Neues (und Altes) zum Semesterstart

Neues (und Altes) zum Semesterstart

Neues Semester und nicht ganz neue Regeln, aber dennoch ein paar Veränderungen. Es gibt eine neue UniApp, Energiesparmaßnahmen müssen ergriffen werden, Corona ist weiterhin präsent, es gibt neue und alte Sprachkurse und Sportkurse, drei neue Studiengänge und Informationen zu den Universitätsbibliotheken und Mensen. Hier erfahrt ihr, was zum Semesterstart wichtig ist.

Die neue UniApp:

Die alte UniApp musste ersetzt werden. Sie wurde bereits zum 1. Juli abgestellt. Die neue offizielle App ist nun UniNow, welche von einem ehemaligen StartUp aus Magdeburg konzipiert wurde. Sie ist bereits seit ein paar Monaten im App Store und in Google Play verfügbar, soll aber erst jetzt zum Semesterstart offiziell starten. Im Moment zeichnet sie sich wohl eher durch viel Werbung und geballte Benachrichtigungen aus. Aber auch Noten, E-Mails, Speiseplan, Kalender, Unibibliothek und Stellenangebote sind abrufbar. Insgesamt erinnert die App an Instagram, denn man kann verschiedenen Accounts folgen und kriegt dann deren Posts zu sehen. Hat man die Benachrichtigungen angestellt, dann wird man informiert, sobald etwas Neues gepostet wurde. Nur leider scheint das von der Uni immer auf einen Schlag zu passieren. Man wird aber auch benachrichtigt, wenn eine neue Note im his eingetragen wurde und sich mit der App synchronisiert hat. Außerdem kann man in zwei Minispielen (Schiffe versenken und Basketball) gegen andere Studierende von anderen Unis antreten – eine neue Beschäftigung für monotone Vorlesungen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die App weiterentwickelt. Demnächst wird hier auch ein Artikel dazu erscheinen.

Energiesparmaßnahmen:

Aufgrund des Krieges von Russland gegen die Ukraine ist die Energieversorgung in Europa massiv beeinträchtigt. Russland, das zuvor einen Großteil des Gases lieferte, hat die Gaslieferung seit September komplett eingestellt. Nun muss Deutschland auf deutlich teurere Gasquellen ausweichen. Zurzeit sind die deutschen Gasspeicher bereits zu 94,1 Prozent gefüllt, welche im gefüllten Zustand allein für etwa zwei Wintermonate ausreichen sollten. Aufgrund der dennoch bestehenden Sorge vor einer Gasknappheit und den steigenden Kosten muss auch die Uni Greifswald Energiesparmaßnahmen ergreifen.

Allgemeine Informationen zur Energiekrise:

Folgende Energiesparmaßnahmen werden von der Uni ergriffen:

  • Die Raumtemperatur wird auf 19 °C gesenkt. Eine Anpassung der Gebäudeleittechnik erfolgt.
  • Die werktägliche Heizzeit wird auf 7 bis 16 Uhr beschränkt. Außerhalb davon läuft die Nachtabsenkung (2-3 °C weniger). Ausnahmen können beim Dezernat 2 beantragt werden. Strittige Fälle werden durch die Hochschulleitung entschieden.
  • Die Außenbeleuchtung zahlreicher Gebäude wird dort, wo keine Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit besteht, abgestellt.
  • Klima- und Raumluftanlagen werden angepasst. Ein verringerter Einsatz senkt den Energieverbrauch.
  • Benennung von Energiebeauftragten für einzelne Gebäude

Zudem ist dieses Wintersemester in Präsenz geplant und die Uni lehnt ein Energiekonzept ab, das das Arbeiten von zu Hause aus vorsieht. Demnach wird sich für die Studierenden vorerst wenig ändern.

Außerdem wurde ein Energie-Krisenstab gegründet, der die Planung für eventuelle Krisen-Szenarien übernimmt.

Weitere Informationen zu den Energiesparmaßnahmen der Uni:

  • Dieser webmoritz.-Artikel informiert über den Krisenstab.
  • Dieser webmoritz.-Artikel fasst die Informationen aus der Pressekonferenz mit der Rektorin Frau Prof. Dr. Riedel und dem studentische Prorektor Hennis Herbst zusammen.
  • Auf dieser Seite der Uni informiert die Uni selbst zu den Energiesparmaßnahmen.

Corona-Regelung:

Auch wenn sich inzwischen wieder ein Gefühl von Normalität einpendelt und die Pandemie geradezu in den Hintergrund rückt, sind die Coronazahlen immer noch, bzw. wieder hoch. Die 7-Tages-Inzidenz in Deutschland liegt aktuell bei 800 und in Vorpommern-Greifswald bei 971 (Stand: 12.10.2022). Die Zahlen steigen wieder verstärkt an, wobei in Deutschland zurzeit die Omikron-Untervariante BA.5 dominiert. Gegen diese Variante haben viele Menschen durch Impfung oder überstandene Infektion einen guten Immunschutz, weshalb durch eine von dieser Variante geprägten Welle keine übermäßige Belastung der Krankenhäuser erwartet wird. Allerdings gibt es weltweit derzeit eine Vielzahl weiterer Varianten, welche auch nach Deutschland kommen können. Kurzum, wir haben noch immer eine Pandemie und dementsprechend angepasste Regelungen an der Uni.

Allgemeine Informationen zur Pandemie in Deutschland:

Der Corona-Krisenstab der Uni existiert noch immer und trifft sich weiterhin wöchentlich, um zu beraten und, wenn nötig, notwendige Maßnahmen einzuleiten.

Aktuelle Hygieneregeln an der Uni:

  • Aktuell besteht in den Räumen der Universität, sowie in den Bibliotheken, keine Maskenpflicht und keine Abstandsregelungen.
  • Es wird darum gebeten, in den Innenräumen freiwillig eine OP- oder FFP2-Maske zu tragen und auch sonst weiterhin vorsichtig zu sein.

Am 2. November, von 9 bis 16 Uhr, gibt es die Möglichkeit, sich im Konferenzraum im Unihauptgebäude mit einem der Covid-19-Impfstoffe impfen zu lassen. Dabei wird auch der neue, angepasste Impfstoff zur Verfügung stehen. Bei Interesse muss ein Termin über smartimer gebucht werden, der Link ist in einer E-Mail vom Corona-Krisenstab vom 4. Oktober zu finden.

Weitere Informationen zum Coronavirus an der Uni:

Neue und altbewährte Sprachkurse:

Es werden für Studierende aller Fachbereiche verschiedene Sprachkurse vom Sprachenzentrum angeboten. Diese sind kostenlos, wenn sie in der Studien- oder Prüfungsordnung vorgesehen sind. Sind die Kurse nicht curricular oder wahlobligatorisch vorgesehen, so kostet ein Semesterkurs mit 2 SWS 22 Euro und ein Semesterkurs mit 4 SWS 40 Euro. Zudem kommen im Anschluss des Kurses noch Gebühren für die Zeugnis-/Zertifikatsprüfung hinzu.

Dieses Semester werden Kurse folgender Sprachen angeboten: Arabisch, Deutsche Gebärdensprache, Englisch, Französisch, Italienisch, Japanisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Schwedisch und Spanisch.

Viele Kurse sind inzwischen schon voll, aber es gibt noch freie Plätze in den Kursen Arabisch A2, Italienisch A2, Japanisch A2, Russisch A2 und B1, sowie Spanisch B1 und B2.

Für die Kurse kann man sich hier über das Selbstbedienungsportal anmelden. Die fakultativen Kurse sind dabei für Studierende, für die ein Sprachkurs nicht in der Studien- oder Prüfungsordnung vorgesehen ist und diesen freiwillig machen. Die curricularen Kurse hingegen sind für Studierende, für die ein solcher Sprachkurs in der Studien- oder Prüfungsordnung vorgesehen ist.

Weitere Informationen zum Sprachenzentrum:

Sportkurse:

Der Hochschulsport bietet wieder eine Vielzahl an Kursen an. Diese finden in Präsenz oder auch digital statt und gehen jeweils vom 17.10.2022 bis zum 29.01.2023.

Freie Plätze gibt es zur Zeit noch in folgenden Kursen: Abschalten und Energie tanken mit Kampfkunst, Aikido, Aqua Fitness, Athletik Pur, Baseball (Vereinstraining), Basketball (Kurse: Freies Spiel und Uni-Liga), Bewegte Pause, Bouldern (Kurse: Fortgeschrittene und Gesund Bouldern), Brazilian Jiu Jitzu, Klinikclownerie, Core-Training, Cricket (Indoor), Cross Training, Drachenboot, Early Bird Workout, Fitnessstudio Flat, Fußball, Gesellschaftstanz (Kurs: F2), Resilienztraining, Handball (Vereinstraining), Jugger, Karate (Kurs: F), Lauftreff (Kurs: F), Leichtathletik (Vereinstraining), Orientalischer Tanz, Performance-Körpertheater-Ausdruckstanz, Präventionskurs im Winter, Qigong, Roundnet (Spikeball), Rugby, Salsa, Seilklettern, Sportplatz Flat, Stretching, Taichi, Tobezeit (für Familien), Ultimate Frisbee, Ultimate Frisbee (Vereinstraining), Volleyball (Kurs: Freies Spiel), Volleyball (Vereinstraining), Yoga und Yogilates

In diesem webmoritz.-Artikel und auf der Seite des Hochschulsports findet ihr mehr Informationen dazu. Die Anmeldung zu den Sportkursen erfolgt hier. Inzwischen finden auch wieder Turniere und Hochschulmeisterschaften statt. Informationen dazu gibt es ebenfalls auf der Seite des Hochschulsports.

Neue Studiengänge:

Der neue Lehramtstudiengang Deutsch-Polnisch binational:

Der zehnsemestrige Double Degree Studiengang befähigt zum Lehren der Fächer Deutsch und Polnisch an deutschen Gymnasien und an polnischen Grundschulen (Klassen 4 bis 8) und weiterführenden Schulen. Dabei findet das Studium zu ungefähr gleichen Teilen an der Uni Greifswald und der Uni Szczecin (Polen) statt. Die Studierenden erhalten nach Abschluss sowohl das Erste Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien des Landes Mecklenburg-Vorpommern, als auch das polnische icencjat und den magister. Unterrichtssprachen sind Deutsch und Polnisch, weshalb bereits zu Studienbeginn ein Polnisch- und ein Deutsch-Nachweis vorgelegt werden muss. Der Studiengang ist NC-frei und startet ab dem Wintersemester 2022/23. In dieser Medieninformation und auf dieser Seite der Uni findet ihr mehr Informationen zu diesem Studiengang.

Der neue Masterstudiengang Bioeconomy:

Dieser Wirtschaftsstudiengang fokussiert auf der Nutzung biologischer Ressourcen für eine nachhaltige Wirtschaft. Dabei besteht der viersemestrige Studiengang neben wirtschafts-, geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern aus naturwissenschaftlichen Fächern im Bereich der Biotechnologie. Besonderer Schwerpunkt wird dabei auf ländliche und küstennahe Räume, bzw. den Ostseeraum gelegt. Dieser Studiengang richtet sich an Bachelor-Absolvent*innen der Biochemie, Biologie, Pharmazie, Geographie, BWL, VWL, Agrar- und Forstwirtschaft und ähnlichen Fächern. Hauptunterrichtssprache ist Englisch, wobei Deutsch weitere Unterrichtssprache ist. Der Studiengang ist NC-frei, aber es wird ein Englisch-Nachweis benötigt. Start ist das Wintersemester 2022/23. In dieser Medieninformation und auf dieser Seite der Uni findet ihr mehr Informationen zu diesem Masterstudiengang.

Der neue Masterstudiengang Infection Biology & Immunology:

Dieser forschungsorientierte Masterstudiengang richtet sich an Bachelor-Absolvent*innen der Biologie, Biochemie, Humanbiologie und ähnlichen Fächern. Neben Kenntnissen der Infektionsbiologie, Immunologie, Biotechnologie und Biophysik werden auch Kenntnisse der Versuchstierkunde und Ethik vermittelt. Dabei arbeitet die Uni mit dem Friedrich-Loeffler-Institut und dem Helmholtz Institut für One Health zusammen. Der viersemestrige Masterstudiengang startet im Wintersemester 2022/23. Hauptunterrichtssprache ist Englisch, wobei Deutsch weitere Unterrichtssprache ist. Der Studiengang ist NC-frei, aber es wird ein Englisch-Nachweis benötigt. In dieser Medieninformation und auf dieser Seite der Uni findet ihr mehr Informationen zu diesem Masterstudiengang.

Universitätsbibliotheken:

Die zentrale Unviersitätsbibliothek, die Bereichsbibliothek und die alte Universitätsbibliothek sind geöffnet. Wer also der kalten Wohnung entfliehen oder das ein oder andere Buch ausleihen möchte, findet zu fast jeder Zeit eine geöffnete Bibliothek. Allerdings werden diese im Rahmen der Energiesparmaßnahmen ebenfalls auf gerade mal 19 °C geheizt. Die Pflicht zum Tragen einer Maske und die Abstandsregeln sind zurzeit ausgesetzt. Vor dem ersten Ausleihen muss ein eigenes Passwort für das Benutzerkonto eingerichtet werden. Das geht unter diesem Link. Auch wenn die Bücher je nach Fachgebiet auf die Bibliotheken verteilt sind, können die Arbeitsplätze und Carrels in den Bibliotheken von Studierenden jeglicher Fachrichtung genutzt werden.

Zentrale Universitätsbibliothek:

Hier finden sich diverse Medien zu den Fachbereichen Allgemeines, Psychologie, Geschlechterforschung, Recht, Wirtschaft, Geografie, Geologie, Mathematik/Informatik, Physik, Chemie, Pharmazie, Biologie, Medizin, Technik, Sport, Kunst.

Zudem sind hier viele Arbeitsplätze auf vier Etagen (Erdgeschoss miteingerechnet), 24 Einzelcarrels sowie vier Gruppencarrels (für 2 bis 10 Personen) zu finden. Die Einzelcarrels und Gruppencarrels können durch Hinterlegung des Studierendenausweises an der Servicetheke während der gesamten Öffnungszeiten ausgeliehen werden.

  • Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8 bis 23 Uhr und am Wochenende von 9 bis 23 Uhr
  • Servicezeiten: Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr

Bereichsbibliothek:

Hier finden sich diverse Medien der geisteswissenschaftlichen Fachgebiete und der Theologie, als da wären: Allgemeines, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Theologie, Philosophie, Pädagogik, Allgemeine und vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaften, Klassische Philologie, Germanistik, Fennistik/Skandinavistik, Anglistik, Romanistik, Slawistik/Baltistik, Ethnologie, Klassische Archäologie, Politologie, Soziologie, Geschichte.

Zudem sind hier 256 Arbeitsplätze, 12 Einzelcarrels und 3 Gruppencarrels (für 2 bis 6 Personen) zu finden. Die Einzelcarrels und Gruppencarrels können durch Hinterlegung des Studierendenausweises an der Servicetheke während der gesamten Öffnungszeiten ausgeliehen werden.

  • Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 23 Uhr
  • Servicezeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr

Alte Universitätsbibliothek:

Hier finden sich diverse Medien der Fachbereiche Kirchenmusik und Musikwissenschaft, sowie Medien der Spezialsammlungen Pomeranica, Altes Buch und Handschriften.

Zudem sind hier 52 Arbeitsplätze im Lesesaal und weitere Plätze mit Computer zu finden.

  • Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 20 Uhr
  • Servicezeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 15:30 Uhr

Weitere Informationen zu den Universitätsbibliotheken:

Die Mensen und Cafeterien:

Es gibt eine Mensa und eine Cafeteria am Berthold-Beitz-Platz und eine Mensa und Cafeteria am Campus Loefflerstraße, sowie eine Cafeteria im Klinikum. Hier gab es seit letztem Semester einige Änderungen bezüglich der Öffnungszeiten.

Mensa am Berthold-Beitz-Platz:

  • Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 11 bis 14 Uhr
  • Zahlungsart: Servicekarte, Studierendenausweis, Barzahlung
  • Hier ist der Speiseplan zu finden

Cafeteria am Berthold-Beitz-Platz:

  • Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr
  • Zahlungsart: Servicekarte, Studierendenausweis, Barzahlung

Mensa am Campus Loefflerstraße:

  • Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 11 bis 14 Uhr
  • Zahlungsart: Servicekarte, Studierendenausweis, Barzahlung
  • Hier ist der Speiseplan zu finden

Cafeteria „ins grüne“ am Campus Loefflerstraße:

  • Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 14 Uhr
  • Zahlungsart: Servicekarte, Studierendenausweis, Barzahlung

Cafeteria „ins grüne“ im Klinikum:

  • Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 7 bis 17:30 Uhr und am Wochenende von 12 bis 17 Uhr
  • Zahlungsart: Servicekarte, Studierendenausweis, Barzahlung

Solltet ihr während des Lernens Zugang zu Kaffee benötigen, ist das Mensa-Gebäude am Berthold-Beitz-Platz seit letzter Woche bis 20 Uhr geöffnet, sodass der Kaffeeautomat vor der Cafeteria bis zur Schließzeit für einen koffeinhaltigen Wachmacher (oder Wachhalter) genutzt werden kann.

Beitragsbild: Juli Böhm

Falls du nicht nachdenken kannst oder willst, leg das Buch weg!

Falls du nicht nachdenken kannst oder willst, leg das Buch weg!

Zwei Jahre Pandemie und jeden Tag stellt man sich die Frage, ob Menschen – und vor allem Entscheidungsträger*innen – eigentlich irgendetwas aus diesen zwei Jahren gelernt haben und diese neuen Erfahrungen vielleicht auch endlich einmal anwenden können. Dario Schramm erlebte die letzten zwei Jahre als Schüler einer gymnasialen Oberstufe mit all den Problemen, die nicht nur seit 50 Jahren ignoriert, sondern seit zwei Jahren immer akuter werden. In seinem Buch Die Vernachlässigten rechnet er mit dem deutschen Bildungssystem ab, bringt aber auch Vorschläge zur Verbesserung.

Die Vernachlässigten erschien am 31. Januar 2022 und umfasst 137 Seiten. 118 Seiten reiner Fließtext teilen sich somit auf Vorwort, Einleitung, neun Kapitel und Epilog auf. Die Kapitel widmen sich einzelnen Schwerpunkten innerhalb des Bildungssystems, wie beispielsweise der Digitalisierung, Schulsozialarbeit oder der Inklusion.

Dario Schramm ist Jahrgang 2000 und machte 2021 sein Abitur in Nordrhein-Westfalen. In seinem letzten Schuljahr begleitete er das Amt des Generalsekretärs der Bundesschüler*innenkonferenz – sozusagen war er Schülersprecher aller Schülersprecher*innen. Seit Herbst 2021, also seit dem letzten Wintersemester, studiert er an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder Recht und Politik. Im Einleitungstext gibt Dario Schramm erst einmal einen kleinen Überblick über die Situation, wie er sie in den letzten zwei Jahren erlebt hat. Er schreibt von Parkplatztreffen mit seinen Mitschüler*innen, wie die Frustration über die Situation immer weiter anstieg, dass er nichts von Lehrerbashing hält und wie er seinen Weg in die Schulpolitik fand.

Wir kennen es alle!

Jede Person hat eine Schule von innen gesehen. Die Mehrheit kennt demnach den maroden Zustand staatlicher Schulen: bröckelnder Putz, verstopfte Toiletten, undichte Dächer. Auch Dario Schramm kann ein Lied von der schlechten baulichen Substanz singen, was er in seinem ersten Kapitel auch gleich tut. Beim Lesen musste ich feststellen, dass meine Gefühle zwischen Lachen und Weinen wanderten, denn so lustig die Geschichte mit der Kaffeemaschine im Lehrer*innenzimmer, die den Stromkreis überlastete, weswegen im Raum darunter die Lichter flackerten, auch ist: Sie zeigt, wie bescheiden es um deutsche Schulen steht. Würde man Schüler*innen fragen, welche Probleme sie so kennen – jede*r von ihnen hätte etwas zu erzählen.

Für eine Wirtschaftsnation wie die deutsche ist es schlichtweg verwerflich, in welchem maroden Zustand unsere Schulen und damit unsere Nachwuchsstätten sind. Ursache des Problems ist, dass die Gebäude in kommunaler Hand sind. Denn ausgerechnet die Kommunen sind finanziell schwach aufgestellt.

Dario Schramm, S. 25

Dieses erste Kapitel zeigt bereits, wie genau sich Schramm mit dem deutschen Schulsystem und der Verwaltung von Schulen und dem Personal auseinandergesetzt hat. Er weiß, wie Bauaufträge ausgeschrieben werden müssen. Er hat sich mit dem Fachkräftemangel auseinandergesetzt, der über das Gesundheitswesen hinausgeht. Schramm erklärt ausführlich, wie Lehrer*innenstellen vergeben werden und wo die Probleme von „normalen“ Lehrer*innen auf Stellen für die Sonderpädagogik liegen. Außerdem gibt er einen Einblick zu der Vergabe von Schulsozialarbeiter*innen.

Die Corona-Pandemie hat nicht nur beim Thema Digitalisierung große Unterschiede deutlich gemacht. Mittellose Bildungssystem-Teilnehmende haben in der Pandemie keine Chance gehabt, vernünftig an der Bildung zu partizipieren. Doch auch davor war es für genau diese Akteure bereits schwierig. Bildung ist eben nicht für jede Person kostenlos. Egal, ob Digitalpakt Schule, die Kultusminister*innenkonferenz, Förderprogramme für einkommensschwache Familien: die Hürde Bürokratie zieht sich durch unser Bildungssystem.

Doch auch von Seiten des Lehrapparats gibt es große Defizite: Schramm selbst weist jedoch eindeutig daraufhin, dass dies selten an den Lehrer*innen selbst liegt, sondern viel mehr ein Problem innerhalb der Ausbildung des Lehrkörpers ist. Dass Schüler*innen mit Talenten und Begabungen oft einen Nachteil dadurch erfahren, dass das Lehrpersonal schlichtweg damit nicht umzugehen weiß, sieht er ebenfalls als Barriere. Er zeigt auf, wieso Schulen oft als feindliches Biotop betrachtet und weniger als motivierender Lernort gesehen werden.

Ich verbinde Schule (aus eigener leidvoller Erfahrung) mit harten Stühlen, kantigen Tischen und einem verkrusteten System alter, eingestaubter Denkweisen.

Dario Schramm, Seite 28

Lesenswerter Mehrwert

Für mich persönlich haben die ersten Kapitel zu Modernisierung, Digitalisierung und zur Kommunikation vor allem neue Einblicke in ein System gebracht, welches ich bis dahin lediglich als Schülerin kennenlernte und weniger als Akteurin, die in diesem für Veränderungen sorgen möchte. Die drei Kapitel haben dazu beigetragen, dass ich öfter mit dem Kopf geschüttelt habe, als ich eigentlich wollte. Außerdem helfen die Kapitel dabei, ein unfassbar bürokratisches System zu sehen, in dem es niemanden mehr wundern sollte, dass alles so bescheiden läuft.

Ebenfalls etwas Neues stellt für mich das Kapitel zur Schulsozialarbeit dar. Ja, mir ist klar, dass es so etwas gibt. Ich selbst bin jedoch nie damit in Berührung gekommen und zu meiner Schulzeit – das klingt jetzt so als wäre ich super alt, aber mein Abitur liegt eigentlich erst sechs Jahre zurück – gab es schlichtweg in meiner Region keine Schulsozialarbeiter*innen. Ähnlich die Situation um die Inklusion: Meine Schulen waren alle DDR-Bauten. Da war nicht viel mit Fahrstühlen oder Klassenräumen, die für jeden Menschen zugänglich sind. Schramms Buch gibt also auch mir, die doch eigenltich noch jung und frisch aus dem System „Schule“ heraus ist, einen neuen Blick und vor allem neue Informationen.

Ein bisschen Kritik

Schramms Buch soll zum Nachdenken, zur Reflexion und vor allem zum Hinterfragen der derzeitigen Situation an unseren Schulen und in unserem Bildungssystem anregen. Das schafft es definitiv! Dass es dabei auch noch leicht verständlich und gut erklärt wird, ist ein großer Bonuspunkt. Doch an der ein oder anderen Stelle habe ich mich auch widersprechen gehört (oder gedacht). Natürlich sind Schramms Ideen eben nur als genau das gedacht: Ideen, Vorschläge, Handlungsmöglichkeiten. Doch man darf ja trotzdem widersprechen. Zum Beispiel bei dem „einfachen“ Gedanken, den Numerus Clausus an Universitäten für Berufe mit Mangel herunterzusetzen. Das Problem ist komplexer und wird nicht durch das Aussetzen des NCs verbessert – was drei Jahre Hochschulpolitik doch mit einem machen.

Auch der Punkt der Lizenzen in der Online-Lehre hat mich etwas aufhorchen lassen. Ja, man kann durchaus Geld für bereits vorhandene – datenschutzrechtlich fragwürdige – digitale Infrastruktur ausgeben. Der richtige Weg ist länger, aber effektiver, weil er unsere eigene Infrastruktur, unsere Rechenzentren, unsere Server stärkt.

Wenn ihr, nachdem ihr dieses Kapitel gelesen habt, einfach die Seite umblättert, ohne euch Gedanken über das zu machen, was ich gerade geschrieben habe, empfehle ich euch: Legt das Buch lieber gleich weg!

Dario Schramm, Seite 71

Fazit

Es gibt innerhalb des Buches durchaus noch weitere Punkte, die ich anders denken würde. Doch dafür ist diese Rezension nicht gedacht. Worauf ich eigentlich hinaus möchte: Das Buch ist sehr gut und verständlich geschrieben. Man merkt, dass Dario Schramm sich in das System eingearbeitet hat und er auch komplexe Vorgänge mit einfachen Worten erklären und darlegen kann. Man kann seine Gedanken verstehen, seine Wut nachempfinden und reflektiert auch die eigene Position beim Lesen – sofern man kritisch mit seinen eigenen Privilegien umgehen kann. Eine meiner Notizen an einem Absatz ist wortwörtlich: „diggi, bin ich priviligiert“ – was vollkommen ernst gemeint ist.

Dieses Buch hat mir mehrfach Gänsehaut bereitet. Bei jedem Fachkräftemangel – seriously, ich hatte ja keine Ahnung, wie schlimm es wirklich ist! – stellte sich mir die Frage, ob man in solch ein kaputtes System wirklich ein Kind setzen möchte. Wenn es um die Kultusminister*innenkonferenz oder das Bildungsministerium ging, kam mir mehrmals die Frage, ob die damalige Bildungsministerin überhaupt ihre Kompetenzen kannte – es wirkt jedenfalls nicht so.

Die Probleme unseres Bildungssystems sind unfassbar vielfältig und vielschichtig, doch Dario Schramm schafft es, diese Probleme in neun Kapiteln und 137 Seiten darzulegen, Möglichkeiten der Verbesserung aufzuzeigen und vor allem zum Nachdenken anzuregen. Ich hoffe, dass es nicht nur mir so erging. Denn eine Reform hat unser Bildungssystem dringend nötig und dieses Buch gibt einen guten Überblick über die Großbaustellen.

Vielleicht zum ersten Mal in unserem Leben begreifen wir, was Schule neben der Vermittlung von Lerninhalten ist: soziales Netz, Ort des Austauschs, Zentrum der Kommunikation.

Dario Schramm, Seite 15

Beitragsbild: Laura Schirrmeister

Stadtgespräche – Greifswald im Lockdown

Stadtgespräche – Greifswald im Lockdown

Die Menschen und ihr Miteinander in Greifswald trotz der Pandemie wieder sichtbar machen. Das war Lena Elsa Droeses Motivation, als sie vor etwa einem Jahr die Idee zu ihrem Interviewband hatte. Durch den Austausch mit Greifswalder Persönlichkeiten entstand eine Sammlung, in der die Studentin der Politik- und Kommunikationswissenschaften Eindrücke und Erfahrungen aus den Lockdowns in unserer Hansestadt festgehalten hat.

Als im Herbst letzten Jahres einige Greifswalder Läden kurz vor dem endgültigen Aus standen, war plötzlich nicht mehr sicher, ob Lenas Lieblingscafés und -clubs die Pandemie überstehen würden. Die Studentin wollte wissen, wie es den Menschen hinter den verschlossenen Türen und Schaufensterscheiben wohl ginge – und fragte einfach nach. Aus einer kleinen Interviewreihe für das moritz.magazin wuchs die Idee, verschiedene Begegnungen in einem Band namens „Stadtgespräche – Greifswald im Lockdown“ abzubilden.

Der Austausch hat mir während dieser Zeit sehr gefehlt. Greifswald ist ja eine kleine Stadt, in der man sich schnell gut kennt und in den Straßen oft auf ein kurzes „Und wie geht’s dir denn?“ trifft. Im Lockdown fanden diese Gespräche natürlich kaum statt und viele Menschen sind aus dem Stadtbild verschwunden.

Lena Elsa Droese

Lena hat genau diese rar gewordenen, zufälligen Momente mit Stadtbekanntschaften für Gespräche genutzt und die Begegnungen niedergeschrieben. Das dabei entstandene Büchlein handelt von Menschen, die für die 21-Jährige einfach zum Greifswalder Stadtbild gehören: ein Barbesitzer, eine Abiturientin, eine Tänzerin, ein Gesundheits- und Krankenpfleger, zwei kleine Kindergartenfreundinnen. Insgesamt haben 19 ganz unterschiedliche Greifswalder*innen mit Lena über das Leben im Lockdown gesprochen.

Das kann die Kellnerin sein, die mit einem Tablett über den Markt läuft oder der Mann, der oft auf der Bank am Hafen sitzt. Ich glaube jede*r hat da so seine persönlichen Beziehungen zur Stadt, oder?

Lena Elsa Droese

In der rund 70-seitigen Sammlung geben die Gesprächspartner*innen Auskunft zu verschiedensten Fragen, unter anderem „Wie sieht dein Alltag aus?“, „Was ist für dich besonders schwer im Lockdown?“ oder „Was machst du als Erstes, wenn alles vorbei ist?“. Und auch die Antworten auf die Nachfrage „Was bedeutet Demokratie für dich in dieser Zeit?“ füllen mehrere Seiten des Hefts. Da Mitsprache und Teilhabe Themen sind, die Lena beschäftigen, war dieser Teil der Gespräche für sie von besonderer Bedeutung.

Die Frage rahmt den Grundgedanken vom Interviewband, jede*r kann seine*ihre Meinung äußern und diskutieren. Wichtig ist, dass man sich stets mit Respekt begegnet und zuhört. 

Lena Elsa Droese

Die Aufzeichnungen werden ergänzt von Portraits, die Lena selbst aufgenommen hat. Die Fotos zeigen die Gesprächspartner*innen hinter einer Glasscheibe, um Nähe und Distanz gleichzeitig darzustellen. Ein Zwiespalt, den vielleicht viele aus den Zeiten der Isolation kennen.

Mit #stayhome sind viele Personen aus dem alltäglichen Leben verschwunden, aber ein Bedürfnis nach Nähe und Kontakt besteht natürlich trotzdem.

Lena Elsa Droese

Unterstützt wurde die Studentin bei ihrem Projekt von der Fotografin und Gestalterin Anna Knüppel und Anita Völlm von der Partnerschaft für Demokratie. Im Rahmen der von der Partnerschaft ins Leben gerufenen Gesprächsreihe „DemokraTische“ findet anlässlich der Erscheinung an diesem Mittwoch, den 8. September, eine offene Diskussion statt. Nicht nur die Inhalte der Interviewsammlung sollen dabei im Mittelpunkt stehen: Jede*r ist dazu eingeladen, ab 17 Uhr im Hof des St. Spiritus eigene Erfahrungen und Geschichten aus dem Lockdown zu teilen.

Bei der Veranstaltung kann „Stadtgespräche“ zudem erstmals erworben werden, später ist es auch in einigen Buchläden der Stadt, im Tierpark und weiteren teilnehmenden Geschäften erhältlich. Die Interviewsammlung ist grundsätzlich kostenlos. Trotzdem sind Spenden willkommen, denn alle Einnahmen kommen den Institutionen und Gesprächspartner*innen, die ihre Geschichten in dem Band geteilt haben, zugute, „sodass hoffentlich ein paar Wünsche aus den Lockdown-Zeiten erfüllt werden können“, wie Lena auf der letzten Seite von „Stadtgespräche“ verspricht.

Beitragsbild: Lena Elsa Droese

Regionales Blut für bundesweite Corona-Studie

Regionales Blut für bundesweite Corona-Studie

Es ist ein lauer Junimorgen und in Wolgast wird Forschung betrieben – zu Corona. Das Hotel „Postel“ liegt etwas versteckt neben einer Kreuzung. Alles wirkt zunächst unscheinbar, doch hier werden fleißig Daten zu Corona-Antikörpern gesammelt. Eine multimediale Reportage und ein Selbsttest.

Die durchgeführte Studie heißt „MuSPAD – Bundesweite Antikörperstudie zur Verbreitung von SARS-CoV-2 Infektionen“. MuSPAD steht für Multilokale und Serielle Prävalenzstudie zu Antikörpern gegen SARS-2-Coronavirus in Deutschland. Finanziert wird sie von der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, der größten Forschungsorganisation Deutschlands. Zwei Drittel der Finanzierung sind öffentliche Gelder. In der Aufklärungsbroschüre zur Studie steht explizit, dass kein Geld für die Studie aus dem kommerziellen oder gewinnorientierten Bereich kommt.

Im Juli 2020 startete das Pilotprojekt in Reutlingen und Freiburg — Regionen mit sehr hohen Inzidenzen des Coronavirus‘ in der ersten Welle. Mittlerweile sind bundesweit acht Studienzentren für jeweils etwa einen Monat aufgebaut worden, einige schon zum zweiten Mal. Ein Studienzentrum befand sich im Mai und Anfang Juni in Wolgast, im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Auf die Frage, warum gerade in Wolgast und nicht in Greifswald, wo ein Universitätsklinikum steht, antwortet Manuela Harries vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, kurz HZI: „Leider waren keine Räumlichkeiten des Universitätsklinikums zu dem gewünschten Zeitpunkt verfügbar. Aus diesem Grund haben wir nach anderen Alternativen Ausschau gehalten und konnten das Postel in Wolgast für unsere Studienzwecke gewinnen.“ Vor Ort im Postel in Wolgast lässt sich auf den ersten Blick nur schwer erahnen, was in dem Hotel vor sich geht. Höchstens zwei Banner im Innenhof lassen auf die Studie zu SARS-CoV-2-Antikörpern schließen.

Meistens Hoteleingang, jetzt Studienzentrum

Blut und Antworten

In der Hotellobby begrüßt ein junger Mann die Studienteilnehmer*innen und kontrolliert die Namen auf seiner Liste und die Termine, die die Teilnehmer*innen selbst im Vorhinein auswählen konnten. In jedem Zeitfester sind vier Teilnehmer*innen vorgesehen. Der Warteraum des Hotels erinnert noch stark an das ehemalige Postamt, das das Gebäude mal war, überall sind gelbe Schilder und Fotos aus alten Postzeiten angebracht. Die Teilnehmer*innen sitzen mit Masken auf den Stühlen im Warteraum, einige schreiben schon in die ihnen ausgeteilten Fragebögen. Der junge Mann an der Rezeption weist sie darauf hin, dass sie diese erst später mit den Helfer*innen zusammen ausfüllen müssen. Einzeln werden die Proband*innen abgeholt und ein Stockwerk höher geführt. Dort stellt ihnen das durchführende Personal Fragen, u. a. zu den Coronamaßnahmen der letzten zwölf Monate:

Nach den Kurzfragebögen kommt es zur Blutabnahme, denn darum geht es hier in der Studie: das Blut der Proband*innen. Die Blutproben werden nach Antikörpern des Coronavirus SARS-CoV-2 untersucht. So soll in möglichst diversen Landkreisen die Verbreitung des Coronavirus untersucht werden. Die Wissenschaftler*innen wollen in erster Linie die tatsächliche Infektionsaktivität über unterschiedliche Regionen und Zeitintervalle hinweg feststellen. Diese Art von Studie heißt Seroprävalenzstudie. Ein sehr klassisches Instrument der Infektionsepidemiologie, erklärt Dr. Berit Lange vom HZI. Nach dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung ist die Seroprävalenz die Häufigkeit spezifischer Antikörper im Blutserum, die auf eine bestimmte bestehende oder durchgemachte Infektionskrankheit hinweist.

Die Ergebnisse der Blutproben werden u. a. mit der Meldestatistik von Coronafällen verglichen. Dr. Berit Lange erklärt, was sich daraus z. B. für die erste Welle an den ersten Studienorten ablesen lässt:

Aus der Studie lernen

Für Dr. Berit Lange sind v. a. zwei bisherige Erkenntnisse aus der Studie wichtig: Einmal muss die Testkapazität ausreichen, um möglichst viele Infektionen zu finden. Die Tests wurden insbesondere im Laufe der zweiten Infektionswelle in Deutschland knapp. Doch um eine Epidemie einzudämmen, ist eine möglichst niedrige Dunkelziffer wichtig. Je mehr infizierte Menschen gefunden werden können, desto schneller können diese isoliert werden, und die Ausbreitung der Krankheit wird vermindert. Zweitens geht aus der Studie jetzt schon hervor, dass bei jüngeren Studienteilnehmer*innen die Dunkelziffer der Coronainfektionen höher ist. Mit diesen Informationen könnte die Teststrategie gezielt verbessert und vermehrt z. B. bei jüngeren Menschen getestet werden.

Aus der Studie lassen sich noch viel mehr Dinge lernen und auch eine Sammlung von Daten solcher bevölkerungsbasierten Seroprevalänzstudien entsteht, um der Infektionsforschung in ganz Deutschland zu dienen.

Motivation zur Teilnahme

Doch warum nehmen die Menschen an der Studie teil? Ausgewählt wurden sie schließlich per Zufall, zur Abbildung der Gesellschaft, anhand der Daten des Einwohnermeldeamtes. Verpflichtet wurde niemand zur Teilnahme.

Ein älterer Herr, der vor dem Hoteleingang sitzt, sagt, dass er einfach neugierig war und deswegen an der Studie teilnahm. Auf der Straße vor dem Studienzentrum beantworten zwei Frauen die Frage nach ihrer Motivation zur Teilnahme ähnlich:

Nach etwa zwei Wochen kam schließlich der Brief mit dem Ergebnis vom Antikörpertest. Mein Ergebnis war negativ, keine Corona-Antikörper in meinem Blut. Und so bin ich wahrscheinlich nicht Teil der Dunkelziffer bei den Jüngeren gewesen. Ganz klar ist das aber nicht: Vielleicht hat mein Körper die Antikörper auch schon abgebaut. Denn auch das gilt es noch zu erforschen, wie schnell die Antikörper gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 wieder abgebaut werden.

Beitragsbilder: Anne Frieda Müller

Was geht? – Die Corona-Lockerungen im Überblick

Was geht? – Die Corona-Lockerungen im Überblick

Der Inzidenzwert in Mecklenburg-Vorpommern liegt seit einer Woche Tagen konstant unter zehn. Durch die landesweite Öffnung der Kultureinrichtungen, des Einzelhandels und der Gastronomie ist im Greifswalder Zentrum wieder buntes Treiben zu beobachten. Am 08. Juni hat das Landeskabinett weitere Lockerungen beschlossen. Ab heute, Freitag den 11. Juni, werden im Bundesland sämtliche gesellschaftliche Bereiche geöffnet. Was ist jetzt erlaubt? Was geht, was geht nicht? Ein Überblick.

Wo fallen Masken- und Testpflicht weg?

Die Maskenpflicht ist im Schulunterricht, im Hort und bei Veranstaltungen unter freiem Himmel am Sitzplatz und mit Abstand aufgehoben. Auch im PKW muss keine medizinische Maske mehr getragen werden, egal ob ihr und eure Mitfahrenden aus einem Haushalt kommt oder nicht. Bei Veranstaltungen im Freien fällt die Testpflicht komplett weg.

In Bereichen wie dem Einzelhandel, auf Märkten, in öffentlichen Verkehrsmitteln, Gaststätten oder auf Veranstaltungen in geschlossenen Räumen ist ein medizinischer Mundschutz weiterhin obligatorisch.

Wo darf ich mich mit wie vielen Personen treffen?

Im öffentlichen Raum gibt es keine strikten Kontaktbeschränkungen mehr. Es wird allerdings dazu geraten, die Zahl der Kontakte weiterhin möglichst klein zu halten und auf einen bestimmten Kreis zu beschränken. Die Regierung empfiehlt außerdem, Schnell- oder Selbsttests zu nutzen. Gruppenfeiern in der Öffentlichkeit, etwa im Park, sind weiterhin nicht erlaubt. Feiern im privaten Bereich sind hingegen genehmigt, die Höchstgrenze liegt bei 30 Teilnehmenden. In abgetrennten Bereichen von Gaststätten sind sogar Zusammenkünfte mit bis zu 100 Teilnehmenden (mit Testpflicht) möglich. Hier ist es ebenso gestattet, gemeinsam zu tanzen. In Clubs und Discos ist Tanzen aber weiterhin verboten. Hochzeiten und Trauerfeiern erlauben im freien 100, im geschlossenem Raum 50 Personen. Bei allen Zusammenkünften gilt: Vollständig geimpfte oder genesene Personen sowie Kinder unter 14 Jahren werden nicht mitgezählt.

Welche Freizeitaktivitäten sind jetzt möglich?

Saunen, Hallen- und Spaßbäder können wieder geöffnet werden, für die Nutzung wird jedoch ein negativer Corona-Test benötigt. Gleiches gilt für Indoor-Spielplätze und Kinos. Außerdem können Zirkusse wieder besucht werden, Jahrmärkte ohne Volksfestcharakter (zum Beispiel Flohmärkte) wieder öffnen und Chöre und Musikensembles wieder auftreten. Messen sind ebenfalls zugelassen. Auch der Sportbetrieb (Training, Spiele oder Wettkämpfe in allen Sportarten) kann wieder aufgenommen werden, hier sind sogar Besucher*innen erlaubt. Für solche und weitere Gruppenangebote (z. B. Musikschulen) gilt, dass 30 Personen im Innen- und 50 Personen im Außenbereich zugelassen sind. Clubs und Diskotheken dürfen ebenfalls wieder öffnen, allerdings nicht fürs Tanzen, sondern ausschließlich für Events wie Konzerte unter bestimmten Auflagen.

Wie sind sind die Bedingungen für Veranstaltungen generell?

Für alle Veranstaltungen im Allgemeinen wurde festgelegt, dass im Außenbereich 600 Personen mit Sitzplatz und im Innenbereich 200 Personen mit Sitzplatz erlaubt sind. Innen sind zudem Maske und ein negativer Test erforderlich.

Bei kleineren Veranstaltungen mit bis zu 250 Teilnehmenden kann die Sitzplatzpflicht auch wegfallen. Falls Mindestabstände allerdings nicht gewährt sind, tritt dafür eine Maskenpflicht in Kraft. Größere Veranstaltungen können mit Ausnahmegenehmigung des Gesundheitsamts sogar unter gleichen Bedingungen drinnen bis zu 1.250 Menschen empfangen. Im Außenbereich können sogar 2.500 Personen erlaubt sein. Demonstrationen im Freien sind mit bis zu 400 Personen möglich.

Die Informationen stammen von der Website der Landesregierung und dem Coronainfoportal MV. Dort findet ihr weitere Infos zu den Lockerungen und Antworten auf konkrete Fragen.

Beitragsbild: Annica Brommann