Stolpersteine: Polizei sucht Täter wie die Nadel im Heuhaufen

Stolpersteine: Polizei sucht Täter wie die Nadel im Heuhaufen

Julius, Thea, Hans und Gerd Futter, 1938 verhaftet, 1943 nach Auschwitz deportiert.

Dr. Gerhard Koche, mutmaßlicher Tod: 1943 in Auschwitz.

Dr, Rudolf Kaufmann: 1942 erschossen.

Elise Rosenberg, ehemals wohnhaft in der Friedrich-Löffler-Straße 3.

Alice Weißmann und Paula Sichel, 1943 und 1944 in Theresienstadt gestorben.

Friederike und Georg Feldmann, 1940 deportiert, später ermordet. (mehr …)

Bürgerschaft beschließt Klage gegen Kreisgebietsreform

"Wir denken trotz der Klage an die Region."

Die Stadt Greifswald klagt gegen die Kreisgebietsreform. Der Landtag beschloss am 7. Juli 2010 Mecklenburg-Vorpommern das „Gesetz zur Schaffung zukunftsfähiger Strukturen der Landkreise und kreisfreien Städte des Landes Mecklenburg-Vorpommern (Kreisstrukturgesetz)“. Welches seinerseits als Artikel 1 das „Gesetz zur Neuordnung der Landkreise und der kreisfreien Städte des Landes Mecklenburg-Vorpommern (Landkreisneuordnungsgesetz – LNOG M-V)“ enthält.

Die Hauptgründe für Oberbürgermeister Dr. Arthur König (CDU): So gebe es eine erhebliche Diskrepanz zum Leitbild der Landesregierung, das eine Stärkung der Zentren vorsieht. Dies werde durch das neue Gesetz aber nicht befördert. Zudem verliere die Stadt Aufgaben und Kompetenzen. Gleichzeitig erschweren die weiten Wege, die von den Abgeordneten innerhalb des neuen Kreisgebildes zurückgelegt werden müssen, die ehrenamtliche Arbeit.

Der Oberbürgermeister betonte allerdings: “Wir denken trotz der Klage an die Region. Wir sind für eine enge Zusammenarbeit, wollen uns die Art und Weise aber nicht vorschreiben lassen, sondern selbst bestimmen.” Bis auf die SPD stimmten alle Fraktionen und Wählergruppen der Klage zu.

Rechtsanwalt Christian Pegel (SPD) empfahl, abzuwarten. Seiner Einschätzung nach seien die Argumente der kreisfreien Städte gegen das neue Gesetz zu schwach. Vielmehr sollte man auf einen möglichen Klageerfolg der Landkreise setzen, die seiner Ansicht nach in ihren Rechten erheblich beschnitten würden.

So sollen die Kreise nach der Reform aussehen. (Klicken zum Vergrößern)

“Im neuen Großkreis würde Greifswald wohl das Mitbestimmungsrecht über unsere Schulen und weitere Einrichtungen verlieren. Dies bedeutet, dass wir nicht wie bisher eine gute Qualität in Lehre und Schulausbildung garantieren können. Damit Greifswald als Leuchtturm der Region weiterhin Vorreiter in Bildung, Schaffung von Arbeitsplätzen und soziale Unterstützung seiner Bürger sein kann, muss es nun mal kreisfrei bleiben und durch den heutigen Beschluss haben wir unsere Mittel als Bürgerschaft bis auf das Letzte ausgeschöpft“, bekräftigt Franz-Robert Liskow, Bürgerschaftsmitglied und Kreisvorsitzender der Jungen Union Greifswald, nach der Bürgerschaftssitzung.

Gemeinsam mit den kreisfreien Hansestädten Wismar und Stralsund wurde Ende Juli 2010 der Verfassungsrechtler Professor Dr. Dombert beauftragt, die Erfolgsaussichten einer Verfassungsbeschwerde gegen das Gesetz zu prüfen. Sowohl von Seiten des Gutachters aber auch seitens des Vertreters des Städte- und Gemeindetages wurde den kreisfreien Städten eine verfassungsgerichtliche Überprüfung des Kreisstrukturgesetzes empfohlen. Die Beschwerde soll nun am 1. Dezember beim Landesverfassungsgericht eingereicht werden.

In der Bürgerschaft stimmten 31 Abgeordneten für eine Klage. Die sechs Gegenstimmen kamen von der SPD. Vier Abgeordnete enthielten sich. Greifswald verliert durch die Kreisgebietsreform ab September 2011 seine Kreisfreiheit. Es soll aber Kreissitz im neuen Großkreis werden, der Ostvorpommern, Uecker-Randow und Teile des Landkreises Demmin umfassen wird.

Fotos: Torsten Heil (OB König), Daniel Focke (Grafik), JonnyKO via jugendfotos (Justizia)

“Das Wort Fusion möchte ich mit aller Vorsicht benutzen.”

Der Greifswalder Oberbürgermeister Dr. Arthur König (CDU) sprach im Sommerinterview über die aktuellen Probleme und die Zukunft Greifswalds sowie seine Ambition für den Kreistag im Greifswalder Café Caspar.

 

 

Arthur König im Gespräch mit dem webMoritz im Café Caspar in Greifswald.

webMoritz: Herr Dr. Arthur König, die politische Sommerpause ist vorbei. Wo hat der Oberbürgermeister seinen Urlaub verbracht?

Dr. Arthur König: Im Sommer habe ich zwei Wochen Urlaub gemacht und diese zu Hause mit meiner Frau verbracht. Haus und Garten kommen im Alltag doch ein wenig zu kurz. Einen Kurzbesuch in Bayreuth haben wir uns noch erlaubt, um uns “Lohengrin” anzusehen.

webMoritz: Sie hatten also die Möglichkeit, sich zu erholen. Fühlen Sie sich für die kommenden Herausforderungen gewappnet? Die Kostenexplosion beim Technischen Rathaus ist weiter Thema Nummer eins. Haben Sie das im Griff?

König: Zunächst: Ich sehe die Zentralisierung der Verwaltung am Standort der alten Post als vernünftig und gewinnbringend an. Die Wege für die Bürgerinnen und Bürger werden kürzer und gleichzeitig erfolgt eine weitere Revitalisierung der Innenstadt. Zudem werden bessere Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt geschaffen. Die Steigerung der Kosten hat ihre Ursache in mehreren Punkten: Auf der einen Seite haben sich die Baukosten insgesamt erhöht. Auf der anderen Seite kamen die entdeckte Schadstoffbelastung und weitere ungeplante Neubauten hinzu. Ursprünglich waren zudem nur fünf städtische Gebäude in Planung, die freigezogen werden sollten. Nun können wir sogar acht Einrichtungen im neuen Technischen Rathaus unterbringen. Somit war es keine Verschwendung von Mitteln der Stadt, sondern eine sinnvolle Investition.

webMoritz: Leider wird diese Auffassung nicht von allen Greifswalder Bürgerinnen und Bürgern geteilt…

König: Diese skeptische Haltung teile ich nicht. Ich denke nach wie vor, dass dieses Projekt so gewollt ist. Am 5. Juli hat die Bürgerschaft das Projekt im Grundsatz gebilligt, mit Ausnahme des Archivs. Und dies hätte die Bürgerschaft sicher nicht getan, wenn sie der Meinung gewesen wäre, in diesem Projekt würden Gelder verschleudert werden. Ohne Frage hätte die sich ergebende Kostensteigerung besser kommuniziert werden müssen, sowohl in Richtung Bürgerschaft als auch zwischen Stadtverwaltung und dem Sanierungsträger BauBeCon, das gebe ich gern zu. Die Kommunikation zwischen der BauBeCon und Stadtverwaltung muss künftig besser organisiert werden. Aber die BauBeCon ist nun nicht mehr Bauherr des Projektes. Entweder übernimmt zukünftig die Stadtverwaltung die Bauherrenschaft oder wir suchen uns einen Dritten.

webMoritz: Wann wird das entschieden? Eigentlich soll es doch im September mit dem Bau weitergehen. Ist der Termin noch zu halten?

König: Voraussichtlich nicht, weil das Landesförderinstitut vor der Entscheidung über den Fördermittelantrag zunächst die Beantwortung eines Fragenkatalogs bis Ende September erbeten hat. Dieser wird gerade beantwortet.

DIE STAATSANWALTSCHAFT ERMITTELT ABER NICHT IM EIGENEN HAUS

webMoritz: Wie viel Schaden ist durch die BauBeCon-Affäre entstanden, ist das Vertrauen verspielt?

König: Die Fälschung der Unterschrift belastet das Verhältnis zwischen Stadtverwaltung und BauBeCon natürlich. Noch ermittelt die Staatsanwaltschaft.

webMoritz: Wie ist der Sachstand bei den Ermittlungen?

König: Ich kann nur sagen, dass die Staatsanwaltschaft noch nicht bei mir war und auch noch nicht bei städtischen Mitarbeitern. Sie setzt wahrscheinlich einen anderen Fokus auf die Dinge.

 

 

Die Verantwortung in der BauBeCon-Affäre liegt nicht im eigenen Haus

webMoritz: Sie fordern die 417.000 Euro, die im Zuge der Affäre gezahlt worden sind, zurück. Warum?

König: Es gibt unterschiedliche Rechtsauffassungen zwischen der BauBeCon und der Stadtverwaltung. Es gab keinen Auftrag an die BauBeCon, Planungsleistungen selbst vorzunehmen. Die BauBeCon sieht als Handlungsgrundlage den Treuhändervertrag und den Bauherrnbeschluss der Bürgerschaft. Wir müssen das jetzt klären. Aber wir fordern erst einmal das Geld zurück, das ist richtig.

webMoritz: Wie muss ich mir die Klärung vorstellen?

König: Das läuft auf der Ebene der Rechtsabteilung der Stadt und den Rechtsanwälten der BauBeCon ab.

webMoritz: Für die 417.000 Euro ist aber eine Leistung durch die BauBeCon erfolgt…

König: Es ist eine Leistung erbracht worden. Diese ist in großen Teilen auch nutzbar für den weiteren Fortgang, aber es fehlt nach unserer Auffassung die rechtliche Grundlage für die Beauftragung.

webMoritz: Welche konkreten Leistungen sind für die 417.000 Euro erbracht worden?

König: Planungsleistungen im Zusammenhang mit dem Postgebäude.

webMoritz: Hat sich die BauBeCon verselbstständigt?

König: Die Bürgerschaftlichen Gremien sind immer informiert darüber, wofür der Sanierungsträger die Mittel ausgibt. Eine engere Abstimmung ist bestimmt wünschenswert, aber das muss die Bürgerschaft selbst klären. Auch ein eventueller Sanierungsträgerwechsel müsste durch die Bürgerschaft beschlossen werden, das ist nicht Sache des Oberbürgermeisters. Andere Projekte laufen aber gut, daran möchte ich auch erinnern.

webMoritz: Wie steht das Innenministerium zu den ganzen Vorgängen?

König: Das Innenministerium möchte über den Sachstand informiert werden und das machen wir natürlich auch. Es gibt da keine Geheimniskrämereien. Wir agieren offen und transparent, sind aber auch nicht immer mit allen rechtlichen Bewertungen des Innenministeriums einverstanden.

“EINE “SOWOHL-ALS-AUCH-POLITIK” AN DIESER STELLE IST VERNÜNFTIG”

webMoritz: Ein weiteres Großprojekt ist der Hafen Ladebow. Dort droht sogar die Rückforderung von Fördermitteln. Wie geht es dort weiter und haben Sie Fehler gemacht?

König: Ich stehe weiterhin dazu, dass der Hafen Ladebow ein gewerblicher und maritim-touristischer Standort wird. Das schließt sich gegenseitig nicht aus. Eine „Sowohl-als-auch-Politik“ an dieser Stelle ist vernünftig. Aber es gibt momentan noch keinen Investor für eine Marina an diesem Standort und deshalb ist es müßig darüber zu diskutieren. Planerisch sind wir in beide Richtungen offen, es sollte aber auch gewerbliche Nutzung mit beinhalten, das sieht auch das Wirtschaftministerium so. Eine Rückforderung in Höhe von 13 Millionen steht momentan nicht an. Die Wirtschaftsfördergesellschaft sucht ständig nach Investoren und ist stets bemüht um Firmenansiedlungen.

webMoritz: Das Thema schlägt aber auch immer hohe Wellen und erscheint regelmäßig in der Öffentlichkeit . . .

König: Es gibt immer auch Betroffene, die gegen solch ein Projekt sind, mit denen muss man sich dann auseinandersetzen. Aber die Stadt sollte auch nicht leichtfertig das Gleis aufgeben. Wir sollten uns alle Möglichkeit für die Zukunft offen halten.

webMoritz: Auch in Sachen Industriehafen hat das Wirtschaftsministerium eine Stellungnahme von Ihnen gefordert. Haben Sie die bereits erbracht?

König: Ja, die wurde bereits beantwortet.

webMoritz: Reden wir aber nicht nur über Vergangenes, sondern auch über die Zukunft der Hansestadt.

König: In der Vergangenheit lag der Schwerpunkt der Stadtverwaltung in den kommunalen Infrastrukturmaßnahmen. In den nächsten 20 Jahren müssen wir kluge Köpfe für die Stadt gewinnen, Studierende von Greifswald begeistern und Firmenansiedlungen einwerben sowie uns national und international noch besser vernetzen. Eine starke Philosophische Fakultät mit einer hohen Anzahl an Studierenden ist somit für Greifswald auch künftig sehr wichtig. Die Menschen sollen in der Hansestadt einen attraktiven Lebensmittelpunkt sehen. Es freut mich, dass beispielsweise Greifswald in einem bundesweiten Ranking, in dem es um ehrenamtliches Engagement der Bevölkerung ging, sich relativ weit vorn platziert hat

OBERBÜRGERMEISTER KÖNIG KANDIDIERT FÜR DEN NEUEN KREISTAG

webMoritz: Ein wesentliches Thema, welches die Zukunft Greifswalds bestimmt, ist die Kreisgebietsreform. Hat Greifswald noch vor, gegen die Kreisgebietsreform zu klagen?

König: Gemeinsam mit den kreisfreien Städten Stralsund und Wismar haben wir uns an Professor Dombert – einen renommierten Potsdamer Verwaltungs- und Verfassungsrechtler – gewandt und ihn gebeten, die Erfolgsaussichten einer Verfassungsbeschwerde zu untersuchen. Das Ergebnis dieser Prüfung wird uns, so hoffe ich, in den nächsten Tagen zugehen.

webMoritz: Sie gehen zurückhaltender an die Klage heran als früher, das ist schon verwunderlich.

König: Was meinen Sie mit Zurückhaltung? Ich handle im Auftrag der Bürgerschaft, die diese Art der Vor-Prüfung festgelegt hat. Und die Bürgerschaft wird im Ergebnis der Empfehlungen von Prof. Dombert darüber entscheiden, ob die Universitäts- und Hansestadt Verfassungsbeschwerde gegen das Landkreisneuordnungsgesetz einlegen wird. Auch die Hansestädte Wismar und Stralsund werden eine solche Entscheidung treffen. Insofern bin ich schon sehr gespannt auf die Vorschläge von Prof. Dombert. Und eines ist sicher: Es wird keine Verfassungsbeschwerde um ihrer selbst geben.

 

 

König: "Ich kandidiere für den neuen Kreistag"

webMoritz: Möglicherweise kommen die Strukturen aber so wie beschlossen. Haben Sie vor, als Landrat für den neuen Großkreis zu kandidieren?

König: Ich bin gerne Oberbürgermeister und erst vor zwei Jahren mit einer deutlichen Mehrheit wiedergewählt worden. Dieses Amt möchte ich auch bis zum Ende der Wahlperiode ausfüllen und nicht als Landrat kandidieren.

webMoritz: Die Personaldecke ist dünn. Wer könnte dann aus der CDU für diesen Posten kandidieren?

König: Ich werde jetzt keine Namen nennen, aber die CDU hat einige Kandidatinnen und Kandidaten, die durchaus Chancen haben.

webMoritz: Aber Sie haben doch bestimmt ein Wörtchen mit zureden?

König: Natürlich nehme ich auch Einfluss darauf.

webMoritz: Herr König, werden Sie für den neuen Kreistag kandidieren?

König: Ja! Es liegt mir am Herzen, dort ein Maximum an Greifswalder Interessen zu vertreten. Ich denke, es ist auch vernünftig und wichtig, dass der Bürgermeister der größten Stadt des Kreises auch im neuen Kreistag vertreten wäre. Aber natürlich ist das eine Wahl und insofern entscheiden dies die Bürgerinnen und Bürger.

NEUER KREISNAME: GREIFSWALD ODER VORPOMMERN

webMoritz: Was ändert sich für den Oberbürgermeister, der dann nicht mehr kreisfreien Stadt Greifswald?

König: Es wird sich der Kompetenzbereich ändern. Wir werden einen Großteil der jetzigen kreisgebundenen Aufgaben verlieren, beispielsweise Schulträgerschaft, Schulentwicklungsplanung sowie Aufgaben im Jugend- und Sozialbereich. Auch im Bereich wirtschaftlicher Tätigkeit wird es zu Veränderungen kommen. Die Abfallentsorgung werden wir beispielsweise ab September nächsten Jahres nicht mehr durchführen. Der ÖPNV wird nicht mehr in Greifswald entschieden. Das alles hat Auswirkungen auf die Stadt und die in diesen bereichen tätigen Mitarbeiter.

webMoritz: Das Damoklesschwert der Arbeitslosigkeit schürt Ängste. Muss die Aufgabe der Müllentsorgung mit der Kreisgebietsreform neu ausgeschrieben werden?

König: Ich kann das nicht allein entscheiden. Es muss nach einer Lösung mit meinen Amtskollegen aus Ostvorpommern, Uecker-Randow und Demmin gesucht werden. Wenn das nicht klappt, werden wir einen Kompromiss im neuen Kreis finden müssen. Sollte das auch nicht funktionieren, muss eine Einigung mit dem Innenministerium erzielt werden. Aber, ob sich all diese Themen „friedlich“ und harmonisch regeln lassen, vermag ich zur Zeit nicht zu sagen. Es wird auch Dinge geben, die Konflikte in sich bergen.

webMoritz: Gab es schon Beratungen?

König: Wir Landräte und Oberbürgermeister saßen bereits zusammen, um künftige Angelegenheiten zu klären. Das läuft alles parallel. Im September gibt es eine weitere Gesprächrunde, wo wir die nächsten Dinge besprechen. Wir werden Arbeitsgruppen schaffen und dort weitere Einzelheiten beraten. Für uns als Stadt ist das auch ein schwieriger Prozess und es ist zeitlich alles sehr eng. Auch das ist ein wesentlicher Mangel des Gesetzes.

König lacht

König freut sich gemeinsam mit Redakteur Schönebeck über die gestellte Frage

webMoritz: Ist Greifswald eigentlich das gallische Dorf von Mecklenburg-Vorpommern, welches sich gern mal gegen die Landesregierung auflehnt?

König: (Lacht) Wir machen es zumindest nicht aus Prinzip. Aber die Greifswalder Interessen versuchen wir schon optimal und mit dem nötigen Nachdruck zu vertreten, das ist auch eine Aufgabe des Oberbürgermeisters.

webMoritz: Es gibt viele Diskussionen um den künftigen Kreisnamen, welchen Namen wünschen Sie sich?

König: Es ist eine emotionsgeladene Diskussion. Südvorpommern wäre für mich aber kein gelungener Name. Eine geografische Namensbezeichnung mit Himmelsrichtungen fände ich eher ungünstig, ebenso Flussnamen. Die drei Gebietskörperschaften, sprich die Kreistage Ostvorpommern, Uecker-Randow und die Bürgerschaft in Greifswald, haben die Möglichkeit Namensvorschläge zu machen. Ich hätte nichts gegen Greifswald oder Vorpommern, am Ende entscheiden die Bürger im September 2011.

webMoritz: Das Theater Vorpommern ist ebenfalls eine Baustelle geworden. Wird die Stadt ihren finanziellen Anteil für das Theater zukünftig erhöhen, damit es überleben kann?

König: Wenn eine Zuschusserhöhung kommen sollte, dann müsste dies durch alle Träger geschehen. Aber ich sehe hier vor allem auch das Land in der Pflicht.

webMoritz: Herr Tesch, als zuständiger Minister, sieht in erster Linie die Träger in der Pflicht…

König: Ich gehe auch davon aus, dass das Land seinen Zuschuss für das Theater Vorpommern nicht erhöht. Dann müssten die drei Träger des Theaters Vorpommern, also Rügen, Stralsund und Greifswald, sehen ob separat bezuschusst wird. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob dies die Haushaltslage der drei Gebietskörperschaften hergibt. Somit ist auch das Theater gefordert, Einsparmöglichkeiten von sich aus zu suchen und Prozesse zu optimieren, sowie die Effizienz an einigen Stellen zu erhöhen. Wir müssen aber auch über die Strukturen und Kooperationen des Theaters generell nachdenken.

webMoritz: Wie soll die zukünftige Theaterstruktur aussehen?

König: Die Bürgerschaften Greifswalds und Stralsunds sowie der Kreistag des Landkreises Rügen haben im Sommer einen Prüfauftrag verabschiedet. Ziel ist es, die Zukunft des Theaters Vorpommern zu sichern. Eine Möglichkeit wäre die Zusammenarbeit mit der Theater- und Orchester GmbH in Neubrandenburg und Neustrelitz. Es wäre aber auch denkbar, entlang der Ostsee-Küste zu kooperieren, beispielsweise mit Rostock.

webMoritz: Wurden denn schon Gespräche mit Rostock geführt?

König: Nein, ich habe noch keine Gespräche mit Rostock geführt. Für mich ist dieses Szenario aber denkbar. Der Prüfauftrag lässt das auch offen. Warum müssen die Kultur- und Kooperationsräume längs der A 19 verlaufen? Ich kann mir auch andere Kooperationsräume vorstellen.

webMoritz: Gibt es konkrete Pläne für die künftige Zusammenarbeit?

König: Die Oberbürgermeister und Landräte als Träger des Theater Vorpommern, sowie die Amtskollegen aus Neubrandenburg und Neustrelitz saßen auch schon zusammen. Dort wurde grundsätzlich erst einmal betrachtet, ob wir gemeinsame Dinge auf den Weg bringen können. Hierzu haben wir uns auch Rechtsbeistand geholt. Es wird geprüft, ob eine Kooperation überhaupt möglich ist, wie sie ausgestaltet sein könnte und bis wann wir sie umsetzen könnten. Fest steht, dass wir noch Zeit brauchen, um ein tragfähiges, nachhaltiges Konzept zu erarbeiten. Somit ist das Ansinnen, das aus Neubrandenburger und Neustrelitzer Richtung kam, eine möglichst schnelle und umfassende Kooperation zu erzielen, in die Ferne gerückt.

“DAS WORT FUSION MÖCHTE ICH MIT ALLER VORSICHT BENUTZEN”

Interims-Geschäftsführer auch noch im Jahre 2011

webMoritz: Können Sie einen Zeitrahmen für anstehende Kooperationen nennen?

König: Der Aufsichtsrat des Theater Vorpommerns hat sich das zu Aufgabe gestellt gemacht und der Geschäftsführung die Hausaufgabe erteilt, Vorstellungen zu entwickeln. Wir als Verwaltung wollen da auch keine Vorgaben machen.

webMoritz: Ihr Kollege aus Mecklenburg-Strelitz sprach vom Jahr 2012 für eine Fusion…

König: Das Wort Fusion möchte ich mit aller Vorsicht benutzen. Wir schauen erst einmal, ob wir unser Theater aus eigenen Kräften stabilisieren können und erst dann ziehen wir Kooperationen in Betracht. Die Fusion steht nicht im aktuellen Fokus.

webMoritz: Die Interims-Geschäftsführer Herr Steffens und Herr Westphal möchten die Leitung des Theaters bestimmt nicht dauerhaft machen. Wie geht es mit der Geschäftsführung des Theaters Vorpommerns weiter?

König: Da ist auch der Aufsichtsrat gefordert. Die Geschäftsführer haben das Theater Vorpommern stabilisiert, das freut mich sehr. Ihre Verträge sind bis zum Ende des Jahres befristet. Der Aufsichtsrat muss über Form und Zeit einer Stellenausschreibung für die Geschäftsführung entscheiden.

webMoritz: Was ist denn ihre Auffassung als einer der Mitgesellschafter des Theaters zur Vertragsverlängerung?

König: Die Verträge der beiden Interimsgeschäftsführer sollten zunächst verlängert werden, auch wenn über eine Ausschreibung in absehbarer Zeit nachgedacht wird. Man muss wissen, was ausgeschrieben wird und wie das Theater künftig strukturiert sein soll. Das ist nicht innerhalb von wenigen Tagen zu bewältigen. Ich gehe davon aus, dass wir auch im Jahr 2011 mit dieser Interimslösung gut aufgestellt sind.

webMoritz: Können Sie eigentlich ausschließen, dass es zukünftig zu betriebsbedingten Kündigungen kommen wird?

König: Ich denke, das kann das Theater nicht gänzlich in Eigenregie entscheiden. Angenommen, das Theater möchte sich von einer Sparte trennen, so müsste dies in den jeweiligen Bürgerschaften schon besprochen werden. Aber ehrlich gesagt, kann ich mir diesen Fall nicht vorstellen.

THEATERCAFÉ: INVESTOR HAT INTERESSE ANGEMELDET

webMoritz: Wie ist ihr Fazit zur Stadthalle?

König: Ich bin mit dem Ergebnis der Stadthallensanierung sehr zufrieden. Anfangs lief die Bewirtschaftung zwar nicht ganz reibungslos, doch ich denke, das hat sich jetzt gut eingespielt. Inzwischen wird die Stadthalle von großen Greifswalder Firmen genutzt, sogar Kongresse finden dort statt. Augenscheinlich ist die Stadthalle für Greifswald ein Gewinn. Ich würde es auch begrüßen, wenn das Theatercafé wieder einen Betreiber findet. Dies würde das Theater als kulturellen Knotenpunkt noch attraktiver machen.

webMoritz: Gibt es einen Interessenten für das Theatercafé?

König: Bei der Projektgesellschaft Stadthalle Greifswald mbH (PGS) hat ein Investor Interesse angemeldet. Nur soviel: Es ist ein Einheimischer.

webMoritz: Und dafür werden die Räumlichkeiten noch etwas hergerichtet?

König: Ja, und ich hoffe, dass es funktioniert. Damit vielleicht noch in diesem Jahr oder ab 2011 die Stadthalle komplett mit Kaisersaal, Rubenow-Saal und Theatercafé nutzbar ist.

DIAGONALQUERUNG UNGEWISS

"Ich habe grundsätzlich kein Problem mit der Diagonalquerung."

webMoritz: Sie standen bis jetzt hinter der Diagonalquerung, nun stellt ihre eigene Partei, die CDU, einen Antrag zur Umwidmung des Geldes. Was halten Sie davon?

König: Ich habe grundsätzlich kein Problem mit der Diagonalquerung. Ich möchte gern eine komplette Sanierung der Europakreuzung, denn diese ist kein wirkliches städtebauliches Highlight. Dafür gibt es auch bereits Vorstellungen und ein Konzept, aber es wird mehr als 100.000 Euro kosten.

webMoritz: Wie viel mehr?

König: Knapp 200.000. Somit ist es sinnvoller, wenn die Bürgerschaft diese Summe in den Haushalt 2011 einstellt. Ich hätte etwas dagegen, wenn wir in diesem Jahr eine provisorische Notlösung realisieren würden.

webMoritz: Zum Abschluss: Was erwarten Sie eigentlich von den Bürgern Greifswalds?

König: Ein weiterhin hohes Engagement der Bürger und dass sie sich auch zukünftig für die städtischen Belange interessieren. Die Einwohner der Hansestadt dürfen durchaus stolz darauf sein, was in den letzten 20 Jahren in Greifswald erreicht und geschaffen wurde.

webMoritz: Herr König, vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führten Torsten Heil und Carsten Schönebeck.

Fotos: Torsten Heil (Arthur König)

Was sonst noch war: webMoritz kompakt (10)

Die ersten beiden Vorlesungswochen  sind vorbei und die webMoritz-Berichterstattung läuft inzwischen wieder auf Hochtouren. Dennoch gibt es auch diese Woche wieder einige Meldungen, die nicht groß genug für einen eigenen Artikel waren. Wir stellen im Folgenden zusammen, was sich in den letzten Tagen ereignet hat und bisher noch keinen Eingang in den webMoritz fand.

Hinweis: An manchen Stellen sind Artikel aus Online-Medien verlinkt, die nur für Abonnenten zugänglich sind oder nur für einen begrenzten Zeitraum kostenlos im Netz stehen. Daher kann es beim Aufrufen der Links zu Fehlermeldungen kommen.

Kostenlose Fahrradcodierung

Greifswald ist bekannt für die Zahl der Fahrraddiebstähle – die Quote ist die höchste in Deutschland. Gerade Studenten sind betroffen, nehmen doch viele für den Weg zur Vorlesung oder zum Seminar den Drahtesel. Das Landeskriminalamt bietet seit Dienstag kostenlose Fahrradcodierungen als Diebstahlschutz an. Mitglieder der ABS GmbH sind jeden Dienstag von 9 bis 17 Uhr und jeden Donnerstag von 9 bis 15 auf dem Marktplatz mit einem eigenen Stand zu finden. Dort kann jeder sein Fahrrad kennzeichnen lassen. Die Codes schrecken sowohl Diebe ab, helfen aber auch, das Rad im Falle eines Diebstahl schnell wiederzufinden. Die Wirksamkeit der Codierung ist umstritten, das Landeskriminalamt kann mithilfe der Kriminalstatistik nachweisen, dass codierte Räder seltener gestohlen werden.

Die Provinzial-Versicherung unterstützte diese Aktion mehreren tausend Euro. Von dem Geld wurden neue Fräsmaschinen angeschafft.

War mal da: “Binschonda” fährt nicht mehr

Nicht mal ein Jahr hat sich die Schnellbusverbindung zwischen Greifswald und Rostock halten können. Die zunächst stündlich, später mehrfach täglich angebotene Verbindung zwischen den Hansestädten über die Autobahn war im vergangenen Juli mit großem Werbeaufwand eingerichtet worden (webMoritz berichtete hier und hier), sogar der Oberbürgermeister fuhr zur Premiere mit nach Rostock und zurück.

Einweihung im März

Bereits kurze Zeit nach der Eröffnung hatte das Unternehmen seinen Fahrplan deutlich reduziert und dies auf den Beginn der Semesterferien geschoben. Nach den Ferien dann war der Betrieb allerdings nur mäßig verstärkt wieder aufgenommen worden. Wie das Unternehmen auf seiner Homepage mitteilt, wurde der Betrieb zum 31. März eingestellt. Das Unternehmen ist dabei nicht insolvent, sondern wegen wirtschaftlichen Misserfolges nicht mehr bereit, den Betrieb fortzuführen.

Die Verbindung nach Rostock ist damit nun wieder alleinige Sache der Deutschen Bahn, die ihr Angebot auf dieser Route im vergangenen Jahr ausgebaut hat – wenn auch im bescheidenen Umfang. Seit Dezember 2008 fährt werktags morgens ein Intercity von Greifswald nach Rostock und abends einer in die Gegenrichtung. Seit Dezember 2009 gibt es einen weiteren späteren Zug, der abends aus Richtung Rostock fährt.

Keine Strandabende mehr? Lubmin will nächtlichen Lärm unterbinden

Was gibt es schöneres, als im Sommer abends am Strand zu feiern? Für viele Lubminer Bürger ist die Antwort: ruhige Nächte.

Bürger des Seebads reichten in den letzten Jahren immer wieder Beschwerde ein ob eines nicht zu ertragenden, nächtlichen Lärmpegels. Wie die Ostsee-Zeitung berichtet, diskutieren die Gemeindevertreter nun, ob und wie die Lautstärke nächtlicher Veranstaltungen an der Seebrücke und im Ortskern einzuschränken sei. Es wurde vorgeschlagen, nur noch 14 Veranstaltungen im Jahr, die erst nach 22 Uhr enden, zu erlauben. Um 1 Uhr soll prinzipiell Schluss sein. Auch wird über die Einführung einer Höchstlautstärke von maximal 55 Dezibel debattiert. Die Polizei wäre dann dafür zuständig, für die Einhaltung dieser Regeln zu sorgen.

Bisher wurde allerdings noch nie eine Lautstärkemessung durchgeführt. Ob bisherige Strandfeiern diesen Wert überhaupt überschritten haben, weiß also niemand genau. Die Angelegenheit wird weiterhin in den Gemeindeausschüssen beraten. Ob schon in diesem Jahr mit einer Regelung zu rechnen ist, bleibt fraglich.

Ratjen und König erwägen Klagen gegen Kreisgebietsreform

„SVP – nein danke! Greifswald soll kreisfrei bleiben!“ So denken nicht nur viele Bürger der Universitäts- und Hansestadt, auch die Lokalpolitiker wollen mehrheitlich am Sonderstatus der Stadt festhalten. Wenn es allerdings nach Schwerin geht, wird Greifswald im Zuge der Kreisgebietsreform Teil des neuen Großkreises Südvorpommern. Selbst ob Greifswald Kreisstadt bleibt, ist ungewiss. Neben der Hansestadt konkurrieren auch Anklam und Pasewalk um den Posten. (mehr …)

Quo vadis, Gryps? – Greifswald aktualisiert das Leitbild der Stadt

Die Aula der Universität Greifswald ist fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Zahlreiche Bürger, Mitglieder der Stadtverwaltung und Studenten haben sich am Abend des 21. Oktober 2009 in dem barocken Festsaal versammelt, um 18.00 Uhr der Begrüßungsrede des Universitätsrektors Prof. Dr. Rainer Westermann zu lauschen. Doch bei dem heute hier stattfindenden Ereignis handelt es sich nicht um eine universitäre Veranstaltung: An diesem Abend wird die Aula für die „Auftaktveranstaltung zur Fortschreibung des Leitbildes“ unserer Stadt zur Verfügung gestellt.

Wer das Leitbild von Greifswald nicht kennt, gehört diesbezüglich zur Mehrheit der Einwohner. Selbst der Rektor der Universität gesteht in seiner Begrüßungsrede, besagtes Leitbild am Tage dieser Auftaktveranstaltung zum ersten Mal gelesen zu haben. (mehr …)