Ein packender Roman über den Ersten Weltkrieg

Ein packender Roman über den Ersten Weltkrieg

Zugegeben: Das Thema Krieg ist so aktuell wie selten zuvor in den letzten Jahren. Wen es nicht stört, dazu auch ein Buch zu lesen – das jedoch einen anderen Krieg behandelt, nämlich den Ersten Weltkrieg – der sollte Im Westen nichts Neues unbedingt lesen! Und allen anderen würde ich empfehlen, sich das Buch trotzdem zu merken und es später in die Hand zu nehmen. Gelesen haben sollte es aber meiner Meinung nach jede*r! Man bekommt einen sehr guten Eindruck, wie der Erste Weltkrieg für Soldaten abgelaufen ist und erhält vor allem auch Einblicke in die grauenvolle Seite des Kriegs.

Der Roman Im Westen nichts Neues von Erich Maria Remarque erschien erstmals 1928 als Vorabdruck in der Vossischen Zeitung und als Buch am 29. Januar 1929 beim Propyläen Verlag. Er hat in meiner Fassung samt Anhang 325 Seiten, die Geschichte selbst umfasst 259 Seiten, der reine Fließtext hat 252 Seiten. Der Roman schildert die Schrecken des Ersten Weltkriegs aus der Sicht eines jungen Soldaten und zählt zu einem Klassiker der Weltliteratur.

Das Buch startet nicht mit einer Einleitung, wie die Männer zum Krieg gekommen sind, sondern beginnt in medias res: man wird sofort in die Welt des Krieges hineingezogen. Der Roman zeigt den Leser*innen die Welt des Krieges aus der Sicht des jungen Soldaten Paul Bäumer. Während der Geschichte verliert er Freunde, berichtet vom alltäglichen Kriegsleben, seiner Verletzung mit anschließendem Lazarettbesuch, seinem Heimaturlaub und wie er sich von dem normalen Leben distanziert hat, von ungerechten Vorgesetzten und von den Grauen des Ersten Weltkrieges. Im folgenden Zitat bekommt man einen Einblick, wie Paul Bäumer und seine Kameraden von ihrem Vorgesetzten Himmelstoß tyrannisiert wurden:

Er galt als der schärfste Schinder des Kasernenhofs, und das war sein Stolz. […] Auf Kropp, Tjaden, Westhus und mich hatte er es besonders abgesehen, weil er unseren stillen Trotz spürte. Ich habe an einem Morgen vierzehnmal sein Bett gebaut. Immer wieder fand er etwas daran auszusetzen und riß es herunter. […] ich habe auf seinen Befehl mit einer Zahnbürste die Korporalschaftsstube sauber geschrubbt […] ich habe in vollem Gepäck mit Gewehr auf losem, nassem Sturzacker „Sprung auf, marsch, marsch“ und „Hinlegen“ geübt, bis ich ein Dreckklumpen war und zusammenbrach;

Im Westen nichts Neues, S. 26-27

Mir persönlich hat kein anderes Buch einen so guten Eindruck vom Ersten Weltkrieg vermittelt wie dieses. Es beschönigt nichts, es glorifiziert nichts, es beschreibt meiner Ansicht nach wirklich, wie ein Soldatenleben während des Krieges ausgesehen haben kann. Es problematisiert vor allem die Schrecken des Krieges und zeigt, dass die jungen Männer eine verlorene Generation waren, wenn sie vom Krieg zurückkehrten, denn sie konnten mit dem normalen Leben nichts mehr anfangen. Es zeugt sowohl von der Ungerechtigkeit des Krieges, aber auch davon, wie normal er für die Soldaten teilweise wurde.

Albert spricht es aus. „Der Krieg hat uns für alles verdorben.“ Er hat recht. Wir sind keine Jugend mehr. Wir wollen die Welt nicht mehr stürmen. Wir sind Flüchtende. Wir flüchten vor uns. Vor unserem Leben. Wir waren achtzehn Jahre und begannen die Welt und das Dasein zu lieben; wir mußten darauf schießen. Die erste Granate, die einschlug, traf unser Herz. Wir sind abgeschlossen vom Tätigen, vom Streben, vom Fortschritt. Wir glauben nicht mehr daran; wir glauben an den Krieg.

Im Westen nichts Neues, S. 80-81

Dieser Antikriegsoman stieß bei seiner Veröffentlichung in Deutschland jedoch nicht überall auf Anerkennung: Er wurde von den Nationalsozialisten missbilligt und wurde 1933 Opfer der Bücherverbrennung. Fünf Jahre später wurde dem Autor zudem die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.

aber bedenk doch mal, daß wir fast alle einfache Leute sind. Und in Frankreich sind die meisten Menschen doch auch Arbeiter, Handwerker oder kleine Beamte. Weshalb soll nun wohl ein französischer Schlösser oder Schuhmacher uns angreifen wollen? Nein, das sind nur die Regierungen. Ich habe nie einen Franzosen gesehen, bevor ich hierherkam, und den meisten Franzosen wird es ähnlich mit uns gehen. Die sind ebensowenig gefragt wie wir.“ „Weshalb ist denn überhaupt Krieg?“ fragt Tjaden. Kat zuckt die Achseln. „Es muß Leute geben, denen der Krieg nützt.“ „Na, ich gehöre nicht dazu“, grinst Tjaden. „Du nicht, und keiner hier.“

Im Westen nichts Neues, S. 182

Fazit

Neben dem bereits beschriebenen Eindruck gefällt mir besonders gut, dass der Autor selbst im Ersten Weltkrieg gedient hat. Das heißt, dass er weiß, wovon er spricht und wahrscheinlich wirkt das Buch genau deshalb so authentisch. Man sollte jedoch als Leser*in kein Problem mit Beschreibungen von Gewalt und Verletzungen haben, denn gerade letzteres wird sehr eindrücklich und nicht beschönigend dargestellt. Es lohnt sich auch absolut, den Anhang zu lesen, da dort Entwürfe des Romans und ein Nachwort zur Entstehungsgeschichte abgedruckt sind.

Ich bin jung, ich bin zwanzig Jahre alt; aber ich kenne vom Leben nichts anderes als die Verzweiflung, den Tod, die Angst und die Verkettung sinnlosester Oberflächlichkeiten mit einem Abgrund des Leidens. Ich sehe, daß Völker gegeneinandergetrieben werden und sich schweigend, unwissend, töricht, gehorsam, unschuldig toten.

Im Westen nichts Neues, S. 233

Meine Fassung ist die 8. Auflage und ist 2017 im Kiepenhauer und Witsch Verlag erschienen.

Beitragsbild: Kirstin Seitz

Falls du nicht nachdenken kannst oder willst, leg das Buch weg!

Falls du nicht nachdenken kannst oder willst, leg das Buch weg!

Zwei Jahre Pandemie und jeden Tag stellt man sich die Frage, ob Menschen – und vor allem Entscheidungsträger*innen – eigentlich irgendetwas aus diesen zwei Jahren gelernt haben und diese neuen Erfahrungen vielleicht auch endlich einmal anwenden können. Dario Schramm erlebte die letzten zwei Jahre als Schüler einer gymnasialen Oberstufe mit all den Problemen, die nicht nur seit 50 Jahren ignoriert, sondern seit zwei Jahren immer akuter werden. In seinem Buch Die Vernachlässigten rechnet er mit dem deutschen Bildungssystem ab, bringt aber auch Vorschläge zur Verbesserung.

Die Vernachlässigten erschien am 31. Januar 2022 und umfasst 137 Seiten. 118 Seiten reiner Fließtext teilen sich somit auf Vorwort, Einleitung, neun Kapitel und Epilog auf. Die Kapitel widmen sich einzelnen Schwerpunkten innerhalb des Bildungssystems, wie beispielsweise der Digitalisierung, Schulsozialarbeit oder der Inklusion.

Dario Schramm ist Jahrgang 2000 und machte 2021 sein Abitur in Nordrhein-Westfalen. In seinem letzten Schuljahr begleitete er das Amt des Generalsekretärs der Bundesschüler*innenkonferenz – sozusagen war er Schülersprecher aller Schülersprecher*innen. Seit Herbst 2021, also seit dem letzten Wintersemester, studiert er an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder Recht und Politik. Im Einleitungstext gibt Dario Schramm erst einmal einen kleinen Überblick über die Situation, wie er sie in den letzten zwei Jahren erlebt hat. Er schreibt von Parkplatztreffen mit seinen Mitschüler*innen, wie die Frustration über die Situation immer weiter anstieg, dass er nichts von Lehrerbashing hält und wie er seinen Weg in die Schulpolitik fand.

Wir kennen es alle!

Jede Person hat eine Schule von innen gesehen. Die Mehrheit kennt demnach den maroden Zustand staatlicher Schulen: bröckelnder Putz, verstopfte Toiletten, undichte Dächer. Auch Dario Schramm kann ein Lied von der schlechten baulichen Substanz singen, was er in seinem ersten Kapitel auch gleich tut. Beim Lesen musste ich feststellen, dass meine Gefühle zwischen Lachen und Weinen wanderten, denn so lustig die Geschichte mit der Kaffeemaschine im Lehrer*innenzimmer, die den Stromkreis überlastete, weswegen im Raum darunter die Lichter flackerten, auch ist: Sie zeigt, wie bescheiden es um deutsche Schulen steht. Würde man Schüler*innen fragen, welche Probleme sie so kennen – jede*r von ihnen hätte etwas zu erzählen.

Für eine Wirtschaftsnation wie die deutsche ist es schlichtweg verwerflich, in welchem maroden Zustand unsere Schulen und damit unsere Nachwuchsstätten sind. Ursache des Problems ist, dass die Gebäude in kommunaler Hand sind. Denn ausgerechnet die Kommunen sind finanziell schwach aufgestellt.

Dario Schramm, S. 25

Dieses erste Kapitel zeigt bereits, wie genau sich Schramm mit dem deutschen Schulsystem und der Verwaltung von Schulen und dem Personal auseinandergesetzt hat. Er weiß, wie Bauaufträge ausgeschrieben werden müssen. Er hat sich mit dem Fachkräftemangel auseinandergesetzt, der über das Gesundheitswesen hinausgeht. Schramm erklärt ausführlich, wie Lehrer*innenstellen vergeben werden und wo die Probleme von „normalen“ Lehrer*innen auf Stellen für die Sonderpädagogik liegen. Außerdem gibt er einen Einblick zu der Vergabe von Schulsozialarbeiter*innen.

Die Corona-Pandemie hat nicht nur beim Thema Digitalisierung große Unterschiede deutlich gemacht. Mittellose Bildungssystem-Teilnehmende haben in der Pandemie keine Chance gehabt, vernünftig an der Bildung zu partizipieren. Doch auch davor war es für genau diese Akteure bereits schwierig. Bildung ist eben nicht für jede Person kostenlos. Egal, ob Digitalpakt Schule, die Kultusminister*innenkonferenz, Förderprogramme für einkommensschwache Familien: die Hürde Bürokratie zieht sich durch unser Bildungssystem.

Doch auch von Seiten des Lehrapparats gibt es große Defizite: Schramm selbst weist jedoch eindeutig daraufhin, dass dies selten an den Lehrer*innen selbst liegt, sondern viel mehr ein Problem innerhalb der Ausbildung des Lehrkörpers ist. Dass Schüler*innen mit Talenten und Begabungen oft einen Nachteil dadurch erfahren, dass das Lehrpersonal schlichtweg damit nicht umzugehen weiß, sieht er ebenfalls als Barriere. Er zeigt auf, wieso Schulen oft als feindliches Biotop betrachtet und weniger als motivierender Lernort gesehen werden.

Ich verbinde Schule (aus eigener leidvoller Erfahrung) mit harten Stühlen, kantigen Tischen und einem verkrusteten System alter, eingestaubter Denkweisen.

Dario Schramm, Seite 28

Lesenswerter Mehrwert

Für mich persönlich haben die ersten Kapitel zu Modernisierung, Digitalisierung und zur Kommunikation vor allem neue Einblicke in ein System gebracht, welches ich bis dahin lediglich als Schülerin kennenlernte und weniger als Akteurin, die in diesem für Veränderungen sorgen möchte. Die drei Kapitel haben dazu beigetragen, dass ich öfter mit dem Kopf geschüttelt habe, als ich eigentlich wollte. Außerdem helfen die Kapitel dabei, ein unfassbar bürokratisches System zu sehen, in dem es niemanden mehr wundern sollte, dass alles so bescheiden läuft.

Ebenfalls etwas Neues stellt für mich das Kapitel zur Schulsozialarbeit dar. Ja, mir ist klar, dass es so etwas gibt. Ich selbst bin jedoch nie damit in Berührung gekommen und zu meiner Schulzeit – das klingt jetzt so als wäre ich super alt, aber mein Abitur liegt eigentlich erst sechs Jahre zurück – gab es schlichtweg in meiner Region keine Schulsozialarbeiter*innen. Ähnlich die Situation um die Inklusion: Meine Schulen waren alle DDR-Bauten. Da war nicht viel mit Fahrstühlen oder Klassenräumen, die für jeden Menschen zugänglich sind. Schramms Buch gibt also auch mir, die doch eigenltich noch jung und frisch aus dem System „Schule“ heraus ist, einen neuen Blick und vor allem neue Informationen.

Ein bisschen Kritik

Schramms Buch soll zum Nachdenken, zur Reflexion und vor allem zum Hinterfragen der derzeitigen Situation an unseren Schulen und in unserem Bildungssystem anregen. Das schafft es definitiv! Dass es dabei auch noch leicht verständlich und gut erklärt wird, ist ein großer Bonuspunkt. Doch an der ein oder anderen Stelle habe ich mich auch widersprechen gehört (oder gedacht). Natürlich sind Schramms Ideen eben nur als genau das gedacht: Ideen, Vorschläge, Handlungsmöglichkeiten. Doch man darf ja trotzdem widersprechen. Zum Beispiel bei dem „einfachen“ Gedanken, den Numerus Clausus an Universitäten für Berufe mit Mangel herunterzusetzen. Das Problem ist komplexer und wird nicht durch das Aussetzen des NCs verbessert – was drei Jahre Hochschulpolitik doch mit einem machen.

Auch der Punkt der Lizenzen in der Online-Lehre hat mich etwas aufhorchen lassen. Ja, man kann durchaus Geld für bereits vorhandene – datenschutzrechtlich fragwürdige – digitale Infrastruktur ausgeben. Der richtige Weg ist länger, aber effektiver, weil er unsere eigene Infrastruktur, unsere Rechenzentren, unsere Server stärkt.

Wenn ihr, nachdem ihr dieses Kapitel gelesen habt, einfach die Seite umblättert, ohne euch Gedanken über das zu machen, was ich gerade geschrieben habe, empfehle ich euch: Legt das Buch lieber gleich weg!

Dario Schramm, Seite 71

Fazit

Es gibt innerhalb des Buches durchaus noch weitere Punkte, die ich anders denken würde. Doch dafür ist diese Rezension nicht gedacht. Worauf ich eigentlich hinaus möchte: Das Buch ist sehr gut und verständlich geschrieben. Man merkt, dass Dario Schramm sich in das System eingearbeitet hat und er auch komplexe Vorgänge mit einfachen Worten erklären und darlegen kann. Man kann seine Gedanken verstehen, seine Wut nachempfinden und reflektiert auch die eigene Position beim Lesen – sofern man kritisch mit seinen eigenen Privilegien umgehen kann. Eine meiner Notizen an einem Absatz ist wortwörtlich: „diggi, bin ich priviligiert“ – was vollkommen ernst gemeint ist.

Dieses Buch hat mir mehrfach Gänsehaut bereitet. Bei jedem Fachkräftemangel – seriously, ich hatte ja keine Ahnung, wie schlimm es wirklich ist! – stellte sich mir die Frage, ob man in solch ein kaputtes System wirklich ein Kind setzen möchte. Wenn es um die Kultusminister*innenkonferenz oder das Bildungsministerium ging, kam mir mehrmals die Frage, ob die damalige Bildungsministerin überhaupt ihre Kompetenzen kannte – es wirkt jedenfalls nicht so.

Die Probleme unseres Bildungssystems sind unfassbar vielfältig und vielschichtig, doch Dario Schramm schafft es, diese Probleme in neun Kapiteln und 137 Seiten darzulegen, Möglichkeiten der Verbesserung aufzuzeigen und vor allem zum Nachdenken anzuregen. Ich hoffe, dass es nicht nur mir so erging. Denn eine Reform hat unser Bildungssystem dringend nötig und dieses Buch gibt einen guten Überblick über die Großbaustellen.

Vielleicht zum ersten Mal in unserem Leben begreifen wir, was Schule neben der Vermittlung von Lerninhalten ist: soziales Netz, Ort des Austauschs, Zentrum der Kommunikation.

Dario Schramm, Seite 15

Beitragsbild: Laura Schirrmeister

Fran Lebowitz – Anecken macht Spaß

Fran Lebowitz – Anecken macht Spaß

Humor der Spaß am Spaß haben. Humor kann in ganz verschiedenen Geschmacksrichtungen auftreten. Sanft und süß, kratzig und gemein, rau und böswillig, albern und doof. Alles gerne mit einem Hauch der Fähigkeit, anzuecken. Fran Lebowitz eckt an. Nicht nur allein durch ihre Erscheinung, sondern auch durch gewisse Einstellungen, die zuerst als undenkbar erscheinen können. Aber wer ist Fran Lebowitz überhaupt, und was macht sie so besonders?

Fran Lebowitz ist eigentlich Schriftstellerin. Bekannter ist sie vermutlich durch ihre Auftritte in Talk- und Late Night Shows, die sich sehr an ihren humoristischen Schreibstil anhängen. Nach unerfolgreicher Schullaufbahn zieht es sie Richtung Big Apple. Seitdem ist sie eine echte New Yorkerin. Sie war Kolumnistin bei Andy Warhols Magazin Interview und schrieb zunächst auch für andere Zeitschriften, wie Changes oder Mademoiselle. 1978 erscheint ihr erstes Buch „Metropolitan Life“.
Dabei handelt es sich um eine Sammlung komödiantischer Texte, die sich insbesondere mit New York, dem Verhalten von Menschen und Kunst auseinandersetzen. Im ähnlichen Stil wird auch ihr zweites Werk, „Social Studies“, 1981 herausgebracht. Seitdem hängt sie in einer selbst benannten Schreibblockade, die bis zum heutigen Tage anhält.
Einzig 1994 erschien noch ihr Kinderbuch „Mr. Chas and Lisa Sue Meet the Pandas“. In diesem träumen pizzaliebende New Yorker Pandabären davon, nach Paris auszuwandern. Zusammen mit Martin Scorsese dreht Lebowitz 2010 eine Dokumentation über sich selbst und ihre Ansichten zu verschiedensten Themen. Ähnlich ist auch in diesem Jahr die Dokumentationsserie „Pretend It´s a City“ erschienen. Diese fängt den gesamten Charme von New York City ein und vermischt diesen mit den intelligenten und manchmal einfach nur lustigen Bemerkungen von Fran Lebowitz.

Fran Lebowitz mag keine Tiere. Zumindest nicht bei ihr. Sie geht ja auch nicht zu ihnen, warum sollten sie zu ihr kommen.

Fran Lebowitz besitzt kein Handy oder Smartphone.
Wozu auch? Jeder in ihrer Nähe hat eins.

Fran Lebowitz mag keine digitalen Taschenrechner.
Besonders bei Kindern. Kinder sollten nicht in der Lage sein 245*779 zu auszurechnen. Sowas machen Kinder nicht.

Fran Lebowitz möchte kein Gästezimmer in ihrem Apartment. Denn wenn du in New York ein Gästezimmer hast, dann hast du auch einen Gast. 

Fran Lebowitz hat Meinungen, die für manche absurd klingen können. Wie kann sie nur keine Tiere mögen. Aber immer begründet sie ihre Aussagen in ihrer eigenen charmanten und witzigen Art.
Rauchen und Rache planen sind ihre Hauptaktivitäten. Sie gehört in jedem Fall nicht zu der Kategorie: Alle sehen gleich aus. Ihre Frisur ist daher eines ihrer Markenzeichen. Dieses in Kombination mit gestreifter Hornbrille und Sakko macht sie zu einem echten Unikat. Dazu drückt sie aus, was für die meisten Einheimischen wirklich New York ist: Geldsorgen und die Suche nach einem neuen Appartement. Sie sagt selbst, dass niemand, der*die in der Stadt, die niemals schläft, lebt, sich das Leben auch leisten kann. Aber ihre Themen sind nicht unbedingt beschränkt. Sie interessiert sich einfach für manches nicht. Und das ist in Ordnung. Das hilft nur dabei, sich mehr in ihren Zynismus hineinzuversetzen. Zu sehen ist das in vielen legendären Late- Night Auftritten, besonders innerhalb der 90er-Jahre. Daher stellt dieser Auftritt in der Show Late Night With Conan O‘Brian ein sehr gutes Beispiel da.

Fran Lebowitz könnte als stehen geblieben angesehen werden. Ihre Abneigung für technische Entwicklung ist dafür wohl das erste Argument. Es ist aber auch möglich, die Sicht auf eine positive Weise zu drehen. Sieht man sie sich an, stellt man wohl fest, dass sie für sich nicht viel verpasst hat, weder an neuen Gerätschaften oder Trends, noch an hippem Sonstigen. Vielleicht kommt man sogar zu der Feststellung, dass nicht jede neue Entwicklung von allen verfolgt werden muss. Fran Lebowitz steht mit so viel Charakter genau für die Person, die sie ist. Und genau das macht sie auch so charmant, stillvoll und witzig.

Beitragsbild: Fabian Kauschke
Gif via Giphy.com

Blättern oder swipen: Wie nachhaltig sind E-Reader?

Blättern oder swipen: Wie nachhaltig sind E-Reader?

Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Der Geruch, wenn man ein Buch öffnet, ist unverkennbar. Genauso das Gefühl, die Seiten umzublättern und diese Wehmut, wenn man das Buch zuklappt, weil man es durchgelesen hat. Sich genauer das Cover angucken zu können und ein Gefühl dafür zu haben, wie viel man schon gelesen hat und mit Vorfreude zu sehen, was einen noch alles erwartet. All das kann nur das klassische Buch. Wie soll bei diesen charmanten Eigenschaften ein E-Reader mithalten können?

Vor einigen Jahren habe ich einen dieser sagenumworbenen E-Reader geschenkt bekommen. Anfangs war ich skeptisch, aber weil ich ihn nun mal hatte, hab ich dieser modernen Alternative eine Chance gegeben. Je mehr ich mit der digitalen Form des Buches vertraut wurde, desto mehr habe ich es lieben gelernt. Neben den smarten Features, die das Gerät inzwischen anbietet, sind E-Reader nicht nur angenehmer zu handhaben. Man kann auch überall auf der Welt fast jedes existierende Buch lesen. Sie sind leicht und passen in jeden Koffer, auch wenn die Sonne scheint, kann man die Schrift angenehm entziffern, im Dunkeln wird das Display beleuchtet und inzwischen gibt es sogar wasserfeste Versionen.

Doch können E-Reader das klassische Buch auch im Aspekt Nachhaltigkeit schlagen? Das Ökoinstitut Freiburg hat vor ein paar Jahren eine Untersuchung zur Umweltverträglichkeit von E-Book-Readern vorgenommen. Faktoren wie Herkunft, Transportwege, Nutzung, Stromverbrauch und Entsorgungsmöglichkeiten spielen zwar auch eine Rolle bei der Frage nach der Nachhaltigkeit eines Produktes, aber bei der Untersuchung ist vor allem eins deutlich geworden: Die Herstellung der beiden Buchtypen ist der umweltschädlichste Teil des Lesevergnügens. 99 % des Energieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen eines E-Readers entstehen durch den Herstellungsprozess. Allerdings werden durch das elektronische Buch bestimmte Ressourcen gespart, denn für 80 % der klassischen Bücher werden Bäume gefällt. Dafür fließen in den E-Reader verschiedene Edelmetalle wie Kupfer, Gold oder Palladium, also Rohstoffe, deren Abbau die Freisetzung von Giften und Schwermetallen zur Folge hat. Je nach Beschaffenheit und Herstellungsprozess der beiden Lesemöglichkeiten kommt man zu unterschiedlichen Ergebnissen der Umweltschädlichkeit durch die Produktion. Vergleicht man den durchschnittlichen CO2-Austoß bei der Herstellung eines Buches mit dem eines E-Readers, fällt die Rechnung zunächst ganz eindeutig aus. Während in einen E-Reader bis zu 8 kg Kohlenstoffdioxid fließen, hat ein Buch, selbst gedruckt auf Frischfaser, nur eine CO2-Bilanz von bis zu 1,1 kg.

So einfach bleibt es mit der Rechnung dann aber doch nicht. Ein Buch kann man zwar mehrmals lesen, weitergeben, in Bibliotheken ausleihen; der E-Reader kann jedoch unzählige Bücher laden und „wiederverwendet“ werden. Je öfter ein E-Book auf einem elektronischen Gerät gelesen wird, desto besser wird die Ökobilanz. Hinzu kommt, dass es selbst bei intensiver Nutzung wenig Energie verbraucht. Das Ökoinstitut kam deshalb zu diesem Ergebnis: Wer mehr als zehn Bücher jährlich liest und den E-Reader mindestens drei Jahre besitzt, für den*die wäre ein digitaler Reader eine nachhaltige Alternative. Das Institut hat übrigens auch ausgerechnet, dass der Akku des Geräts jährlich, je nach Nutzungsintensität, 20-100 mal aufgeladen werden muss. Da Akkus insgesamt eine Lebensdauer von 500-1000 Ladezyklen haben, sieht man, dass ein E-Book-Reader eine langfristige, nachhaltige Investition sein kann.

Für diejenigen, die eher selten zu einem Buch greifen und Wert auf Haptik, Optik und „das Erlebnis“ legen, ist aber wohl doch das klassische Buch die bessere Option. Um trotzdem etwas für den ökologischen Fußabdruck zu tun, könnte man das Buch kaufen, indem man zum Beispiel mit dem Fahrrad in die Innenstadt fährt und in lokalen Buchhandlungen nach nachhaltig gedruckten Exemplaren fragt. Diese werden beispielsweise mit dem „Blauen Engel“ gekennzeichnet. Alternativ gibt es auch nachhaltige Online-Handlungen, die zum Beispiel Baumpflanzungen unterstützen. Eine weitere Möglichkeit, den Lesegenuss möglichst umweltfreundlich und gleichzeitig kostengünstig zu gestalten, ist, sich Bücher aus der Bibliothek auszuleihen. Gebrauchte Bücher sind ebenfalls eine tolle Alternative, die man auf Flohmärkten oder über verschiedene Internetportale finden kann. Oder ihr fragt mal in eurem Bekanntenkreis nach: Es gibt bestimmt Leseratten, die euch gerne Bücher ausleihen oder mit euch tauschen. Das ist nicht nur umweltfreundlich, sondern sorgt auch für tolle Gespräche.

Beitragsbilder: Lilli Lipka

„Kein Zutritt – Autor!“

„Kein Zutritt – Autor!“

Am vergangenen Dienstag, den 24. November 2015, war Sebastian Fitzek zu Gast in Stralsund, um aus seinem neusten Thriller „Das Joshua Profil“ zu lesen. webmoritz. hat Sebastian Fitzek interviewt, seiner Lesung gelauscht und sowohl in „Das Joshua Profil“, als auch „Die Blutschule“ reingelesen. Herzliche Einladung zur webmoritz.-Crime-Time! (mehr …)