersten Weltkrieges, begann mit dem Matrosenaufstand das Ende der konstitutionellen Monarchie in Deutschland. Der revolutionäre Funken sprang von Wilhelmshaven in die größeren Küstenstädte und über sie hinaus, zum Beispiel nach Frankfurt am Main, München oder Stuttgart. (mehr …)

Historisches Institut: Situation hat sich mit Stud.IP verbessert

Zu Anfang des laufenden Semesters hatte der webMoritz über überfüllte Seminare und die Einführung des Stud.IP-Systems am Historischen Institut berichtet. Seit diesem Semester müssen sich alle Geschichtsstudenten in ihre Kurse über das Internet-System “Stud.IP” einschreiben.

Professor Spieß

Der geschäftsführende Direktor des Historischen Instituts, Professor Karl-Heinz Spieß, bilanziert im Gespräch mit dem webMoritz: “Die Einführung des neuen Systems hat sich gelohnt.” Bei einer Mitarbeiterversammlung des Instituts, bei der auch der Fachschaftsrat zugegen gewesen sei, habe sich kein Widerspruch gegen das System erhoben. Daher sei fest geplant, die Technik auch für die nächsten Semester zu verwenden.

Spieß erinnert sich aber auch, dass das System zu Beginn des Semesters für reichlich Diskussionsstoff gesorgt hat: “In meinem Seminar gab es eine hitzige Debatte, ob der automatische Losentscheid über die Teilnahme gerecht sei”, sagt er. Es seien aus über 150 Bewerbern lediglich 40 ausgelost worden. Dabei galt das Zufallsprinzip, der Zeitpunkt der Anmeldung (innerhalb einer mehrwöchigen First) war egal. (mehr …)

Historisches Institut: Neues Einschreibesystem, alte Probleme

Überquellende Hörsääle und Seminarräume, Schlangen bis auf den Korridor, Teilnahmestopp bei Übungen und Seminaren – vor allem für Studenten an den großen Instituten der Philosophischen Fakultät ist es jedes Semester wieder schwierig,

Stud.IP-Portalseite der Uni Greifswald

Stud.IP (hier die Greifswalder Portalseite): Der Weisheit letzter Schluss?

in den Veranstaltungen einen Platz zu bekommen, die am besten auf den persönlichen Stunden- und Studien-Plan passen.

Am Historischen Institut verlief die Einschreibung im letzten Sommersemster ganz besonders chaotisch (Webmoritz berichtete hier und hier und hier). Damit die Studenten nicht wieder zu nachtschlafender Zeit vor dem Institut kampieren mussten, um die begehrtesten Seminarplätze zu bekommen, sollte dieses Semester nun ein anderes System genutzt werden.

Mit der Umstellung auf das uniinterne Online-System “Stud.IP” sollte die Einschreibung einerseits gerechter werden und andererseits entspannter ablaufen. Bei überfüllten Veranstaltungen sollte nach Ablauf der Einschreibefrist das Los über die Teilnahme entscheiden – im letzen Semester galt noch das Prinzip “Wer zuerst kommt, mahlt zuerst”. Wie jede neue Technik hat aber auch das neue System seine Tücken und so gab es in dieser Woche wieder ordentlich Verwirrung und überfüllte Hörsääle. Hat das neue System versagt? (mehr …)

Fotodokumentation: Greifswald im Wandel der Zeit

Der Fleischervorstadt-Blog hebt in seinem aktuellen Beitrag zu Recht eine besonders spannende Fotogalerie aus Flickr hervor. Darin dokumentiert Frank-2.0 mit Hilfe von “vorher-nachher” Fotografien den baulichen Wandel, den Greifswald seit den 90iger Jahren durchlebt hat:

“Mittlerweile stehen dort 197 Bilder zur Ansicht bereit, wobei das spannendste daran mit Sicherheit das langfristig beobachtende Moment ist. Wer schon immer mal in das Stadtarchiv wollte, um alte Photographien Greifswalds zu sehen, kann sich diesen Gang sparen und das bequem vor dem Computer erledigen. Frank 2.0 hat hier in den vergangenen Jahren eine regelrech

te Kartographie des (baulichen) Wandels in der Hansestadt erstellt.”

Auch wir finden diese Fotogalerie absolut sehenswert, teils sogar spektakulär. Gerade für alle neuen Bewohner Greifswald lohnt es sich, durch die Galerie zu klicken, um sich vom Wandel beeindrucken zu lassen. Innerhalb von nur zehn Jahr verwandelten sich manche Straßenzüge von einer tristen Steinwüste in das uns bekannte moderne, bunte und als historisch erkennbare Greifswald.

Kleiner Tipp: Nutzt die Flickr Funktion “Dia-Show”, um Euch automatisch und in der richtigen Reihenfolge durch die Bildgalerie tragen zu lassen. Auch im Vollbild möglich – wundervoll.

Bildquelle: Alle

Copyright-Rechte verbleiben bei Frank 2.0.

zp8497586rq