Kinokritik: 12 Meter ohne Kopf – Matthias Schweighöfer in Greifswald

Im Rahmen einer Darstellertour zum Film „12 Meter ohne Kopf – Störtebecker“ kamen die Protagonisten Matthias Schweighöfer und Ronald Zehrfeld mit Regisseur Sven Tadicken am 13. Dezember auch nach Greifswald.

Zuerst konnten die Zuschauer im ausverkauften Kinosaal den Film sehen. Er handelt, wie der Titel bereits vermuten lässt, um das Leben und die Legenden von und um den Piraten Klaus Störtebeker. Zwölf Meter, so heißt es legendenhaft, sei Störtebeker nach seiner Köpfung noch gelaufen. Nur weniges ist aus dem Leben des Seeräubers überliefert, nicht einmal der Geburtsort. In Wismar steht ein mögliches Geburtshaus Störtebekers. Auch die Umstände seines Todes bleiben verschleiert. Mit dem Nicht-Wissen spielt der Film und zeigt auf größtenteils amüsante Art, wie die Legenden zu Stande kommen. Daneben steht auch die Freundschaft Störtebekers (Ronald Zehrfeld) zu seinem Mitstreiter Gödeke Michels, hier überzeugt Matthias Schweighöfer, im Mittelpunkt.

Im Film geht es um das letzte Lebensjahr Störtebekers, in dem er Höhen, aber noch viel mehr Tiefen durchmacht. Das Ganze soll die erste deutsche Piratenkomödie sein. Komisch ist der Film an einigen Stellen, daneben aber auch melancholisch und hin und wieder langatmig. Das reißen aber unter anderem die Kulissen wieder raus. Gedreht wurde beispielsweise in Stralsund – das Rathaus mag einem bekannt vorkommen – und auf der Nordsee. Doch wirkt der Film stellenweise wie die deutsche Version von „Fluch der Karibik“: Ständig wechselnde Schauplätze, viele Stunts und Konflikte mit den Herrschenden, dazwischen flotte und derbe Sprüche. Den Kampfruf „Fick die Hanse“ hört der Zuschauer nicht nur einmal. Generell wurde wenig mit Ekel gespart. Beispielsweise wurde in Nahaufnahme gezeigt, wie Störtebeker versucht, eine Spinne zu verspeisen.

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Matthias Schweighöfer mit moritz-Autorinnen Maria Strache (l.) und Christine Fratzke

Beeindruckend waren die Schiffe, die den damaligen Hansekoggen nachempfunden wurden. Auch der Soundtrack, mit zeitgenössischen Liedern, konnte überzeugen. Gelungen war neben den Hauptrollen auch die Besetzung der Nebenrollen, insbesondere der Crew. Insgesamt ist der Film eine durchaus sehenswerte Tragikkomödie, der mit den Legenden um Störtebeker spielt.

Nach der Filmvorführung hatte das Publikum die Gelegenheit, den drei Anwesenden noch Fragen zu stellen. Diese kamen zunächst zögerlich. Dann erkundigten sich die Zuschauer nach den Drehorten und wie es für Matthias Schweighöfer war, die Nacktszenen zu drehen. „Ich komm ja aus einer FKK-Generation“, sagte der gebürtige Anklamer scherzhaft. Anschließend berichtete er sehr charmant über ein FKK-Erlebnis, bei dem er als Schüler seine damalige Lehrerin Frau Schröder traf: „Nun denke ich bei Nacktszenen oft an Frau Schröder.“  Sympathisch wirkte Schweighöfer, das überwiegend weibliche Publikum war von ihm  begeistert. Am Ende gab es für die Fans noch Autogramme und Fotos.

Und wenn das mit dem Film nichts wird, sagte Schauspieler Ronald Zehrfeld, könne man ja auch immer noch bei den Störtebeker-Festspielen in Ralswiek auf Rügen mitwirken.

Filmkritik: Die nackte Wahrheit

Der Herbst hat begonnen und die Saison der sogenannten Romcoms (romantische Komödien) ist eröffnet. Aus den USA erreicht uns Die nackte Wahrheit mit Gerard Butler (300, PS I Love You) und Katherine Heigl (Grey’s Anatomy, 27 Dresses). Die beiden Hauptdarsteller mögen sich natürlich am Anfang nicht und am Ende dann umso mehr, wie man das erwartet.

Filmposter: Die nackte Wahrheit

Filmposter: Die nackte Wahrheit

Hoppla, das Ende gleich im ersten Absatz verraten! Macht nichts, denn darauf kommt es ja nicht an, sondern auf den beschwerlichen und witzigen Weg dahin. Die Voraussetzungen sind gut, denn hier treffen die organisierte Lokalsender-Produzentin Abby und Mike, der chauvinistische Moderator der Sendung “The Ugly Truth” (dt. die hässliche Wahrheit) aufeinander. Die Klischees sind klar verteilt: Kontrollfreak Abby hat die Hoffnung auf die große Liebe noch nicht aufgegeben und versucht die Suche mit Checklisten erfolgreich abzuschließen. Mike ist der Mario Barth des Frühstücksfernsehens und vermittelt mit derben Sprüchen die Geschichte von den einfachen Männern, die aufs Äußere fixiert sind und natürlich nur das Eine wollen. Die Sache kommt ins Rollen durch eine Wette bei der Mike mit seinen Methoden Abby zu ihrem Traummann verhelfen soll.

Viel mehr kann man nicht erzählen, ohne große Teile des Plots zu verraten. Aber wie gesagt, kommt es darauf auch nicht an, sondern auf die bissigen Sprüche und peinlichen Zwischenfälle, die für einige Lacher sorgen. Es wird selten ein Blatt vor den Mund genommen und der hierzulande ab 12 Jahren freigegebene Film wurde in den USA mit R (Restricted, unter 17 nur in Begleitung mit einem Erwachsenen) bewertet. So kommen beide Geschlechter auf ihre Kosten, die Mädels durch die Bestätigung, dass die Liebe am Ende siegt und die Jungs durch die Fäkalsprache. Oder vielleicht ist es genau umgekehrt und den romantischen Männern wird das Herz gewärmt und die Frauen können lauthals über Peinlichkeiten und obszöne Wörter lachen. Einen Vorgeschmack liefert der Trailer, der aber leider wie immer einige gute Gags vorweg nimmt:

Heigl und Butler liefern eine anständige Vorstellung und auch wenn die Funken nicht immer sprühen, so geben sie glaubwürdige Gegenspieler ab. Die Nebendarsteller sind hervorragend, besonders Cheryl Hines und John Michael Higgins als Moderatorenehepaar. Der ultrahübsche Eric Winter (Abbys Herzbube Colin) wirkt stellenweise wie ein Jungspund im Vergleich zu den Hauptdarstellern, ist aber überraschenderweise älter als Heigl. Die lässt ihre kindische Ader manchmal durch zickige Grimassen durchblitzen.

Alles in allem ein Film für einen netten Kinoabend, nicht mehr und nicht weniger. Die Synchronisation ist gut gelungen, auch wenn der falsch übersetzte deutsche Titel Sätze wie “Die Wahrheit ist manchmal hässlich, nicht?!” sinnlos erscheinen lässt. Und dass Craig Ferguson Schotte ist und nur deswegen als Ire bezeichnet wird, weil Abby einen so schrecklichen schottischen Akzent nachmacht, geht leider völlig unter. Aber das sollte man einfach ignorieren.

Bildquelle: offizielle deutsche Webseite

“Inglourious Basterds” – Brutal und charmant zugleich

70 Jahre nach Beginn des zweiten Weltkriegs lockte Quentin Tarantino mit einem Film der die NS-Zeit thematisiert, zahlreiche Besucher in die weltweiten Lichtspielhäuser. In den Medien wurde „Inglourious Basterds“ als Film des Jahres gehandelt. Schon der Trailer versprach Action und Humor in typischer Tarantino-Manier.

Während sich allerdings in den letzten Jahren Filme über die Nazizeit meist mit realen Personen und Ereignissen beschäftigten, nutzt Tarantino lediglich die  historische Kulisse um darin eine größtenteils frei erfundene Geschichte zu erzählen. Folgerichtig heißt eines der fünf Kapitel des Films auch „Operation Kino“.

Sadismus soweit das Auge reicht

Der SS-Offizier Hans Landa (Christoph Walz) hat den Auftrag im besetzten Frankreich untergetauchte jüdische Familien aufzuspüren und zu töten. Mit grausamer Scharfsinnigkeit und unmenschlichem Sadismus geht er dieser Tätigkeit nach.

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Aldo Raine (Brad Pitt) stellt sein Einsatzkommando zusammen

In den vereinigten Staaten formieren sich derweil die titelgebenden „Basterds“ um den US-Leutnant Aldo Raine (Brad Pitt). Ihr Ziel ist es in Frankreich brutale Vergeltung an den Nazis zu üben. In der Premiere eines Propagandafilms um den deutschen Kreigshelden Frederick Zoller (Daniel Brühl) in Paris sieht die Spezialeinheit ihre Chance einen Großteil der NS-Führung auszuschalten. Gleichzeitig plant jedoch auch die jüdische Kinobesitzerin ein Attentat während der Vorstellung. Sie konnte einige Jahre zuvor dem „Judenjäger“ Landa entkommen. Dieser ist nun für die Sicherheit bei der Premiere zuständig.

Jedes der fünf Kapitel des Films steht in gewisser Weise für sich allein, sie wirken wie kleine Szenarien, bzw. Geschichten ohne fließende Übergänge, trotzdem erzählen sie eine fortlaufende Geschichte. Vor allem durch die zur Schau gestellte Brutalität der ist keiner der Charaktere dabei Sympathieträger oder Identifikationsfigur.

Kino im Kino

Besonders herausragend ist die Rolle des Hans Landa, großartig gespielt vom Österreicher Christoph Walz. Er ist hinterlistig, scharfsinnig, zynisch und hoch intelligent. Die Figur wird nie als Karikatur dargestellt, im Gegensatz beispielsweise zu Hitler oder Goebbels, die in Nebenrollen zu sehen sind. Allerdings wird später auch klar, dass Hans Landa kein überzeugter Nazi ist, sondern die Judenjagd eher zum Ausleben seines Sadismus’ und seiner Mordphantasien nutzt.

Brad Pitt als Lt. Aldo Raine sticht zwar nicht so hervor wie Christoph Walz, allerdings gefällt Pitt als älterer „Nicht-Schönling“ sehr gut. Die Pitt und die anderen „Basterds“ haben, tarantinotypisch, trotz ihrer dargestellten Brutalität auch Witz und Charme

Eine weitere sehr gute Figur wird von Mélanie Laurent gespielt, die der Shosanna Dreyfus. Sie ist die schöne, jüdische Kinobesitzerin, die sich nach nichts als Rache an Nazis sehnt. Sie wirkt kaltblütig, aber nicht gefühllos.

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Bridget von Hammersmark (Diane Kruger) mit Wehrmachtssoldaten

Die schwächste Leistung gibt Diane Kruger in ihrer Rolle als deutsche Kontaktperson der amerikanischen Spezialeinheit ab. Sie wirkt immer ein wenig farblos und erweckt den Eindruck Kruger spiele mit wenig Leidenschaft.

Besonders Spaß beim Zuschauen machen die teilweise unerwartet auftauchenden deutschen Schauspieler wie zum Beispiel Till Schweiger und Gedeon Burkhard als “Basterd”, Bela B. als Platzanweiser oder Volker „Zack“ Michalowski als deutscher Soldat. Damit überrascht Tarantino wohl vor allem das deutsche Publikum.

Wie erwähnt bietet die Handlung trotz der historischen Anspielungen, bzw. des geschichtlichen Hintergrundes keinen größeren Wahrheitsgehalt. Durch den Tod Hitlers, welcher somit das Ende des zweiten Weltkrieges darstellt, ist eindeutig, dass Tarantino keine Nacherzählung der echten Geschichte wollte. Vielmehr nutzt er die Geschehnisse für einen Actionfilm, der vor allem auch die Rolle des Kinos, insbesondere in der NS-Zeit widerspiegelt. Denn im Film endet die Grausamkeit der Nazis in einem Lichtspielhaus.

Die doch sehr verstrickte Geschichte führt aber auch ein paar logische Fehler mit sich. So gehen zwischenzeitlich einige der „Basterds“ aus der Handlung verloren. Auch andere Kleinigkeiten werfen Fragen aus, sind aber unwichtig für die Gesamtwirkung des Films. Denn obwohl der Film stolze 2 ½ Stunden geht, wirkt er nie langatmig oder übertrieben breit gezogen. Jede Szene des Films ist wichtig für die Fortführung des Inhalts.

Tarantino lässt wie in fast jedem seiner Filme eine Menge Patronen platzen, Blut fließen und Feuerbälle hochgehen. Seine Vorliebe für brutale Szenen sind bekannt aus Filmen wie „Pulp Fiction“ oder „Deathproof“. Vor allem die Schlüsselszene im Kino mag für den ein oder anderen sehr bedrückend sein.

Untermalt werden solche Szenen durch großartige Musik. Es lohnt sich auf jeden Fall den Soundtrack anzuhören, auch wenn man kein Fan des Films ist.

Fazit – Nichts für schwache Nerven

Wer schwache Nerven hat sollte sich überlegen ob er „Inglourious Basterds“ wirklich sehen will. Aber die Darsteller sind bis auf kleine Ausnahmen großartig und auch der typische, scharfsinnige und zielsichere Humor des Regisseurs macht großen Spaß und ist auf jeden Fall sehenswert.

Für jeden Tarantino- und Actionfan ist der Film ein Muss.

Bilder:

Deutsche Homepage des Films/ The Weinstein Company

Filmkritik: Julie & Julia

Am Donnerstag, dem 3. September läuft der Film Julie & Julia an, der wichtige Abschnitte im Leben der beiden titelgebenden Figuren Julie Powell und Julia Child zeigt. Erstere hat 2002 einen Blog begonnen, der drei Jahre später als Buch veröffentlicht wurde. Den Blog begann Powell als Begleitung zu ihrem Julie/Julia Project, bei dem sie alle Rezepte eines Kochbuchs innerhalb eines Jahres zubereitet. Und hier kommt Julia Child ins Spiel, denn die veröffentlichte 1961 ihr Mastering the Art of French Cooking, dessen 524 Rezepte gemeistert werden sollten. Im Film wird die Entstehungsgeschichte des Kochbuchs ebenso verfolgt, basierend auf My Life in France, das Julia Child zusammen mit ihrem Großneffen Alex Prud’Homme schrieb.

Julie und Julia

Filmplakat zu Julie und Julia

Hört sich sehr nach einem Frauenfilm an und deswegen war dies Anlass genug für Cinestar, diesen Film in der Reihe CineLady eine gute Woche vor Filmstart zu zeigen. Vorher gab es ein Glas Prosecco und für Internetkartenbesteller zusätzlich einen Teller Kartoffelsuppe (allerdings nicht nach Rezept aus dem Buch). Das Kino war voll besetzt mit Frauen aller Altersklassen und dem einen oder anderen Mann zwischendurch (und einem Baby). Vor Beginn des Films führte ein Mitarbeiter des Kinos in rhetorisch verbesserungswürdiger Form in den Film ein. Passend zum Thema des Films wurden zwei Kochbücher von Johann Lafer verlost, von denen die Autorin eines gewann.

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Filmkritik: Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft

Nachdem eine Welle Musikerbiographien wie „Dreamgirls“, „Ray“ oder „Walk the line“ aus Amerika die Kritiker und Zuschauer begeisterten, hat sich nun das französische Kino der Modeschöpferin Gabrielle „Coco“ Chanel angenommen. Ihre Mode machte Chanel Anfang des 20. Jahrhunderts zur wahrscheinlich einflussreichsten Designerin. Ihr Einfluss auf die Emanzipation der Frau – durch ihre klaren und reduzierten Kreationen – bietet viel Potential für eine spannende Verfilmung.

Gutes Handwerk, wenig Esprit

Wer einen dokumentarischen Einblick in ihr modisches Wirken erwartet, wird allerdings schnell enttäuscht sein. Im Film von Regisseurin Anne Fontaine gerät ihr Schaffen eher in den Hintergrund und selbst ihr kontroverses Verhalten als Kollaborateurin der Nationalsozialisten wird gänzlich ausgelassen. „Der Beginn einer Leidenschaft“ erzählt von Chanels (Audrey Tautou) Kindheit in einem Waisenheim , ihrer Zeit als Barsängerin und dem gesellschaftlichen Aufstieg durch die Beziehung zum Industriellensohn Etienne Balsan (Benoît Poelvoorde). Hauptsächlich liegt der Fokus aber auf der Romanze zwischen ihr und dem britischen Bergwerksbesitzer Arthur „Boy“ Capel (Alessandro Nivola).

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Arthur Capel (Alessandro Nivola) und Gabrielle Chanel (Audrey Tautou)

Wie in den meisten Liebesgeschichten stehen zunächst Probleme wie gesellschaftliche Unterschiede oder räumliche Distanz zwischen den Protagonisten. Überraschende Situationen und originelle Dialoge sucht man so gut wie vergeblich. Die Tatsache, dass es sich um die wahre Geschichte einer bedeutenden Person handelt, tröstet allerdings über die Schwächen des Drehbuchs hinweg.

Die streckenweise aufkommende Langeweile wird durch wunderschöne Landschaftsaufnahmen und einfühlsam-romantische Musik wett gemacht. Sehenswert ist zudem die hervorragende Schauspielleistung von Audrey Tautou. Sie verkörpert Coco Chanel mit Leidenschaft, Charme und Spielfreude. Trotz des reellen Hintergrunds könnte man meinen, die Rolle sei ihr auf den Leib geschneidert; auch, weil man andere Charaktere eher als schmückendes Beiwerk empfindet.

Fazit – Gutes Kino, trotz schwacher Story

Vorhersehbar und biographisch oberflächlich, zählt „Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft“ wohl kaum zu den Filmen, die man gesehen haben muss. Für alle Fans romantischer Liebesgeschichten aber lohnt sich ein Kinobesuch allein schon der Bilder und Musik wegen.

Fotos: Warner Bros./Internetseite des Films